Geschichte des Harkortsees

Luftaufnahme des Harkortsees

Zwischen dem Ruhrviadukt der Volmetalbahn bei Herdecke, dem Stauwehr bei Wetter und den Hängen des Ardeygebirges liegt der Harkortsee, einer der sechs Stauseen der Ruhr. 1931 wurde er aufgestaut, um das Ruhrwasser mittels biologischer Selbstreinigungsprozesse zu klären, unter anderem weil der Nebenfluss Volme der Ruhr Schadstoffe zutrug. Betrachtet man Karten der Region, auf denen die Kreisgrenze zwischen Hagen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis eingezeichnet ist, kann man noch auf den früheren Verlauf der Ruhr schließen. Bevor der See aufgestaut wurde, markierte sie die Kreisgrenze.

Am Ostufer begrenzt den See mit dem Ruhrviadukt ein beeindruckendes Bauwerk, das älter ist als der See selbst. Seit 1879 fahren die Eisenbahnen über seine zwölf Bögen aus Sandstein. Im zweiten Weltkrieg beschädigt, sowohl durch eine Flutwelle, die die alliierte Bombardierung der Möhnetalsperre ausgelöst hatte, als zu Kriegsende durch Sprengungen der Wehrmacht, wurde der Viadukt nach 1945 wiederhergestellt. Er führt noch heute stündlich den öffentlichen Nahverkehr zwischen Hagen und Herdecke über die Ruhr. Ein weiteres historisches Gebäude am See ist das nur noch in Teilen erhaltene alte Cuno-Kraftwerk, weithin sichtbar durch seinen hohen Schornstein.

Die Reinigung des Wassers im Harkortsee beruht auf dem Absetzen von Sedimenten, wodurch der See stetig verschlammt. 1999 betrug seine Wassertiefe dadurch teilweise nur noch weniger als einen halben Meter, so dass er in den Folgejahren ausgebaggert werden musste. Diese Arbeiten am See wurden genutzt, um ihn auch ökologisch aufzuwerten. Dabei wurde ein Laichgewässer für Hechte angelegt sowie eine Inselkette, die Wasservögeln als Rückzugsgebiet dient. 2004 folgte entsprechend den Vorgaben der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie ein Fischaufstieg.

Neben der Feinreinigung des Ruhrwassers dient der Harkortsee auch als Ausgleichsbecken für den flussaufwärts gelegenen Hengsteysee. Dabei unterliegt er sozusagen einem menschengemachten Tidenhub. Denn das am Hengsteysee betriebene Kraftwerk, das Wasser auf eine Anhöhe pumpt, hat auch auf den Wasserspiegel des Harkortsees Einfluss. Täglich schwankt er um etwa 50 cm. Im Tagesverlauf wird jedoch immer soviel Wasser aus dem See wieder abgelassen, wie in ihn hineinströmt.

Nicht zuletzt dient der Harkortsee wie die anderen Ruhrstauseen heute der Naherholung. Segler und Ruderer sind hier zu finden, am Südufer liegen ein Yachthafen und ein Campingplatz. Am Nordufer dagegen erstrecken sich Wanderwege. Von der hier gelegenen Ruine der Burg Wetter bietet sich ein guter Ausblick über den See.

Geschichte des Hengsteysees

 

Luftaufnahme des Hengsteysees.

Der Hengsteysee ist ein Stausee der Ruhr, der zwischen Herdecke, Dortmund und Hagen liegt. Er erstreckt sich über eine Länge von 4,2 Kilometern von der Syburger Brücke unterhalb der Mündung der Lenne in die Ruhr bis zum Stauwehr des Laufwasserkraftwerks Hengstey.

Die Geschichte des Hengsteysees beginnt mit dem Ruhrreinhaltungsgesetz von 1913. Da das Wasser der Ruhr unter anderem als Trinkwasser für die Menschen in der Region benötigt wurde, bestimmte es die Abwasserklärung des Flusses. Auf dieser Grundlage wurde in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts der Hengsteysee angelegt. Er sollte insbesondere das zuströmende Wasser der an dieser Stelle in die Ruhr mündenden Lenne säubern. Da die Lenne aufgrund der regionalen Industrie zur damaligen Zeit stark säure- und eisenhaltig war, wirkte der See durch Vermischung mit dem alkalihaltigen Ruhrwasser und Schlammausfällung reinigend.

Als 1926 die Bauarbeiten für den See begannen, wurde auch eine Straßenbrücke angelegt. Bevor sie fertiggestellt war, stürzte sie allerdings bereits wieder ein und musste aufs Neue errichtet werden. Reste einer weiteren Brücke kann man heute noch auf einer Insel im See sehen. Der dort gelegene „Mäuseturm“ war Teil einer Fußgängerbrücke über den Fluss, bevor an dieser Stelle der See aufgestaut wurde. Im See verschwunden ist mit seiner Flutung im Jahr 1929 dagegen die Ruine des Schlosses Niedernhofen der Herren von Ovelacker.

Ein weiterer Zweck der Errichtung des Hengsteysees war neben der Wasserreinigung auch die Energieerzeugung. Außer dem bereits erwähnten älteren Laufwasserkraftwerk, wurde daher an seinem Nordufer auch ein Pumpspeicherkraftwerk gebaut. 1930, als es fertiggestellt wurde, war es eines der beiden ersten Kraftwerke seines Typs in Deutschland, wurde jedoch 1989 durch ein neueres Werk ersetzt. Das Pumpspeicherkraftwerk macht sich auch heute noch den Höhenunterschied zwischen dem See und dem Hang an seinem Ufer – der See grenzt an das Ardeygebirge – zunutze. Oben auf dem Hang besitzt das Kraftwerk ein künstliches Wasserbecken, in das nachts Seewasser hochgepumpt wird. Zu Zeiten hohen Energiebedarfs kann es wieder abgelassen und in Strom umgewandelt werden. Die Gewährleistung der Energiesicherheit zu Spitzenzeitenhat für den See zufolge, dass sein Wasserspiegel um etwa 70 cm schwanken kann. Für die Seeökologie bedeutet dies, dass das Brutverhalten der Seevögel beeinflusst und der Uferbewuchs reduziert wird – ein Nutzerkonflikt, wie er an Seen und Flüssen nicht selten besteht.

Heute dient der Hengsteysee vielen Zwecken: Neben der Feinreinigung des Ruhrwassers und der Energieerzeugung gewährleistet sein Stauwehr auch den Hochwasserschutz. Zudem wirkt er als sogenannter Geschiebefang, das heißt er lagert den von der Lenne in die Ruhr gespülten Flusschotter ab. Ende der 1980er Jahre musste der Hengsteysee deshalb ausgebaggert werden. Überwiegend kommt der Hengsteysee inzwischen allerdings der Freizeitnutzung zugute. Am Ufer entlang führt ein Rad- und Wanderweg, es gibt einen Bootsverleih und ein Rundfahrtschiff. Über dem See liegt als beliebtes Ausflugsziel die Hohensyburg.

Wasserkraft

 

Wasserkraftwerk in Niederense

Heute ist Wasserkraft weltweit die am intensivsten genutzte der erneuerbaren Energien. Erneuerbar deshalb, weil bei dieser Art der Stromgewinnung im Prinzip keine Rohstoffe verbraucht werden. Durch den Kreislauf des Wassers aus Verdunstung und Niederschlag steht es als Energiequelle immer wieder zur Verfügung.

Potentielle Energie steckt im Wasser oberhalb des Meeresspiegels überall. Wo es ein Gefälle gibt, kann diese Energie genutzt werden – die Bewegung des Wassers treibt dann mechanische Geräte wie beispielsweise Laufräder an. Lässt man das Wasser durch Turbinen strömen, werden diese in Bewegung gebracht. Mithilfe von Generatoren kann solche mechanische Bewegungsenergie dann in elektrischen Strom umgewandelt werden.

