Unser Wochenend-Tipp: Pfingst Open Air Werden

Foto: Avarty Photos
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Wummende Bässe und tausende junge Menschen auf den Straßen von Werden – und das auf einem Pfingstmontag! Wer am Feiertag in aller Ruhe die Sonne am Wasser genießen möchte, sollte über einen Ausflug zum Kemnader Stausee nachdenken. Wer jedoch ohne Kosten im Freien feiern möchte, der ist in Werden ganz richtig. Angekündigt ist wechselhaftes Wetter bei 16 Grad. Ob die Sonne an Pfingsten also tatsächlich scheinen wird, das lässt sich bislang nur erahnen. Wer jedoch am 20.05.2013 ab 13.00 Uhr die Werdener Ruhrwiesen zum Beben bringen wird ist dagegen sicher. Prinz Pi, Caravan Place, Vierkanttretlager, And So I Watch You From Afar, The Computers, Jonas David und viele mehr sorgen im Dreiviertel-Stundentakt beim Werdener Pfingst Open Air für Stimmung. Die einzigartige Mischung aus Hip Hop, Elektroswing, Singer-Songwriter, Indie,  Postrock, Punk, Elektro sorgt für Abwechslung und macht das Festival für jeden Musikgeschmack attraktiv.

Kulinarisch ist für die Festivalbesucher dabei ebenfalls bestens gesorgt. Zahlreiche nationale und internationale, fleischhaltige und vegetarische Köstlichkeiten, sowie eine breite Getränkeauswahl lassen keine Wünsche offen. Faire Preise sind dabei garantiert.

Das eintägige Festival ist daher absolut einen Ausflug auf die Ruhrwiesen wert. Einzige Empfehlung: Tiere zu Hause lassen und Ohrstöpsel mitbringen – Es kann etwas lauter werden.

Das seit 1980 jährlich stattfindende kostenlose Festival auf den Ruhrwiesen mit Main Stage und Elektrowiese zog im letzten Jahr 20.000 Besucher nach Werden. Organisiert wird das Festival vom Jugendamt und dem Rockförderverein Essen. Weitere Infos hierzu gibt es in den Wasserwelten.

Schon mal da gewesen?

Sauberes Trinkwasser – Ein Menschenrecht?!

Foto: Eric Norris
Foto: Eric Norris
Foto: Eric Norris

Jährlich sterben 1,5 Millionen Menschen an verunreinigtem Wasser. 884 Millionen Menschen hatten im Jahr 2010 nicht einmal ausreichenden Zugang zu sauberem Wasser; 2,6 Milliarden Menschen hatten keinen Zugang zu einfachen sanitären Anlagen. Das ist mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung.

Damit soll Schluss sein. Das Recht auf Zugang zu sauberem Wasser wurde 2010 von den Vereinten Nationen als Menschenrecht anerkannt.

Da jedoch die Menschenrechte – und damit auch das Recht auf Wasser ­– für die 192 Staaten der Vereinten Nationen rechtlich nicht bindend sind, ist das Recht auf sauberes Wasser auch nicht einklagbar. Was bringt dann also der Beschluss?

Ein Symbolbeschluss wie dieser beeinflusst die Politik der Staaten und übt auf Länder, die sich bislang dieser Forderungen verweigern, Druck aus. Bislang wird der völkerrechtlich verankerte Beschluss in vielen Ländern wegen der Angst vor zu hohen Investitionen für eine geregelte Wasserversorgung nicht umgesetzt. Dabei beachten die Staaten den wirtschaftlich enormen Nutzen der Umsetzung nicht: Jedem Dollar, der die Wasser- und Sanitärversorgung kosten würde, stehen acht Dollar volkswirtschaftlicher Schaden bei Unterlassen gegenüber.

Damit die Umsetzung in Zukunft tatsächlich erfolgt gibt es weltweit zahlreiche Initiativen, die das Recht auf sauberes Trinkwasser und sanitäre Versorgung fordern und die lokalen Entscheidungsträger hierfür sensibilisieren wollen. Die Initiative Water, Sanitation and Hygiene (WASH) wird dabei beispielsweise vom Auswärtigen Amt, Brot für die Welt und vielen Prominenten unterstützt.

Doch was hat das mit Sichere Ruhr zu tun?

Ein Fluss in dem man baden kann – das ist eine Zukunftsvision in Bezug auf die Ruhr. Ein Blick über den Tellerrand zeigt, in welcher privilegierten umweltpolitischen Lage wir damit in Europa schon sind. Umweltschutz als festes Element der Politik und fest in den Köpfen der Menschen verankert – das ist keine Zukunftsmelodie mehr. Nun bedarf es der Unterstützung der westlichen Welt, damit Menschen in den Entwicklungsländern ebenfalls freien Zugang zu der wichtigsten Ressource des Lebens haben. Damit sauberes Trinkwasser nicht nur ein symbolisches, sondern ein wirkliches Menschenrecht wird. Doch wie kann eine solche Unterstützung aussehen? Was kann ein jeder von uns tun? Und sollten Menschenrechte nicht tatsächliche sein und nicht nur symbolische?

Zukunft Seefracht – CO2-Bilanz oder Gewässerschutz

Foto: Rania Lahdo
Foto: Rania Ladwig

Bananen aus Brasilien, Tomaten aus Tunesien und Kaffee aus Kolumbien – längst haben wir uns an den Luxus ständiger Verfügbarkeit unserer Lieblingsleckereien gewöhnt. Doch wie finden die wohlschmeckenden Waren eigentlich ihren Weg ins Regal der heimischen Supermärkte? Um den ständigen Konsum der westlichen Länder zu decken, legen die Güter des täglichen Gebrauchs oftmals eine weite Strecke zurück, bis sie endlich auf dem Ladentisch landen. Sie reisen quer durch die Welt, durch die Luft, über Straßen, auf Gleisen oder durchs Wasser.

Der Weg per Schiff hat sich dabei als wichtiger Transportweg rund um den Globus etabliert, denn die hohen Ladekapazitäten der Cargo-Schiffe lassen die Preise für die Verschiffung von Gütern jeglicher Art ins Groteske sinken. So kostet der Transport einer Flasche Wein auf dem Seeweg quer über den Ozean weniger als die Lieferung eben dieser Flasche per LKW von Deutschlands Süden in den Norden. Durch diese Entwicklung steigt das Geschäft mit dem Warenhandel per Seeweg stetig. Allein der Hamburger Hafen verzeichnet einen jährlichen Umschlag von rund 131 Millionen Tonnen Seegut. Die Metropole Ruhr kann hier fast mithalten: Am Duisburger Binnenhafen liegt der Umschlag bei knappen 126 Millionen Tonnen – Tendenz steigend.

Für die CO2-Bilanz ist das eine erfreuliche Entwicklung. Der Ausstoß per Luftfracht führt die Charts der CO2-Emission beim Warentransport mit 1.000 Gramm pro Kilogramm Ware auf 1.000 Kilometer Strecke unangefochten an. An zweiter Stelle steht der LKW mit etwa 200 Gramm pro Kilogramm auf 1.000 Kilometer Strecke. Die Bahn schlägt dagegen mit nur 80 Gramm pro 1.000 Kilometer Strecke zu Buche. Unterboten wird die Bahn in der CO2-Bilanz nur vom Transport auf dem Wasserweg. Und zwar mit 35 Gramm auf 1.000 Streckenkilometer. Können wir uns also getrost zurücklehnen und uns gegenseitig zum gelungenen Klimaschutz gratulieren?

In Bezug auf den Klimawandel ist diese Entwicklung sehr erfreulich. Doch sie geht zu Lasten der natürlichen Gewässer – insbesondere die Flüsse haben darunter zu leiden: Ausbaggerungen der Flussbetten, künstliche Uferbefestigungen und –verlagerungen sowie Umleitung der natürlichen Flussverläufe sind für die Schifffahrt nötige Eingriffe des Menschen in die natürlichen Gewässer. Diese Maßnahmen beeinflussen das natürliche Gleichgewicht des Ökosystems und haben einen negativen Einfluss auf die Flora und Fauna. Hinzu kommt die Belastung des Wassers durch die Spurenstoff-Ausstöße von den Dieselmotoren der Frachter.

Die Frage bleibt schließlich:
Liegt die Priorität in der Renaturierung der Flüsse und im Schutz der Wasserqualität? Oder ist der Transport per Schifffahrt und die Verringerung der CO2-Emissionen zugunsten des Klimawandels das erstrebenswertere Ziel?

Oder sollten wir gar bereit sein, zugunsten der Umwelt auf ein Stückchen Luxus aus Brasilien, Tunesien oder Kolumbien zu verzichten?

