Szenario Flussbäder an der Ruhr

Im dritten Szenario des zweiten Workshop-Tages ließen die Bürger und Experten ihren Gedanken freien Lauf und überlegten gemeinsam, wie die Vision eines „Flussbads an der Ruhr“ aussehen könnte. Hierbei handelt es sich um ein Szenario, das an der Flussbadetradition der Ruhr und den Seen angelehnt ist.

Der Baldeneysee beispielsweise bietet sich perfekt als Badesee an: Er ist verkehrstechnisch gut angeschlossen, es gibt Parkplätze, Toilettenanlagen und für das leibliche Wohl vor Ort ist auch gesorgt. Allerdings müssen sich hier die Badewilligen den See und das Ufer mit Wassersportlern, der Weißen Flotte, Campingplätzen und Cafés teilen. Das Ufer ist sehr begehrt und daher gibt es derzeit kaum Platz für einen ausladenden Badestrand. Denkbar ist jedoch einen kleinen begrenzten Badebereich am Seaside Beach einzurichten, in dem man sich an heißen Tagen erfrischen kann. Dies wäre jedoch nicht ein klassisches Flussschwimmbad, nur eine Erweiterung des Freizeitangebotes des Seaside Beach. Der Grundgedanke des Seaside Beach als Freizeitoase ständ weiterhin im Vordergrund. Als Alternative für Schwimmlustige kommen weitere mögliche Stellen in Betracht, wo sich ein Flussbad einrichten ließe, so zum Beispiel in Essen Steele und im Werdener Löwental. In Steele betreibt derzeit der Steeler Schwimmverein ein Bad am Ufer der Ruhr, sodass dieser eventuell auch als Betreiber des Bads in Frage käme. Beide Orte sind weitgehend verkehrstechnisch erschlossen, sodass keine ganz neue Infrastruktur geschaffen werden muss. Ein einziges Flussbad an der Ruhr stellt keine Option dar, da diese dann an heißen Tagen überrannt würde. Drei verschiedene Flussbäder mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten hingegen würden die Masse des Publikums auffangen und für jedes Interesse eine Anlaufstelle bieten. Ein zahlungsbereites Publikum, dem ein Event- und Lifestylecharakter wichtig ist, könnte sich am Seaside Beach im Baldeneysee erfrischen. Im Löwental bietet sich darüber hinaus ein einfach ausgestattetes Flussbad, das mit einem niedrigen Eintrittspreisniveaus beispielsweise für Jugendliche interessant wäre. Familien hingegen könnten im Steeler Bad das naturnahe Baden genießen.

Im Gegensatz zu den anderen beiden Szenarien, dem freien Baden und den ausgewiesenen Badestellen an der Ruhr, wird ein Flussbad durch eine Badeaufsicht ständig überwacht. Die Sicherheit der Schwimmer ist somit auf jeden Fall gewährleistet.

Die bestehende Infrastruktur wird in diesem Szenario weitestgehend genutzt, jedoch bedarf es eines Ausbaus in Sachen Verkehr. Der weitere Ausbau von Parkmöglichkeiten und Parkleitsystemen oder der Einsatz von Shuttlebussen kommen hier als Investitionen auf die Stadt und die Badbetreiber zu.

Kommunikativ müssen die Flussbäder vernetzt werden, da diese nicht getrennt voneinander zu betrachten sind. Es handelt sich um Bäder am gleichen Fluss, also drei Bäder mit demselben Wasser, der selben Wasserqualität und den gleichen Gegebenheiten. Der Verbund der Bäder ist demnach unumgänglich.

Darüber hinaus müssen die Bürger sich ihrer Verantwortung bewusst sein. Die Besucher müssen die Ruhr als Ökosystem und Naturgewässer wahrnehmen, um verantwortungsvoll mit ihr umgehen zu können. Die Entwicklung eines entsprechenden Bewusstseins und einer Badekultur ist daher wesentlich. Schilder, die über Flora und Fauna des heimischen Gewässers informieren können eine Möglichkeit der Bürgerkommunikation darstellen.

Welches Szenario sich eines Tages wohlmöglich durchsetzen wird und eine tatsächliche Bademöglichkeit darstellt, lässt sich gegenwärtig nicht sagen. Dennoch zeigen die drei Szenarien, das verschiedene Möglichkeiten denkbar sind, wie Baden an der Ruhr in Zukunft möglich wäre.

Szenario Ausgewiesene Badestellen an der Ruhr

Das zweite Szenario, das im Rahmen des Workshops zum Thema “Baden in der Ruhr” im April von den Teilnehmern entwickelt wurde trägt den Titel “Ausgewiesene Badestellen”. Dieses Szenario beschreibt die Zwischenlösung, zwischen den beiden Szenarien “Freies Baden” und “Flussbäder”.

Eine Badestelle meint hierbei eine offiziell freigegebene Badestelle, die sich an problemlos zugänglichen Orten befindet. Hierbei eignet sich die Ruhr grundsätzlich besser für das Szenario als der Baldeneysee, da hier bereits viele Einschränkungen durch die derzeitige Nutzung von Wassersportlern, Anglern und der Weißen Flotte gegeben sind. Eine Badestelle am See könnte jedoch am Seaside Beach Baldeney eingerichtet werden. So kämen auch Seeliebhaber auf ihre Kosten. Weitere mögliche Badestellen könnten sein: Haus Scheppen, Mülheimer Ruhrstrand, Zeche Carl Funke, Rote Mühle, Strandbad Spillenburg Essen-Steele, Haus am See und Löwental. Weitere Einschränkungen gehen von der Nähe von Schifffahrtswegen und Anlegestellen der Weißen Flotte und Natur- und Vogelschutzgebieten aus.