Wie gut sich die Kraft des Wassers zur Energiegewinnung nutzen lässt, hängt von den landschaftlichen Voraussetzungen vor Ort ab. So ist neben Höhenunterschieden etwa die regionale Niederschlagsmenge dafür von Bedeutung. Mit dem Niederschlag ändert sich der Wasserstand eines Flusses und damit auch seine Nutzbarkeit zur Energiegewinnung. Trocknet ein Fluss im Sommer aus, kann er auch keine Laufräder oder Turbinen mehr antreiben. An Wasserkraftanlagen setzt man daher Staustufen ein, die einen ausreichenden Wasserstand aufrechterhalten. Zugleich können solche Wasserreservoire als Trinkwasserspeicher genutzt werden. An den Stauseen der Ruhr wird so mithilfe des Wassers elektrischer Strom erzeugt.

Ein Vorteil der Wasserkraft gegenüber anderen Arten der Energiegewinnung ist ihr hoher Wirkungsgrad, das heißt, dass ein großer Teil der Energie auch tatsächlich verlustfrei genutzt werden kann. Außerdem zeichnet sich die Wasserkraft durch gute Speicherbarkeit aus – wird das Wasser gestaut, kann es im Bedarfsfall kurzfristig zur Stromproduktion genutzt werden. Nicht zuletzt ist die Wasserkraft verglichen mit der Verbrennung fossiler Energieträger arm an Abfallprodukten wie Kohlendioxid oder radioaktiven Abfällen.

Auch mit der Wasserkraft sind jedoch ökologische Schwierigkeiten verbunden. Durch den Neubau eines Wasserkraftwerks beziehungsweise eines dazugehörigen Staubeckens in einem Fluss, wird dessen Wasserhaushalt verändert. Das hat etwa Auswirkungen auf Temperatur und Sauerstoffkonzentration des Wassers sowie auf den Nährstofftransport in Flüssen. Das Bauwerk selbst stellt für die Tiere in einem Fluss ein Hindernis dar, das ihre natürlichen Wanderwege blockiert.

Um solchen negativen Folgen entgegenzusteuern, können Ausgleichsmaßnahmen ergriffen werden. Dazu gehört der Bau von Fischtreppen, die den Tieren ermöglichen, am Kraftwerk vorbei zu wandern. Auch eine möglichst naturnahe Gestaltung der Staubereiche kann die ökologischen Folgen abmildern, ebenso Turbinen, die das Wasser wieder mit Sauerstoff anreichern.

Ein Eingriff in die Flusslandschaft bleibt der Bau eines Wasserkraftwerks dennoch. Insbesondere bei Großprojekten kann das mit erheblichen ökologischen und sozialen Problemen verbunden sein. Ein Beispiel hierfür ist der Dreischluchtenstaudamm in China. Auf der anderen Seite können Stauseen, die der Wasserkraft dienen, auch zum Hochwasserschutz beitragen, weil sie den Wasserstand regulieren helfen. Die Aufgabe der Wasserkraft bleibt, einen sinnvollen Kompromiss zu suchen zwischen dem Bedürfnis Energie zu gewinnen und dem Schutz der natürlichen Gewässer.

Ozonierung

Ozonierung auf der Kläranlagen Schwerte

Die sogenannte Ozonierung ist eine Methode zur Abwasserbehandlung, die im Projekt Sichere Ruhr erforscht wird. Sie hilft, das Wasser von unerwünschten Stoffen zu befreien, insbesondere von den organischen wie Keimen. Auch die Zerlegung von Medikamentenrückständen und Metallen im Wasser ist mit diesem Verfahren prinzipiell möglich. Darüber hinaus kann die Ozonierung Farben und Gerüche des Wassers entfernen.

Der Name des Verfahrens sagt es bereits: Die gesundheitsschädlichen Stoffe im Abwasser werden bei dieser Form der Reinigung mithilfe des Gases Ozon bekämpft. Ozon ist ein sehr reaktionsfreudiges Gas, das aus drei Sauerstoffatomen besteht. Da es instabil ist, wird es erst vor Ort erzeugt. Für das Projekt Sichere Ruhr geschieht dies in einer Kläranlage in Essen. Dabei benutzt man anspruchsvolle technische Geräte, die mit elektrischen Entladungen arbeiten.

Das Abwasser wird bei der Ozonierung durch eine Reaktionssäule geleitet, in die auch das Ozon eingetragen wird. In der Säule reagiert das Ozon mit den Inhaltsstoffen des Wassers. Das Gas greift dabei die unerwünschten Keime an und spaltet deren Verbindungen. Während die Bakterien und Viren abgetötet werden, wird das Ozon zu Sauerstoff. Man spricht dabei auch von einer Oxidation. Überschüssiges Ozon wird am oberen Ende der Säule gesammelt, wo es ebenfalls zu Sauerstoff reagiert und wieder an die Umgebungsluft abgegeben wird.

UV-Bestrahlung

UV-Bestrahlung auf der Kläranlage Warstein

Die UV-Bestrahlung, also Bestrahlung mit ultraviolettem Licht, ist eine Technik zur Desinfektion von Abwasser. Es kann damit von Kleinstlebewesen, speziell Krankheitserregern befreit werden.

Zu diesem Zweck fließt das Wasser durch ein Gerinne, in das Lampen eingetaucht werden. Die Lampen bestrahlen hier das Wasser mit Licht einer bestimmten Wellenlänge. Dieses energiereiche, ultraviolette Licht vertragen die Viren und Bakterien schlecht. Es wirkt auf ihr Erbgut und sie werden unfruchtbar. Sie können sich so nicht weiter vermehren und verlieren ihre gesundheitsschädigende Wirkung.

Je länger das Abwasser im Gerinne bleibt, desto länger werden auch die Erreger der Bestrahlung ausgesetzt und desto gründlicher werden sie bekämpft. Im Projekt Sichere Ruhr wurde die UV-Bestrahlung bei der Abwasserreinigung im Klärwerk Essen-Süd mit Erfolg getestet. Auch an anderen Flüssen, beispielsweise der Isar, wird die UV-Bestrahlung angewandt, um das Wasser von Keimen zu befreien.

Wie funktioniert eine Schleuse?

Schleuse in Essen-Kettwig

Schleusen sind Bauwerke, die dazu dienen, dass Wasserfahrzeuge unterschiedliche Wasserstände zwischen zwei Gewässerteilen überwinden können. Mit ihrer Hilfe kann ein Schiff, das auf einem Fluss oder Kanal unterwegs ist, angehoben oder abgesenkt werden, bis es das gewünschte Wasserniveau erreicht.

Bei Fließgewässern sind dafür normalerweise keine Pumpen erforderlich. Nachdem ein Schiff in die Schleusenkammer eingefahren ist, fließt das Wasser von dort ab ins Unterwasser – wie man den niedriger gelegenen Flussteil nennt. Sobald das Schiff dann auf den Wasserstand des Unterwassers abgesenkt wurde, wird das Schleusentor geöffnet und das Schiff kann seine Fahrt fortsetzen. Im umgekehrten Fall, also wenn das Wasserfahrzeug angehoben werden soll, lässt man der Schleusenkammer Wasser aus dem höher gelegenen Gewässerteil zufließen, solange bis das Schiff auf dessen Höhe angelangt ist. Hier ist die Funktionsweise einer Schleuse in Form einer Grafik veranschaulicht.

An der Ruhr haben Schleusen eine lange Geschichte. Schon im 18. Jahrhundert wurden eine ganze Reihe von ihnen angelegt, um den sogenannten Ruhraaken, die auf dem Fluss Kohle transportierten, die Fahrt zu ermöglichen. Zwar hat der Kohletransport auf dem Fluss seine Hochphase lange hinter sich, doch Schleusen spielen an der Ruhr immer noch eine wichtige Rolle für die Nutzung des Flusses als Wasserstraße. So verbindet beispielsweise der Ruhrschifffahrtskanal den Mülheimer mit dem Duisburger Hafen. Hier hebt und senkt die Ruhrschleuse circa 9.000 Schiffe im Jahr. Gemeinsam mit der Schleuse im Rhein-Herne-Kanal hilft sie den Wasserfahrzeugen damit, das rund zehn Meter betragende Gefälle zwischen den beiden Städten an der Ruhr zu überwinden.