Die Wasserrahmenrichtlinie – Nur eine weitere Vorschrift für Land und Kommunen?

Foto: Rania Lahdo
Foto: Rania Lahdo
Foto: Rania Lahdo

Der Schutz von Wasser, der lebenswichtigen Ressource, muss ein wichtiger Bestandteil der Umweltpolitik sein. Dies wurde im Jahr 2000 in der EG-Wasserrahmenrichtlinie verankert – mit dem Ziel eine gute Wasserqualität aller europäischen Oberflächengewässer bis zum Jahr 2015 zu erreichen. Doch was meint dieser doch etwas schwammige Begriff „gute Wasserqualität“ denn überhaupt?

Eine „gute Wasserqualität“ meint laut Wasserrahmenrichtlinie einen guten ökologischen und chemischen Zustand aller natürlichen Oberflächengewässer. Dies wird unter anderem an biologischen Komponenten gemessen, die sich durch die Zusammensetzung und Dichte der Gewässerflora und –fauna, also den Wasserpflanzen, Organismen und dem Fischbestand bestimmen lassen. Des Weiteren spielen für die Beurteilung solche Komponenten eine Rolle, die sich durch Abflussverhältnisse, die Durchgängigkeit des Flusses, sowie die Strukturen des Flussbettes und des Ufers bestimmen lassen. Zudem werden chemische und physikalisch-chemische Parameter gemessen, wie die Temperatur, der Salz- und Sauerstoffgehalt und weitere Nährstoffverhältnisse. Sind alle diese Komponenten innerhalb der vorgegebenen Grenzwerte, so spricht man von einer „guten Wasserqualität“ im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie.

Im Jahr 2004 zeigte sich in einer umfangreichen Bestandsaufnahme bereits, dass dieses Ziel ohne weitere Maßnahmen bis 2015 nicht zu erreichen ist – und das nicht nur in Europa, sondern weltweit. Neben den zahlreichen Flussprojekten, die sich  mit der Verbesserung der Qualität der Oberflächengewässer befassen, kann auch jeder Einzelne an der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie mitarbeiten.

Haushaltsabwässer sind – neben Industrieabwässern und Einleitungen aus der Landwirtschaft – eine Eintragsquelle der Verunreinigungen der Flüsse. Durch einen verantwortungsbewussten Umgang mit umweltgefährdenden Stoffen kann jeder dafür sorgen, dass das Grundwasser und damit die Umwelt generell weniger belastet werden. Spurenstoffe aus Haushaltsabwässern, die zu Mikroverunreinigungen der Flüsse führen, können so deutlich vermindert werden. Der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger bei der Gartenpflege beispielsweise sorgt bereits in erheblichem Maße für einen besseren Umweltschutz. Darüber hinaus sollten Lösungsmittel, Chemikalien und Lackreste auf gar keinen Fall über das Abwasser entsorgt werden. Auch Problemstoffe wie Medikamente oder Batterien müssen fachgerecht entsorgt werden. Weitere Möglichkeiten liegen in dem Gebrauch von Produkten mit dem blauen Engel. Dieses Umweltzeichen weist umweltfreundliche Produkte aus. Ein sparsamer Gebrauch von Wasch- und Reinigungsmitteln, sowie die Benutzung von Recycling-Toilettenpapier bietet darüber hinaus eine Handlungsmöglichkeit. Geringer Aufwand, kleine Kosten, großes Ergebnis – denn der Gewässerschutz geht uns alle an. Oder nicht?

Sorgloses Plantschen im Badeparadies – Szenario Flussbäder

Foto: Sichere Ruhr
Foto: Sichere Ruhr
Foto: Sichere Ruhr

Im dritten Szenario des zweiten Workshop-Tages ließen die Bürger und Experten ihren Gedanken freien Lauf und überlegten gemeinsam, wie die Vision eines Flussbads an der Ruhr aussehen könnte. Sie waren sich einig, dass freies Baden an der Ruhr nicht erlaubt werden könne, denn die Fragen der Müllentsorgung und Sicherheit könnten in diesem Fall nicht eindeutig geklärt werden. Also müsse ein festes Flussbad her – doch wo?

Zunächst kam der Baldeneysee zur Sprache, der sich als Badesee anbietet: Er ist verkehrstechnisch gut angeschlossen, es gibt Parkplätze, Toilettenanlagen und für das leibliche Wohl vor Ort ist auch gesorgt. Allerdings – so kam der Einwand auf – müssten sich Badewillige den See und das Ufer mit Wassersportlern, der Weißen Flotte, Campingplätzen und Cafés teilen. Das Ufer sei begehrt und daher gebe es kaum Platz für einen ausladenden Badestrand. Möglich wäre hingegen ein kleiner, begrenzter Badebereich am Seaside Beach, in dem man sich an heißen Tagen erfrischen könne und wo nicht das ausgiebige Schwimmen im Vordergrund stehe. Dann müsse es jedoch für Wasserratten eine Alternative geben. Als mögliche weitere Stellen wurden Badeorte in Essen Steele und im Werdener Löwental diskutiert. In Steele betreibt derzeit der Steeler Schwimmverein ein Bad am Ufer der Ruhr, sodass dieser eventuell auch als Betreiber des Flussbads in Frage käme. Beide Orte seien weitgehend verkehrstechnisch erschlossen, sodass keine ganz neue Infrastruktur geschaffen werden müsste. Relativ schnell kristallisierte sich aus der Gruppendiskussion ein gemeinsames Konzept heraus: Ein einziges Flussbad an der Ruhr machte für die Teilnehmer keinen Sinn. Stattdessen solle es drei verschiedene Flussbäder mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten geben. Ein zahlungsbereites Publikum, dem ein Event- und Lifestylecharakter wichtig sei, könne sich am Seaside Beach im Baldeneysee erfrischen. Im Löwental könne darüber hinaus ein einfach ausgestattetes Flussbad eröffnen, das aufgrund eines niedrigen Eintrittspreisniveaus beispielsweise für Jugendliche interessant wäre. Familien hingegen könnten im Steeler Bad das naturnahe Baden genießen. Auf diese Weise würden sich die verschiedenen Besuchergruppen auf die Flussbäder verteilen und es käme nicht zum Massenansturm auf ein einziges Bad. Eine Konkurrenz für die bestehenden Freibäder sahen die Teilnehmer nicht, da diese im Sommer ohnehin überfüllt seien und nicht alle Besucher eines Freibads das naturnahe Baden vorziehen würden.

Im Gegensatz zu den anderen beiden Szenarien würden die Flussbäder durch eine Badeaufsicht ständig überwacht werden. Die Frage der Sicherheit beim unmittelbaren Baden sei somit geklärt, so die Teilnehmer. Darüber hinaus spiele in diesem Szenario eine gut ausgebaute Infrastruktur eine wichtige Rolle. Zum Teil könne die bereits bestehende Infrastruktur genutzt werden. Falls nötig, könnte die Stadt zusätzlich in einen weitergehenden Ausbau investieren. Diskutiert wurde so beispielsweise ein Parkleitsystem oder der Einsatz von Shuttlebussen, welche die Besucher vom Bahnhof und umliegenden Parkplätzen zum jeweiligen Bad bringen könnten. Auch über ein gastronomisches Angebot oder Sitzmöglichkeiten könne beispielsweise nachgedacht werden.

Ein weiterer zentraler Punkt der Diskussion war die Entwicklung eines ausgefeilten Kommunikationssystems. Die drei Flussbäder müssten kommunikativ vernetzt werden, denn es seien schließlich nicht drei getrennte Badeorte sondern Bäder in demselben Fluss, in derselben Region. Außerdem sei ein anderer Umgang mit einem Flussbad als mit einem Freibad notwendig. Die Besucher müssten die Ruhr als Ökosystem und Naturgewässer wahrnehmen, um verantwortungsvoll mit ihr umgehen zu können. Die Entwicklung eines entsprechenden Bewusstseins und einer Badekultur sei daher wesentlich. Dazu wurde vorgeschlagen, Schilder aufzustellen, die über Flora und Fauna des heimischen Gewässers informierten.

Darüber hinaus waren Bürger und Experten sich einig, dass der Begriff „Badeanstalt“ veraltet sei. Ein neuer, frischer Name, der frei von rechtlichen Bestimmungen ist, wurde gewünscht.

