Projektpartner: ISA – Der Spur der Keime folgen

Foto: ISA.
Foto: ISA.

Auf den ersten Blick mag es etwas abwegig erscheinen. Doch ein paar Dinge haben die Projektpartner von Sichere Ruhr an der RWTH Aachen mit Detektiven gemeinsam. Die Verdächtigen, denen die Mitarbeiterinnen des Aachener Instituts für Siedlungswasserwirtschaft (ISA) nachspüren, sind allerdings Keime. Das ISA verfolgt die oft verborgenen Wege, auf denen sie in den Fluss gelangen und geht so der Wasserverunreinigung auf den Grund.

Silke Roder umreißt die Aufgabe des ISA im Projekt natürlich nüchterner als eine Detektivin, wie sie in einem Krimi auftreten würde: „Wir schauen nach, aus welchen Quellen die mikrobiellen Belastungen der Ruhr stammen“, sagt sie. Das mögen nicht unbedingt dubiose Quellen sein wie in der Kriminologie, aber diffuse Quellen sind es doch. Nicht klar einzugrenzen und nur unklar zu bestimmen sind diese Auslöser von Wasserverunreinigungen, denen Silke Roder für Sichere Ruhr nachspürt. Und auch nur mit einer gewissen Hartnäckigkeit lassen sie sich aufdecken. Häufig sind sie in der Landwirtschaft zu finden, zum Beispiel ist der Kot von Tieren eine solche Quelle, aus der Bakterien in die Ruhr gelangen, erklärt die junge Wissenschaftlerin.

Um eine aussagekräftige Bilanz über die diffusen Quellen zu erstellen, greift Bauassesorin Silke Roder auf Daten des Ruhrverbands und der Landwirtschaftskammer zurück, nutzt Bilder von Überfliegungen des Einzugsgebietes der Ruhr und arbeitet mit den Geographen vom IHPH in Bonn zusammen. Die Kollegen aus Bonn helfen ihr, die Puzzleteile zu einer Karte zusammenzusetzen, auf der man schnell sieht, wo möglich Gefahrenquellen für das Ruhrwasser liegen. Alle für die Bilanzierung der diffusen Quellen notwendigen Daten zusammenzutragen, sagt Silke Roder, „ist eine ganz schöne Herausforderung“.

Die Doktorandin und ihre Aachener Kolleginnen sind aber nicht nur den schwer auffindbaren Keimquellen auf der Spur, sondern auch den vergleichsweise offensichtlichen. Zum Beispiel den Kläranlagen. Diese haben sie als Haupteintragspfad für die verfolgten Bakterien ausgemacht – zumindest bei trockenem Wetter. Dabei haben Messungen in Essen und Schwerte geholfen, die Kollegin Kassandra Klaer ausgewertet hat. Die Entsorgungsingenieurin hat auch ein anderes interessantes Zwischenergebnis zu Tage gefördert: Den Zusammenhang zwischen Niederschlag und der Keimbelastung der Ruhr. Wenn es stark geregnet hat, ist letztere nämlich regelmäßig erhöht. Aber nach mehreren trockenen Tagen in Folge sind die Wasserwerte für eine bestimmte Zeit gut – und würden theoretisch das Baden im Fluss gestatten, zumindest aus hygienischer Sicht. Die Untersuchungsdaten für dieses Ergebnis lieferten Kassandra Klaer einerseits die anderen Projektpartner – durch die Wasserproben, die sie an den acht im Projekt untersuchten Stellen der Ruhr genommen und ausgewertet haben. Andererseits griff sie auf ältere Messungen und auf Niederschlagsdaten zurück, die sie damit verglich.
Dabei brauchte sie einiges wissenschaftliches Kombinationsvermögen, denn „man muss versuchen, Ungereimtheiten in den Datensätzen zu erklären“, wie Silke Roder ausführt. „Natürlich machen wir eigene Messungen, aber man ist immer auch zusätzlich auf Literaturdaten angewiesen“, erklärt sie. „Die Literaturrecherche ist ein großer Teil der Arbeit in unserem Projekt gewesen, um die Belastung des Wassers richtig einzustufen.“ Auch das Bild des Privatdetektivs, der ständig bei Nacht und Nebel undercover in Aktion tritt, ist ja meist mehr der Dramaturgie einer Fernsehserie geschuldet. Vermutlich sieht sich der echte Detektiv häufig vor einem Berg schlichter Büroarbeit, muss Unterlagen wälzen, Telefonate führen, recherchieren. Den Kolleginnen vom Institut für Siedlungswasserwirtschaft geht es in dieser Beziehung ähnlich. Neben den Literaturrecherchen verbringt Silke Roder auch am Telefon und vor ihrem E-Mail-Postfach einen guten Teil ihrer Arbeitszeit für das Projekt Sichere Ruhr. Zum Beispiel stimmt sie mit dem Projektpartner Xylem die Versuche an den Kläranlagen ab. Dabei geht es nicht nur um das Auffinden von Bakterien. Auch wie man sie am wirkungsvollsten bekämpft, möchten die Aachenerinnen herausfinden.

Deshalb testen sie in verschiedenen Kläranlagen an der Ruhr nicht nur die bewährten Methoden der UV-Bestrahlung und Ozonung auf ihre Effektivität hin, sondern nehmen auch ein neues chemisches Verfahren unter die Lupe: An einer Versuchsanlage in Velbert erprobt Katharina Tondera die Wirksamkeit von Perameisensäure zur Verbesserung der Wasserqualität.

Die Arbeit des Instituts für Siedlungswasserwirtschaft im Projekt ist damit eindeutig auch auf die Zukunft des Flusses ausgerichtet. Denn man möchte am Ende beurteilen: „Welche Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität würden wir ganz konkret für das Projektgebiet vorschlagen und was kosten diese, was würden sie bringen“, so Silke Roder. Einige Tendenzen kristallisieren sich dabei bereits heraus. „Der Ausbau der Kläranlagen gehört zu diesen Maßnahmen, die wir vorschlagen werden“, meint die Ingenieurin. Dabei seien die Anlagen zur UV-Bestrahlung des Wassers technisch einfacher, unanfälliger und kostengünstiger als Anlagen, die mit Ozon arbeiten. Für die Keimbekämpfung, um die es bei Ihren Untersuchungen im Projekt Sichere Ruhr geht, sehen die Aachenerinnen darin deshalb die geeignetere Methode. Aber Silke Roder denkt auch ein wenig darüber hinaus. „Man müsste, wenn man wirklich an die Umsetzung der Projektergebnisse geht, einmal kritisch fragen, ob es wirklich unser einziges Ziel sein sollte, Keime zu eliminieren“, meint sie. Eine Ozonbehandlung kann nämlich über Keime hinaus auch Spurenstoffe aus dem Wasser entfernen. So könnte man zum Beispiel Medikamentenrückstände bekämpfen – eine Wasserbelastung, die im Projekt nicht untersucht wurde.