Krankheitserreger

Natürliche Gewässer wirken durch ihre Kühle besonders an heißen Tagen verführerisch und laden dazu ein, ein erfrischendes Bad zu nehmen – manchmal mit unerwarteten Folgen.

Die Wasserqualität natürlicher Gewässer ist nicht mit der von Schwimmbädern zu vergleichen, da Wetter- und Strömungsverhältnisse für eine schwankende Wasserqualität sorgen. Ist die Wasserqualität durch diverse Einflüsse zeitweise stark beeinträchtigt, kommen unter Anderem zahlreiche Krankheitserreger fäkalen Ursprungs im Wasser vor. Die meisten Erreger überleben nur eine kurze Zeit, da ihnen die Widerstandsfähigkeit gegen Umwelteinflüsse fehlt. Jedoch können diese Krankheitserreger in direkter Folge auf eine Verschmutzung – in Abhängigkeit von ihrer jeweiligen Konzentration – für  Einzelerkrankungen oder gar Epidemien sorgen. Besonders nach Starkregen und Gewittern sollte daher das Baden in natürlichen Gewässern vermieden werden, denn bei Starkregen fließt Wasser aus verschiedenen Quellen des Umlandes ungeklärt in den Fluss. Exkremente und Düngemittel, Träger von Bakterien, Viren, Parasiten und Keimen, gelangen so ungefiltert in den Fluss und sorgen für erhebliche Beeinträchtigungen der Wasserqualität.

Doch welche Krankheiten werden über das Wasser übertragen?

Zu den durch Wasser übertragbaren Infektionskrankheiten gehören bakterielle Infektionen, die durch die im Darm vorkommenden Bakterien wie beispielsweise Escherichia coli, intestinale Enterokokken und Clostridium perfringens ausgelöst werden. Die meisten Stämme dieser Bakterien sind nicht humanpathogen, also für den Menschen nicht krankheitserregend, sondern harmlos. Jedoch können auch pathogene Stämme im Wasser vorkommen, die – zum Teil lebensbedrohliche – Infektionskrankheiten auslösen können. Zu diesen bakteriellen Infektionen gehören Harnwegsinfektionen, Durchfallerkrankungen, Chronische Darmentzündungen (Morbus Chrohn und Colitis ulcerosa), Blutvergiftungen (Sepsis), Hirnhautentzündungen (Neonatale und Clostridiale Meningitis), Gasbrand oder auch Herzinnenhautentzündungen (Endokarditis).

Menschen mit geschwächtem Immunsystem, so zum Beispiel ältere Menschen und Kinder, müssen mit besonderer Vorsicht in natürlichen Gewässern baden, denn für sie können auch die Umweltkeime Pseudomonas und Aeromonas schwerwiegende Folgen haben. Diese können ebenfalls Erreger möglicher Wundinfektionen und von Magen-Darm-Erkrankungen sein.

Neben Bakterien lassen sich teilweise auch Viren in natürlichen Gewässern nachweisen. Adeno-, Polyoma-, Rota-, Noro- und Enteroviren sind pathogene, krankmachende Viren, die ebenfalls Erreger für verschiedene Krankheiten sein können. So vor allem für Erkrankungen der Atem- und Harnwege, Nieren- und Durchfallerkrankungen. Enteroviren können darüber hinaus auch  für zahlreiche – auch schwerwiegende – Erkrankungen verantwortlich sein, wie beispielsweise die Hand-Fuß-Mund-Krankheit, Kinderlähmung, Leberentzündung (Hepatitis), Hirnhautentzündung (Meningitis), Gehirnentzündung (Enzephalitis) und Lähmungen (Paralysen).

Durch die in natürlichen Gewässern vorkommende Parasiten Cryptosporidium parvum und Giardia lamblia werden ebenfalls Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes ausgelöst, so zum Beispiel die Lamblienruhr (Giardiasis). Diese Parasiten zählen in Deutschland zu den Haupterregern für Magen-Darm-Infektionen nach dem Baden in natürlichen Gewässern, aber auch in Schwimmbädern. Jedoch kommt es hier ebenfalls auf das Vorkommen und die Konzentration der enthaltenen Parasiten an.

Ebenfalls durch Parasiten verursacht wird die Badedermatitis, eine weitestgehend harmlose aber stark juckende Hautinfektion. Hierfür verantwortlich sind Vogelschistosomen, Parasiten, die durch Vogelausscheidungen ins Wasser gelangen. Im Wasser dringen die im Kot enthaltenen Larven in Schnecken ein, in denen weitere freischwimmende Larvenstadien, die  Zerkarien, heranreifen. Sind diese ausgewachsen, verlassen sie den Zwischenwirt, die Schnecke, um in den Endwirt die Ente einzudringen. Bei der Suche nach einem finalen Wirt können diese Zerkarien versehentlich auch in die menschliche Haut eindringen. Hier können sie sich nicht weiter vermehren und sterben ab. Die Folge der Infektion ist der juckende, ansonsten aber harmlose, Hautauschlag, die Badedermatitis.

Das Projekt Sichere Ruhr untersucht das Ruhrwasser hinsichtlich dieser Krankheitserreger, um ein mögliches Erkrankungsrisiko beim Baden in der Ruhr zukünftig einschätzen zu können.

Bislang ist das Baden in der Ruhr unter Anderem wegen des Risikos möglicher Infektionen verboten. Jedoch prüft das Projekt Sichere Ruhr inwiefern dieses Risiko tatsächlich zum gegenwärtigen Zeitpunkt gegeben ist, denn die Wasserqualität der Ruhr hat sich über die Jahrzehnte stets verbessert. Hierzu werden an verschiedenen Stellen der Ruhr Messungen durchgeführt und Werte erhoben. Diese dienen dazu eine umfangreiche und aussagekräftige Risikobewertung der Ruhr machen zu können und daraus am Ende der Projektlaufzeit eine Empfehlung für oder gegen das Badeverbot aussprechen zu können.

Bislang lässt sich bereits festhalten, dass drei Tage nach Starkregen und Gewittern auf keinen Fall in natürlichen Gewässern mit Kläranlageneinleitungen – so auch in der Ruhr – gebadet werden sollte, denn das Vorkommen von Krankheitserregern bakterieller, viraler und parasitärer Art ist nach solchen Ereignissen definitiv gegeben. Auch bei guten Wasserbedingungen können die genannten Erreger vereinzelt vorkommen, jedoch bedeutet das reine Vorkommen von Krankheitserregern im Wasser noch keine sichere Ansteckungsgefahr, also auch keine zwangsläufige Folge an den genannten Infektionen zu erkranken. Das gute Immunsystem vieler Badender, sowie eine geringe Anzahl der Erreger, führen tatsächlich nur in sehr seltenen Fällen zu Erkrankungen nach dem Baden in natürlichen Gewässern.

Die Ruhr im Verlauf

Ruhrquelle

 

Im Naturpark Rothaargebirge, drei Kilometer nordöstlich von Winterberg, liegt der Ruhrkopf, Hier entspringt die Ruhr auf 674 Meter Höhe über Normalnull. Oberhalb der Quelle verläuft die Rhein-Weser-Wasserscheide. Die hier entsprungenen Bäche münden nicht wie die Ruhr im Rhein, sondern durch Orke, Eder und Fulda in der Weser.

Mit Ausnahme der ersten zwanzig Kilometer, fließt die Ruhr  weitestgehend in Ost-West-Richtung und wird dabei beidseitig von den Gebirgszügen des Rheinischen Schiefergebirges begrenzt.

Im Hochsauerlandkreis fließt die Ruhr zunächst an Olsberg, Bestwig und

Meschede vorbei in Richtung Arnsberg. Hierbei wird sie von zahlreichen kleinen Gebirgsflüssen gespeist. Hille, Neger, Gierskoppbach, Henne und Wenne fließen noch vor Arnsberg in den Fluss.