Die Teilnehmer erarbeiteten in diesem Szenario ein allgemeines Konzept, um ein Flussbad an der Ruhr möglich zu machen. Dabei hatten sie die konkreten Gegebenheiten und Rahmenbedingungen der Region genau vor Augen und wägten die Möglichkeiten der Umsetzung ab. So entwickelten sie die Idee von einer Region mit drei vernetzten aber unterschiedlichen Flussbädern, die infrastrukturell sehr gut angebunden sind. Stimmen gegen die Umsetzung der Idee wurden innerhalb der Gruppe nicht laut, Erinnerungen an die früher bestehenden Flussbäder und der Wunsch, bald wieder in der Ruhr baden zu können, wurden hingegen geteilt.

Badeoasen für das Revier – Szenario Ausgewiesene Badestellen

Foto: Sichere Ruhr
Foto: Sichere Ruhr
Foto: Sichere Ruhr

Das zweite Szenario, das im Rahmen des Workshops zum Thema “Baden in der Ruhr” am 20. April in Essen-Werden von den Teilnehmern entwickelt wurde trägt den Titel “Ausgewiesene Badestellen”. Dieses Szenario beschreibt die Zwischenlösung, zwischen den beiden Szenarien “Freies Baden” und “Flussbäder”.

Das Szenario “Ausgewiesene Badestellen” fand großen Anklang unter den Beteiligten, die dank ihrer Ortskundigkeit und zum Teil dank ihrer beruflichen Auseinandersetzung mit dem Thema Ruhr viel wertvolles und konstruktives Wissen in die offene Diskussion einbringen konnten.

Zunächst einigten sich die Teilnehmer auf ein gemeinsames Verständnis des Szenarios “Ausgewiesene Badestellen”. Diese wurden definiert als offiziell freigegebene Badestellen, die sich an Orten befinden, an denen die Ruhr problemlos für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

Die erste konkrete Frage war die nach den Orten der angedachten Badestellen. Schnelle Einigung gab es in einem Punkt: Die Ruhr eigne sich grundsätzlich besser für das Szenario als der Baldeneysee, da hier bereits viele Einschränkungen durch die derzeitige Nutzung von Wassersportlern, Anglern und der Weißen Flotte gegeben seien. Solle jedoch eine Badestelle am See entstehen, so würden sich nach Meinung der Runde primär die derzeitigen Messstellen des Projekts an der Nordseite des Sees anbieten. Entlang der Ruhr solle man Orte auswählen, an denen trotz des bestehenden Badeverbots jeden Sommer gebadet wird, da sich diese anscheinend zum Baden eignen. Mögliche Badestellen seien: Haus Scheppen, Mülheimer Ruhrstrand, Seaside Beach Baldeney, Zeche Carl Funke, Rote Mühle, Strandbad Spillenburg Essen-Steele, Haus am See, Löwental. Weiterhin wurden einige Einschränkungen genannt: Die Badestellen sollten nicht in der Nähe von Schifffahrtswegen und Anlegestellen der Weißen Flotte und nahe Natur- und Vogelschutzgebieten etabliert werden. Weiterhin solle aus Lärmschutzgründen über eine Nutzungserlaubnis bis maximal 22 Uhr nachgedacht werden.

Auch über die Ausgestaltung der Badestellen wurde rege phantasiert. Klar war schnell, dass die Badestellen verschieden arrangiert werden könnten. So könne Sand aufgeschüttet werden oder eine grüne Wiese gepflanzt werden. Allen Stellen gleich solle hingegen eine klare Kennzeichnung als Badestelle sein. Hierdurch könne sowohl vermieden werden, dass zu viel außerhalb der freigegebenen Stellen gebadet würde, als auch, dass die Stellen im Wasser durch Wassersportler genutzt würden. Ebenso solle jede der Badestellen über eine Infotafel verfügen, auf der aktuelle Werte zur Wasserqualität angezeigt würden und auf der eine Notrufnummer notiert wäre.

Ein weiterer Diskussionspunkt waren die Mindestanforderungen an die Infrastruktur, über die jede Badestelle verfügen solle. Um die Kosten möglichst gering zu halten, einigte sich die Runde auf eine minimale Ausstattung. Es wurde zudem der Vorschlag gemacht, bereits vorhandene Infrastuktur anderer Nutzergruppen, wie z.B. Sanitäranalgen von Vereinsheimen oder der ansässigen Gastronomie, in die Badestellen zu integrieren. Als unentbehrliche infrastrukturelle Maßnahmen legten die Teilnehmer die folgenden Kriterien fest: eine gute verkehrstechnische Anbindung, Sanitäranlagen, regelmäßige Wartung der Badestellen, Müllentsorgung sowie ein befestigter Zugang zum Wasser, beispielsweise in Form eines Steges.

Um ausreichende Sicherheit für die Badenden zu gewährleisten, machte sich die Gruppe auch hierzu Gedanken. Eine kontinuierliche Überwachung der Wasserqualität sowie deren Kommunikation war eine der erarbeiteten Maßnahmen. Um Sicherheit beim unmittelbaren Baden zu garantieren, solle der Schwimmbereich durch Bojen im Wasser abgegrenzt werden – so sei zum Beispiel ausgeschlossen, dass die Schwimmer versehentlich in die Fahrrinne der Weißen Flotte schwimmen könnten. Eine Badeaufsicht solle es an den einzelnen Badestellen nicht geben. Stattdessen kam die Idee auf, an jeder der Badestellen eine solarbetriebene Notrufsäule in Verbindung mit einer gut sichtbaren Kilometrierung des Flusses zur Durchgabe des Standortes zu installieren. Diese Säule solle den Nutzer mit dem bestehenden Sicherheitssystem der DLRG, Feuerwehr, etc. verbinden.

Ein weiterer Diskussionspunkt war die anfallende Kommunikation im Zusammenhang mit den Badestellen. Informationen über die Wasserqualität sollten dabei regelmäßig über die gängigen Medien verbreitet werden. Ein Ampelsystem vor Ort solle zudem eine Badeempfehlung geben oder aber vom Baden abraten. Zudem wurde diskutiert, ob im Sinne einer Sensibilisierung für die Ruhr als schützenswertes Gut bereits in der Schule und via Internet aufgeklärt werden könne. So könnte auch vermittelt werden, dass die Badestellen nur aufrechterhalten werden könnten, wenn jeder einen Beitrag zu ihrem Erhalt leiste und die Natur zu schützen versuche.

Schließlich widmete sich die Runde der Finanzierungsfrage, bei der sie zu keinem Konsens kam. Es wurden jedoch verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten durchdacht. Eine Idee sah vor, die Kosten anteilig zwischen den beteiligten Institutionen, beispielsweise der Stadt, den Kommunen, dem Ruhrverband, etc. aufzuteilen. Eine andere Möglichkeit sei es, die Nutznießer des Projekts, z.B. die Gastronomie, die Campingplätze, etc. an den entstehenden Kosten zu beteiligen. Ein weiterer Gedanke lag in der möglichen Anwerbung von Sponsoren, nach deren Name die verschiedenen Badestellen benannt werden könnten. Ein für alle Beteiligten zufriedenstellender Finanzierungsplan konnte in der Kürze der Zeit allerdings nicht gefunden werden.

Die Planungen für das Szenario “Badestellen” sind damit weitgehend im Detail beschrieben worden. Kritisch wurde betrachtet, dass bei diesem Szenario womöglich eine große Anzahl Menschen eine kleine Anzahl von Badestellen überlaufen könnten. Weiterhin müsse der Nutzungskonflikt zwischen Badenden und anderen Nutzergruppen bedacht werden, gegenseitige Rücksichtnahme wäre bei diesem Szenario sicher unerlässlich. Eine offene Frage, die unbeantwortet im Raum stand, war die der Benennung der Badestelle. Fraglich war, ob die Stellen offiziell als “Badestelle” tituliert werden dürften oder ob dies aus rechtlicher Sicht eine Badeaufsicht vorschreiben würde. Auch die Frage nach der allgemeinen Sicherheit und Verletzungsgefahr ließ sich nicht abschließend klären. Es blieb offen, ob jegliche Sicherheitslücken bedacht wurden und ob sich eine Verletzungsgefahr durch die regelmäßige Wartung der Badestellen ausreichend ausschließen lasse. Letztlich wurde noch angemerkt, dass bei der möglichen Einbindung der vorhandenen Infrastruktur insbesondere in den ländlicheren Gegenden an der Ruhr Probleme aufkommen könnten. Denn im Szenario wurden zwar Badestellen rund um Essen benannt, das Szenario beziehe sich jedoch auf den Gesamtverlauf der Ruhr. Gerade in den ländlicheren Gegenden würden sich daher nicht immer Stellen finden lassen, an denen eine nötige Infrastruktur bereits vorhanden ist.