Für den von Katharina Tondera untersuchten Fall des überlaufenden Mischwassers – dem Eintragspfad der bei Regenwetter den größten Anteil an der Belastung der Ruhr hat – schlagen die Wissenschaftlerrinnen der RWTH Aachen Maßnahmen vor, um schon das Überlaufen des Wassers in den Fluss möglichst zu vermeiden. Hier wären etwa eine Vergrößerung von Überlaufbecken oder eine Kanalnetzsteuerung ein gangbarer Weg, wie Silke Roder meint. Bei der Kanalnetzsteuerung wird versucht, den Stauraum in den vorhandenen Kanalnetzen besser auszunutzen, indem man etwa den Füllstand der Rohre anhebt. „Damit kann bei Niederschlag eine gewisse zusätzliche Menge des Wassers im Untergrund zurückbehalten werden, die dann nicht in die Gewässer abschlägt“, erklärt Silke Roder. Wenn der Regen vorbei ist, kann man dieses Wasser dann zur Behandlung in die Kläranlagen schicken.

Neben der Vermeidung des Wasserüberlaufs wäre es aber auch möglich, das Mischwasser zu behandeln – etwa mit einem Lammellenklärer, einer Art schräg stehendem Kamm, der das Wasser verlangsamt und ermöglicht dass sich Partikel absetzen. So wird auch das trübe Mischwasser etwas klarer. Eine Voraussetzung dafür, dass man es anschließend wirkungsvoll UV-behandeln kann, um die Keime darin zu beseitigen. Die Erfolgsaussichten dieser Methode müsse man aber noch weiter untersuchen, meint Silke Roder.

Dennoch sieht sie ganz konkrete Auswirkungen, die das Projekt Sichere Ruhr für die Region haben könnte, wenn die beschriebenen Maßnahmen ergriffen würden. „Durch eine Mischwasserbehandlung nach Regentagen könnte man erreichen, dass das Wasser an mehr Tagen Badewasserqualität hat“, meint sie. Auch an Trockenwettertagen ließe sich das Flussbaden mit Verfahren wie der UV-Bestrahlung sicherer machen – vor allem in Bezug auf Rotaviren, die zwar in der Badegewässerrichtlinie keine Rolle spielen, aber nach den Untersuchungen von Sichere Ruhr dennoch ein Erkrankungsrisiko in der Ruhr darstellen.

Auf die Frage, ob sie selbst in den Fluss springen würde, lacht Silke Roder und überlegt dann. „Mal die Füße reinhalten“, sagt sie. „Aber ich würde nicht tauchen.“ Eine Wissenschaftlerin verhält sich da vielleicht wie eine Detektivin: Sie stürzt sich nicht gleich selbst ins Geschehen, sondern bleibt vorsichtshalber eine Weile am Rande, um die Lage von neutraler Position aus einzuschätzen.

Projektpartner: Abteilung für Hygiene, Sozial- und Umweltmedizin – Viren, die faszinieren

Foto: Rania Lahdo, Sichere Ruhr
Foto: Rania Lahdo, Sichere Ruhr
Foto: Rania Lahdo, Sichere Ruhr

Im Redaktionsbüro der Website www.sichere-ruhr.de an der Universität Duisburg-Essen wird kein Kaffee mehr gekocht. „Bis auf weiteres darf das Wasser nur zum Händewaschen verwendet werden“ steht auf einem Ausdruck, der an der Tür hängt. Es wurden Krankheitserreger im Wasser gefunden. Die Kollegen sind aufgelöst. Arbeiten ohne Kaffee? Wie soll das gehen?

Die Erreger, die in der Redaktion für Panik sorgen, sind für Lars Jurzik nichts Besonderes. Der Hygieniker aus dem Sauerland sucht beruflich danach. Im Labor der Abteilung für Hygiene, Sozial- und Umweltmedizin an der Ruhr-Universität Bochum ermittelt er die Häufigkeit von Viren im Ruhrwasser für das Projekt Sichere Ruhr.

„Genauer gesagt machen das meist meine Kollegen Mats Leifels und Dr. Hamza Ewess“, erklärt der Mikrobiologe, denn er selbst sitzt zur Zeit meist mehr am Schreibtisch als im Labor. Für das Projekt Sichere Ruhr steht viel theoretische Arbeit an: Jurzik wälzt Bücher, tauscht sich mit anderen Wissenschaftlern zum Thema aus, schreibt Texte zur Virenanalyse, – und koordiniert Termine. „Für mich vielleicht die größte Herausforderung“, lacht er. Im Projekt Sichere Ruhr arbeiten die Bochumer unter Leitung von Professor Dr. Michael Wilhelm mit einer ganzen Reihe von Partnern zusammen. Am intensivsten mit dem IWW in Mühlheim, von wo man die Proben bekommt – acht große Kanister voll Wasser, und das jede zweite Woche über einen Zeitraum von 18 Monaten. „Das meiste davon packen wir erstmal in den Kühlraum“, sagt Jurzik.

Das Ruhrwasser aus den Kanistern wird zunächst gefiltert, in kleinen Mengen von jeweils zwei Litern. Nicht mehr als drei bis fünf Milliliter Flüssigkeit mit Viren bleiben dabei hinterher von dem Zehn-Liter-Kanister übrig, der Rest geht in den Abfluss. Insgesamt ist das Labor bei einer einzigen Wasserprobenlieferung aus Mülheim zweieinhalb Tage allein mit dem Filtrieren beschäftigt, bevor die enthaltenen Viren genauer untersucht werden können. Dies geschieht zeitversetzt, denn es soll möglichst effizient gearbeitet werden, weshalb man bis zu 36 Proben auf einmal analysiert. Die Bochumer arbeiten mithilfe einer sogenannten Polymerase-Kettenreaktion (PCR): Die Bruchstücke der enthaltenen Viren-DNA werden vervielfacht und dabei zugleich ihre Menge bestimmt – so dass man hinterher zuverlässig die Konzentration von Viren im Ruhrwasser hochrechnen kann. Diese Hochrechnung ist ganz entscheidend für die spätere Risikobewertung. „Im Moment ist es für so eine Risikobewertung aber noch zu früh“, meint der Wissenschaftler. Um aus diesen Ergebnissen das Risiko für die Badegäste abzuschätzen arbeitet der Mikrobiologe eng mit den Kollegen vom Institut für Hygiene und öffentliche Gesundheit an der Universität Bonn zusammen. In ca. 4 Monaten können sie beurteilen, inwiefern sich das Ruhrwasser aus hygienischer Sicht zum Baden eignet.