Wie diese ausgewiesenen Badestellen sich optisch gestalten würde, ob mit Sand oder ohne, muss bei Umsetzung dieses Szenarios weitergehend diskutiert werden. Klar ist jedoch, dass die Badestellen deutlich gekennzeichnet werden müssen. Hierdurch kann auch vermieden werden, dass zu viel an nicht-freigegebenen Stellen gebadet würde. An diesen Badestellen sollte eine Infotafel über aktuelle Wasserwerte informieren. Zudem könnten solarbetriebene Notrufsäulen  in Verbindung mit einer gut sichtbaren Kilometrierung des Flusses zur Durchgabe des Standortes an jeder Badestelle installiert werden. Diese Säule soll den Nutzer mit dem bestehenden Sicherheitssystem der DLRG, Feuerwehr, etc. verbinden.

Um die Kosten möglichst gering zu halten sind weitere infrastrukturelle Maßnahmen in einem kleinen Rahmen zur Umsetzung des Szenarios nötig: eine gute verkehrstechnische Anbindung, Sanitäranlagen, regelmäßige Wartung der Badestellen, Müllentsorgung sowie ein befestigter Zugang zum Wasser, beispielsweise in Form eines Steges.

Auf eine konstante Badeaufsicht wurde bei der Entwicklung dieses Szenarios auch verzichtet, dagegen können Bojen den Schwimmbereich ausweisen und somit gewährleisten, dass sich kein Schwimmer in die Fahrrinne verirrt.

Die Informationen rund um die Wasserqualität sollen neben den Infotafeln über gängige Medien verbreitet werden. Darüber hinaus kann ein Ampelsystem vor Ort zudem eine Badeempfehlung geben oder aber vom Baden abraten.

Die Finanzierung des Szenarios muss anteilig von den beteiligten Institutionen, beispielsweise der Stadt, den Kommunen, dem Ruhrverband, etc. aufgeteilt werden. Eine andere Möglichkeit ist es, die Nutznießer des Projekts, z.B. die Gastronomie, die Campingplätze, etc. an den entstehenden Kosten zu beteiligen. Darüber hinaus können externe Sponsoren angeworben werden.

Szenario Naturnahes Baden an der Ruhr

Baldeneysee

Die Möglichkeiten des Badens in der Ruhr sind heute noch eine Zukunftsmelodie. Drei Szenarien, wie das Baden künftig möglich sein könnte wurden im Rahmen des Projekts Sichere Ruhr im Workshop „Baden im Baldeneysee“ im April 2013 entwickelt. Hierbei wurden folgende Punkte in die Entwicklung mit einbezogen: Die hygienische Qualität, der rechtliche Status mit seinen Konsequenzen, die Kosten und Finanzierung, der gesellschaftliche Nutzen, die Kommunikation, die Infrastruktur, das Thema Sicherheit und der Aspekt der Müllentsorgung.

Das Szenario „Freies Baden in der Ruhr“ verzichtet auf offizielle Badestellen oder gar Flussbäder mit Parkplätzen und Imbissbuden. Freies Baden meint das Baden auf eigene Gefahr überall dort, wo die Ruhr zugänglich ist. Ausnahmen: Naturschutzgebiete und Privatgrund. Zudem meint das Baden auf eigene Gefahr dabei nicht das Unwissen über mögliche Gefahren, sondern ein Baden auf eigene Verantwortung. Schilder müssen daher über mögliche Gefahren informieren, Naturschutzgebiete und Privatgrund ausweisen.

Entscheidet sich ein Badewilliger trotz möglicher Gefahren ins Wasser zu springen, kann er sich nicht auf eine konstante Badeaufsicht oder –rettung verlassen. In diesem Szenario ist das Baden auf eigene Gefahr tatsächlich ein Baden mit Restrisiko, das von jedem Badenden selbst getragen wird. Natürlich steht dabei das normale Notfallangebot der Feuerwehr auf Anruf bereit.

Informationen zum Thema Hygiene, wie aktuelle Wasserwerte und Prognosen über die Wasserqualität, stehen darüber hinaus jedem Badelustigen per Internet zur Verfügung. Hierbei können auch Empfehlungen zum Nicht-Baden nach Regenfällen ausgesprochen werden. Ob einer solchen Empfehlung dann Folge geleistet wird, entscheidet wiederum jeder Badende für sich.

Müllproblematiken würden mit einer minimalen Infrastruktur in Form von Müllbehältern entlang der Ruhr vorgesorgt. Für die Leerung dieser ist dann die anliegende Gemeinde zuständig.

Der positive Nutzen des Badeszenarios besteht hierbei vor allem in der Zunahme der Lebensqualität; die Nachteile bestehen in möglichen Interessenskonflikten mit derzeitigen Nutzern der Ruhr und des Baldeneysees. Vorzustellen ist dabei auch die Ruhr generell zum Baden freizugeben, den Baldeneysee dagegen mit Badestellen zu bestücken um diesen möglichen Nutzungskonflikten vorzubeugen. Die Gleichberechtigung soll hierbei jedoch auch nicht zu kurz kommen.

Ein weiterer Nutzen entsteht vor allem für das Image der Region und damit für das Image aller anliegenden Kommunen. Als Nutznießer des Szenarios könnten die Anrainerkommunen im Sinne des Umweltschutzes diese geringe Infrastruktur in Form von Müllbehältern, Beschilderung und Internetinformationen tragen.