Badeoasen für das Revier – Szenario Ausgewiesene Badestellen

Foto: Sichere Ruhr
Foto: Sichere Ruhr

Das zweite Szenario, das im Rahmen des Workshops zum Thema “Baden in der Ruhr” am 20. April in Essen-Werden von den Teilnehmern entwickelt wurde trägt den Titel “Ausgewiesene Badestellen”. Dieses Szenario beschreibt die Zwischenlösung, zwischen den beiden Szenarien “Freies Baden” und “Flussbäder”.

Das Szenario “Ausgewiesene Badestellen” fand großen Anklang unter den Beteiligten, die dank ihrer Ortskundigkeit und zum Teil dank ihrer beruflichen Auseinandersetzung mit dem Thema Ruhr viel wertvolles und konstruktives Wissen in die offene Diskussion einbringen konnten.

Zunächst einigten sich die Teilnehmer auf ein gemeinsames Verständnis des Szenarios “Ausgewiesene Badestellen”. Diese wurden definiert als offiziell freigegebene Badestellen, die sich an Orten befinden, an denen die Ruhr problemlos für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

Die erste konkrete Frage war die nach den Orten der angedachten Badestellen. Schnelle Einigung gab es in einem Punkt: Die Ruhr eigne sich grundsätzlich besser für das Szenario als der Baldeneysee, da hier bereits viele Einschränkungen durch die derzeitige Nutzung von Wassersportlern, Anglern und der Weißen Flotte gegeben seien. Solle jedoch eine Badestelle am See entstehen, so würden sich nach Meinung der Runde primär die derzeitigen Messstellen des Projekts an der Nordseite des Sees anbieten. Entlang der Ruhr solle man Orte auswählen, an denen trotz des bestehenden Badeverbots jeden Sommer gebadet wird, da sich diese anscheinend zum Baden eignen. Mögliche Badestellen seien: Haus Scheppen, Mülheimer Ruhrstrand, Seaside Beach Baldeney, Zeche Carl Funke, Rote Mühle, Strandbad Spillenburg Essen-Steele, Haus am See, Löwental. Weiterhin wurden einige Einschränkungen genannt: Die Badestellen sollten nicht in der Nähe von Schifffahrtswegen und Anlegestellen der Weißen Flotte und nahe Natur- und Vogelschutzgebieten etabliert werden. Weiterhin solle aus Lärmschutzgründen über eine Nutzungserlaubnis bis maximal 22 Uhr nachgedacht werden.

Auch über die Ausgestaltung der Badestellen wurde rege phantasiert. Klar war schnell, dass die Badestellen verschieden arrangiert werden könnten. So könne Sand aufgeschüttet werden oder eine grüne Wiese gepflanzt werden. Allen Stellen gleich solle hingegen eine klare Kennzeichnung als Badestelle sein. Hierdurch könne sowohl vermieden werden, dass zu viel außerhalb der freigegebenen Stellen gebadet würde, als auch, dass die Stellen im Wasser durch Wassersportler genutzt würden. Ebenso solle jede der Badestellen über eine Infotafel verfügen, auf der aktuelle Werte zur Wasserqualität angezeigt würden und auf der eine Notrufnummer notiert wäre.

Ein weiterer Diskussionspunkt waren die Mindestanforderungen an die Infrastruktur, über die jede Badestelle verfügen solle. Um die Kosten möglichst gering zu halten, einigte sich die Runde auf eine minimale Ausstattung. Es wurde zudem der Vorschlag gemacht, bereits vorhandene Infrastuktur anderer Nutzergruppen, wie z.B. Sanitäranalgen von Vereinsheimen oder der ansässigen Gastronomie, in die Badestellen zu integrieren. Als unentbehrliche infrastrukturelle Maßnahmen legten die Teilnehmer die folgenden Kriterien fest: eine gute verkehrstechnische Anbindung, Sanitäranlagen, regelmäßige Wartung der Badestellen, Müllentsorgung sowie ein befestigter Zugang zum Wasser, beispielsweise in Form eines Steges.

