Wasserkraft

 

Wasserkraftwerk in Niederense

Heute ist Wasserkraft weltweit die am intensivsten genutzte der erneuerbaren Energien. Erneuerbar deshalb, weil bei dieser Art der Stromgewinnung im Prinzip keine Rohstoffe verbraucht werden. Durch den Kreislauf des Wassers aus Verdunstung und Niederschlag steht es als Energiequelle immer wieder zur Verfügung.

Potentielle Energie steckt im Wasser oberhalb des Meeresspiegels überall. Wo es ein Gefälle gibt, kann diese Energie genutzt werden – die Bewegung des Wassers treibt dann mechanische Geräte wie beispielsweise Laufräder an. Lässt man das Wasser durch Turbinen strömen, werden diese in Bewegung gebracht. Mithilfe von Generatoren kann solche mechanische Bewegungsenergie dann in elektrischen Strom umgewandelt werden.

Wie gut sich die Kraft des Wassers zur Energiegewinnung nutzen lässt, hängt von den landschaftlichen Voraussetzungen vor Ort ab. So ist neben Höhenunterschieden etwa die regionale Niederschlagsmenge dafür von Bedeutung. Mit dem Niederschlag ändert sich der Wasserstand eines Flusses und damit auch seine Nutzbarkeit zur Energiegewinnung. Trocknet ein Fluss im Sommer aus, kann er auch keine Laufräder oder Turbinen mehr antreiben. An Wasserkraftanlagen setzt man daher Staustufen ein, die einen ausreichenden Wasserstand aufrechterhalten. Zugleich können solche Wasserreservoire als Trinkwasserspeicher genutzt werden. An den Stauseen der Ruhr wird so mithilfe des Wassers elektrischer Strom erzeugt.

Ein Vorteil der Wasserkraft gegenüber anderen Arten der Energiegewinnung ist ihr hoher Wirkungsgrad, das heißt, dass ein großer Teil der Energie auch tatsächlich verlustfrei genutzt werden kann. Außerdem zeichnet sich die Wasserkraft durch gute Speicherbarkeit aus – wird das Wasser gestaut, kann es im Bedarfsfall kurzfristig zur Stromproduktion genutzt werden. Nicht zuletzt ist die Wasserkraft verglichen mit der Verbrennung fossiler Energieträger arm an Abfallprodukten wie Kohlendioxid oder radioaktiven Abfällen.

Auch mit der Wasserkraft sind jedoch ökologische Schwierigkeiten verbunden. Durch den Neubau eines Wasserkraftwerks beziehungsweise eines dazugehörigen Staubeckens in einem Fluss, wird dessen Wasserhaushalt verändert. Das hat etwa Auswirkungen auf Temperatur und Sauerstoffkonzentration des Wassers sowie auf den Nährstofftransport in Flüssen. Das Bauwerk selbst stellt für die Tiere in einem Fluss ein Hindernis dar, das ihre natürlichen Wanderwege blockiert.

Um solchen negativen Folgen entgegenzusteuern, können Ausgleichsmaßnahmen ergriffen werden. Dazu gehört der Bau von Fischtreppen, die den Tieren ermöglichen, am Kraftwerk vorbei zu wandern. Auch eine möglichst naturnahe Gestaltung der Staubereiche kann die ökologischen Folgen abmildern, ebenso Turbinen, die das Wasser wieder mit Sauerstoff anreichern.

Ein Eingriff in die Flusslandschaft bleibt der Bau eines Wasserkraftwerks dennoch. Insbesondere bei Großprojekten kann das mit erheblichen ökologischen und sozialen Problemen verbunden sein. Ein Beispiel hierfür ist der Dreischluchtenstaudamm in China. Auf der anderen Seite können Stauseen, die der Wasserkraft dienen, auch zum Hochwasserschutz beitragen, weil sie den Wasserstand regulieren helfen. Die Aufgabe der Wasserkraft bleibt, einen sinnvollen Kompromiss zu suchen zwischen dem Bedürfnis Energie zu gewinnen und dem Schutz der natürlichen Gewässer.

Ozonierung

Ozonierung auf der Kläranlagen Schwerte

Die sogenannte Ozonierung ist eine Methode zur Abwasserbehandlung, die im Projekt Sichere Ruhr erforscht wird. Sie hilft, das Wasser von unerwünschten Stoffen zu befreien, insbesondere von den organischen wie Keimen. Auch die Zerlegung von Medikamentenrückständen und Metallen im Wasser ist mit diesem Verfahren prinzipiell möglich. Darüber hinaus kann die Ozonierung Farben und Gerüche des Wassers entfernen.