Naturnahes Baden entlang der Ruhr – Szenario Freies Baden

Foto: Sichere Ruhr
Foto: Sichere Ruhr
Foto: Sichere Ruhr

Der zweite Tag des Workshops „Baden im Baldeneysee“, der am 19. und 20. April 2013 stattfand, befasste sich mit den möglichen Szenarien unter denen das Baden in der Ruhr möglich wäre. Drei Szenarien wurden hierbei entworfen. Freies Baden in der Ruhr, festgelegte Badestellen oder eine Badeanstalt an der Ruhr – so die denkbaren Szenarien. Hierbei wurden verschiedene Gesichtspunkte genannt unter denen das jeweilige Szenario näher beleuchtet wurde. Die hygienische Qualität, der rechtliche Status mit seinen Konsequenzen, die Kosten und Finanzierung, der gesellschaftliche Nutzen, die Kommunikation, die Infrastruktur, das Thema Sicherheit und der Aspekt der Müllentsorgung wurden dabei in den jeweiligen Szenarienentwurf mit eingebracht.

Das Szenario „Freies Baden in der Ruhr“ stieß auf viele Interessenten und Befürworter. Diese fanden sich an einem Arbeitstisch zusammen und legten zunächst fest, was für sie das freie Baden denn überhaupt bedeutet; ob ein Baden ohne Regeln oder ein Baden mit uneingeschränkter Zugänglichkeit hiermit gemeint sei. Dabei einigten sich die Teilnehmer auf das Verständnis von einem freien Baden, das auf eigene Gefahr dort, wo die Ruhr zugänglich ist, ohne Regeln geschehen solle. Und frei hieß für die Teilnehmer auch, dass sie sich ihren Badeplatz selbst suchen dürften und nicht an offizielle Badestellen gebunden sein müssten. Ausnahmen: Naturschutzgebiete und Privatgrund. Diese müssten dann mit einer entsprechenden Beschilderung versehen werden. Ein Baden auf eigene Gefahr bedeutete für die Teilnehmer jedoch nicht ein Unwissen über mögliche Gefahren, sondern ein geteiltes Wissen über diese. Nur dann sei ein Baden auf eigene Verantwortung möglich. Eine entsprechende Beschilderung sei somit unverzichtbar.

Zum Thema Sicherheit stellten sich die interessierten Bürger die Frage, welche Sicherheitsmaßnahmen es bei einem freien Baden überhaupt geben müsse. Benötige dieses Szenario nicht auch eine Badeaufsicht? Ein freies Baden berge stets ein Restrisiko und dieses Risiko solle auch ein eigenes Risiko bleiben, so der allgemeine Tenor. Eine Wasseraufsicht und –rettung sei mit hohen Folgekosten verbunden. Daher widersprachen die Teilnehmer der ständigen Badeaufsicht entlang der gesamten Ruhr als Voraussetzung für das freie Baden im Fluss. Hierbei wurde dann die Frage aufgeworfen, ob der Ruhrverband als Betreiber des Flusses dann in der Pflicht wäre, über die Wasserqualität zu informieren oder ob das Nichtvorhandensein von Informationen auch in das eigene Risiko mit einfließe. Die Teilnehmer sahen den Betreiber des Gewässers in der Pflicht, die Hygiene herzustellen und diese auch im Rahmen der EU-Richtlinie zu überprüfen und zu kommunizieren. Die hygienischen Informationen und Prognosen über die Wasserqualität sollten dann per Internet verbreitet werden. Zusammengefasst wurde der Punkt unter dem Begriff des „intelligenten Restrisikos“ mit der Möglichkeit an Informationen zu gelangen, jedoch ohne auferlegte Informationspflicht oder gar Verbote. Lediglich Empfehlungen zum Nicht-Baden nach einem Gewitter empfanden die Teilnehmer als sinnvoll. Ob der Empfehlung Folge geleistet würde, müsse nicht kontrolliert werden und ließe damit auch keinen Raum für Rechtsansprüche im Falle eines Unfalls.

Zum Thema Müll äußerten sich die Teilnehmer sehr beschwichtigend. Sie räumten ein, dass an den Stellen, wo heute schon gebadet wird – so besonders bei den Sportvereinen und Campingplätzen – keine Müllproblematik entstehe. Hier seien Mülleimer aufgestellt worden und der Müll würde von den Badenden fachgerecht entsorgt. Der Müll, der an der Ruhr zum gegenwärtigen Zeitpunkt tatsächlich vorhanden sei, würde vor allem durch Angler verursacht. Diese angelten an ganz verschiedenen Stellen an der Ruhr, die nicht mit Mülleimern bestückt sind und an diesen Stellen sei ein erhöhtes Müllvorkommen zu beobachten.

Den positiven Nutzen des Badeszenarios sahen die Teilnehmer vor allem in der Zunahme der Lebensqualität, Negatives in möglichen Interessenskonflikten mit derzeitigen Nutzern der Ruhr und des Baldeneysees. Vorstellen konnten sich die Teilnehmer unter diesem Aspekt auch, die Ruhr generell freizugeben, aber den Baldeneysee mit Badestellen zu bestücken um diesen möglichen Nutzungskonflikten vorzubeugen. Die Gleichberechtigung solle hierbei jedoch auch nicht zu kurz kommen.

Ein weiterer Nutzen vor allem für das Image der Region und damit für das Image aller anliegenden Kommunen wurde darüber hinaus genannt. Diese könnten daher – gleich dem Beispiel des Ruhrtalradwegs – auch die entstehenden Kosten für das freie Baden tragen.

Mögliche Kosten sahen die Diskutierenden vor allem in der Beschilderung, der Informationsbereitstellung per Internet sowie einer App.

Das Ergebnis des Szenarios „Freies Baden in der Ruhr“ lässt sich demnach wie folgt zusammenfassen.  Freies Baden soll nicht ein Baden ohne Zugangsbeschränkung, sondern ein legales Baden, da wo die Ruhr frei zugänglich ist, sein. Hier bedarf es einer niedrigen Form der Infrastruktur in Form von Müllentsorgungsanlagen und Beschilderungen über Gefahren, Wasserqualität und dem Hinweis auf Zusatzinformationen im Internet oder per App. Die Kosten für diese geringe Infrastruktur soll dabei von den Anrainerkommunen getragen werden, da diese auch die Möglichkeit zur Vermarktung haben und damit auch einen kommerziellen Nutzen. Alles in allem war eine schöne und konstruktive Diskussion zu beobachten.

Anforderungen an das Baden in der Ruhr

Foto: Rania Lahdo
Foto: Rania Lahdo
Foto: Rania Ladwig, Sichere Ruhr

Am 19. und 20. April 2013 fand der im Vorfeld angekündigte Szenarien-Workshop zum Thema „Baden im Baldeneysee“ statt. Zahlreiche engagierte Bürger sowie Interessensvertreter verschiedener Organisationen folgten dem Aufruf, sich aktiv in die Planungen des Projekts Sichere Ruhr einzubringen und es mit ihrem Wissen, ihrem Anregungen und ihrer Kritik zu bereichern.

Am ersten Workshop-Tag setzten sich die Teilnehmer zunächst gemeinsam mit Experten in zufällig ausgelosten Gruppen mit den unterschiedlichen An- und Herausforderungen des Badens in natürlichen Fließgewässern auseinander. Die inhaltlichen Schwerpunkte der fünf Themeninseln teilten sich dabei in Hygiene, Recht, gesellschaftlicher Nutzen, Finanzierung sowie Information/Kommunikation. Rotierend durchlief jede Gruppe alle fünf Themeninseln, um sich unter verschiedenen Fragestellungen den jeweiligen inhaltlichen Schwerpunkten anzunähern. Das Projekt profitierte dabei von den verschiedenen Betrachtungsweisen und dem fachlichen Know-How der Teilnehmer, die in den regen Diskussionen viele wertvolle Hinweise gaben.

Themeninsel „Hygiene“
Eingeleitet in das Thema Hygiene wurde unter der Fragestellung, wie viele der Teilnehmer bereits in der Ruhr gebadet haben. Das Ergebnis war sehr eindeutig. Nahezu alle Teilnehmer sind trotz des bestehenden Badeverbots bereits in der Ruhr geschwommen, meist ohne gesundheitliche Folgen.