Um ausreichende Sicherheit für die Badenden zu gewährleisten, machte sich die Gruppe auch hierzu Gedanken. Eine kontinuierliche Überwachung der Wasserqualität sowie deren Kommunikation war eine der erarbeiteten Maßnahmen. Um Sicherheit beim unmittelbaren Baden zu garantieren, solle der Schwimmbereich durch Bojen im Wasser abgegrenzt werden – so sei zum Beispiel ausgeschlossen, dass die Schwimmer versehentlich in die Fahrrinne der Weißen Flotte schwimmen könnten. Eine Badeaufsicht solle es an den einzelnen Badestellen nicht geben. Stattdessen kam die Idee auf, an jeder der Badestellen eine solarbetriebene Notrufsäule in Verbindung mit einer gut sichtbaren Kilometrierung des Flusses zur Durchgabe des Standortes zu installieren. Diese Säule solle den Nutzer mit dem bestehenden Sicherheitssystem der DLRG, Feuerwehr, etc. verbinden.

Ein weiterer Diskussionspunkt war die anfallende Kommunikation im Zusammenhang mit den Badestellen. Informationen über die Wasserqualität sollten dabei regelmäßig über die gängigen Medien verbreitet werden. Ein Ampelsystem vor Ort solle zudem eine Badeempfehlung geben oder aber vom Baden abraten. Zudem wurde diskutiert, ob im Sinne einer Sensibilisierung für die Ruhr als schützenswertes Gut bereits in der Schule und via Internet aufgeklärt werden könne. So könnte auch vermittelt werden, dass die Badestellen nur aufrechterhalten werden könnten, wenn jeder einen Beitrag zu ihrem Erhalt leiste und die Natur zu schützen versuche.

Schließlich widmete sich die Runde der Finanzierungsfrage, bei der sie zu keinem Konsens kam. Es wurden jedoch verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten durchdacht. Eine Idee sah vor, die Kosten anteilig zwischen den beteiligten Institutionen, beispielsweise der Stadt, den Kommunen, dem Ruhrverband, etc. aufzuteilen. Eine andere Möglichkeit sei es, die Nutznießer des Projekts, z.B. die Gastronomie, die Campingplätze, etc. an den entstehenden Kosten zu beteiligen. Ein weiterer Gedanke lag in der möglichen Anwerbung von Sponsoren, nach deren Name die verschiedenen Badestellen benannt werden könnten. Ein für alle Beteiligten zufriedenstellender Finanzierungsplan konnte in der Kürze der Zeit allerdings nicht gefunden werden.

Die Planungen für das Szenario “Badestellen” sind damit weitgehend im Detail beschrieben worden. Kritisch wurde betrachtet, dass bei diesem Szenario womöglich eine große Anzahl Menschen eine kleine Anzahl von Badestellen überlaufen könnten. Weiterhin müsse der Nutzungskonflikt zwischen Badenden und anderen Nutzergruppen bedacht werden, gegenseitige Rücksichtnahme wäre bei diesem Szenario sicher unerlässlich. Eine offene Frage, die unbeantwortet im Raum stand, war die der Benennung der Badestelle. Fraglich war, ob die Stellen offiziell als “Badestelle” tituliert werden dürften oder ob dies aus rechtlicher Sicht eine Badeaufsicht vorschreiben würde. Auch die Frage nach der allgemeinen Sicherheit und Verletzungsgefahr ließ sich nicht abschließend klären. Es blieb offen, ob jegliche Sicherheitslücken bedacht wurden und ob sich eine Verletzungsgefahr durch die regelmäßige Wartung der Badestellen ausreichend ausschließen lasse. Letztlich wurde noch angemerkt, dass bei der möglichen Einbindung der vorhandenen Infrastruktur insbesondere in den ländlicheren Gegenden an der Ruhr Probleme aufkommen könnten. Denn im Szenario wurden zwar Badestellen rund um Essen benannt, das Szenario beziehe sich jedoch auf den Gesamtverlauf der Ruhr. Gerade in den ländlicheren Gegenden würden sich daher nicht immer Stellen finden lassen, an denen eine nötige Infrastruktur bereits vorhanden ist.

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