Der Name des Verfahrens sagt es bereits: Die gesundheitsschädlichen Stoffe im Abwasser werden bei dieser Form der Reinigung mithilfe des Gases Ozon bekämpft. Ozon ist ein sehr reaktionsfreudiges Gas, das aus drei Sauerstoffatomen besteht. Da es instabil ist, wird es erst vor Ort erzeugt. Für das Projekt Sichere Ruhr geschieht dies in einer Kläranlage in Essen. Dabei benutzt man anspruchsvolle technische Geräte, die mit elektrischen Entladungen arbeiten.

Das Abwasser wird bei der Ozonierung durch eine Reaktionssäule geleitet, in die auch das Ozon eingetragen wird. In der Säule reagiert das Ozon mit den Inhaltsstoffen des Wassers. Das Gas greift dabei die unerwünschten Keime an und spaltet deren Verbindungen. Während die Bakterien und Viren abgetötet werden, wird das Ozon zu Sauerstoff. Man spricht dabei auch von einer Oxidation. Überschüssiges Ozon wird am oberen Ende der Säule gesammelt, wo es ebenfalls zu Sauerstoff reagiert und wieder an die Umgebungsluft abgegeben wird.

UV-Bestrahlung

UV-Bestrahlung auf der Kläranlage Warstein

Die UV-Bestrahlung, also Bestrahlung mit ultraviolettem Licht, ist eine Technik zur Desinfektion von Abwasser. Es kann damit von Kleinstlebewesen, speziell Krankheitserregern befreit werden.

Zu diesem Zweck fließt das Wasser durch ein Gerinne, in das Lampen eingetaucht werden. Die Lampen bestrahlen hier das Wasser mit Licht einer bestimmten Wellenlänge. Dieses energiereiche, ultraviolette Licht vertragen die Viren und Bakterien schlecht. Es wirkt auf ihr Erbgut und sie werden unfruchtbar. Sie können sich so nicht weiter vermehren und verlieren ihre gesundheitsschädigende Wirkung.

Je länger das Abwasser im Gerinne bleibt, desto länger werden auch die Erreger der Bestrahlung ausgesetzt und desto gründlicher werden sie bekämpft. Im Projekt Sichere Ruhr wurde die UV-Bestrahlung bei der Abwasserreinigung im Klärwerk Essen-Süd mit Erfolg getestet. Auch an anderen Flüssen, beispielsweise der Isar, wird die UV-Bestrahlung angewandt, um das Wasser von Keimen zu befreien.

Wie funktioniert eine Schleuse?

Schleuse in Essen-Kettwig

Schleusen sind Bauwerke, die dazu dienen, dass Wasserfahrzeuge unterschiedliche Wasserstände zwischen zwei Gewässerteilen überwinden können. Mit ihrer Hilfe kann ein Schiff, das auf einem Fluss oder Kanal unterwegs ist, angehoben oder abgesenkt werden, bis es das gewünschte Wasserniveau erreicht.

Bei Fließgewässern sind dafür normalerweise keine Pumpen erforderlich. Nachdem ein Schiff in die Schleusenkammer eingefahren ist, fließt das Wasser von dort ab ins Unterwasser – wie man den niedriger gelegenen Flussteil nennt. Sobald das Schiff dann auf den Wasserstand des Unterwassers abgesenkt wurde, wird das Schleusentor geöffnet und das Schiff kann seine Fahrt fortsetzen. Im umgekehrten Fall, also wenn das Wasserfahrzeug angehoben werden soll, lässt man der Schleusenkammer Wasser aus dem höher gelegenen Gewässerteil zufließen, solange bis das Schiff auf dessen Höhe angelangt ist. Hier ist die Funktionsweise einer Schleuse in Form einer Grafik veranschaulicht.