Es bleibt zu fragen ob Lars Jurzik als Wissenschaftler nun selbst reinspringen würde in die Ruhr? „Ja, das würde ich!“ In die Ruhr selbst ist er zwar noch nicht gesprungen, hat aber schon mehrfach im Sauerland in Seen gebadet. Sein persönlicher Wunsch wäre, dass das Projekt am Ende der Untersuchungen grünes Licht geben kann zum Baden „Wir sind ja angetreten, um nachzusehen, ob die Wasserqualität der Ruhr so gut ist, dass man drin schwimmen kann“, sagt der Virenforscher.

Die Virenforschung im Wasser ist noch ziemliches Neuland – für Jurzik als Mikrobiologen faszinierend. „Wir haben deshalb auch begeistert ‚ja’ geschrien, als wir gefragt wurden, ob wir bei diesem Projekt mitmachen möchten“, lacht er. Aber dann überwiegt doch der Gedanke an die Sicherheit. „Es gibt ja nicht nur die Schwimmer, es gibt auch viele Segler, Angler und nicht zuletzt Kinder, die mal in die Ruhr reinspringen. Deshalb wäre es schön zu wissen, dass die Virenkonzentration so gering ist, dass niemandem etwas passiert.“

Wasserwelten im Winter genießen – Thermen im Ruhrgebiet

Foto: Mckaysavage
Foto: Mckaysavage
Foto: Mckaysavage

Der Sommer ist lange vorbei, Herbst und Winter haben Einzug gehalten. Ungemütliches Wetter, dunkle Regentage und kalter Wind läuten langsam die Vorweihnachtszeit ein. An ein erfrischendes Bad in der Ruhr ist dabei nicht zu denken! Trotzdem ist das Thema Wasser auch jetzt top aktuell: Statt erfrischend und kühl darf es im Winter gerne warm, dampfend und sprudelnd sein – denn anstelle der Erfrischung im Badesee lockt die Entspannung in der Therme. Und davon hat das Ruhrgebiet einige zu bieten. Damit jeder auf seine Kosten kommt, haben wir verschiedene Thermen, Saunen und Solbäder zusammengetragen, die in der kalten Jahreszeit für Erholung, Ruhe und neue Energie sorgen. Und das Beste am Baden in den Thermen: anders als das Baden in der Ruhr ist es absolut erlaubt!

Immer einen Besuch wert ist das Activarium im Revierpark Nienhausen in Gelsenkirchen. Hier findet sich alles für das körperliche und seelische Wohlbefinden gestresster Metropolbewohner. In elf verschiedenen Saunen mit Temperaturen von 55 bis 100 Grad Celsius kann nach Herzenslust geschwitzt werden. Dabei wird das Saunieren im Saunagarten zum Erlebnis in der freien Natur. Im Salinarium oder im Kaminzimmer finden Gäste Ruhe und eine Zuflucht vor dem Alltag. Als besondere Highlights bietet das Activarium von Zeit zu Zeit Verwöhn-Programmtage zu regulären Eintrittspreisen.

Das Atlantis Dorsten ist besonders für Sauna-Freunde einen Ausflug nach – wie der Name schon verrät– Dorsten wert. Drei verschiedene Saunatypen bieten allein im Außenbereich unterschiedliches Ambiente. Auch die Temperaturen der einzelnen Saunen variieren. Doch auch im Innenbereich laden verschiedene Saunen und Dampfbäder zum entspannen ein. Massagen und Aufgüsse ergänzen das Angebot.

Auch im Solbad Vonderort im Oberhausener Revierpark findet man eine breite Auswahl verschiedener Saunen, darunter Erdsauna, Blockkohlensauna und finnische Sauna. Außerdem gibt es hier ein Außenbecken und ein Freibad, eingebettet in den größten Saunagarten im Revier.

Im Copa Ca Backum in Herten kommen Jung und Alt auf ihre Kosten. Während Mama im Saunaparadies entspannt, können die Kleinen im Wasserflöhe Kinderclub des angeschlossenen Freizeitbads nach Lust und Laune plantschen. Die weitläufige Saunalandschaft hält acht Saunen bereit, die durch eine naturgetreue Felslandschaft und duftende Aufgüsse zum Erlebnis werden. Zwischen Kräutersauna, Geysirsauna oder Römischem Dampfbad fällt es leicht, den Alltag hinter sich zu lassen. Verlängerte Öffnungszeiten am langen Sauna-Samstag machen den Saunagang auch zu späterer Stunde möglich.

Was gibt es Schöneres, als an einem sonnigen Wintertag einen ausgedehnten Spaziergang durch den Park zu machen und sich anschließend wieder aufzuwärmen? Die Grugapark Therme bietet genau hierzu perfekte Gelegenheit, denn sie befindet sich direkt am Essener Grugapark. Dampfbäder und Saunen verschiedener Art laden zum entspannen ein. Event-Charakter erhält das Saunieren in den langen Saunanächten, die von Zeit zu Zeit angeboten werden. Darüber hinaus bietet das Kosmetikinstitut Vita-Nova Wellness von Kopf bis Fuß.

Eine große Auswahl an Aqua-Fitness Kursen lockt Sportliche in die Lago Therme im Gysenbergpark in Herne. Das sportliche Angebot wird ergänzt durch ein Natursolebecken, eine finnische Sauna, einen Fußreflexzonenpark und physiotherapeutische Anwendungen. Auch die Lago Therme steht damit ganz im Zeichen der Gesundheit. Im angrenzenden Gysenbergpark stehen darüber hinaus weitere sportliche Attraktionen bereit, um einen entspannten Tag ausklingen zu lassen: die eigene Kegelbahn zum Beispiel, die auch im Winter genutzt werden kann.

