Projektpartner: Abteilung für Hygiene, Sozial- und Umweltmedizin – Viren, die faszinieren

Foto: Rania Lahdo, Sichere Ruhr
Foto: Rania Lahdo, Sichere Ruhr

Im Redaktionsbüro der Website www.sichere-ruhr.de an der Universität Duisburg-Essen wird kein Kaffee mehr gekocht. „Bis auf weiteres darf das Wasser nur zum Händewaschen verwendet werden“ steht auf einem Ausdruck, der an der Tür hängt. Es wurden Krankheitserreger im Wasser gefunden. Die Kollegen sind aufgelöst. Arbeiten ohne Kaffee? Wie soll das gehen?

Die Erreger, die in der Redaktion für Panik sorgen, sind für Lars Jurzik nichts Besonderes. Der Hygieniker aus dem Sauerland sucht beruflich danach. Im Labor der Abteilung für Hygiene, Sozial- und Umweltmedizin an der Ruhr-Universität Bochum ermittelt er die Häufigkeit von Viren im Ruhrwasser für das Projekt Sichere Ruhr.

„Genauer gesagt machen das meist meine Kollegen Mats Leifels und Dr. Hamza Ewess“, erklärt der Mikrobiologe, denn er selbst sitzt zur Zeit meist mehr am Schreibtisch als im Labor. Für das Projekt Sichere Ruhr steht viel theoretische Arbeit an: Jurzik wälzt Bücher, tauscht sich mit anderen Wissenschaftlern zum Thema aus, schreibt Texte zur Virenanalyse, – und koordiniert Termine. „Für mich vielleicht die größte Herausforderung“, lacht er. Im Projekt Sichere Ruhr arbeiten die Bochumer unter Leitung von Professor Dr. Michael Wilhelm mit einer ganzen Reihe von Partnern zusammen. Am intensivsten mit dem IWW in Mühlheim, von wo man die Proben bekommt – acht große Kanister voll Wasser, und das jede zweite Woche über einen Zeitraum von 18 Monaten. „Das meiste davon packen wir erstmal in den Kühlraum“, sagt Jurzik.

Das Ruhrwasser aus den Kanistern wird zunächst gefiltert, in kleinen Mengen von jeweils zwei Litern. Nicht mehr als drei bis fünf Milliliter Flüssigkeit mit Viren bleiben dabei hinterher von dem Zehn-Liter-Kanister übrig, der Rest geht in den Abfluss. Insgesamt ist das Labor bei einer einzigen Wasserprobenlieferung aus Mülheim zweieinhalb Tage allein mit dem Filtrieren beschäftigt, bevor die enthaltenen Viren genauer untersucht werden können. Dies geschieht zeitversetzt, denn es soll möglichst effizient gearbeitet werden, weshalb man bis zu 36 Proben auf einmal analysiert. Die Bochumer arbeiten mithilfe einer sogenannten Polymerase-Kettenreaktion (PCR): Die Bruchstücke der enthaltenen Viren-DNA werden vervielfacht und dabei zugleich ihre Menge bestimmt – so dass man hinterher zuverlässig die Konzentration von Viren im Ruhrwasser hochrechnen kann. Diese Hochrechnung ist ganz entscheidend für die spätere Risikobewertung. „Im Moment ist es für so eine Risikobewertung aber noch zu früh“, meint der Wissenschaftler. Um aus diesen Ergebnissen das Risiko für die Badegäste abzuschätzen arbeitet der Mikrobiologe eng mit den Kollegen vom Institut für Hygiene und öffentliche Gesundheit an der Universität Bonn zusammen. In ca. 4 Monaten können sie beurteilen, inwiefern sich das Ruhrwasser aus hygienischer Sicht zum Baden eignet.

Es bleibt zu fragen ob Lars Jurzik als Wissenschaftler nun selbst reinspringen würde in die Ruhr? „Ja, das würde ich!“ In die Ruhr selbst ist er zwar noch nicht gesprungen, hat aber schon mehrfach im Sauerland in Seen gebadet. Sein persönlicher Wunsch wäre, dass das Projekt am Ende der Untersuchungen grünes Licht geben kann zum Baden „Wir sind ja angetreten, um nachzusehen, ob die Wasserqualität der Ruhr so gut ist, dass man drin schwimmen kann“, sagt der Virenforscher.

Die Virenforschung im Wasser ist noch ziemliches Neuland – für Jurzik als Mikrobiologen faszinierend. „Wir haben deshalb auch begeistert ‚ja’ geschrien, als wir gefragt wurden, ob wir bei diesem Projekt mitmachen möchten“, lacht er. Aber dann überwiegt doch der Gedanke an die Sicherheit. „Es gibt ja nicht nur die Schwimmer, es gibt auch viele Segler, Angler und nicht zuletzt Kinder, die mal in die Ruhr reinspringen. Deshalb wäre es schön zu wissen, dass die Virenkonzentration so gering ist, dass niemandem etwas passiert.“

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