An der Ruhr haben Schleusen eine lange Geschichte. Schon im 18. Jahrhundert wurden eine ganze Reihe von ihnen angelegt, um den sogenannten Ruhraaken, die auf dem Fluss Kohle transportierten, die Fahrt zu ermöglichen. Zwar hat der Kohletransport auf dem Fluss seine Hochphase lange hinter sich, doch Schleusen spielen an der Ruhr immer noch eine wichtige Rolle für die Nutzung des Flusses als Wasserstraße. So verbindet beispielsweise der Ruhrschifffahrtskanal den Mülheimer mit dem Duisburger Hafen. Hier hebt und senkt die Ruhrschleuse circa 9.000 Schiffe im Jahr. Gemeinsam mit der Schleuse im Rhein-Herne-Kanal hilft sie den Wasserfahrzeugen damit, das rund zehn Meter betragende Gefälle zwischen den beiden Städten an der Ruhr zu überwinden.

Was ist Mischwasserbehandlung?

Regenüberlaufbecken

Verregnete Sommer, nasse Winter – doch wohin mit dem ganzen Wasser? Bei schlechtem Wetter fließen Regenwasser und Schmutzwasser gemeinsam in die Kanalisation. Die dabei entstehenden Wassermengen überschreiten die Mengen, die bei gutem Wetter kanalisiert werden um ein Vielfaches. An geeignet Stellen wurden aus diesem Grund im Kanalnetz Regenentlastungs- und Niederschlagswasserbehandlungsanlagen angeordnet. So werden die Kläranlagen in ihren Reinigungsleistungen nicht eingeschränkt.

Regenüberlauf- oder Regenrückhaltebecken und Stauraumkanäle speichern die eingeleiteten Abwässer nach Starkregen zwischen und führen sie verzögert in die Kanalisation zurück und damit in die Kläranlagen. Bei extremen Niederschlägen über einen längeren Zeitraum können die Mengen wegen voller Speicher nicht zwischengespeichert werden. Dann kann ein Teil ungefiltert in den Fluss gelangen und damit schlechten Einfluss auf die Wasserqualität nehmen, ein Ereignis, das früher ständig geschah. Bevor die Regenrückhaltebecken als Lösung für Starkregenereignisse entwickelt wurden, leitete man das Mischwasser nach Regengüssen stets direkt in den Fluss. Neben Industrieabwässern war dies ebenfalls ein Grund für den schlechten Zustand der Oberflächengewässer. Durch die fortschreitende Entwicklung der Abwassertechnik konnte hier Abhilfe geschaffen werden. Heute gelangt nur noch in seltenen Ausnahmefällen ungefiltertes Wasser in die Flüsse.

Wie funktioniert eine Talsperre?

Luftaufnahme der Möhnetalsperre

Häufig trifft man auf Talsperren ohne sie direkt als solche zu erkennen. Auffallen tun sie meist nur durch ihre beeindruckende Größe, denn die dahinterliegende Technik ist für den Betrachter unsichtbar. Hinter den Mauern des massiven Bauwerkes befinden sich hochkomplizierte technische Anlagen, die für das Stauen von fließendem Wasser zuständig sind. Dabei umfasst die Breite einer Talsperre mehr als nur den Querschnitt der Wasseroberfläche, nämlich die komplette Breite des Tals. Hauptfunktionen von Talsperren sind die Trink- und Betriebswasserversorgung, die Energieerzeugung, der Hochwasserschutz und die Niedrigwasseraufhöhung.

Talsperren müssen besonders hohen Sicherheitsanforderungen genügen und vom Betreiber besonders sorgfältig überwacht werden, da sie nicht nur komplizierte technische Anlagen beherbergen, sondern auch sehr viel potenzielle Energie speichern.

Die acht Talsperren entlang der Ruhr, mit einem Gesamtvolumen von 463

Luftaufnahme der Biggetalsperre.

Millionen Kubikmetern, bilden das größte zusammenhängende Talsperrensystem entlang eines einzigen Flussgebietes in Deutschland. Im Ruhrgebiet dienen die Talsperren vor allem der Trinkwasserversorgung von rund fünf Millionen Menschen und der Verringerung von Hochwasserspitzen. Gesteuert werden die Talsperren dabei nicht etwa vor Ort jeder einzelnen Talsperre sondern zentral aus der Talsperrenleitzentrale des Ruhrverbandes in Essen.

Was ist ein Stausee?