Auch das Maritimo in Oer-Erkenschwick lässt keine Wünsche offen. Unzählige Möglichkeiten der Ruhe und Entspannung bieten sich in den insgesamt elf verschiedenen Saunen der Therme. Massagen, Solarien, verschiedene Ruhebereiche und aromatische Aufguss-Zeremonien machen den Aufenthalt zum Erlebnis während die Themen-Saunen die Gäste so richtig zum Schwitzen bringen. Wer sich zwischendurch mal abkühlen mag, kann einfach im Eisbrunnen in der Saunalandschaft abtauchen oder in der frischen Winterluft im Saunagarten flanieren.

Wer eine Kombination aus Wellness, Sauna und Solebecken sucht, ist in der Maximare Erlebnistherme Bad Hamm genau richtig. Im Außensolebecken wird Solegymnastik angeboten. Außerdem lockt es mit Unterwassermusik, Sprudelliegen und Massagedüsen. Mit einem Bad in der Sole, die traditionell angewendet wird, um die Durchblutung anzuregen und die Sauerstoffversorgung zu verbessern, tun Sie auch Ihrer Gesundheit etwas Gutes. Sole entlasten die Wirbelsäule, stärken den Kreislauf und das Immunsystem. Neben dem Solebecken bietet das Wellness-Resort auch Massagen, Bäder und Peelings. Im Innen- sowie im Außenbereich stehen insgesamt sieben Saunen zur Auswahl, sowohl für Einsteiger als auch für Profis.

Duisburger finden Entspannung in der Niederrhein Therme, die im Norden der Stadt gelegen ist. Eine weitläufige Sole- und Saunalandschaft lädt zum Verweilen und Entspannen ein. Dabei bietet die Therme ein vielseitiges Angebot von der klassischen Blockbohlen Sauna bis hin zur ausgefallenen Felssauna. Die zwei Solebecken sorgen mit Attraktionen wie einem Hot-Whirlpool, einer Gegenstromanlage, Schwallduschen und Sprudelbänken dafür, dass keine Langeweile aufkommt. Ergänzt wird das Angebot durch eine Bäder- und Massagepraxis, Solarien und eine kleine Badeboutique, die alles bietet, was zu einem entspannten Badeaufenthalt dazu gehört.

Ganz im Zeichen der Gesundheit steht das Parc Vitale in Mülheim an der Ruhr. Hier erwartet die Gäste nicht nur Entspannung pur, sondern auch ein vielfältiges Therapieangebot. Die verschiedenen Saunen, darunter auch eine Biosauna, sind nur ein kleiner Teil des Angebots des Parc Vitale. Mit der Massage- und Krankengymnastikpraxis wird ein breites Spektrum an modernen Therapien geboten und ein Fokus auf das Wohlbefinden des Besuchers gelegt. In der Beautyabteilung des Hauses warten wohltuende Behandlungen von erfahrenen Kosmetikern auf die Besucher, während das Sonnenstudio für einen rundum schönen Teint der Gäste sorgt.

Mit mehr als 20.000 Quadratmetern Erholung lockt der Saunapark Kamperbrück nach Kamp-Lintfort. Insgesamt neun verschiedene Saunen lassen hier das Saunaherz höher schlagen. Eine besondere Attraktion stellt der neue Teil des Wellness-Center dar, der im Stil einer römischen Badeanlage erbaut wurde. Auch verschiedene Wellnessangebote, wie Massagen und Gesichtsbehandlungen, bietet der Saunapark im hauseigenen Wellness-Center an. Eine mediterrane Poollandschaft mit Innen- und Außenbecken, Whirlpool, Gegenstromdüsen und Wasserfall rundet das Angebot ab.

Vitalisierende Kraft kann im Solebecken der Therme Wischlingen in Dortmund getankt werden. Die reine Natursole kommt direkt aus der ehemaligen Saline Sülbeck in Niedersachsen und lässt die Besucher bei angenehmen 33 Grad Celsius wieder aufleben. Doch in Wischlingen kann man nicht nur in Sole baden – hier kann man reine Sole auch atmen. Möglich macht dies die Salzgrotte in der mehrmals täglich Sitzungen abgehalten werden. Im Garten der Therme warten sechs verschiedenen Saunen auf den Besucher, die durch fünf weitere Saunen im Innenbereich ergänzt werden. Der beheizte Außenpool sorgt schließlich dafür, dass auch im Winter das Baden unter freiem Himmel zum Vergnügen wird.

 

Traurige Bilanz des Sommers: Badetote auch an der Ruhr

Foto: Ninian Reid
Foto: Ninian Reid
Foto: Ninian Reid

Der Sommer 2013 war heiß – die 30 Grad-Marke wurde häufig geknackt. Bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel zog es die Menschen in die Freibäder, an die Badeseen und Flüsse, um sich Abkühlung zu verschaffen. Leider kam es dabei zu zahlreichen Badeunfällen, die teilweise sogar tödlich endeten.

In ganz Deutschland kamen in diesem Sommer 250 Menschen in Folge von Badeunfällen in unbewachten Gewässern ums Leben, 40 davon allein in Nordrhein-Westfalen. In vielen Fällen bleiben die genauen Umstände ungeklärt, da die Badenden allem Anschein nach allein unterwegs waren: So entdeckte die Polizei in Paderborn zwei Tote in Seen, in Duisburg fand die Feuerwehr die Leiche eines Mannes, der zu diesem Zeitpunkt schon seit drei Wochen vermisst wurde.

Doch auch im Beisein von Freunden oder Familie ereigneten sich einige Unfälle: Ein Dreizehnjähriger ertrank in einem Düsseldorfer See, nachdem er von einem Tretboot in einen See gesprungen war. In Troisdorf verließen einen Zweiundzwanzigjährigen die Kräfte, als er mit Freunden zu einer Insel inmitten eines Sees schwimmen wollte. Jede Hilfe kam leider zu spät, Taucher fanden den leblosen Körper des jungen Mannes kurze Zeit später.

Auch an der Ruhr blieben tödlichen Unfällen beim Baden im Fluss nicht aus: So ertrank im Juli ein 53-jähriger in Essen-Steele als er sich in der Ruhr abkühlen wollte. Vermutet wird, dass der Mann überhitzt ins Wasser sprang und beim Schwimmen in Folge eines Herzschlags das Bewusstsein verlor. In Bochum kam es zu einem weiteren tragischen Unglück, als ein 35-jähriger Bochumer beim Schwimmen in der Ruhr plötzlich unterging. Taucher konnten den jungen Mann am Abend desselben Tages nur noch leblos aus dem Wasser bergen. Die genauen Umstände des Unfalls sind noch nicht geklärt.

