Geschichte des Hengsteysees

 

Luftaufnahme des Hengsteysees.

Der Hengsteysee ist ein Stausee der Ruhr, der zwischen Herdecke, Dortmund und Hagen liegt. Er erstreckt sich über eine Länge von 4,2 Kilometern von der Syburger Brücke unterhalb der Mündung der Lenne in die Ruhr bis zum Stauwehr des Laufwasserkraftwerks Hengstey.

Die Geschichte des Hengsteysees beginnt mit dem Ruhrreinhaltungsgesetz von 1913. Da das Wasser der Ruhr unter anderem als Trinkwasser für die Menschen in der Region benötigt wurde, bestimmte es die Abwasserklärung des Flusses. Auf dieser Grundlage wurde in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts der Hengsteysee angelegt. Er sollte insbesondere das zuströmende Wasser der an dieser Stelle in die Ruhr mündenden Lenne säubern. Da die Lenne aufgrund der regionalen Industrie zur damaligen Zeit stark säure- und eisenhaltig war, wirkte der See durch Vermischung mit dem alkalihaltigen Ruhrwasser und Schlammausfällung reinigend.

Als 1926 die Bauarbeiten für den See begannen, wurde auch eine Straßenbrücke angelegt. Bevor sie fertiggestellt war, stürzte sie allerdings bereits wieder ein und musste aufs Neue errichtet werden. Reste einer weiteren Brücke kann man heute noch auf einer Insel im See sehen. Der dort gelegene „Mäuseturm“ war Teil einer Fußgängerbrücke über den Fluss, bevor an dieser Stelle der See aufgestaut wurde. Im See verschwunden ist mit seiner Flutung im Jahr 1929 dagegen die Ruine des Schlosses Niedernhofen der Herren von Ovelacker.

Ein weiterer Zweck der Errichtung des Hengsteysees war neben der Wasserreinigung auch die Energieerzeugung. Außer dem bereits erwähnten älteren Laufwasserkraftwerk, wurde daher an seinem Nordufer auch ein Pumpspeicherkraftwerk gebaut. 1930, als es fertiggestellt wurde, war es eines der beiden ersten Kraftwerke seines Typs in Deutschland, wurde jedoch 1989 durch ein neueres Werk ersetzt. Das Pumpspeicherkraftwerk macht sich auch heute noch den Höhenunterschied zwischen dem See und dem Hang an seinem Ufer – der See grenzt an das Ardeygebirge – zunutze. Oben auf dem Hang besitzt das Kraftwerk ein künstliches Wasserbecken, in das nachts Seewasser hochgepumpt wird. Zu Zeiten hohen Energiebedarfs kann es wieder abgelassen und in Strom umgewandelt werden. Die Gewährleistung der Energiesicherheit zu Spitzenzeitenhat für den See zufolge, dass sein Wasserspiegel um etwa 70 cm schwanken kann. Für die Seeökologie bedeutet dies, dass das Brutverhalten der Seevögel beeinflusst und der Uferbewuchs reduziert wird – ein Nutzerkonflikt, wie er an Seen und Flüssen nicht selten besteht.

Heute dient der Hengsteysee vielen Zwecken: Neben der Feinreinigung des Ruhrwassers und der Energieerzeugung gewährleistet sein Stauwehr auch den Hochwasserschutz. Zudem wirkt er als sogenannter Geschiebefang, das heißt er lagert den von der Lenne in die Ruhr gespülten Flusschotter ab. Ende der 1980er Jahre musste der Hengsteysee deshalb ausgebaggert werden. Überwiegend kommt der Hengsteysee inzwischen allerdings der Freizeitnutzung zugute. Am Ufer entlang führt ein Rad- und Wanderweg, es gibt einen Bootsverleih und ein Rundfahrtschiff. Über dem See liegt als beliebtes Ausflugsziel die Hohensyburg.