Foto: Ruhrverband
Baldeneysee

Die Reinigung des Abwassers war schon lange ein Thema noch weit bevor hochtechnisierte Klärverfahren entwickelt wurden, wie sie in den modernen Kläranlagen zu finden sind. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es bereits mechanische Klärtechniken, jedoch wurden lange nicht alle Abwässer durch diese geleitet. Um das Wasser dennoch rein zu halten und Trinkwasserqualität herzustellen wurden Stauseen als Flusskläranlagen gebaut. Das dahinter stehende Prinzip ist die Reduzierung der Fließgeschwindigkeit und Verlängerung der Laufzeit, wodurch absetzbare Stoffe aus dem Flusswasser entfernt werden. Die Vergrößerung der Wasseroberfläche erhöht darüber hinaus die Wirksamkeit von Sonne und Wind und begünstigt die Sauerstoffaufnahme, wodurch biologische Abbauprozesse im Wasser gefördert werden.

Trotz der fortschreitenden Technisierung der Abwasserreinigung kann auf die natürlichen Flusskläranlagen nicht verzichtet werden. Im Stausee findet die Feinreinigung statt, ein Selbstreinigungsprozess des Wassers, wodurch sich die Wasserqualität des Flusses beim Durchfließen der Stauseen deutlich verbessert. Die Staustufen eines Stausees können darüber hinaus zur Erzeugung von Strom durch Wasserkraft genutzt werden, weshalb die Ruhrstauseen mit Wasserkraftanlagen ausgerüstet wurden. Jährlich werden hier 92,5 Kilowattstunden erzeugt.

Doch die Bedeutung der Stauseen ist nicht nur eine praktische. Als Naherholungsgebiete laden die Ruhrstauseen zu zahlreichen Aktivitäten ein.

Stauseen im Ruhrverlauf sind:

Hengsteysee, eingestaut 1929
Harkortsee, eingestaut 1931
Baldeneysee, eingestaut 1933
Kettwiger See, eingestaut 1950
Kemnader See, eingestaut 1979

Wie funktioniert ein Klärwerk?

Foto: Ruhrverband
Foto: Ruhrverband

Es ist selbstverständlich für uns, dass zu jeder Tageszeit sauberes Trinkwasser aus dem Hahn fließt. So verbraucht in Deutschland jeder Einwohner durchschnittlich 122 Liter Wasser pro Tag. Doch was passiert mit dem Abwasser, nachdem es im Abfluss verschwunden ist?

Das Abwasser aus Haushalten und Industriegebieten sowie das Regenwasser von Dächern und Straßen wird in der Kanalisation gesammelt und zur Kläranlage geleitet. In Deutschland existieren etwa 10.000 solcher Kläranlagen. Das gesammelte Abwasser wird dort in verschiedenen Schritten gereinigt.

Im ersten Schritt werden grobe Verunreinigungen wie beispielsweise Küchenreste, Hygieneartikel oder etwa Holzstücke mit Hilfe von großen Rechen oder Sieben entfernt. Im zweiten Schritt wird das Wasser in ein Becken geleitet, in dem sich Sand, Steine und Kies am Boden absetzen. Fette und Öle, die sich an der Oberfläche sammeln, werden dort abgeschöpft. Anschließend gelangt das Abwasser ins Vorklärbecken, wo seine Strömung verlangsamt wird. Etwa zwei Stunden lang bleibt das Wasser dort stehen. Dadurch setzen sich weitere Stoffe als Schlamm am Boden ab, der wiederum abgesaugt und in die Faultürme der Kläranlage geleitet wird. Im Belebungsbecken befindet sich sogenannter „belebter Schlamm“, der wiederum Mikroorganismen enthält. Diese bauen organische Verunreinigungen des Wassers ab. Phosphate, Stickstoff- und Phosphorverbindungen werden so aus dem Wasser entfernt. Im letzten Schritt wird das Wasser ins Nachklärbecken eingeleitet, wo sich der „belebte Schlamm“ am Boden absetzt. Das gereinigte Wasser wird nun in Flüsse, Bäche und Gewässer geleitet und auf diese Weise dem Wasserkreislauf wieder zugeführt.

Foto: Ruhrverband
Foto: Ruhrverband

Die Ruhr ist ein Fluss mit einer langen Tradition und Geschichte – nicht zuletzt gibt er dem Ruhrgebiet seinen Namen.

Hier werden Informationen rund um die Ruhr und ihre Seen gesammelt. Zur Geschichte und Badetradition, aber auch zur heutigen Flussreinigung und Trinkwassergewinnung. Hier werden praktische Fragen beantwortet: Welchen Weg nimmt unser Abwasser? Und wie funktionieren eigentlich ein Wehr, eine Kläranlage oder ein Wasserwerk? Nach und nach werden immer mehr Fragen rund um die Ruhr und Wasser im Allgemeinen beantwortet. Hier wächst das Wissen zum Thema Wasser – das Wasserwissen.