Aufgeklärt wurde in dieser Themeninseln darüber, dass diese gesundheitlichen Folgen jedoch nicht von der Hand zu weisen sind. Durchfallerkrankungen, Erkrankungen der Gehörgänge sowie Badedermatitis sind unangenehme Folgen, die ein Ruhrbad zum Status Quo mit sich bringen kann. Doch wie kommen diese Krankheitserreger in das Ruhrwasser? Die überwiegende Meinung der Teilnehmer war, dass Einleitungen aus der Industrie eine negative Rolle für die Wasserqualität spielen. Der Experte klärte jedoch darüber auf, dass Einträge aus der Landwirtschaft, Verunreinigungen von Straßen und Häusern sowie Ausscheidungen von Vögeln einen wesentlich höheren Einfluss auf die Verunreinigung des Wassers haben. Starkregen spült diese verschiedenen Einträge in die Ruhr, so dass zum derzeitigen Zeitpunkt keine konstante Wasserqualität des Flusses gegeben ist. Sollte also das Baden offiziell oder auf eigene Gefahr erlaubt werden, muss der Verstand mit baden. Weitere Fragen aus dem Kreis der Bürger kamen auf: Warum erkranken die Wassersportler nicht regelmäßig an den genannten Krankheiten? Sind diese nicht ein guter Indikator für eine gute Wasserqualität der Ruhr? Aufschluss über das tatsächliche Risiko, das vom Ruhrwasser ausgeht, könnten Untersuchungen der Wassersportler bringen. Hierzu mangelt es jedoch an Datenmaterial, denn Untersuchungen solcher Art sind bislang nicht durchgeführt worden.

Darüber hinaus wurden von den Teilnehmern Bedenken bezüglich möglicher hygienischer Einschränkungen durch Badende, wie zum Beispiel durch Sonnencreme oder Hautschüppchen, geäußert. Diese Sorge konnten die Experten jedoch schnell nehmen. Diese Mikroverunreinigungen  werden in so großem Maße verdünnt, dass sie für die Wasserqualität keinerlei Beeinträchtigung darstellen.

Generell fiel auf, dass der Wunsch nach Wissen über die Wasserqualität der Ruhr in verständlich aufbereiteter Form groß ist. Für das Projektteam bedeutet dies: Ein Frühwarnsystem muss entwickelt werden, das nicht-wissenschaftlich aufbereitete, verständliche Informationen bereithält. Vielmehr sollte den Badenden hingegen vermittelt werden, was die wissenschaftlichen Fakten konkret für sie bedeuten. Nach reger Diskussion und Aufklärung über mögliche hygienische Risiken beim Baden in der Ruhr verließen die Teilnehmer diese Themeninsel. Das vermittelte Wissen bremste die Bürger jedoch nicht in ihrem Wunsch, auch weiterhin in der Ruhr zu baden.

Themeninsel „Recht“
Ein Schild mit der Aufschrift „Baden verboten“ lud provozierend zur Diskussion in der Themeninsel „Recht“ ein. Die begleitende Fragestellung lautete: Ist es überhaupt erlaubt, ein generelles Badeverbot auszusprechen oder hat nicht vielmehr jeder Bürger ein Recht auf uneingeschränkten Zugang zu öffentlichen Gewässern und damit zum Baden? Der Unmut der Teilnehmer über dieses Badeverbot war deutlich. Sie berichteten von Bußgeldern, die vom Ordnungsamt für die zuweilen illegalen Badegänge gefordert wurden. Aber gleichzeitig erzählten sie voller Trotz vom eigenen Hinwegsetzen über dieses scheinbar sinnlose Badeverbot. Ganz im Unrecht waren die Bürger mit dieser Missachtung der Gesetzeslage nicht. Denn, so die Experten, ein generelles Badeverbot ist nicht aufrecht zu halten. Jedem EU-Bürger steht das Recht zu, in Flüssen und Seen zu baden, ausgenommen davon sind Natur- und Wasserschutzgebiete. Hier gilt ein generelles Badeverbot. Zudem sind Kommunen dazu verpflichtet, sobald mehrere Bürger an einer bestimmten Stelle ins Wasser gehen, die Wasserqualität dieser Stelle zu untersuchen. Geht hiervon keine Gefahr aus, ist diese Stelle laut Badegewässerrichtlinie als offizielle Badestelle auszuweisen. Eine Vorgabe, die in der Ruhr nicht umzusetzen ist, denn die Wasserqualität schwankt, wie die Bürger bereits in der vorangegangenen Themeninsel gehört hatten.

Doch unter welchen Voraussetzungen könnte das Baden in der Ruhr dennoch legalisiert werden? Die Teilnehmer einigten sich unter Berücksichtigung verschiedener Möglichkeiten darauf, dass es rechtlich nur als Baden auf eigene Gefahr möglich wäre. Offizielles Baden benötigt eine Infrastruktur mit Aufsicht, Parkplätzen und Müllentsorgung sowie die Beachtung der Verkehrssicherheitspflicht. Alle diese Punkte werden für die anliegenden Kommunen kaum zu tragen sein. Daher fand die Idee des Badens auf eigenes Risiko in Verbindung mit offiziellen Frühwarnsystemen zur Wasserqualität großen Zuspruch.

Themeninsel „Gesellschaftlicher Nutzen“
Die Fragestellung, der sich die Teilnehmer dieser Themeninsel widmeten, lautete: Welchen Nutzen bringt das Baden in der Ruhr für die Region und die Bewohner mit sich? Der Fokus sollte dabei nicht auf dem kommerziellen Nutzen für Gastronomie, Hotellerie und weitere Freizeitangebote liegen, sondern explizit auf die Bürger an sich bezogen werden.

Sofortigen Konsens unter den Teilnehmern fand das Thema Imagewandel. Das Ruhrgebiet als Industrie- und Kohleabbaugebiet ist vielen ein Begriff, doch der Wandel hin zu Kultur und grünen Großstädten ist im vollen Gange. Das Baden in der Ruhr würde diesen Wandel positiv unterstützen. Das Image der Region und ihrer Bewohner würde damit verbessert. Neben dem positiven Ansehen würde dies natürlich auch einen Standortvorteil mit sich bringen.

Darüber hinaus bedeutet die Möglichkeit des Badens für die Bewohner selbst mehr Lebensqualität und Freizeitwert. Die Ruhr würde ein Ort der Begegnung und Entspannung. Zusätzlich könnten die Bürger von der naturnahen Erfahrungswelt profitieren, die besonders für Kinder ein erhebliches spielerisches Lernmoment mitbringt. Sie könnten Erfahrungen im Umgang mit der Natur sammeln und diese als ihr zu Hause kennen und wertschätzen lernen.

Die Aufhebung des allgemeinen Badeverbotes würde für die Menschen an und um die Ruhr weiterhin mehr Freiheit bedeuten. Die Bewohner könnten sich ihr Gewässer, die Ruhr und den Baldeneysee zurück erobern und diese nach Belieben nutzen. Hier kam jedoch schnell der Einwand auf, dass ein Nutzen nach Belieben natürlich auch Nachteile mit sich bringen könnte. Der Nutzerkonflikt mit Anwohnern, Wassersportlern und Schifffahrt könnte neben möglichem Unmut auch Sicherheitsrisiken bergen. Darüber hinaus könnte eine massive Nutzung der Ruhr auch Umweltrisiken zur Folge haben, die durch Aufklärung und Prävention minimiert werden müssten. Auch hier kristallisiert sich demzufolge eine Aufgabe an die Kommunikation durch das Projektteam heraus, denn nur durch eine verantwortungsvolle Nutzung der Ruhr können Folgeschäden vermieden werden.

Themeninsel „Finanzierung“
Die zentrale Fragestellung beim Thema Finanzierung ist natürlich die Frage danach, wer das Geld für mögliche Maßnahmen zur Verfügung stellen soll. Damit ist auch verbunden, welche „Verlierer“ und Gewinner“ es  im Falle einer Badeerlaubnis geben wird. Konsens in der Diskussion war, dass legales Baden in der Ruhr oder im Baldeneysee „sein Geld wert“ ist. Unter den Teilnehmern waren eine Reihe verschiedener Finanzierungsmöglichkeiten denkbar. Im Ergebnis waren die Überlegungen immer von der Art der Nutzung  und damit des eigenen Vorteils, den die Teilnehmer erwarten, abhängig.

Die Rolle der Stadt oder des Ruhrverbands wurden unter dem Gesichtspunkt der Finanzierung des Badens genannt, da die Ruhr als öffentliches Gut gesehen wird, das jedem Bürger zur freien Verfügung stehen sollte. Zusätzlich könnten diejenigen Personen/Institutionen zur Kasse gebeten werden, die für die schlechte Wasserqualität verantwortlich sind. Aufgelistet haben die Bürger zum Beispiel die Landwirtschaft, die Schifffahrt oder die Industrie. Es stellte sich heraus, dass die öffentliche Hand die Grundvoraussetzungen (Toiletten, Parklätze) beispielsweise über indirekte Steuereinnahmen finanzieren sollte, sofern etwa einzelne Badestellen ausgewiesen würden.