Doch wie kommt es zu diesen Unfällen?
Experten wie die DLRG warnen immer wieder vor den Gefahren, die das Baden in Naturgewässern mit sich bringt. Anders als im Schwimmbad, können Strömungen den Schwimmer an den Rand seiner Kräfte bringen, unter Wasser ziehen oder in die Schifffahrtsrinne treiben. Brücken, Wehre und Schiffe sorgen auch in ruhig wirkenden Flüssen wie der Ruhr für eine uneinsichtige Strömung. Besonders in stehenden Gewässern gibt es erhebliche Temperaturschwankungen: Während an der Oberfläche eine angenehme Temperatur herrscht, können die tieferen Schichten erstaunlich kühl sein. Eine plötzliche Abkühlung des überhitzten Körpers kann Krämpfe sowie Herz- und Kreislaufversagen verursachen. Baggerseen erweisen sich oft als gefährlich, weil sie am Ufer ziemlich flach beginnen und nach einer Abbruchkante plötzlich sehr schnell an Tiefe gewinnen.

Neben diesen äußeren Faktoren können auch Selbstüberschätzung oder mangelndes Schwimmvermögen zu Unfällen führen. Gerade bei jüngeren Menschen bilden außerdem Leichtsinn und Alkohol eine gefährliche Mischung. Bei Kindern steht jedoch ein anderes Problem im Vordergrund: Eine Umfrage des DLRG hat ergeben, dass jeder zweite Zehnjährige in Deutschland nicht schwimmen kann. Eine dramatische Entwicklung, denn Ende der achtziger Jahre war es gerade jedes zwanzigste Kind.

Was kann man tun, um Unfälle zu vermeiden?
Den Badenden in Naturgewässern muss bewusst sein, dass es sich bei einem Fluss oder See nicht um ein bewachtes Freibad handelt. Die Wasserqualität ist in natürlichen Gewässern nicht konstant. Besonders nach starken Regenfällen treten erhebliche Schwankungen auf, deshalb sollte man das Trinken des Wassers vermeiden.

Schwimmer sollten über die möglichen Gefahren beim Baden Bescheid wissen und aufgeklärt werden. Schifffahrtswege, Brücken und Wehre eignen sich nicht als Schwimmzonen weil sich hier häufig Kehrwasser unterhalb der Oberfläche bilden. Statt bei heißem Wetter direkt ins kalte Wasser zu springen, sollte man sich zunächst schrittweise abkühlen. Besonders bei hohen Temperaturen können auch Flüssigkeitsmangel und direkte Sonneneinwirkung gefährlich sein. Für Nichtschwimmer gilt: Höchstens bis zur Brust ins Wasser gehen. Ungeübte Schwimmer sollten in Ufernähe, Kinder nicht unbeaufsichtigt bleiben. Es ist wichtig, die eigene Kraft und das Können nicht zu überschätzen und Sprünge in unbekannte Gewässer zu vermeiden. Diese und weitere Hinweise können dazu beitragen, das Unfallrisiko zu minimieren.

Offiziell ist das Baden in der Ruhr verboten, wenngleich viele Menschen ungeachtet des Verbots im Sommer eine kühle Erfrischung im Fluss suchen. Macht das Badeverbot angesichts der Gefahren auch weiterhin Sinn oder sollte es auch trotz der dramatischen Unfälle in Zukunft gelockert werden?

Baden in der Ruhr – Eine willkommene Ergänzung des Freibadangebotes?

Foto: Solveig Lawitzke
Foto: Solveig Lawitzke
Foto: Solveig Lawitzke

Die Sonne prallt von Himmel. Dreißig Grad im Schatten. Eine Erfrischung wäre toll. Ein Eis, ein kaltes Getränk und bestenfalls ein Sprung ins kühle Nass. Nur wo?

Wer an heißen Tagen Erfrischung und Vergnügen sucht findet in der Metropole Ruhr ein ganzjähriges, flächendeckendes Badeangebot. Ob Freibad, Hallenbad oder Wellnesstempel – die Spaß- und Erholungssuchenden werden schnell fündig.

Doch was ist mit denjenigen, die das Naturerlebnis als besonders wichtig empfinden?

Die Grundbedürfnisse der Bevölkerung nach Erholung (81 Prozent, RVR-Regionalumfrage Emscher Landschaftspark 2009), Natur (79 Prozent) und Landschaftserlebnis (68 Prozent) werden durch die vorhandenen Bäder nur teilweise abgedeckt. Allerdings lässt sich ein weitreichenderes naturnahes Bäderangebot durch die klimatischen Besonderheiten, wie kalte verregnete Sommer, kaum halten.

Die Freizeitgestaltung in der freien Natur, bestenfalls in direkter Wassernähe empfinden die Ruhrpöttler jedoch immer wichtiger für ihr Wohlbefinden, wie eine Umfrage des Regionalverbandes Ruhr ergab. Sie vermissen dabei die Möglichkeit eines Bades in Naturgewässern und das damit verbundene Gefühl der Freiheit – eine Freiheit, die, laut Bürgerstimmen beim Sichere Ruhr-Szenarienworkshop, durch das Badeverbot in der Ruhr beschränkt wurde. Dies betrifft besonders die Einwohner der Ballungszentren im südlichen Ruhrgebiet – nicht nur, weil sie den Fluss ständig vor Augen haben, sondern auch weil es hier keine Badeseen als erfrischende Alternative gibt. „Das Thema Baden in der Ruhr erfüllt eine tiefe Sehnsucht der Bevölkerung in der Metropole Ruhr nach Freiheit, Abenteuer und Naturerlebnis, die vielfach in den Erinnerungen an die eigene Kindheit wurzelt“, so Paul Lawitzke, Teamleiter des Freizeitmarketings beim Regionalverband Ruhr.

Dass das Freibadangebot diese Sehnsucht nicht auffangen kann, zeigt sich in den rückläufigen Zahlen der Freibadbesucher. Durchwachsene Sommer sowie eine teilweise mangelnde Zahlungsbereitschaft lassen die Besucher fern bleiben. Die Folge: Defizite im Bäderhaushalt und damit die Schließungen vieler Freibäder. Doch das auch nicht ohne Folgen: An heißen Tagen platzen die verbliebenen Freibäder aus allen Nähten. Diese Engpässe gilt es auszugleichen. „Naturnahe Badeangebote sind eine wichtige Ergänzung der Bäderlandschaft in der Metropole Ruhr“, so Lawitzke. Sie sprächen eine neue Zielgruppe an und würden darüber hinaus das Überlaufen der vorhandenen Angebote an heißen Sommertagen verhindern, prognostiziert der Experte.