Geschichte der Ruhr

Foto: Ruhrverband
Foto: Ruhrverband

Wer an das Ruhrgebiet denkt, der denkt meist ebenso an ihren Namensgeber, die Ruhr. Deutschlands größtes Industriegebiet und der Nebenfluss des Rheins sind untrennbar miteinander verwoben. Der Name „Ruhr“ hat – gleich den Flüssen Rhein und Rhone – seinen etymologischen Ursprung im Griechischen „Panta rhei“. Er lässt sich vom Verb für „fließen“ ableiten und bedeutet soviel wie „das Fließende“.

Die Ruhr entspringt jedoch nicht im Ruhrgebiet, sondern im tiefsten Hochsauerland, genau genommen auf dem Ruhrkopf, 674 Meter über Normalnull, nicht weit entfernt von Winterberg und Brilon. Dort startet sie als kleiner Bach und wird auf ihrem Weg von zahlreichen Nebenflüssen und kleineren Bächen, darunter Lenne, Möhne und Volme, gespeist. Sie legt insgesamt eine Strecke von 219 Kilometern zurück und mündet schließlich bei Duisburg-Ruhrort in den Rhein.

Bereits 1851 unterteilte Johann Georg Kohl den Lauf der Ruhr in die Abschnitte Obere Ruhr, Mittlere Ruhr und Untere Ruhr – Bezeichnungen der Ruhrabschnitte, die sich bis heute gehalten haben. Die Obere Ruhr sah Kohl bis zur Mündung der Möhne in Neheim, den mittleren Ruhrabschnitt bis zur Mündung der Lenne bei Herdecke und die Untere Ruhr bis zur Mündung in Duisburg-Ruhrort.

Historisch gesehen war die Ruhr vor der Industrialisierung nicht von großer Bedeutung. Lediglich einige Mühlen und Handwerksbetriebe waren entlang der Ruhr errichtet worden. Umso herausragender war ihre Rolle für die Entwicklung der Industrie im Ruhrgebiet. Für mehr als hundert Jahre war sie der wichtigste Transportweg für Kohle, die im Ruhrgebiet seit dem 18. Jahrhundert gefördert wurde. Die ersten Zechen wurden  in der Nähe der Ruhr angelegt, wo die Kohle leicht und oberflächlich abgebaut werden konnte. Die Folgen für die Ruhr waren beträchtlich. Ungefiltert wurden Industrieabwässer in die Ruhr geleitet, so dass sie um 1900 nahezu tot war. 1913 legte Karl Imhoff bei der Emschergenossenschaft ein Gutachten zur Reinhaltung der Ruhr vor, die Grundlage für das Ruhrreinhaltungsgesetz. Darüber hinaus wurde unter Imhoffs Leitung wenig später der Ruhrverband gegründet, der sich bis heute mit der Sicherstellung der Trinkwasserqualität der Ruhr beschäftigt.

Es wird vermutet, dass der Begriff „Ruhrgebiet“ für die Industrieregion bereits zwischen 1800 und 1820 aufkam. Bekanntlich hat er sich bis heute durchgesetzt.

Geschichte des Kemnader Sees

 

Luftaufnahme des Kemnader Sees

Bis zum Jahre 1925 wurde dort, wo heute das westliche Ufer des Kemnader Sees zu finden ist, noch Steinkohle gefördert. Kurze Zeit später, im Jahr 1929, wurden erste Überlegungen laut, die Ruhr zwischen Bochum, Hattingen und Witten zu stauen und so ein Naherholungsgebiet für die Region zu schaffen. Dieser Plan verschwand jedoch für einige Jahre wieder in der Schublade und wurde erst 1966 wieder hervor geholt. Damals forderte das Land NRW dazu auf, Vorschläge für den Bau des Sees einzureichen. Erst zehn Jahre später wurde dann tatsächlich mit dem Bau begonnen: Drei Millionen Kubikmeter Erde wurden mühevoll abgetragen und das so geschaffene Becken mit Wasser aufgefüllt. 1979 wurde der jüngste der sechs Stauseen des Ruhrgebiets schließlich fertig gestellt und ein Jahr später mit einem Fest für Wassersportler eingeweiht.

