Projektpartner: Institut für Kommunikationswissenschaft – Klare Sicht auf die Ruhr

Foto: Pascal Bovée, Sichere Ruhr.
Foto: Pascal Bovée, Sichere Ruhr.

In der Universität Duisburg-Essen blickt Rania Lahdo aus dem Bürofenster. „Das sind ja schöne Aussichten“, sagt sie lächelnd, aber ganz ohne Ironie zu Lisa Debo, die gerade einen Zeitungsartikel über das Badeverbot an der Ruhr studiert. Auch ich schaue vom Bildschirm auf. Tatsächlich ist heute nicht eine Wolke am Himmel auszumachen. Eigentlich ein perfekter Tag, um nach der Arbeit zum Baldeneysee zu fahren.

Was dort beeindruckt ist die freie Sicht. Die Weite, die man in der Stadt so nirgends hat. An wolkenfreien Tagen wie heute genügt es am See, den Blick eine Weile über der ausgedehnten Wasseroberfläche schweifen zu lassen und man sieht auch andere Dinge gleich etwas klarer.

Eine andere Möglichkeit, klare Sicht auf etwas zu bekommen, ist, sich über Einzelheiten zu informieren. Im Projekt Sichere Ruhr hat das Institut für Kommunikationswissenschaft  an der Universität Duisburg-Essen genau diese Aufgabe. Es nimmt sie wahr, indem es offene Fragen rund um das Baden in Fluss und See öffentlich aufgreift – beispielsweise über diese Internetseite, die inhaltlich vom Kommunikationswissenschaftler Pascal Bovée betreut wird. Auch die Pressearbeit und die Organisation von Workshops gehören zu den Aufgaben, des Teams um den verantwortlichen Projektsupervisor, Prof. Dr. Jo Reichertz.

Das Team am Institut für Kommunikationswissenschaft informiert aber nicht nur über mögliche Risiken beim Flussbaden, es berichtet  auch über Inhalte und Forschungsergebnisse  des Projekts Sichere Ruhr, das diese Risiken untersucht. Außerdem forschen die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Rania Lahdo und Lisa Debo auch selbst aus kommunikationswissenschaftlicher Perspektive zu diesem Thema.

Wir wollten wissen, wie gut die Bevölkerung über die aktuelle Badesituation – also das Badeverbot – informiert wird und wie gut sie über die Risiken Bescheid wissen. Deshalb haben wir in den vergangenen zwei Jahren verschiedene Studien durchgeführt. Aktuell untersuchen wir die Berichterstattung zum Ruhrbaden in Print- und Online-Medien“, erklärt Lisa Debo, die politische Kommunikation studiert hat. Ein Ergebnis der Studie verrät sie schon: „In knapp 44% der Artikel steht, das es ein Badeverbot gibt. Aber in etwa der gleichen Anzahl der Artikel über das Ruhrbaden wird die rechtliche Situation überhaupt nicht thematisiert.“ Es sei ihr deshalb wichtig, die bei der Untersuchung entdeckten Informationslücken zu schließen, betont Lisa Debo. Rania Lahdo, die das Essener Projektteam leitet, pflichtet ihr bei. Gemeinsam entwickeln die beiden Wissenschaftlerinnen Strategien für eine Risikokommunikation, die der Bevölkerung im Ruhrgebiet die Gefahren beim Flussbaden  vermitteln soll. Unterstützt werden sie dabei von der Soziologiestudentin Lara Pellner, die als studentische Hilfskraft des Projekts Hintergründe zu anderen Badestellen in Deutschland und der EU recherchiert.

Als Jugendliche war mir nie bewusst, welche Gefahren das Baden in der Ruhr birgt, das ist mir selbst erst durch das Projekt bewusst geworden“, meint Rania Lahdo. „Deshalb finde ich das Projekt auch so wichtig – und dass man die Menschen über die unsichtbaren Gefahren beim Baden aufklärt, nicht nur über die sichtbaren wie den Schiffsverkehr.“ Die Vermittlung der Forschungsergebnisse dazu sei allerdings nicht immer ganz unkompliziert, meint die Kommunikationswissenschaftlerin. Einerseits ist es ihr sehr wichtig, dabei dem Informationsbedürfnis der Bevölkerung nachzukommen und auch die Fragen der Presse zum Projekt Sichere Ruhr befriedigend zu beantworten. Aber zugleich sei das mit der Herausforderung verbunden, sensible Inhalte mit allen Projektpartnern abzustimmen. „Denn es sind nicht nur sehr viele Partner, die im Projekt mitarbeiten, sie arbeiten auch interdisziplinär zu verschiedenen Gesichtspunkten des Themas, weshalb jeder der Partner andere Aspekte als besonders wichtig ansieht“, erklärt Rania Lahdo. Da sei es bei der öffentlichen Vermittlung der Risiken und Forschungsergebnisse manchmal schwierig allen gerecht zu werden. „Außerdem darf man nichts vorwegnehmen, was noch nicht abschließend untersucht ist“, ergänzt sie.

Die Ruhr einmal als echtes Badegewässer zu sehen, ist für sie eine schöne Vorstellung. „Aus persönlicher Sicht fände ich es toll, wenn man in der Ruhr baden könnte“, meint die junge Doktorandin, „weil ich selbst hierher komme und in Essen lebe. Ich denke, das würde nicht nur einen hohen Freizeitwert bedeuten, sondern wäre auch ein großer Imagegewinn für die Region.“ Aus wissenschaftlicher Perspektive hält sie es aber auch für wichtig, dass die Forschungsergebnisse des Projekts nach dessen Abschluss noch Beachtung finden, „Was nun das konkrete Ergebnis ist, ist zunächst zweitrangig – wenn festgestellt wird, dass man Baden erlauben kann, dann sollte das auch geschehen – wenn am Ende herauskommt, dass Baden in der Ruhr aus hygienischer Sicht nicht möglich ist, dann sollte die Bevölkerung geschützt werden, indem man das Badeverbot strikt durchsetzt.“

Allerdings macht die Teamleiterin keinen Hehl daraus, dass sie bereits seit ihrer Jugend alljährlich im Sommer im Fluss schwimmen geht. „Heute mache ich das allerdings bedachter als früher“, berichtet sie. Auch Lisa Debo hat schon im Ruhrwasser gebadet. „Aber nicht im Fluss selbst, sondern im Kemnader See.“ Dort würde sie das auch gerne wieder machen. „Aber direkt im Fluss hätte ich ein bisschen Angst vor der Strömung.“ Die beiden Wissenschaftlerinnen bemühen sich eben um klare Sicht auf beides: Vorzüge und Risiken des Ruhrbadens.

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