Professor schwimmt 1.231 Kilometer durch den Fluss – für den Gewässerschutz

 

Foto: Hochschule Furtwangen, Projekt Rheines Wasser.
Foto: Hochschule Furtwangen, Projekt Rheines Wasser.

Wassersport ist im Sommer eine schöne Sache. In vielen Seen und Flüssen kann man rudern, surfen oder schwimmen. Aber gleich 1.231 Kilometer durch einen Fluss schwimmen, von der Quelle bis zur Mündung – warum sollte man sowas Verrücktes machen?

Andreas Fath ist Langstreckenschwimmer. Schon seit er neun Jahre alt ist, springt der mittlerweile 49-jährige mit Vorliebe in Seen und sucht dabei gern die Herausforderung. Den Bodensee hat er deshalb bereits durchquert. Diesmal ist ein Fluss dran. Aber nicht irgendeiner, sondern gleich ein Strom, der von den Schweizer Alpen bis zur niederländischen Nordsee reicht, eine der verkehrsreichsten Wasserstraßen der Welt: der Rhein. Dabei geht es dem Wassersportler Fath allerdings nicht in erster Linie ums Schwimmen.

Denn Andreas Fath ist nicht nur Sportler, er ist auch Professor für Chemie an der Hochschule Furtwangen im Schwarzwald. Als Wissenschaftler interessiert er sich für die Stoffe in den Gewässern, in denen er schwimmt. Denn einige Stoffe finden sich darin, die dort eigentlich nicht sein sollten. Im Rhein etwa Rückstände von Antibiotika, Pestiziden und Düngemitteln, Hormonen (unter anderem von der Anti-Baby-Pille) und sogar von Drogen. „Die Kläranlagen sind nicht in der Lage, all diese Stoffe abzubauen,“ erklärt Andreas Fath.

Vor seiner Hochschultätigkeit hat der Chemiker in der Industrie gearbeitet und Abwasserforschung betrieben. Dabei entwickelte er eine Technik, um bestimmte Schadstoffe zu zersetzen, die bis dahin als nicht zersetzbar galten. „Daran möchte ich weiterforschen“, so der Wissenschaftler. Bloß könne sich seine Hochschule die dafür erforderliche, teure Anlage nicht leisten.

Aus diesem Grund greift Andreas Fath zu außergewöhnlichen Mitteln. Mit seiner Extremsport-Schwimmaktion durch den gesamten Fluss sammelt er Sponsorengelder für das Wasseranalyse-Gerät. Den Rhein schwimmend zu durchqueren – und das wohlgemerkt der Länge nach – ist allerdings keine Aufgabe für untrainierte Schwimmer. Im Schnitt 50 Kilometer am Tag muss Andreas Fath zurücklegen, wenn er wie geplant am 24. August am Ziel in Rotterdam angelangt sein will, wo der Strom am Hoek van Holland in die Nordsee mündet. Deshalb hat sich der Schwimmer ein Jahr lang auf die Mammut-Aufgabe vorbereitet, bevor er am vergangenen Montag endlich in den Rhein sprang. Insgesamt 25 Schwimm-Etappen muss Fath nun bewältigen – und es geht gleich anspruchsvoll los. Denn schon am Vorderrhein in der Schweiz, kurz nach der Quelle des Flusses, kann man in den Rhein nicht so einfach hineinspringen und locker hindurchkraulen. Hier stellt eine Schlucht mit schroffen Felsen eine ernstzunehmende Gefahr dar. Echtes Schwimmen ist deshalb nur schwer möglich – die Etappe wird wohl eher ein Waten mit Schutzhelm durch die schwierigen Strömungen – und das unter Begleitung eines erfahrenen Kajakfahrers, der die Route weist. Interessant für alle Interessierten im Ruhrgebiet wird es besonders bei Etappe 20, die Andreas Fath voraussichtlich am 19. August zurücklegt – hier passiert er in Duisburg die Mündung der Ruhr in den Rhein. Da auf diesem Abschnitt des Flusses viele Frachtschiffe unterwegs sind, von denen der Schwimmer nicht überfahren werden möchte, wird ihn ein Motorboot nach hinten absichern. Enden soll Faths Aktion fünf Tage später bei Rotterdam, wo schließlich der Rhein selbst mündet – in die Nordsee.

Andreas Fath ist aber zu sehr Wissenschaftler, um die 1.231 Rheinkilometer nur mit Schwimmen zu verbringen. Deshalb krault der Chemiker nicht nur durch den Fluss, er untersucht ihn gleichzeitig auch. Begleitet von seinen Studenten nimmt er täglich Wasserproben, deren Ergebnis er nach Ende der Aktion bei einem Wassersymposium vorstellen möchte. Neben den oben genannten Wasserverunreinigungen wie Hormonen oder Antibiotika, stehen dabei auch noch weitere Stoffe auf seiner Untersuchungsliste, etwa kleine Plastikteilchen. „Wir erwarten uns neue wissenschaftliche Erkenntnisse etwa zur Frage, ob das Problem der Verschmutzung der Ozeane durch Mikroplastik-Abfälle einen Ursprung bereits in unseren Flüssen hat“, erklärt der Professor.

Aber auch, ob sich die Gewässergüte in den letzten Jahren insgesamt positiv entwickelt hat, möchte er herausfinden. Schließlich beziehen allein 22 Millionen Menschen aus dem Rhein ihr Trinkwasser. In diesem Video erklärt Andreas Fath den Hintergrund zu seinem Vorhaben. Es geht ihm auch darum, das Bewusstsein für die Kostbarkeit des Wassers und den Gewässerschutz zu stärken. Wenn ein „verrückter Professor“ durch den Rhein schwimmt, glaubt er, hören die Leute dabei eher hin.

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