Roter Planet Ruhr – Das MARS-Projekt erforscht unsere Flüsse

Foto: Benjamin Kupilas.
Foto: Benjamin Kupilas.

Dass es auf unserem Nachbarplaneten einmal Wasser gegeben hat – und damit früher eine wichtige Grundlage für organisches Leben dort existierte – ist ein bedeutendes Zwischenergebnis, das uns amerikanische Roboterfahrzeuge vom Mars geliefert haben. Auch die Europäer haben inzwischen ihr MARS-Projekt und damit haben sie es ebenfalls aufs Wasser abgesehen. Allerdings erforschen Europas Wissenschaftler den lebensspendenden Stoff nicht auf fernen Gestirnen, sondern etwas bodenständiger – vor der eigenen Haustür, zum Beispiel an der Ruhr.

MARS steht in diesem Fall daher nicht für den Planeten sondern für „Managing Aquatic ecosystems and water Ressources under multiple Stress“ und beschäftigt sich mit der Frage, wie mehrere gleichzeitige Belastungen auf ein Gewässer wirken. Als Belastungen – oder sogenannte „Stressoren“, wie die beteiligten Wissenschaftler sagen – gelten beispielsweise Schadstoffe, die durch Industrie oder Landwirtschaft ins Wasser gelangt sind, aber auch klimatische Extrembedingungen wie Hitzewellen oder der Einfluss, den Wasserkraftanlagen auf die betroffenen Gewässer haben. Diese Stressoren haben gemeinsam, dass sie häufig direkt und negativ auf im Wasser lebende Pflanzen, Fische, Insekten oder Mikroorganismen einwirken.

Die MARS-Studie hat sich nun zum Ziel gemacht, speziell das Zusammenwirken solcher Stressfaktoren zu ergründen, weil diese eben nicht mehr nur einzeln, sondern gerade in Kombination auftreten und unsere Flüsse und Seen gemeinsam belasten. Eine Vielzahl von Instituten auf dem ganzen Kontinent ist an der internationalen Studie beteiligt. Mithilfe europaweit gesammelter Daten und deren Vergleich ergründen die beteiligten Forscher, wie die „multiplen Stressoren“ zusammenwirken, wie sie sich gegenseitig verstärken oder auch abschwächen. Dabei erhoffen die sich die MARS-Forscher auch Erkenntnisse über den Effekt, den mehrere gleichzeitige Belastungen auf die Lebensräume bzw. Ökosysteme der europäischen Flüsse und Seen haben.

Auch die Ruhr ist als einer von 16 europäischen Flüssen Gegenstand der Untersuchungen des MARS-Projekts. „Hier werden die Auswirkungen des Eintrags von Feinsedimenten auf den ökologischen Zustand des Flusses untersucht“, erläutert Professor Daniel Hering vom Institut für Aquatische Ökologie der Universität Duisburg-Essen. „Wir analysieren Daten, um die Frage zu beantworten, welche Stressoren-Kombinationen den derzeitigen Zustand der Ruhr bedingen.“ Ziel sei es dabei, eine Vorhersage zu erstellen, wie sich das Ökosystem Ruhr unter verschiedenen Szenarien entwickelt. Genauere Angaben zum Projekt macht Professor Hering in diesem Video-Interview.

Als mögliche Zukunftsszenarien geht das MARS-Projekt etwa von einem zunehmenden Klimawandel aus oder von einer Veränderung der Landwirtschaft hin zu ökologischen Anbaumethoden. Mithilfe von Simulationen soll vorhergesagt werden, welche Konsequenzen diese unterschiedlichen Rahmenbedingungen auf den Gewässerlebensraum haben. Dabei geht es dem MARS-Projekt auch darum,  sinnvolle Strategien für den Umgang mit den betroffenen Gewässern zu erarbeiten und so europäische Umweltschutzvorgaben umsetzen zu helfen.

Auf diesem Weg gewinnt das Projekt auch Bedeutung für die Menschen, die an Europas Flüssen und Seen leben, denn diese werden häufig als Quelle für Trinkwasser und Nahrung oder zum Baden genutzt. MARS-Forschung spielt sich also nicht immer weit weg ab, sondern betrifft manchmal auch die Bevölkerung direkt an der Ruhr.

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