
Vor gar nicht allzu langer Zeit sorgte eine Studie der Universität in Wien für Aufsehen. Der Grund: Das Ergebnis der Studie zeigte – etwas drastisch ausgedrückt –, dass sich in der Donau mehr Plastikpartikel als Fische tummeln. Dabei ging es dem Forscher Aaron Lechner und seinem Team ursprünglich gar nicht um Plastikmüll im Fluss sondern um die Verbreitung von Fischlarven. Im Rahmen der Studie wurde der Uferbereich der Donau mit Hilfe von großen Netzen untersucht. „Die Ergebnisse haben uns sehr überrascht“, so Forscher Aaron Lechner, denn sie brachten ein ganz anderes Ergebnis zu Tage als erwartet: An einigen Stellen im Fluss zählten die Forscher nämlich mehr Plastikteile als Fischlarven. Schätzungen zu Folge befinden sich in 1.000 Kubikmeter Donauwasser durchschnittlich 275 Fischlarven und 317 Plastikpartikel.
Den Forschern nach besteht der Plastikmüll im Fluss zu 80 Prozent aus industriellem Rohmaterial, sprich aus kleinen Kügelchen, Flocken oder Pellets aus Kunststoff, die selbst von den Kläranlagen nicht aus dem Wasser gefiltert werden können. Neben dem Umweltproblem, dass diese Tatsache in sich birgt, gibt es noch ein weiteres Problem mit dem Plastik im Fluss: Die kleinen Plastikteilchen werden von Fischen mit Nahrung verwechselt. Haben die Fische die Partikel erst einmal aufgenommen, gelangt das Plastik auf diesem indirekten Weg auch in die menschliche Nahrungskette.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Donau mit diesem Zustand keine Ausnahme darstellt. Vielmehr besteht die Vermutung, dass die Ergebnisse der Studie auch auf andere Flüsse zutreffen: „Die Vermutung liegt natürlich sehr nahe, dass es sich dabei um ein globales Problem handelt“, sagt Wissenschaftler Aaron Lechner, Mitverfasser der Wiener Studie.
Tatsächlich ist bekannt, dass Vermüllung besonders für Flüsse, die durch dichtbesiedelte Gebiete fließen, ein typisches Problem ist. Denn: wo viele Menschen leben entsteht auch viel Abfall. Zwar gibt es in vielen Teilen der Welt heutzutage gut funktionierende Entsorgungssysteme, doch die Kontrolle über eine sachgemäße Entsorgung von Müll und Hausrat ist nicht lückenlos möglich. Das hohe Aufkommen von Müll ist daher in vielen Flüssen weltweit zu einem ernstzunehmenden Umweltproblem geworden. Welche Ausmaße das teilweise annehmen kann, zeigt diese eindrucksvolle Video über den Muhua Fluss in China. Auch in Indien setzt langsam ein Prozess des Flusssterbens ein, der durch die starke Vermüllung hervorgerufen wird.
Solche Extreme sind in Deutschland glücklicherweise unbekannt. Aber auch hierzulande haben Bürger, Behörden und Umweltinitiativen mit dem Abfall in Gewässern zu kämpfen. In München an der Isar zum Beispiel. Um den Problemen entgegen zu wirken gibt es zahlreiche Aktionen und Initiativen. An der Isar haben sich beispielsweise Schüler mit der Aktion „Deine Isar“ für den Schutz des Flusses stark gemacht und massenweise Müll am Ufer des Flusses gesammelt.
Doch nicht nur im Süden der Bundesrepublik ist die Verschmutzung der Flüsse ein bekanntes Problem. Als Fluss, der eine Metropolregion durchquert, in der Millionen Menschen leben, treffen eben diese Probleme auch auf die Ruhr zu. Doch dankenswerter Weise gibt es auch hier engagierte Bürger, die sich den Problemen stellen und dagegen ankämpfen. Eine dieser Aktionen ist die Initiative „Ruhrputzen“, die vor drei Jahren von Tauchern der Tauchschule Dive In ins Leben gerufen wurde. In diesem Jahr findet das Event am 5. Juli statt. Die Taucher haben zu diesem Zweck bereits einen großen Schuttcontainer organisiert, der sich beim Ruhrputzen hoffentlich wieder füllen wird.
Die Idee zur Aktion Ruhrputzen kam dem Initiator Holger Cremer beim Tauchen. Denn immer wieder ist er bei seinen zahlreichen Tauchgängen in der Ruhr auf Unrat gestoßen – darunter zum Beispiel Verpackungen, Autoreifen oder Fahrräder – sogar Elektroschrott, wie Kühlschränke oder Handys, rostet auf dem Grund der Ruhr vor sich hin.
Die engagierten Taucher haben nun dem Müll unter Wasser den Kampf angesagt: Am 5. Juni 2014 treffen sie sich um 9:00 Uhr in Essen-Steele am Bootshaus Ruhreck zum Ruhrputzen 2.1, um die Ruhr gemeinsam auf einem Längenabschnitt von 400 Metern zu entrümpeln – und zwar über und unter Wasser. Initiator Holger Cremer ermutigt dabei jeden Interessierten dabei zu sein: „Im Prinzip kann jeder Taucher mit Süßwassererfahrung mitmachen. Aber auch jeder Helfer, der nicht selbst tauchen kann, ist willkommen – im Uferbereich liegt nämlich auch genug Müll rum.“
Die Aktion Ruhrputzen findet inzwischen bereits zum dritten Mal statt und ist dabei, sich zum jährlich stattfindenden Event zu entwickeln. Die Erfolge sind bislang jedes Jahr sichtbar gewesen, die schwarzen Müllsäcke der Taucher, wie auch der Container sind am Ende des Tages immer gut gefüllt mit Müll und Unrat. Daher berichtet Holger Cremer stolz: „2011 waren wir mit der Aktion für den Umweltpreis der Stadt Essen nominiert.“
Holger Cremer hofft also, dass auch bei der dritten Ausgabe des Ruhrputzens wieder viele helfende Hände unter aber auch über Wasser dabei sind. Denn die Aktion dient nicht nur, um das Tauchen angenehmer zu machen. „Unser Ziel ist auch ein bisschen, den Bürgern ins Gedächtnis zu rufen, dass die Flüsse und Bäche keine Papierkörbe sind.“