Unter allen Teilnehmern kristallisierte sich eine Bereitschaft heraus, für etwas Schönes und Nutzenbringendes auch selber zahlen wollen. Hier wurden ganz unterschiedliche Überlegungen angestellt: von Eintrittsgeldern für bestimmte Stellen am Baldeneysee und der Ruhr, Badescheine analog zum Anglerschein oder eine Kurtaxe. Auch Seepatenschaften, die das Verhältnis zum See positiv beeinflussen könnten, wurden genannt. Mit diesen verschiedenen bürgergetragenen Finanzierungsinstrumenten könnte sich eine mögliche Infrastruktur an angedachten Badestellen errichten und aufrechterhalten, so der Gedankengang der engagierten Bürger.

Themeninsel „Information und Kommunikation“
Das Themeninsel „Information und Kommunikation“ behandelte die zentrale Fragestellung: Welche Informationen wünschen sich die Teilnehmer zum Baden in der Ruhr und in welcher Form sollten diese Informationen weitergegeben werden?

Die Teilnehmer äußerten den Wunsch, möglichst klare und einfache Aussagen zu erhalten. Entscheidend ist dabei die Beantwortung der Frage „Kann ich heute baden? Ja oder Nein?“. Tiefergehende Informationen rund um Schadstoffkonzentrationen und genauere Wasserwerte waren hierbei mehrheitlich nicht gewünscht. Wer jedoch Interesse an diesen hätte, sollte in der Lage sein, diese auf einer Website oder mittels mobiler App abrufen zu können. Langzeitwerte über einen Zeitraum von einem Jahr sollten auf diesem Weg ebenfalls übermittelt werden.

Sollte tatsächlich ein Badeverbot für einen bestimmten Tag ausgesprochen werden, müsse dieses jedoch mit Begründung angegeben werden, sodass es nicht willkürlich wirkt sondern für alle Bürger nachvollziehbar erscheint.

Die Antwort auf die zentrale Frage und alle relevanten Informationen sollten dabei mit Bedacht auf älteres Publikum nicht nur per Internet vermittelt werden, sondern auch per Zeitung und Radio für die Nutzer zur Verfügung stehen. Unmittelbar am Badeort könnten sich die Teilnehmer ein Ampelsystem in Kombination mit einer Tafel, die Informationen zu einer App oder Internetseite angibt, vorstellen. Eine Webcam könnte darüber hinaus per Internet Auskunft über die Badestellen geben. Doch wie soll ein solches Ampel- bzw. Frühwarnsystem aussehen? Von Ampeln über Fahnen bis hin zu fünfstufigen Skalen war für die Teilnehmer vieles denkbar. Hierzu wurde noch angemerkt, dass mehrere Skalenstufen zwar zu mehr Entscheidungsfreiheit für den Bürger führen würden. Allgemeiner Konsens war jedoch, dass der Bürger die Verantwortung über eine Badebeurteilung lieber den Experten überlassen würde. Doch können ernannte Experten überhaupt die Verantwortung für mögliche Risiken tragen? Dies wurde eindeutig abgewiesen. Für das Baden in der freien Natur bleiben immer Restrisiken bestehen, daher müsste jeder Bürger lernen, eigenverantwortlich mit einem Ampelsystem umzugehen.

Der Traum vom Baden in der Ruhr
Zusammenfassend zeigte der erste Workshop-Tag ein deutliches Meinungsbild zu Gunsten des Badens in der Ruhr. Baden sei hier allerdings nicht im Sinne einer Vollkaskomentalität zu verstehen, bei dem die Stadt oder andere Institutionen die Verantwortung tragen. Vielmehr wurde der Wunsch nach Baden in Eigenverantwortung geäußert. Die Teilnehmer merkten an, dass eine Infrastruktur hierfür wünschenswert wäre, sie aber auch bereit wären, eine solche zum Teil mit zu finanzieren. Das offiziell erlaubte Baden entlang der Ruhr ohne Einschränkungen fördert zwar Probleme zu Tage, die nicht ohne weiteres zu stemmen sind. Das Stimmungsbild ist dennoch eindeutig: Das Baden auf eigene Gefahr bzw. auf eigenes Risiko ist für alle Beteiligten denkbar und wünschenswert.

Saubere Flüsse – Eine Zukunftsvision?!

Foto: Rania Lahdo
Foto: Rania Lahdo

Ohne Wasser gibt es kein Leben. Der Schutz dieser lebenswichtigen Ressource ist und muss daher ein zentraler Bestandteil der Umweltpolitik sein – heute und in Zukunft. Zu diesem Zweck wurde im Jahr 2000 die EG-Wasserrahmenrichtlinie in Kraft gesetzt – mit dem Ziel gute Wasserqualität für alle europäischen Oberflächengewässer bis zum Jahr 2015 zu erreichen.

Doch was ist bislang geschehen um dies zu erreichen?

Zahlreiche Flussprojekte im In- und Ausland befassen sich damit die Flüsse zu renaturieren, industrielle Wasserverschmutzungen zu vermindern, die Wasserqualität zu heben und den Menschen den Zugang zu sauberem Wasser zu ermöglichen.

In München und Umgebung beispielsweise wurden bis zum Jahr 2005 in dem groß angelegten Projekt Badegewässerqualität Obere Isar die Kläranlagen aufgerüstet und mit UV-Desinfektionsanlagen ausgestattet um die Wasserqualität zu verbessern und somit das Baden in der Isar möglich zu machen. Werden bei Starkregen und Überschwemmungen die Grenzwerte zwar nicht eingehalten, können dennoch bei gutem Wetter tausende Badefreunde mitten in München in die Isar springen.

Dieses Ziel wird auch in Berlin verfolgt. Das Projekt SPREE2011 befasst sich damit, wie Mischwasser, das bei Starkregen aus der Kanalisation direkt in den Fluss läuft, aufgefangen werden kann, so dass auch dort das Baden direkt in der Spree möglich wird. Hierzu werden schwimmende Pontons auf die Spree gesetzt, die das überlaufende Kanalisationswasser auffangen und zu einem späteren Zeitpunkt zurück in die Kanalisation pumpen – Badelustige, sowie Flora und Fauna wird es freuen.

Doch auch über Deutschlands Grenzen hinaus passiert Einiges. In London wird das Wasser der Themse in Zukunft umgeleitet und in neu aufgerüsteten Kläranlagen gereinigt. In New York dagegen setzt man weniger auf technische Maßnahmen, sondern arbeitet direkt mit den Menschen. In verschiedenen Kampagnen werden die New Yorker dazu aufgefordert den Hudson River sauber zu halten, das Ökosystem zu schützen und sich für eine gute Wasserqualität einzusetzen. Und auch in Australien sollen mehrere groß angelegte Projekte aufklären, Verschmutzungen reduzieren und durch technische Maßnahmen für eine gute Wasserqualität der Flüsse sorgen. Ob Indien, China, die Niederlande, Kasachstan oder Argentinien – die Liste der Länder, die an ihren Flüssen arbeiten ist lang.

Ob bis zum Jahr 2015 alle Ziele der Wasserrahmenrichtlinie erreicht werden, lässt sich jetzt noch nicht genau sagen.

Sicher ist nur: Die Aufmerksamkeit ist da. Die Flüsse der Zukunft sind keine praktischen Entsorgungsanlagen mehr, die industrielle Abfälle gen Meer und damit aus den Augen und aus dem Sinn transportieren. Auch wenn stets neue Ideen, wie zum Beispiel der Einfall radioaktives Wasser über die Flüsse ins Meer abzuleiten, aufkommen, zahlreiche Initiativen und Projekte halten dagegen. Für die Flüsse, für die Umwelt und damit für den Menschen.

Einladung zum Workshop „Baden im Baldeneysee“

Foto: Archiv Ruhrverband
Foto: Archiv Ruhrverband
Foto: Archiv Ruhrverband

Im Forschungsprojekt Sichere Ruhr widmen wir uns seit Januar 2012 unter anderem der Frage, ob die Ruhr in Zukunft wieder als Badegewässer genutzt werden kann. Bei der Erarbeitung eines möglichen Konzepts zum Baden in der Ruhr ziehen wir den Baldeneysee als Beispielgewässer heran. Wie die Ruhr und das Badeumfeld beschaffen sein müssen, um dies zu ermöglichen, möchten wir gemeinsam mit interessierten Bürgern in einem Workshop erarbeiten. Auch alle weiteren Anregungen und Bedenken zum Baden in der Ruhr sollen dabei zur Sprache kommen. Hierzu laden wir Sie zu einem Workshop am 19. und 20. April in Essen-Werden ein.