Bei der Ausgestaltung der naturnahen Angebote ist vielerlei denkbar. Offene Angebote und Badestellen mit einer Minimalinfrastruktur sind ebenso vorstellbar wie Fluss- und Freibadeangebote mit ergänzenden Attraktionen für Spiel, Sport, Wellness und Gastronomie. Jedoch sollten diese nicht örtlich an einen Standort wie beispielsweise dem Baldeneysee zentriert sein, gibt Lawitzke zu Bedenken. Die Besucherströme würden hier erneut die Kapazitäten der Bademöglichkeit sprengen.

Ob das mit dem Baden in der Ruhr tatsächlich klappen kann, werden die Ergebnisse des Projektes Sichere Ruhr zeigen. Für den heißen Moment also: Badehose einpacken und ab ins Freibad – denn eine Schließung weiterer Bäder, das kann ja nun wirklich niemand wollen.

Europa geht Baden – Der Europäische Flussbadetag

Foto: Aagje van Damme
Foto: Aagje van Damme
Foto: Aagje van Damme

Am 14. Juli ist es wieder soweit: Pünktlich um 15 Uhr darf und soll europaweit bei regional organisierten Aktionen gebadet werden.  Das European River Network (ERN) ruft alljährlich engagierte Bürger im Rahmen des Europäischen Flussbadetags dazu auf, für einen guten Zweck in Flüsse und Seen zu springen. Die kühle Erfrischung ist bei der Aktion Nebeneffekt, denn das eigentliche Ziel ist, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit mit dem symbolischen Sprung auf den Gewässerschutz in Europa zu lenken. Die Initiatoren des Flussbadetags möchten dabei bereits erreichte Ziele in Sachen Gewässerschutz feiern und sich darüber hinaus dafür einsetzen, dass auf regionaler Ebene weitere Maßnahmen für den Schutz der natürlichen Gewässer umgesetzt werden. Durch die großangelegte Aktion, an der sich jeder Bürger beteiligen kann, rückt der Gewässerschutz in das öffentliche Interesse und kann somit weitergehend Druck auf die Politik ausüben. Politiker werden auf diesem Weg dazu aufgefordert, sich mit dem Thema Gewässerschutz auseinander zu setzen. Bis zum Jahr 2015 sollte sich hier Einiges getan haben, da die Wasserrahmenrichtlinie vorsieht, dass spätestens dann alle Oberflächengewässer in Europa eine gute Wasserqualität erreicht haben sollen.

Der erste Europäische Flussbadetag fand 2002 – unter dem Namen Elbebadetag – statt. Mit 100.000 Menschen, die dem Aufruf damals folgten um sich für den Gewässerschutz einzusetzen, wurden die Erwartungen der Organisatoren bei weitem übertroffen. An 55 Orten entlang der Elbe freuten sich die Bürger über die wieder gewonnene Gesundheit des Flusses und feierten die Liebe zur Lebensader der Region. Die Feierlaune zum Elbebadetag ist nachvollziehbar, galt doch die Elbe im Jahr 1989 noch als einer der schmutzigsten Flüsse Europas. Dank großer Anstrengungen des Projektes Lebendige Elbe, das von der deutschen Umwelthilfe getragen wurde, konnte die Badewasserqualität des Flusses in den vergangenen Jahren wieder hergestellt werden

Nach dem großen regionalen Erfolg des Elbebadetages im Jahr 2002 führte das ERN eine Machbarkeitsstudie durch und plante einen europaweiten Badetag, den BIG JUMP – ein im Fünf-Jahrestakt stattfindender Flussbadetag auf europäischer Ebene. Nach großen Werbekampagnen in den Jahren 2003 und 2004 fand 2005 dann erstmals der große Europäische Flussbadetag – BIG JUMP – statt. Auch dieser war ein Riesenerfolg: 300.000 Teilnehmer sprangen an 31 Flüssen in 22 Ländern in ihre Gewässer und verbanden das große Planschen mit mehr als 400 begleitenden Aktionen.

Auch unabhängig von den großen Europäischen Flussbadetagen 2005, 2010 und 2015, finden jährlich unter dem Deckmantel des Projektes BIG JUMP eine Reihe von kreativen Aktionen rund um Flussläufe und Seen statt, die sich dem Gewässerschutz verschrieben haben. Der zugehörige Jugendwettbewerb Big Jump Challenge beispielsweise findet jährlich bereits einige Wochen vor dem regionalen Flussbadetag statt und verzeichnete auch in diesem Jahr eine sehr hohe Teilnehmerzahl in ganz Deutschland

Der im Fünf-Jahrestakt stattfindenden BIG JUMP ist jedoch die größte Aktion, die auf den Gewässerschutz aufmerksam machen möchte und findet in ganz Europa grenzübergreifend flussaufwärts und -abwärts statt. Die regionalen Flussbadetage – wie der diesjährige am 14. Juli – sind jedoch nicht minder spannend und effektiv.

Also Badehose und Bikini einpacken und auf zum symbolischen Sprung!

Challenge accepted!

Foto: Derek Key
Foto: Derek Key
Foto: Derek Key

Gemeinsam in einen Fluss oder See springen und damit etwas Gutes tun?

Das geht ganz einfach: Am 16. Juni 2013 findet passend zum Europäischen Flussbadetag wieder die Big Jump Challenge statt. Bei diesem Wettbewerb geht es darum, die Aufmerksamkeit der Politiker durch eine gemeinsame Badeaktion auf den Gewässerschutz zu lenken. Deutschlandweit vernetzen sich die Teams Nord, Ost, Süd und West einfach über die Internetseite und schaffen so eine Gemeinschaftsaktion, die Druck auf die Politik ausübt.

Das Engagement wird belohnt: Wer seinen Big Jump dokumentiert und bei der Jury einreicht, hat sogar die Chance, nach Berlin zu fahren. Drei Gewinner-Teams werden ausgewählt, um vor Ort mit den Politikern im Flussparlament über den Gewässerschutz zu diskutieren.