Bei Wickede knickt die Ruhr dann nach Westen ab und fließt von dort vorbei an Fröndenberg, Menden, Holzwickede, Iserlohn und Schwerte. In diesem Verlauf fließen Möhne, Henne und Baarbach in die Ruhr. Zudem überwindet sie hier bereits den größten Höhenunterschied und fließt bei Schwerte nur noch auf einer Höhe von 123 Metern über Normalnull.

Von Schwerte aus fließt die Ruhr weiter vorbei an den südlichen Stadtteilen Dortmunds, den begehrtesten Wohnlagen der Ruhrgebietsmetropole und der Hohensyburg, die oberhalb der Ruhr liegt. Am gegenüberliegenden Ufer bei Hagen münden die Lenne, der größte Nebenfluss der Ruhr, und die Volme in die Ruhr. Kurz danach passiert die Ruhr die ersten zwei Ruhrstauseen den Hengsteysee und den Harkortsee bei Herdecke. Am rechten Ufer des Harkortsees liegt die Stadt Wetter; etwas weiter flussabwärts die Stadt Witten, zwei ehemalige Industriezentren des Ruhrgebietes.

Die Ausläufer des Ardeygebirges sorgen für einen markanten Bogen im Ruhrverlauf und kündigen das südliche Ruhrgebiet an. Bevor die Ruhr bei Bochum durch den Kemnader Stausee fließt, einen weiteren Ruhrstausee, der vom Ruhrverband betrieben wird, mündet der Oelbach in der Ruhr.

Von Bochum-Dahlhausen bis nach Essen-Steele geht die Flussrichtung gen Westen, ehe sie dann wieder südwestwärts um Essen-Überruhr durch den Baldeneysee strömt, wo der Dalbach  die Ruhr speist. Nachdem sie Essen-Werden hinter sich lässt, fließt sie nach dem Kettwiger Stausee nach Nordwesten um bei Mülheim an der Ruhr das Niederrheinische Tiefland zu erreichen. Hier ändert sie erneut die Fließrichtung nach Westen. Beim Zentrum von Mülheim an der Ruhr mündet der Rumbach

Ruhrmündung bei Duisburg-Kaßlerfeld

als letzter Nebenfluss im Ruhrverlauf in die Ruhr.

Bevor die Ruhr Duisburg erreicht, passiert sie die Südgrenze von Oberhausen.

Bei Duisburg-Ruhrort mündet die Ruhr auf 20,2 Metern über Normalnull in den Rhein.

Gefahren beim Baden in natürlichen Gewässern

Das Baden in natürlichen Gewässern birgt stets ein Risiko. Doch natürliche Gewässer sind nicht alle gleich risikoreich. Die Rahmenbedingungen für das Baden in Flüssen und Seen sind neben der Wasserqualität auch Strömungsverhältnisse, Wellengang und Sog. Diese können nicht verallgemeinert werden, sondern weichen in großem Maße voneinander ab.

Im Vergleich zum Baden in Seen ist das Risiko beim Baden in Flüssen und Kanälen deutlich höher – jährlich ertrinken hier die meisten Menschen. Möchte man ein sicheres Bad im Fluss genießen, sollten folgende Regeln eingehalten werden:

  1. Gehen Sie niemals an Wasserbauwerken und Buhnen schwimmen! Diese Wasserbauwerke verhindern, dass das Wasser im Fließgewässer gleichmäßig fließt. Stattdessen kommt es hier schnell zu Verwirbelungen, die auch geübte Schwimmer überraschen können und für Panik sorgen.
  2. Springen Sie nicht von Brücken in einen Fluss! Die Wassertiefe ist hierbei nicht einsehbar und kann leicht überschätzt werden. Die Folgen können bis hin zu lebensbedrohlichen Verletzungen reichen.
  3. Gehen Sie nicht schwimmen, wenn Schiffe unterwegs sind! Vorbeifahrende Schiffe sorgen für einen erhöhten Wellengang, starken Sog und unvorhersehbare Strömungen. Dies kann plötzlich zu einem erhöhten Wasserpegel am Ufer sorgen und damit dort spielende Kinder in Gefahr bringen.
  4. Schwimmen Sie niemals gegen die Strömung an, sondern lassen Sie sich stets von dieser mittreiben! Die Strömung ist oft stärker als gedacht, weshalb auch geübte Schwimmer ihr Können teilweise überschätzen.
  5. Beachten Sie Badeverbote! Badeverbote sind meist aus Gründen der Sicherheit ausgesprochen worden. Gefahren durch Wasserbauwerke, Einleitungen und Strömungen soll so vorgebeugt werden. Darüber hinaus sind Flora und Fauna in Natur- und Wasserschutzgebieten nicht zu beeinträchtigen – Hier gilt ebenfalls ein ausdrückliches Badeverbot.

Für das Baden in Seen gelten ebenfalls besondere Regeln, die es im Sinne der Sicherheit einzuhalten gilt:

  1. Schwimmen Sie nicht zu weit raus! Besonders tiefe Seen haben unterschiedliche Temperaturschichten. Wenn man besonders weit herausschwimmt oder taucht kann der Temperaturwechsel von dem warmen Oberflächenwasser und dem tiefen Wasser so erheblich sein, dass ein Kälteschock mit Herzversagen drohen kann.
  2. Achtung beim Baden in Baggerseen! Bei Baggerseen handelt es sich um ehemalige Kiesgruben oder Steinbrüche. Die bis zu 30 Meter in die Tiefe reichenden Baggerseen haben oft steil abfallende Ufer. Außerdem können die Uferanschüttungen abrutschen. Bleiben Sie also in den beschilderten Badezonen.
  3. Vorsicht vor Wasserpflanzen! In stehenden Gewässern gibt es oft Wasserpflanzen mit langen Auswüchsen. Bleibt man hier einmal hängen, muss Ruhe bewahrt werden.

Sollte jemand anderes in Gefahr geraten, wählen Sie schnell die 112. Gehen Sie selbst nur ins Wasser, wenn Sie sich hierdurch selbst nicht in Gefahr bringen. Eigenschutz geht vor!

Generell gilt: Erst denken, dann schwimmen. Die Informationsbeschaffung über ein mögliches Badegewässer sollte immer vorab geschehen. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DRLG) und die Deutsche Wasserwacht (DRK) kennen die Gefahren, die von einem natürlichen Gewässer ausgehen und können daher bestens Auskunft geben. Fragen Sie einfach in der Ortsgruppe nach.

Weitere Informationen zum Schwimmen in öffentlichen und natürlichen Gewässern, finden Sie auf der Internetpräsenz der DLRG und der DRK.

 

Was ist Mischwasserbehandlung?

Regenüberlaufbecken

Verregnete Sommer, nasse Winter – doch wohin mit dem ganzen Wasser? Bei schlechtem Wetter fließen Regenwasser und Schmutzwasser gemeinsam in die Kanalisation. Die dabei entstehenden Wassermengen überschreiten die Mengen, die bei gutem Wetter kanalisiert werden um ein Vielfaches. An geeignet Stellen wurden aus diesem Grund im Kanalnetz Regenentlastungs- und Niederschlagswasserbehandlungsanlagen angeordnet. So werden die Kläranlagen in ihren Reinigungsleistungen nicht eingeschränkt.

Regenüberlauf- oder Regenrückhaltebecken und Stauraumkanäle speichern die eingeleiteten Abwässer nach Starkregen zwischen und führen sie verzögert in die Kanalisation zurück und damit in die Kläranlagen. Bei extremen Niederschlägen über einen längeren Zeitraum können die Mengen wegen voller Speicher nicht zwischengespeichert werden. Dann kann ein Teil ungefiltert in den Fluss gelangen und damit schlechten Einfluss auf die Wasserqualität nehmen, ein Ereignis, das früher ständig geschah. Bevor die Regenrückhaltebecken als Lösung für Starkregenereignisse entwickelt wurden, leitete man das Mischwasser nach Regengüssen stets direkt in den Fluss. Neben Industrieabwässern war dies ebenfalls ein Grund für den schlechten Zustand der Oberflächengewässer. Durch die fortschreitende Entwicklung der Abwassertechnik konnte hier Abhilfe geschaffen werden. Heute gelangt nur noch in seltenen Ausnahmefällen ungefiltertes Wasser in die Flüsse.