Heute hat der Kemnader See eine Oberfläche von 1,25 Quadratkilometern. Er ist drei Kilometer lang und 430 Meter breit. Er bietet so ausreichend Platz für Wassersportler verschiedenster Art. Um den See herum haben sich Bootsverleihe, Golfplätze und Gastronomiebetriebe angesammelt, die von Sportlern, Spaziergängern und Besuchern geschätzt werden. Das Baden im Kemnader See ist derzeit nicht erlaubt. Wen es trotzdem ins kühle Nass zieht, der kann sich im Freizeitbad Heveney erfrischen, das auch über einen Außenbereich verfügt.

Der Kemnader See ist jedoch nicht nur ein beliebtes Ausflugsziel und Naherholungsgebiet. Zukünftig soll er auch als Quelle für erneuerbarer Energien genutzt werden. Daher wird derzeit ein Wasserkraftwerk in die Staumauer des Sees integriert. Jährlich sollen durch das Kraftwerk rund 3,7 Millionen Kilowattstunden Energie produziert werden, genug, um 1.200 Haushalte zu versorgen.

Geschichte des Baldeneysees

Foto: Ruhrverband
Foto: Ruhrverband

Der Baldeneysee im Essener Süden ist nicht nur unter Einheimischen beliebt, auch Touristen zieht es immer wieder dort hin, ob nun um sich sportlich auszutoben, gemütlich am Seaside Beach zu relaxen oder den See per Schiff zu erkunden. Was jedoch nicht alle Besucher wissen: Der Baldeneysee ist kein natürlicher See, sondern wurde künstlich vom Ruhrverband angelegt.

Die wichtigsten Fakten zum beliebten Ausflugsziel der Region: Der Baldeneysee ist mit einer Fläche von 2,64 Quadratkilometern der größte der fünf Stauseen im Ruhrgebiet. Er erstreckt sich zwischen den Stadtteilen Essen-Werden und Essen-Kupferdreh über eine Gesamtlänge von circa 7,8 Kilometern und eine mittlere Breite von circa 350 Metern. Dabei folgt der See der Topographie des ursprünglichen Ruhrtals.

In Folge der Industrialisierung ergab sich im Ruhrgebiet durch die wachsenden Städte, die Zunahme der Bevölkerung und den Ausbau der Industrie ein erhöhter Wasserbedarf, der gedeckt werden musste. Daher plante der Ruhrverband Ende der zwanziger Jahre den Bau verschiedener Stauseen, darunter auch der Baldeneysee, um das Abwasser des Ruhrgebiets aufzustauen und zu reinigen. Im Frühjahr des Jahres 1931 begann schließlich der Bau des Baldeneysees, der schließlich im Jahre 1933 fertig gestellt wurde.

Wenige Jahre später wurde das Freibad Baldeney eröffnet, das neben verschiedenen Schwimmbecken auch einen Sprungturm und eine Wasserrutsche umfasste. 1984 wurde das dringend renovierungsbedürftige Bad jedoch geschlossen. Die trocken gelegten Becken wurden mit Sand gefüllt und schließlich als Volleyballfelder genutzt. Diese Volleyballfelder sind heute Teil des Seaside Beach. Einen Ersatz  für das Freibad Baldeney gibt es vor Ort bis heute nicht, denn das Baden im Baldeneysee ist von offizieller Seite verboten.

Durch den Baldeneysee wurde der natürliche Verlauf der Ruhr verbreitert, was dazu führte, dass die Fließgeschwindigkeit des Flusses abnahm. Dadurch konnten sich kleine Schmutzpartikel, die der Industriefluss enthielt, am Boden des Sees absetzen. Durch die Ablagerung dieser Sedimente verringerte sich jedoch das Stauvolumen des Baldeneysees im Laufe der Jahre erheblich. Daher wurde der See in den achtziger Jahren weiter ausgebaggert, um den Stauraum wieder zu erhöhen. Der Baldeneysee wird bis heute nicht nur als Quelle zur Trinkwassergewinnung sondern auch als Energiequelle genutzt. Darüber hinaus ist der Baldeneysee heute das Paradies für Wassersportler und Erholungsuchende in Essen. Ob Kanufahren, Angeln, Segeln, Surfen oder einfach nur die Seele baumeln lassen – am Baldeneysee ist es möglich.