Ins Leben gerufen wurde die Mitmach-Aktion, die sich für die Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie einsetzt, von Roberto Epple mit seiner Organisation European Rivers Network. Denn es besteht immer noch dringender Handlungsbedarf: Vier von fünf Flüssen sind in Deutschland immer noch weit davon entfernt, „sauber“ im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie zu sein. Das ist unter anderem ein Grund für das offizielle Badeverbot, das für viele Flüsse wie auch die Ruhr gilt.

2005 wurde daher der erste Flussbadetag ins Leben gerufen. Mehr als 200.000 Menschen nahmen in 22 europäischen Ländern daran Teil und machten ihre Botschaft bekannt: „Wir wollen in sauberen Flüssen baden! Und das am liebsten alle gleichzeitig!“ Seither springen Begeisterte jährlich im Juni oder Juli in ihre Flüsse, um Verbesserungen der Wasserqualität zu feiern oder auf Missstände aufmerksam zu machen. Denn der Gewässerschutz soll nicht in den Hintergrund rücken, sondern stets im Kopf sein.

Wer kann teilnehmen?

Große Gruppen, Vereine und Schulklassen sind genauso gern gesehen wie kleine Teams oder Einzelpersonen- je mehr, desto besser! Das einzige Manko: Alle, die älter als 25 Jahre sind, müssen leider bis zum 14. Juli warten. Dann findet der Europäische Flussbadetag statt, ganz ohne Altersbeschränkung. Weitere Informationen zur Teilnahme an der Big Jump Challenge gibt es hier.

Macht mit! Auf die Plätze – Fertig – Los! Gemeinsam für den Gewässerschutz.

Sorgloses Plantschen im Badeparadies – Szenario Flussbäder

Foto: Sichere Ruhr
Foto: Sichere Ruhr
Foto: Sichere Ruhr

Im dritten Szenario des zweiten Workshop-Tages ließen die Bürger und Experten ihren Gedanken freien Lauf und überlegten gemeinsam, wie die Vision eines Flussbads an der Ruhr aussehen könnte. Sie waren sich einig, dass freies Baden an der Ruhr nicht erlaubt werden könne, denn die Fragen der Müllentsorgung und Sicherheit könnten in diesem Fall nicht eindeutig geklärt werden. Also müsse ein festes Flussbad her – doch wo?

Zunächst kam der Baldeneysee zur Sprache, der sich als Badesee anbietet: Er ist verkehrstechnisch gut angeschlossen, es gibt Parkplätze, Toilettenanlagen und für das leibliche Wohl vor Ort ist auch gesorgt. Allerdings – so kam der Einwand auf – müssten sich Badewillige den See und das Ufer mit Wassersportlern, der Weißen Flotte, Campingplätzen und Cafés teilen. Das Ufer sei begehrt und daher gebe es kaum Platz für einen ausladenden Badestrand. Möglich wäre hingegen ein kleiner, begrenzter Badebereich am Seaside Beach, in dem man sich an heißen Tagen erfrischen könne und wo nicht das ausgiebige Schwimmen im Vordergrund stehe. Dann müsse es jedoch für Wasserratten eine Alternative geben. Als mögliche weitere Stellen wurden Badeorte in Essen Steele und im Werdener Löwental diskutiert. In Steele betreibt derzeit der Steeler Schwimmverein ein Bad am Ufer der Ruhr, sodass dieser eventuell auch als Betreiber des Flussbads in Frage käme. Beide Orte seien weitgehend verkehrstechnisch erschlossen, sodass keine ganz neue Infrastruktur geschaffen werden müsste. Relativ schnell kristallisierte sich aus der Gruppendiskussion ein gemeinsames Konzept heraus: Ein einziges Flussbad an der Ruhr machte für die Teilnehmer keinen Sinn. Stattdessen solle es drei verschiedene Flussbäder mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten geben. Ein zahlungsbereites Publikum, dem ein Event- und Lifestylecharakter wichtig sei, könne sich am Seaside Beach im Baldeneysee erfrischen. Im Löwental könne darüber hinaus ein einfach ausgestattetes Flussbad eröffnen, das aufgrund eines niedrigen Eintrittspreisniveaus beispielsweise für Jugendliche interessant wäre. Familien hingegen könnten im Steeler Bad das naturnahe Baden genießen. Auf diese Weise würden sich die verschiedenen Besuchergruppen auf die Flussbäder verteilen und es käme nicht zum Massenansturm auf ein einziges Bad. Eine Konkurrenz für die bestehenden Freibäder sahen die Teilnehmer nicht, da diese im Sommer ohnehin überfüllt seien und nicht alle Besucher eines Freibads das naturnahe Baden vorziehen würden.

Im Gegensatz zu den anderen beiden Szenarien würden die Flussbäder durch eine Badeaufsicht ständig überwacht werden. Die Frage der Sicherheit beim unmittelbaren Baden sei somit geklärt, so die Teilnehmer. Darüber hinaus spiele in diesem Szenario eine gut ausgebaute Infrastruktur eine wichtige Rolle. Zum Teil könne die bereits bestehende Infrastruktur genutzt werden. Falls nötig, könnte die Stadt zusätzlich in einen weitergehenden Ausbau investieren. Diskutiert wurde so beispielsweise ein Parkleitsystem oder der Einsatz von Shuttlebussen, welche die Besucher vom Bahnhof und umliegenden Parkplätzen zum jeweiligen Bad bringen könnten. Auch über ein gastronomisches Angebot oder Sitzmöglichkeiten könne beispielsweise nachgedacht werden.

Ein weiterer zentraler Punkt der Diskussion war die Entwicklung eines ausgefeilten Kommunikationssystems. Die drei Flussbäder müssten kommunikativ vernetzt werden, denn es seien schließlich nicht drei getrennte Badeorte sondern Bäder in demselben Fluss, in derselben Region. Außerdem sei ein anderer Umgang mit einem Flussbad als mit einem Freibad notwendig. Die Besucher müssten die Ruhr als Ökosystem und Naturgewässer wahrnehmen, um verantwortungsvoll mit ihr umgehen zu können. Die Entwicklung eines entsprechenden Bewusstseins und einer Badekultur sei daher wesentlich. Dazu wurde vorgeschlagen, Schilder aufzustellen, die über Flora und Fauna des heimischen Gewässers informierten.

Darüber hinaus waren Bürger und Experten sich einig, dass der Begriff „Badeanstalt“ veraltet sei. Ein neuer, frischer Name, der frei von rechtlichen Bestimmungen ist, wurde gewünscht.