Wie funktioniert eine Talsperre?

Luftaufnahme der Möhnetalsperre

Häufig trifft man auf Talsperren ohne sie direkt als solche zu erkennen. Auffallen tun sie meist nur durch ihre beeindruckende Größe, denn die dahinterliegende Technik ist für den Betrachter unsichtbar. Hinter den Mauern des massiven Bauwerkes befinden sich hochkomplizierte technische Anlagen, die für das Stauen von fließendem Wasser zuständig sind. Dabei umfasst die Breite einer Talsperre mehr als nur den Querschnitt der Wasseroberfläche, nämlich die komplette Breite des Tals. Hauptfunktionen von Talsperren sind die Trink- und Betriebswasserversorgung, die Energieerzeugung, der Hochwasserschutz und die Niedrigwasseraufhöhung.

Talsperren müssen besonders hohen Sicherheitsanforderungen genügen und vom Betreiber besonders sorgfältig überwacht werden, da sie nicht nur komplizierte technische Anlagen beherbergen, sondern auch sehr viel potenzielle Energie speichern.

Die acht Talsperren entlang der Ruhr, mit einem Gesamtvolumen von 463

Luftaufnahme der Biggetalsperre.

Millionen Kubikmetern, bilden das größte zusammenhängende Talsperrensystem entlang eines einzigen Flussgebietes in Deutschland. Im Ruhrgebiet dienen die Talsperren vor allem der Trinkwasserversorgung von rund fünf Millionen Menschen und der Verringerung von Hochwasserspitzen. Gesteuert werden die Talsperren dabei nicht etwa vor Ort jeder einzelnen Talsperre sondern zentral aus der Talsperrenleitzentrale des Ruhrverbandes in Essen.

Was ist ein Stausee?

Foto: Ruhrverband
Baldeneysee

Die Reinigung des Abwassers war schon lange ein Thema noch weit bevor hochtechnisierte Klärverfahren entwickelt wurden, wie sie in den modernen Kläranlagen zu finden sind. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es bereits mechanische Klärtechniken, jedoch wurden lange nicht alle Abwässer durch diese geleitet. Um das Wasser dennoch rein zu halten und Trinkwasserqualität herzustellen wurden Stauseen als Flusskläranlagen gebaut. Das dahinter stehende Prinzip ist die Reduzierung der Fließgeschwindigkeit und Verlängerung der Laufzeit, wodurch absetzbare Stoffe aus dem Flusswasser entfernt werden. Die Vergrößerung der Wasseroberfläche erhöht darüber hinaus die Wirksamkeit von Sonne und Wind und begünstigt die Sauerstoffaufnahme, wodurch biologische Abbauprozesse im Wasser gefördert werden.

Trotz der fortschreitenden Technisierung der Abwasserreinigung kann auf die natürlichen Flusskläranlagen nicht verzichtet werden. Im Stausee findet die Feinreinigung statt, ein Selbstreinigungsprozess des Wassers, wodurch sich die Wasserqualität des Flusses beim Durchfließen der Stauseen deutlich verbessert. Die Staustufen eines Stausees können darüber hinaus zur Erzeugung von Strom durch Wasserkraft genutzt werden, weshalb die Ruhrstauseen mit Wasserkraftanlagen ausgerüstet wurden. Jährlich werden hier 92,5 Kilowattstunden erzeugt.

Doch die Bedeutung der Stauseen ist nicht nur eine praktische. Als Naherholungsgebiete laden die Ruhrstauseen zu zahlreichen Aktivitäten ein.

Stauseen im Ruhrverlauf sind:

Hengsteysee, eingestaut 1929
Harkortsee, eingestaut 1931
Baldeneysee, eingestaut 1933
Kettwiger See, eingestaut 1950
Kemnader See, eingestaut 1979

Anforderungen an das Baden in der Ruhr

Am 19. und 20. April 2012 fand der Szenarien-Workshop zum Thema „Baden im Baldeneysee“ statt. Zahlreiche engagierte Bürger sowie Interessensvertreter verschiedener Organisationen folgten dem Aufruf, sich aktiv in die Planungen des Projekts Sichere Ruhr einzubringen und es mit ihrem Wissen, ihren Anregungen und ihrer Kritik zu bereichern. Im Workshop entstanden die folgenden Anforderungen an das Baden in der Ruhr. Diese Anforderungen sollten bei den später von den Teilnehmern entwickelten Bade-Szenarien als Grundlage berücksichtigt werden und sollen ebenso bei einer möglichen Umsetzung der Szenarien Beachtung finden.

Hygiene
Durchfallerkrankungen, Erkrankungen der Gehörgänge sowie Badedermatitis sind unangenehme Folgen, die ein Ruhrbad zum Status Quo (Stand: April 2012) mit sich bringen kann. Doch wie kommen diese Krankheitserreger in das Ruhrwasser? Einträge aus der Landwirtschaft, Verunreinigungen von Straßen und Häusern sowie Ausscheidungen von Vögeln haben einen wesentlichen Einfluss auf die Verunreinigung des Wassers. Starkregen spült diese verschiedenen Einträge in die Ruhr, so dass zum derzeitigen Zeitpunkt keine konstante Wasserqualität des Flusses gegeben ist. Sollte also das Baden offiziell oder auf eigene Gefahr erlaubt werden, muss der Verstand mit baden gehen. Besonders wichtig ist, dass der Fluss nach Unwettern gemieden werden sollte.

Mögliche hygienische Verschlechterungen der Wasserqualität durch Badende, wie zum Beispiel durch Sonnencreme oder Hautschüppchen sind jedoch nicht, wie häufig vermutet, gegeben. Diese Mikroverunreinigungen  werden in so großem Maße verdünnt, dass sie für die Wasserqualität keinerlei Beeinträchtigung darstellen.

Für die Informationsvermittlung bezüglich möglicher hygienischer Einschränkungen der Wasserqualität muss ein Frühwarnsystem entwickelt werden, das nicht-wissenschaftlich aufbereitete, verständliche Informationen bereithält.

Rechtslage
Ist es überhaupt erlaubt, ein generelles Badeverbot auszusprechen oder hat nicht vielmehr jeder Bürger ein Recht auf uneingeschränkten Zugang zu öffentlichen Gewässern und damit zum Baden? Ein generelles Badeverbot ist nach der gegebenen Rechtslage eigentlich nicht aufrecht zu halten. Jedem EU-Bürger steht das Recht zu, in Flüssen und Seen zu baden, ausgenommen davon sind Natur- und Wasserschutzgebiete. Hier gilt ein generelles Badeverbot. Zudem sind Kommunen dazu verpflichtet, sobald mehrere Bürger an einer bestimmten Stelle ins Wasser gehen, die Wasserqualität dieser Stelle zu untersuchen. Geht hiervon keine Gefahr aus, ist diese Stelle laut Badegewässerrichtlinie als offizielle Badestelle auszuweisen. Eine Vorgabe, die in der Ruhr nicht umzusetzen ist, denn die Wasserqualität schwankt. Doch unter welchen Voraussetzungen könnte das Baden in der Ruhr dennoch legalisiert werden? Unter Berücksichtigung verschiedener Möglichkeiten kommt rechtlich vielmals nur ein Baden auf eigenes Risiko in Frage. Denn offizielle Badestellen benötigen eine Infrastruktur mit Aufsicht, Parkplätzen und Müllentsorgung sowie die Beachtung der Verkehrssicherheitspflicht. Eine weitere Anforderung an das Projekt ist es damit, eine praktikable Lösung, die den rechtlichen Rahmenbedingungen entspricht, zu finden.

Nutzen
Welchen Nutzen bringt das Baden in der Ruhr für die Region und die Bewohner mit sich? Hierbei gibt es neben dem direkt sichtbaren kommerziellen Nutzen für Gastronomie, Hotellerie und andere Freizeitzweige auch weitere Nutzen für den Bürger, die erst auf den zweiten Blick erkennbar sind.