Ziel des Projekts Sichere Ruhr ist, den Fluss im Hinblick auf die Wasserqualität noch sicherer zu machen. In erster Linie möchten wir dabei herausfinden, ob – und wenn ja, wie – die Ruhr in Zukunft zeit- und streckenweise wieder als Badegewässer dienen kann. Und da die Ruhr als Fluss so wichtig für die Menschen der Metropolregion Ruhr ist, sollen gerade Sie als Bürger Gehör finden – das Projekt Sichere Ruhr möchte mit Ihnen ins Gespräch kommen.

Der Wasserwandel-Blog wird bereits intensiv zum Austausch über die Ruhr als Badegewässer genutzt. Begleitend über die gesamte Projektlaufzeit hinweg werden hier aktuelle Themen rund um die Ruhr und das Projekt, aber auch gesellschaftliche und politische Fragestellungen zum Thema Wasser dargestellt. Ob Diskussionen, Themenvorschläge, Kommentare oder Meinungsäußerungen – die Stimme der Bevölkerung ist hier gefragt.

Die Beteiligungsmöglichkeiten für die Bürger der Region sollen sich aber nicht auf diese Form der online Beteiligung beschränken. Als weiteres Forum, bei dem die Interessierten persönlich zusammen kommen, um Erfahrungen und Meinungen zum Baden im Baldeneysee auszutauschen, dient daher der jetzt anstehende Szenarienworkshop zum Thema „Baden in der Ruhr“. Der Workshop, der am Freitag, 19. April, von 16:00 bis 19:30 Uhr und am Samstag, 20. April, von 10:00 bis 14:30 Uhr in Essen-Werden stattfindet, möchte Wünsche, Bedenken, Anregungen, Lob oder Kritik aller interessierten Bürger einfangen. Gemeinsam sollen mögliche Szenarien für das Baden im Baldeneysee erarbeitet werden. Für das leibliche Wohl aller Teilnehmer wird während des Workshops gesorgt. Am Freitag ab 19:30 bietet ein Ausklang in freundlicher Atmosphäre weitere Gelegenheit, sich über das Thema „Baden im Baldeneysee“ auszutauschen.

Der Workshop richtet sich an alle interessierten Bürger der Region. Wer daran teilnehmen möchte, sendet uns einfach eine formlose Anmeldung per Mail oder auf dem Postweg:

Mail:
Anmeldung@sichere-ruhr.de

Post:
BMBF-Projekt Sichere Ruhr
Ruhrverband
Planungsabteilung
Kronprinzenstr. 37
45128 Essen

Mikroverunreinigungen – Kleine Feinde der Wasserqualität

Foto: Andy Potter
Foto: Andy Potter
Foto: Andy Potter

Lange bevor ein Umweltbewusstsein in den Köpfen der Menschen verankert war, litten die Flüsse unter den fortschreitenden Entwicklungen der Menschheit. Zu Zeiten der Industrialisierung ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurden Einleitungen aus Industrie, Bergbau, Landwirtschaft und Haushalt ungereinigt in die Flüsse eingeleitet und führten zu starken Wasserbelastungen. Die Folge: Fische starben und Menschen, die mit dem Wasser in Berührung kamen, erkrankten zum Teil sehr schwer. So auch in der Ruhr. Als Fließgewässer einer industriell dicht besiedelten Fläche wurde der Fluss vor allem durch Einleitungen aus Industrie und Kohleabbau verunreinigt.

Heute ist die Ruhr einer der saubersten Flüsse Europas, jedoch kann immer noch nicht von einem „reinen“ Fluss oder gar „kristallklarem Wasser“ gesprochen werden – im Gegenteil.

Im letzten Jahr berichteten unter Anderen die WAZ und die Ruhrnachrichten über Chemikalien aus Industrie- und Haushaltsabwässern deren Spurenstoffe immer noch im Ruhrwasser nachgewiesen werden könnten. Die Aufrüstung der Klärwerke mit ultrafeinen Filtern, UV-Desinfektionsanlagen und Aktivkohle-Aufbereitung sei ein Muss.

Doch woraus setzen sich diese Einträge eigentlich zusammen, die auf die Wasserqualität Einfluss nehmen?

Verschiedene Eintragswege führen zu der Summe der Spurenstoffe, die heute noch die Flüsse verunreinigen. Gewässerbelastungen aus der Landwirtschaft sind besonders Nährstoffe und Pestizide. Die konventionelle Landwirtschaft nutzt Dünge- und Pflanzenschutzmittel, die einen erheblichen Anteil an den Mikroschadstoffen in den Flüssen bilden und damit Einfluss auf das Grundwasser nehmen. Wenngleich die Landwirtschaft in Deutschland den Auflagen des Gewässerschutzes unterliegt und bereits viele freiwillige Maßnahmen ergriffen wurden, sind die Nährstoffeinträge weiterhin zu hoch. Eine Umstellung auf Ökolandbau kann hier unter Anderem eine Gegenmaßnahme bilden, zumal die Nachfrage nach Bio-Produkten weiterhin steigt. Zahlreiche Fördermaßnahmen warten auf die Umsetzung. Das Land Nordrhein-Westfalen hat bereits viele Forderungen umgesetzt, muss jedoch – ebenso wie alle anderen deutschen Bundesländer – in den kommenden Jahren die Initiative ergreifen um eine gute Wasserqualität der Oberflächengewässer zu erreichen.

Weitere Einträge kommen aus Haushalten, Kommunen und Industrie. Schwer abbaubare Schadstoffe aus Industrie und Haushalten werden in den Kläranlagen nicht komplett zurückgehalten und fließen als Mikroschadstoffe in die Flüsse. Eine mögliche Gegenmaßnahme ist die Aufrüstung von Kläranlagen. Auch hiermit beschäftigt sich das Projekt Sichere Ruhr. Das Institut für Siedlungswasserwirtschaft an der RWTH Aachen testet und entwickelt Verfahren zur Behandlung von Abwasser und befasst sich mit der Frage wie somit die Einträge in die Ruhr minimiert werden können.

Darüber hinaus wirken sich die Schifffahrt und die strukturelle Veränderung der Flüsse auf deren Wasserqualität aus. Ob Uferbefestigungen, Begradigungen oder Vertiefungen der Fahrrinne – eine Optimierung der Bundeswasserstraßen geht immer auf Kosten der Gewässerökologie. Die Renaturierung und die nachhaltige Nutzung der Bundeswasserstraßen sind Ziele der Bundesregierung auf dem Weg hin zu sauberen Oberflächengewässern.

Was bedeutet das für Sichere Ruhr?

Als nur in Teilen Landes- und Bundeswasserstraße spielen Einträge aus der Schifffahrt für die Ruhr eine untergeordnete Rolle. Doch welche Herausforderungen gilt es für die Landwirtschaft der Zukunft zu meistern? Müssen Bauern dazu verpflichtet werden auf Ökolandbau umzustellen? Und führen noch schärfere Auflagen für industriell eingeleitete Abwässer langfristig zu einer Lösung?

Wie viel Wasser steckt in einem Ei?

Foto: Carly Lesser & Art Drauglis
Foto: Carly Lesser & Art Drauglis
Foto: Carly Lesser & Art Drauglis

Passend zu Ostern haben wir uns heute diese Frage gestellt. Über die Feiertage beißt man herzhaft in das ein oder andere Ei ohne sich Gedanken zu machen, wie viele Rohstoffe bei der Erzeugung verbraucht werden. Die Antwort – ebenso unglaublich wie bedenklich – ganze 200 Liter fließen in die Herstellung von nur einem einzigen Ei. Man spricht in diesem Fall von virtuellem Wasser oder dem Water Footprint. Denn der Großteil der 200 Liter wird dabei nicht direkt von der Henne selbst, sondern indirekt für die Produktion des Futters verbraucht. Die Gesamtsumme ergibt sich also erst, wenn man den ganzen Produktionsprozess betrachtet. Nur Wenigen ist bekannt, wie viel virtuelles Wasser in fast allen Produkten des alltäglichen Gebrauchs steckt und dass durch bewussteren Konsum der eigene Wasserverbrauch und damit der ökologische Fussabdruck erheblich beeinflusst werden kann.

In diesem Sinne: Frohe (bewusste) Ostern!

Vermüllung – Ein Gesellschaftsproblem?!

