
Eine Tasse Tee zu trinken ist so alltäglich, dass wir uns normalerweise keine Gedanken darüber machen, woher das Teewasser kommt. Aus der Leitung eben. Aber haben Sie sich schon mal gefragt, ob Sie dasselbe Wasser vielleicht vorher schon einmal getrunken haben?
Aus globaler Sicht gilt: Das Wasser auf der Erde befindet sich in einem ständigen Kreislauf, bei dem prinzipiell kein Tropfen verlorengeht. Regnet es auf die Ruhr, trägt der Fluss das Wasser fort, bis es in den Rhein fließt und von da schließlich in die Nordsee. Das Wasser nimmt aber nicht nur diese eine Richtung. Meerwasser kehrt zurück an Land, indem es verdunstet und so in die Erdatmosphäre gelangt, wo es zu Wolken kondensiert. Ein Teil dieser Wolken treibt nun wieder über die Landoberfläche. Kühlen die Wolken dort ab, beispielsweise weil sie an einem Gebirge aufsteigen, dann können sie weniger Feuchtigkeit aufnehmen. In Form von Regen, Schnee oder Hagel geben sie das Wasser wieder ab. Es regnet beispielsweise in die Gebirgsbäche und fließt von dort wieder in die Flüsse – auch in die Ruhr, aus der es kam.
Regenwasser, das auf die Landoberfläche fällt, verlässt den ständigen Kreislauf ebenso wenig. Zum größten Teil versickert es im Boden, wo es der Strömung des Grundwassers folgt und mit ihr wieder zurück in die Bäche gelangt – ein Vorgang, der einige Jahre dauern kann, wie dieser Film zeigt. Pflanzen, die Wasser über ihre Wurzeln aufnehmen oder Tiere und Menschen, die es trinken, wirken ebenfalls im Wasserkreislauf mit. Die Lebewesen sind für das Wasser aber nur ein Zwischenspeicher, denn irgendwann geben sie es wieder ab. Tiere etwa über Schweißausscheidungen, Pflanzen über ihre Blätter, von denen das Wasser dann erneut verdunstet. So gilt grundsätzlich, dass dem Kreislauf kein Wasser verlorengeht. Es kommt aber auch kein neues hinzu – stattdessen durchläuft das Wasser ein geschlossenes System, in dem die Wassermenge gleichbleibt. Theoretisch bleibt dabei jeder Tropfen im Kreislauf und im Fluss.
Panta rhei sagten die Philosophen in der Antike dazu, alles fließt. Damit war nicht nur gemeint, dass alles in der Natur vergeht, sondern auch, dass es sich ständig wandelt und in neuer Form wiederkehrt – anhand des Wassers wird dieser Kreislaufgedanke sichtbar. Wasser ist derjenige Stoff, der auf unserem Planeten in allen Aggregatzuständen vorkommt: fest in Form von Eis, flüssig in Gewässern und gasförmig in den Wolken. Ständig wechselt das Wasser dabei an irgendeinem Ort vom einen Zustand in den anderen und befindet sich so dauernd in Bewegung.
In verstädterten Regionen wie dem Ruhrgebiet spricht man dabei auch vom urbanen Wasserkreislauf. Damit ist der Kreislauf unseres Trink- und Abwassers gemeint, in dem die Kläranlagen das verbrauchte Wasser wiederaufbereiten und erneut trinkbar machen. Der Begriff bezieht sich aber auch allgemein auf die Besonderheiten des Wasserkreislaufs in dicht besiedelten Gebieten. In urbanen Räumen finden Zuleitungen von schädlichen Stoffen in den Kreislauf statt. Außerdem sind diese Gebiete stark bebaut und somit „versiegelt“, das heißt das Wasser kann nicht einfach im Boden versickern. Es muss also andere Wege nehmen, um wieder in den Kreislauf einzutreten, etwa über die Kanalisation. Der Umweg hat Auswirkungen auf die natürliche Reinigung des Wassers, denn viele darin gelöste Stoffe werden normalerweise bereits durch das Versickern herausgefiltert. Diese Reinigungsaufgabe müssen in versiegelten Gebieten unter anderem die Kläranlagen übernehmen. Viel Arbeit für die Wasserversorgung im Ruhrgebiet, bis wir wieder bedenkenlos Tee trinken können.