Ein zentraler Punkt ist hierbei der Imagewandel der Region, der mit dem naturnahen Baden im urbanen Raum weiter unterstützt werden könnte. Das Ruhrgebiet als Industrie- und Kohleabbaugebiet ist vielen ein Begriff, doch sein Wandel zur Kulturregion und grünen Großstadt ist im vollen Gange. Das Baden in der Ruhr würde diesen Wandel positiv unterstützen. Das Image der Region und ihrer Bewohner würde damit verbessert. Neben dem positiven Ansehen würde dies natürlich auch einen Standortvorteil der Region mit sich bringen.

Darüber hinaus bedeutet die Möglichkeit des Badens für die Bewohner selbst mehr Lebensqualität und Freizeitwert. Die Ruhr würde zu einem Ort der Begegnung und Entspannung. Zusätzlich könnten die Bürger von der naturnahen Erfahrungswelt profitieren, die besonders für Kinder ein erhebliches spielerisches Lernmoment mitbringt. Sie könnten Erfahrungen im Umgang mit der Natur sammeln und diese als ihre direkte Umwelt kennen und wertschätzen lernen.

Finanzierung
Die zentrale Fragestellung beim Thema Finanzierung ist natürlich die Frage danach, wer das Geld für eine mögliche Realisierung der Bade-Szenarien zur Verfügung stellen soll.

Als Nutznießer profitieren natürlich besonders die Bürger von der Bademöglichkeit der Ruhr, weshalb diese das Vorhaben in der ein oder anderen Weise durch einen kleinen Beitrag mit stemmen könnten. Die Bereitschaft für etwas Schönes und Nutzenbringendes auch selber zahlen zu wollen, wurde von engagierten Teilnehmern des Workshops durchaus in Betracht gezogen. Denkbar wäre hier Eintrittsgeldern für bestimmte Stellen am Baldeneysee und der Ruhr, Badescheine analog zum Anglerschein oder auch eine Kurtaxe oder Einnahmen durch Steuern. Mit diesen verschiedenen bürgergetragenen Finanzierungsinstrumenten könnte eine mögliche Infrastruktur an angedachten Badestellen errichtet und aufrechterhalten werden. Welche Form genau hierfür geeignet und von den Bürgern gewünscht ist, gilt es im Laufe des Projekts herauszufinden.

Zusätzlich zu den Bürgern könnten diejenigen Personen oder Institutionen zur Kasse gebeten werden, die für die schlechte Wasserqualität verantwortlich sind. Ebenso stellt die Kostenübernahme durch weitere Institutionen, die von der Ruhr als Badegewässer profitieren, eine Finanzierungsmöglichkeit dar. Solche Institutionen wären beispielsweise Restaurants, Wassersportclubs oder Hotels, die an der Ruhr ansässig sind.

Kommunikation
„Kann ich heute baden? Ja oder Nein?“ – dies ist die zentrale Fragestellung, die künftig für Badewillige von großem Interesse sein könnte. Auch wer tiefergehende Informationen rund um Schadstoffkonzentrationen und genauere Wasserwerte sucht sollte in der Lage sein, diese zum Beispiel auf einer Website oder mittels mobiler App abrufen zu können. Daher sollte ein Kommunikationssystem entwickelt werden, welches den Abruf eben dieser Information ohne großen Aufwand ermöglicht.

Sollte tatsächlich ein Badeverbot für einen bestimmten Tag ausgesprochen werden, müsste dieses mit Begründung angegeben werden, sodass es nicht willkürlich wirkt und für alle Bürger nachvollziehbar ist. Nur so kann der Bürger lernen, in welchen Situationen Baden in der Ruhr nach wie vor nicht möglich wäre.

Die Antwort auf die zentrale Frage und alle relevanten Informationen sollten dabei mit Bedacht auf älteres Publikum nicht nur per Internet vermittelt werden, sondern auch über andere Medien wie die Zeitung oder das Radio für die Nutzer zur Verfügung stehen. Unmittelbar am Badeort könnte darüber hinaus ein Ampelsystem in Kombination mit einer Informationstafel über die Badewasserqualität Auskunft geben. Doch wie soll ein solches Ampel- bzw. Frühwarnsystem aussehen? Von Ampeln über Fahnen bis hin zu fünfstufigen Skalen ist vieles denkbar. Als weitere Anforderung ergibt sich schließlich die Entwicklung eines einfach zu lesenden Kommunikations- und Frühwarnsystems zur Badewasserqualität.

 

Szenario Flussbäder an der Ruhr

Im dritten Szenario des zweiten Workshop-Tages ließen die Bürger und Experten ihren Gedanken freien Lauf und überlegten gemeinsam, wie die Vision eines „Flussbads an der Ruhr“ aussehen könnte. Hierbei handelt es sich um ein Szenario, das an der Flussbadetradition der Ruhr und den Seen angelehnt ist.

Der Baldeneysee beispielsweise bietet sich perfekt als Badesee an: Er ist verkehrstechnisch gut angeschlossen, es gibt Parkplätze, Toilettenanlagen und für das leibliche Wohl vor Ort ist auch gesorgt. Allerdings müssen sich hier die Badewilligen den See und das Ufer mit Wassersportlern, der Weißen Flotte, Campingplätzen und Cafés teilen. Das Ufer ist sehr begehrt und daher gibt es derzeit kaum Platz für einen ausladenden Badestrand. Denkbar ist jedoch einen kleinen begrenzten Badebereich am Seaside Beach einzurichten, in dem man sich an heißen Tagen erfrischen kann. Dies wäre jedoch nicht ein klassisches Flussschwimmbad, nur eine Erweiterung des Freizeitangebotes des Seaside Beach. Der Grundgedanke des Seaside Beach als Freizeitoase ständ weiterhin im Vordergrund. Als Alternative für Schwimmlustige kommen weitere mögliche Stellen in Betracht, wo sich ein Flussbad einrichten ließe, so zum Beispiel in Essen Steele und im Werdener Löwental. In Steele betreibt derzeit der Steeler Schwimmverein ein Bad am Ufer der Ruhr, sodass dieser eventuell auch als Betreiber des Bads in Frage käme. Beide Orte sind weitgehend verkehrstechnisch erschlossen, sodass keine ganz neue Infrastruktur geschaffen werden muss. Ein einziges Flussbad an der Ruhr stellt keine Option dar, da diese dann an heißen Tagen überrannt würde. Drei verschiedene Flussbäder mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten hingegen würden die Masse des Publikums auffangen und für jedes Interesse eine Anlaufstelle bieten. Ein zahlungsbereites Publikum, dem ein Event- und Lifestylecharakter wichtig ist, könnte sich am Seaside Beach im Baldeneysee erfrischen. Im Löwental bietet sich darüber hinaus ein einfach ausgestattetes Flussbad, das mit einem niedrigen Eintrittspreisniveaus beispielsweise für Jugendliche interessant wäre. Familien hingegen könnten im Steeler Bad das naturnahe Baden genießen.

Im Gegensatz zu den anderen beiden Szenarien, dem freien Baden und den ausgewiesenen Badestellen an der Ruhr, wird ein Flussbad durch eine Badeaufsicht ständig überwacht. Die Sicherheit der Schwimmer ist somit auf jeden Fall gewährleistet.

Die bestehende Infrastruktur wird in diesem Szenario weitestgehend genutzt, jedoch bedarf es eines Ausbaus in Sachen Verkehr. Der weitere Ausbau von Parkmöglichkeiten und Parkleitsystemen oder der Einsatz von Shuttlebussen kommen hier als Investitionen auf die Stadt und die Badbetreiber zu.

Kommunikativ müssen die Flussbäder vernetzt werden, da diese nicht getrennt voneinander zu betrachten sind. Es handelt sich um Bäder am gleichen Fluss, also drei Bäder mit demselben Wasser, der selben Wasserqualität und den gleichen Gegebenheiten. Der Verbund der Bäder ist demnach unumgänglich.