Foto: Tilo Hauke
Foto: Tilo Hauke
Foto: Tilo Hauke

Da die zunehmende Vermüllung der Großstädte und ländlichen Regionen in den  Kommentaren zum Blogbeitrag zur Umfrage im März immer wieder Erwähnung fand, haben wir weitreichend recherchiert und möchten das Thema heute zum Aufhänger machen. Die Befürchtungen gehen dahin, dass die Ruhr als Bademöglichkeit zu einer zunehmenden Mülllandschaft im Naherholungsgebiet um den Fluss führen wird. Schon im letzten Jahr zierten die Überbleibsel Erholungssuchender nach warmen Tagen das Ufer – die Beseitigung erfolgte nur zögerlich, so die aufmerksamen Blogleser. Doch was bedeutet die zunehmende Vermüllung für die Umwelt und das Projekt-Vorhaben Sichere Ruhr?

Das Wort Vermüllung, englisch Littering, meint das Liegenlassen und achtlose Wegwerfen von Abfall auf öffentlichem Grund. In einer europaweiten Studie im Jahr 2003 wurde ermittelt, dass knapp sechzig Prozent der sogenannten Vermüllung aus Zigarettenstummeln besteht. Danach folgen Kunststoffe, organische Abfälle, Verpackungen, Glas und Metall.
In der freien Natur nehmen sich Pflanzen des Mülls an, sie überwuchern ihn. Nach und nach verrotten organische Bestandteile des Mülls, anorganische Bestandteile dagegen bleiben von den Pflanzen umschlossen in der Natur zurück und stellen damit eine akute Umweltbelastung dar.

In den Städten wird probiert an das Verantwortungsbewusstsein der Bürger zu appellieren, indem im Frühling zu großen Reinigungsaktionen aufgerufen wird. In zahlreichen Müllsammlungen werden Bürger dazu angehalten die Natur von allerlei Unrat zu befreien und sich für eine saubere Umwelt zu engagieren. Anerkennung finden diese Müllsammelaktionen vor allem bei Schulen, Kindergärten und Vereinen.
Und obwohl der Winter sich beharrlich hält, lud auch die Stadt Essen am 16. März bereits zum Frühjahrputz ein. An der Pico-Bello-SauberZauber Aktion in Essen nahmen mehr als 13.300 Menschen teil, davon fast 11.000 Kinder und Jugendliche.

Doch nicht nur national finden Müllsammelaktionen statt. Die weltweite Initiative „Clean up the world“ wurde im Rahmen des United Nations Environement Programme (UNEP) von dem Australier Ian Kierning ins Leben gerufen. Bei dem jährlich stattfindenden Clean-Up Aktionstag im September sollen Städte und Gemeinden dazu motiviert werden ihre Städte zu säubern und auch rein zu halten. Doch die Symptombekämpfung arbeitet noch nicht am Problemursprung. Woran liegt die zunehmende Vermüllung und wie kann dieser vorgebeugt werden? Würden an der Ruhr öffentliche Toiletten und Müllentsorgungsgelegenheiten dazu führen, dass man weitgehend naturbelassen baden kann? Können Ordnungshüter Abhilfe schaffen? Oder fehlt generell jegliches Verantwortungsbewusstsein der Gesellschaft?

Flussbaden – ein neuer alter Trend

Hafenbecken Kopenhagen Quelle: Rania Lahdo

 

Hafenbecken Kopenhagen Quelle: Rania Lahdo
Hafenbecken Kopenhagen
Foto: Rania Lahdo

Gestern begann offiziell der Frühling und damit ist auch der Sommer nicht mehr weit. Und was ist bei strahlendem Sonnenschein, blauem Himmel und heißen Temperaturen schöner, als sich im kühlen Nass zu erfrischen? Jedes Jahr zieht es im Sommer Scharen in die Freibäder und an die Badeseen Deutschlands. Doch gerade in Großstädten ist die Entfernung zum nächsten Baggersee oft groß und die Freibäder überfüllt.

In den letzten Jahren wurde ein Trend wieder belebt, der Abhilfe schafft: das Flussbaden (Geschichte des Flussbadens). Während das Projekt Sichere Ruhr noch untersucht, ob das Baden in der Ruhr überhaupt möglich ist, haben andere Städte ihre Flüsse als natürliche Badegewässer längst wieder entdeckt.

So ist es etwa in der Münchner Innenstadt möglich, sich in gekennzeichneten Bereichen der Isar zu erfrischen. Sogar Surfen ist stellenweise erlaubt. Es ist außerdem geplant, den freigegebenen Badebereich in der Innenstadt auszuweiten. Während der Badesaison wird das Wasser vorsorglich mit Ultraviolett-Licht behandelt, um Keime zu reduzieren. Eine gleichbleibend hohe Wasserqualität kann jedoch nicht garantiert werden. An anderen Stellen des Flusses machen Schleusen, Triebwerkanlagen und Wehre das Baden gefährlich. Entsprechende Schilder warnen die Badelustigen vor dieser Gefahr.

Auch in unserer Hauptstadt wird daran gearbeitet, das urbane Flussbaden möglich zu machen. Das Projekt SPREE2011 hat es sich auf die Fahne geschrieben, den Hauptstadtfluss zu bereinigen, damit die Berliner wieder bedenkenlos in ihre Spree springen können. Schwimmende Tanks fangen dort die Mischung aus Regen- und Abwasser auf, die sonst bei starkem Regen ungefiltert in den Fluss gelangt und ihn verunreinigt. Die Oberfläche der Tanks kann vielfältig genutzt werden, ob als Café, Freilichtkino oder Liegewiese.

Auch international setzt sich dieser Trend fort: In Bern, Kopenhagen und Zürich profitieren die Bürger von ihren Flüssen und erleben bereits den urbanen Trend, der sich positiv auf ihre Lebensqualität  und den Freizeitwert der Stadt auswirkt. Sogar auf politischer Ebene erfährt das Flussbaden Unterstützung. So schreibt die Europäische Wasserrahmenrichtlinie vor, dass bis 2015 alle Gewässer eine „gute Wasserqualität“ aufweisen müssen. Ob das Ruhrgebiet sich dem Trend des Flussbadens anschließen kann, ist noch fraglich. Dies hängt von einer Reihe von Faktoren ab, ob rechtlich, hygienisch, finanziell oder im Hinblick auf die Infrastruktur, die eingehend untersucht werden müssen. Genau diesen Untersuchungen widmet sich das Projekt Sichere Ruhr.

Die Umfrage im März

Foto: BinaryApe
Foto: BinaryApe
Foto: BinaryApe

Das Projekt Sichere Ruhr möchte unter anderem herausfinden, ob die Ruhr zum Badegewässer geeignet ist und Szenarien entwerfen, wie das Baden möglich gemacht werden könnte. Doch möchte überhaupt irgendjemand in der Ruhr baden?

Jährlich springen Waghalsige in den warmen Monaten trotz des offiziellen Verbots in die Ruhr, den Baldeneysee und den Kemnader See. Sie trotzen jeglichen Gesundheitsrisiken und freuen sich über die kühle Erfrischung. Diesen Mutigen kommt das Projekt Sichere Ruhr sehr gelegen. Endlich setzt sich jemand dafür ein, dass man sich in Zukunft wohlmöglich ohne schlechtes Gewissen dem Badevergnügen hingeben kann. Doch was ist mit denen, die nicht ins kühle Nass springen? Gibt es überhaupt ein grundlegendes Bürgerinteresse an der Ruhr als Badegewässer? Oder überwiegen die Bedenken? Genau darüber soll unsere aktuelle Umfrage Aufschluss geben.

Schon geklickt?

Das Projekt Sichere Ruhr setzt sich als Nachhaltigkeitsprojekt intensiv mit der Ressource Wasser auseinander. Hierbei werden Probleme deutlich, tauchen Fragen auf und werden aktuelle Geschehnisse rund um das Thema Wasser fokussiert und diskutiert. In Zukunft finden Sie auch hier aktuelle Beiträge rund um das Projekt, die Ruhr und die Ressource Wasser im Allgemeinen.

Und weil die Gewässer uns alle etwas angehen zählt hier Ihre Stimme. Hier werden Sie gehört. Diskutieren Sie mit uns und Anderen über Wasser, die Ruhr und das Projekt. Stellen Sie Fragen, schlagen Sie Themen vor oder kommentieren Sie. Wir möchten wissen, was Sie zum Thema Sichere Ruhr bewegt, besorgt oder erfreut. In unserem Wasserwandel-Blog und der Shoutbox haben wir immer ein offenes Ohr für Sie!