Darüber hinaus müssen die Bürger sich ihrer Verantwortung bewusst sein. Die Besucher müssen die Ruhr als Ökosystem und Naturgewässer wahrnehmen, um verantwortungsvoll mit ihr umgehen zu können. Die Entwicklung eines entsprechenden Bewusstseins und einer Badekultur ist daher wesentlich. Schilder, die über Flora und Fauna des heimischen Gewässers informieren können eine Möglichkeit der Bürgerkommunikation darstellen.

Welches Szenario sich eines Tages wohlmöglich durchsetzen wird und eine tatsächliche Bademöglichkeit darstellt, lässt sich gegenwärtig nicht sagen. Dennoch zeigen die drei Szenarien, das verschiedene Möglichkeiten denkbar sind, wie Baden an der Ruhr in Zukunft möglich wäre.

Szenario Ausgewiesene Badestellen an der Ruhr

Das zweite Szenario, das im Rahmen des Workshops zum Thema “Baden in der Ruhr” im April von den Teilnehmern entwickelt wurde trägt den Titel “Ausgewiesene Badestellen”. Dieses Szenario beschreibt die Zwischenlösung, zwischen den beiden Szenarien “Freies Baden” und “Flussbäder”.

Eine Badestelle meint hierbei eine offiziell freigegebene Badestelle, die sich an problemlos zugänglichen Orten befindet. Hierbei eignet sich die Ruhr grundsätzlich besser für das Szenario als der Baldeneysee, da hier bereits viele Einschränkungen durch die derzeitige Nutzung von Wassersportlern, Anglern und der Weißen Flotte gegeben sind. Eine Badestelle am See könnte jedoch am Seaside Beach Baldeney eingerichtet werden. So kämen auch Seeliebhaber auf ihre Kosten. Weitere mögliche Badestellen könnten sein: Haus Scheppen, Mülheimer Ruhrstrand, Zeche Carl Funke, Rote Mühle, Strandbad Spillenburg Essen-Steele, Haus am See und Löwental. Weitere Einschränkungen gehen von der Nähe von Schifffahrtswegen und Anlegestellen der Weißen Flotte und Natur- und Vogelschutzgebieten aus.

Wie diese ausgewiesenen Badestellen sich optisch gestalten würde, ob mit Sand oder ohne, muss bei Umsetzung dieses Szenarios weitergehend diskutiert werden. Klar ist jedoch, dass die Badestellen deutlich gekennzeichnet werden müssen. Hierdurch kann auch vermieden werden, dass zu viel an nicht-freigegebenen Stellen gebadet würde. An diesen Badestellen sollte eine Infotafel über aktuelle Wasserwerte informieren. Zudem könnten solarbetriebene Notrufsäulen  in Verbindung mit einer gut sichtbaren Kilometrierung des Flusses zur Durchgabe des Standortes an jeder Badestelle installiert werden. Diese Säule soll den Nutzer mit dem bestehenden Sicherheitssystem der DLRG, Feuerwehr, etc. verbinden.

Um die Kosten möglichst gering zu halten sind weitere infrastrukturelle Maßnahmen in einem kleinen Rahmen zur Umsetzung des Szenarios nötig: eine gute verkehrstechnische Anbindung, Sanitäranlagen, regelmäßige Wartung der Badestellen, Müllentsorgung sowie ein befestigter Zugang zum Wasser, beispielsweise in Form eines Steges.

Auf eine konstante Badeaufsicht wurde bei der Entwicklung dieses Szenarios auch verzichtet, dagegen können Bojen den Schwimmbereich ausweisen und somit gewährleisten, dass sich kein Schwimmer in die Fahrrinne verirrt.

Die Informationen rund um die Wasserqualität sollen neben den Infotafeln über gängige Medien verbreitet werden. Darüber hinaus kann ein Ampelsystem vor Ort zudem eine Badeempfehlung geben oder aber vom Baden abraten.

Die Finanzierung des Szenarios muss anteilig von den beteiligten Institutionen, beispielsweise der Stadt, den Kommunen, dem Ruhrverband, etc. aufgeteilt werden. Eine andere Möglichkeit ist es, die Nutznießer des Projekts, z.B. die Gastronomie, die Campingplätze, etc. an den entstehenden Kosten zu beteiligen. Darüber hinaus können externe Sponsoren angeworben werden.

Szenario Naturnahes Baden an der Ruhr

Baldeneysee

Die Möglichkeiten des Badens in der Ruhr sind heute noch eine Zukunftsmelodie. Drei Szenarien, wie das Baden künftig möglich sein könnte wurden im Rahmen des Projekts Sichere Ruhr im Workshop „Baden im Baldeneysee“ im April 2013 entwickelt. Hierbei wurden folgende Punkte in die Entwicklung mit einbezogen: Die hygienische Qualität, der rechtliche Status mit seinen Konsequenzen, die Kosten und Finanzierung, der gesellschaftliche Nutzen, die Kommunikation, die Infrastruktur, das Thema Sicherheit und der Aspekt der Müllentsorgung.

Das Szenario „Freies Baden in der Ruhr“ verzichtet auf offizielle Badestellen oder gar Flussbäder mit Parkplätzen und Imbissbuden. Freies Baden meint das Baden auf eigene Gefahr überall dort, wo die Ruhr zugänglich ist. Ausnahmen: Naturschutzgebiete und Privatgrund. Zudem meint das Baden auf eigene Gefahr dabei nicht das Unwissen über mögliche Gefahren, sondern ein Baden auf eigene Verantwortung. Schilder müssen daher über mögliche Gefahren informieren, Naturschutzgebiete und Privatgrund ausweisen.

Entscheidet sich ein Badewilliger trotz möglicher Gefahren ins Wasser zu springen, kann er sich nicht auf eine konstante Badeaufsicht oder –rettung verlassen. In diesem Szenario ist das Baden auf eigene Gefahr tatsächlich ein Baden mit Restrisiko, das von jedem Badenden selbst getragen wird. Natürlich steht dabei das normale Notfallangebot der Feuerwehr auf Anruf bereit.

Informationen zum Thema Hygiene, wie aktuelle Wasserwerte und Prognosen über die Wasserqualität, stehen darüber hinaus jedem Badelustigen per Internet zur Verfügung. Hierbei können auch Empfehlungen zum Nicht-Baden nach Regenfällen ausgesprochen werden. Ob einer solchen Empfehlung dann Folge geleistet wird, entscheidet wiederum jeder Badende für sich.

Müllproblematiken würden mit einer minimalen Infrastruktur in Form von Müllbehältern entlang der Ruhr vorgesorgt. Für die Leerung dieser ist dann die anliegende Gemeinde zuständig.

Der positive Nutzen des Badeszenarios besteht hierbei vor allem in der Zunahme der Lebensqualität; die Nachteile bestehen in möglichen Interessenskonflikten mit derzeitigen Nutzern der Ruhr und des Baldeneysees. Vorzustellen ist dabei auch die Ruhr generell zum Baden freizugeben, den Baldeneysee dagegen mit Badestellen zu bestücken um diesen möglichen Nutzungskonflikten vorzubeugen. Die Gleichberechtigung soll hierbei jedoch auch nicht zu kurz kommen.

Ein weiterer Nutzen entsteht vor allem für das Image der Region und damit für das Image aller anliegenden Kommunen. Als Nutznießer des Szenarios könnten die Anrainerkommunen im Sinne des Umweltschutzes diese geringe Infrastruktur in Form von Müllbehältern, Beschilderung und Internetinformationen tragen.

Geschichte des Flussbadens

Foto: Ruhrverband
Foto: Ruhrverband

Schon immer zog es die Menschen zum Wasser. Die Flüsse dienten ihnen nicht nur als Trinkwasserquelle, sondern auch als Bade- und Waschgelegenheit. Im 17. und 18. Jahrhundert dann geriet das Baden im Flusswasser in Verruf. Man vermutete damals, dass Wasser Krankheiten und Keime übertrug und für die Ausbreitung von Seuchen verantwortlich war. Außerdem wurde das Baden von der Kirche als Laster und Sünde deklariert, da es mit Nacktheit verbunden war. Daraus ergab sich, dass die Adligen zu dieser Zeit mit Vorliebe Parfum verwendeten, um unangenehmen Körpergeruch zu überdecken. Die Aufklärung brachte eine Veränderung dieser Sichtweise mit sich und so wurde das Baden im Fluss nach und nach immer populärer. 1761 wurde das erste Badeschiff der Geschichte erbaut, das das Baden auf der Seine möglich machte. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden vermehrt Flussbadeanstalten, denn das direkte Baden im Fluss kam in Mode.

Auch in Deutschland erfreute sich das traditionelle Flussbaden großer Beliebtheit. So wurde 1773 das erste deutsche Badeschiff auf dem Main eröffnet. Eine Vielzahl von Flussbädern folgte. Dort badete man oftmals noch getrennt nach Geschlechtern oder auch Klassen in einer Art Korb, der in den Fluss eingelassen und mit Hilfe von Ketten am Ufer befestigt wurde. Da der Großteil der Menschen damals nicht schwimmen konnte, bestand die Gefahr des Ertrinkens. In Berlin gründete der preußische General Ernst von Pfuel 1817 eine Militärunterrichts- und Schwimmanstalt, in der er jungen Berlinern das Schwimmen beibrachte. Von Pfuel gilt außerdem als offizieller Erfinder des Brustschwimmens. Er leitete diesen Schwimmstil von Beobachtungen des Frosches ab und sorgte in seinem Flussbad für die Verbreitung.

Anfang des 20. Jahrhunderts erreichte die Flussbadekultur ihren Höhepunkt in Deutschland und es gab eine Vielzahl von Badeschiffen und –anstalten. Rundherum wurden Restaurants eröffnet sowie Umkleiden und Stege gebaut. Viele Besucher empfanden die hygienischen Zustände jedoch als schlecht und beschwerten sich etwa über Essensreste im Wasser, so dass das Flussbaden seine Attraktivität verlor. Zudem verschlechterte sich durch die wachsenden Städte und die zunehmende Industrialisierung die Wasserqualität der Flüsse enorm. Sie wurden hauptsächlich rein praktisch als Entsorgungsmedium oder Transportweg betrachtet und genutzt. Dies führte dazu, dass die Bäder geschlossen wurden und die Tradition des Flussbadens in Vergessenheit geriet. Die Flüsse verschwanden außerdem durch Hafengebiete und Autobahntrassen aus dem Sichtfeld und Bewusstsein der Städte.

Mit dem zunehmendem Umweltbewusstsein und der daraus hervorgehenden Liebe zur Natur werden die Flüsse wieder als Anker von Lebensqualität gesehen. Der Wunsch die Flussbadetradition und die Nähe zu den Fließgewässern wieder in vollem Maße ausschöpfen zu können ist groß. Zahlreiche Initiativen und Projekte lenken darüber hinaus die Aufmerksamkeit auf den Gewässerschutz, so dass hoffentlich in Zukunft das Flussbaden keine in Vergessenheit geratene Tradition sondern Teil der aktiven Freizeitgestaltung wird.

Wie funktioniert ein Wehr?

Foto: Ruhrverband
Foto: Ruhrverband

Wer schon mal an einem Fluss entlang spaziert ist, der ist früher oder später bestimmt auf ein Wehr gestoßen. Doch wie funktionieren Wehre eigentlich und wozu sind sie da?

Ein Wehr ist eine Flusssperre, die dazu dient, den Wasserstand des Flusses zu regulieren. Das abwärts fließende Wasser wird aufgestaut und reguliert abgelassen, um Einfluss auf die Wassertiefe des Flusses zu nehmen.

Der Bau eines Wehrs kann aus verschiedenen Gründen sinnvoll sein: Zum einen kann hierdurch sichergestellt werden, dass der Fluss eine ausreichende Wassertiefe besitzt, um beschifft zu werden. Zum anderen bewirkt ein Wehr eine langsamere Fließgeschwindigkeit des Wassers, wodurch Flusssohlen und Brückenpfeiler weniger aus- beziehungsweise unterspült werden. Darüber hinaus kann das Gefälle, das durch das Aufstauen des Wassers entsteht, zur Stromgewinnung genutzt werden. Wird das aufgestaute Flusswasser abgelassen, so treibt dieses eine Turbine an, die wiederum an einen Generator angeschlossen ist. Der Generator wandelt die Bewegungsenergie des Wassers in elektrischen Strom um.

Für Fische, die weite Wanderungen in Kauf nehmen, um geeignete Laichplätze zu finden, stellen Wehre und Wasserkraftwerke unüberwindbare Hindernisse dar. Die Turbinen der Wasserkraftwerke können sogar lebensgefährlich für sie sein. Aus diesem Grund werden an Wehren sogenannte Fischtreppen, auch Fischaufstiegshilfen genannt, installiert. Dabei handelt es sich um eine Art Umleitung, die die Fische am Wehr vorbei führt. Diese Fischwanderhilfen können ganz natürlich wie ein kleiner Bach aussehen oder aber aus verschiedenen, treppenartig aufgebauten Wasserbecken bestehen.

Wie funktioniert ein Klärwerk?

Foto: Ruhrverband
Foto: Ruhrverband

Es ist selbstverständlich für uns, dass zu jeder Tageszeit sauberes Trinkwasser aus dem Hahn fließt. So verbraucht in Deutschland jeder Einwohner durchschnittlich 122 Liter Wasser pro Tag. Doch was passiert mit dem Abwasser, nachdem es im Abfluss verschwunden ist?

Das Abwasser aus Haushalten und Industriegebieten sowie das Regenwasser von Dächern und Straßen wird in der Kanalisation gesammelt und zur Kläranlage geleitet. In Deutschland existieren etwa 10.000 solcher Kläranlagen. Das gesammelte Abwasser wird dort in verschiedenen Schritten gereinigt.

Im ersten Schritt werden grobe Verunreinigungen wie beispielsweise Küchenreste, Hygieneartikel oder etwa Holzstücke mit Hilfe von großen Rechen oder Sieben entfernt. Im zweiten Schritt wird das Wasser in ein Becken geleitet, in dem sich Sand, Steine und Kies am Boden absetzen. Fette und Öle, die sich an der Oberfläche sammeln, werden dort abgeschöpft. Anschließend gelangt das Abwasser ins Vorklärbecken, wo seine Strömung verlangsamt wird. Etwa zwei Stunden lang bleibt das Wasser dort stehen. Dadurch setzen sich weitere Stoffe als Schlamm am Boden ab, der wiederum abgesaugt und in die Faultürme der Kläranlage geleitet wird. Im Belebungsbecken befindet sich sogenannter „belebter Schlamm“, der wiederum Mikroorganismen enthält. Diese bauen organische Verunreinigungen des Wassers ab. Phosphate, Stickstoff- und Phosphorverbindungen werden so aus dem Wasser entfernt. Im letzten Schritt wird das Wasser ins Nachklärbecken eingeleitet, wo sich der „belebte Schlamm“ am Boden absetzt. Das gereinigte Wasser wird nun in Flüsse, Bäche und Gewässer geleitet und auf diese Weise dem Wasserkreislauf wieder zugeführt.

Foto: Ruhrverband
Foto: Ruhrverband

Die Ruhr ist ein Fluss mit einer langen Tradition und Geschichte – nicht zuletzt gibt er dem Ruhrgebiet seinen Namen.

Hier werden Informationen rund um die Ruhr und ihre Seen gesammelt. Zur Geschichte und Badetradition, aber auch zur heutigen Flussreinigung und Trinkwassergewinnung. Hier werden praktische Fragen beantwortet: Welchen Weg nimmt unser Abwasser? Und wie funktionieren eigentlich ein Wehr, eine Kläranlage oder ein Wasserwerk? Nach und nach werden immer mehr Fragen rund um die Ruhr und Wasser im Allgemeinen beantwortet. Hier wächst das Wissen zum Thema Wasser – das Wasserwissen.