Die Teilnehmer erarbeiteten in diesem Szenario ein allgemeines Konzept, um ein Flussbad an der Ruhr möglich zu machen. Dabei hatten sie die konkreten Gegebenheiten und Rahmenbedingungen der Region genau vor Augen und wägten die Möglichkeiten der Umsetzung ab. So entwickelten sie die Idee von einer Region mit drei vernetzten aber unterschiedlichen Flussbädern, die infrastrukturell sehr gut angebunden sind. Stimmen gegen die Umsetzung der Idee wurden innerhalb der Gruppe nicht laut, Erinnerungen an die früher bestehenden Flussbäder und der Wunsch, bald wieder in der Ruhr baden zu können, wurden hingegen geteilt.

Badeoasen für das Revier – Szenario Ausgewiesene Badestellen

Foto: Sichere Ruhr
Foto: Sichere Ruhr
Foto: Sichere Ruhr

Das zweite Szenario, das im Rahmen des Workshops zum Thema “Baden in der Ruhr” am 20. April in Essen-Werden von den Teilnehmern entwickelt wurde trägt den Titel “Ausgewiesene Badestellen”. Dieses Szenario beschreibt die Zwischenlösung, zwischen den beiden Szenarien “Freies Baden” und “Flussbäder”.

Das Szenario “Ausgewiesene Badestellen” fand großen Anklang unter den Beteiligten, die dank ihrer Ortskundigkeit und zum Teil dank ihrer beruflichen Auseinandersetzung mit dem Thema Ruhr viel wertvolles und konstruktives Wissen in die offene Diskussion einbringen konnten.

Zunächst einigten sich die Teilnehmer auf ein gemeinsames Verständnis des Szenarios “Ausgewiesene Badestellen”. Diese wurden definiert als offiziell freigegebene Badestellen, die sich an Orten befinden, an denen die Ruhr problemlos für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

Die erste konkrete Frage war die nach den Orten der angedachten Badestellen. Schnelle Einigung gab es in einem Punkt: Die Ruhr eigne sich grundsätzlich besser für das Szenario als der Baldeneysee, da hier bereits viele Einschränkungen durch die derzeitige Nutzung von Wassersportlern, Anglern und der Weißen Flotte gegeben seien. Solle jedoch eine Badestelle am See entstehen, so würden sich nach Meinung der Runde primär die derzeitigen Messstellen des Projekts an der Nordseite des Sees anbieten. Entlang der Ruhr solle man Orte auswählen, an denen trotz des bestehenden Badeverbots jeden Sommer gebadet wird, da sich diese anscheinend zum Baden eignen. Mögliche Badestellen seien: Haus Scheppen, Mülheimer Ruhrstrand, Seaside Beach Baldeney, Zeche Carl Funke, Rote Mühle, Strandbad Spillenburg Essen-Steele, Haus am See, Löwental. Weiterhin wurden einige Einschränkungen genannt: Die Badestellen sollten nicht in der Nähe von Schifffahrtswegen und Anlegestellen der Weißen Flotte und nahe Natur- und Vogelschutzgebieten etabliert werden. Weiterhin solle aus Lärmschutzgründen über eine Nutzungserlaubnis bis maximal 22 Uhr nachgedacht werden.

Auch über die Ausgestaltung der Badestellen wurde rege phantasiert. Klar war schnell, dass die Badestellen verschieden arrangiert werden könnten. So könne Sand aufgeschüttet werden oder eine grüne Wiese gepflanzt werden. Allen Stellen gleich solle hingegen eine klare Kennzeichnung als Badestelle sein. Hierdurch könne sowohl vermieden werden, dass zu viel außerhalb der freigegebenen Stellen gebadet würde, als auch, dass die Stellen im Wasser durch Wassersportler genutzt würden. Ebenso solle jede der Badestellen über eine Infotafel verfügen, auf der aktuelle Werte zur Wasserqualität angezeigt würden und auf der eine Notrufnummer notiert wäre.

Ein weiterer Diskussionspunkt waren die Mindestanforderungen an die Infrastruktur, über die jede Badestelle verfügen solle. Um die Kosten möglichst gering zu halten, einigte sich die Runde auf eine minimale Ausstattung. Es wurde zudem der Vorschlag gemacht, bereits vorhandene Infrastuktur anderer Nutzergruppen, wie z.B. Sanitäranalgen von Vereinsheimen oder der ansässigen Gastronomie, in die Badestellen zu integrieren. Als unentbehrliche infrastrukturelle Maßnahmen legten die Teilnehmer die folgenden Kriterien fest: eine gute verkehrstechnische Anbindung, Sanitäranlagen, regelmäßige Wartung der Badestellen, Müllentsorgung sowie ein befestigter Zugang zum Wasser, beispielsweise in Form eines Steges.

Um ausreichende Sicherheit für die Badenden zu gewährleisten, machte sich die Gruppe auch hierzu Gedanken. Eine kontinuierliche Überwachung der Wasserqualität sowie deren Kommunikation war eine der erarbeiteten Maßnahmen. Um Sicherheit beim unmittelbaren Baden zu garantieren, solle der Schwimmbereich durch Bojen im Wasser abgegrenzt werden – so sei zum Beispiel ausgeschlossen, dass die Schwimmer versehentlich in die Fahrrinne der Weißen Flotte schwimmen könnten. Eine Badeaufsicht solle es an den einzelnen Badestellen nicht geben. Stattdessen kam die Idee auf, an jeder der Badestellen eine solarbetriebene Notrufsäule in Verbindung mit einer gut sichtbaren Kilometrierung des Flusses zur Durchgabe des Standortes zu installieren. Diese Säule solle den Nutzer mit dem bestehenden Sicherheitssystem der DLRG, Feuerwehr, etc. verbinden.

Ein weiterer Diskussionspunkt war die anfallende Kommunikation im Zusammenhang mit den Badestellen. Informationen über die Wasserqualität sollten dabei regelmäßig über die gängigen Medien verbreitet werden. Ein Ampelsystem vor Ort solle zudem eine Badeempfehlung geben oder aber vom Baden abraten. Zudem wurde diskutiert, ob im Sinne einer Sensibilisierung für die Ruhr als schützenswertes Gut bereits in der Schule und via Internet aufgeklärt werden könne. So könnte auch vermittelt werden, dass die Badestellen nur aufrechterhalten werden könnten, wenn jeder einen Beitrag zu ihrem Erhalt leiste und die Natur zu schützen versuche.

Schließlich widmete sich die Runde der Finanzierungsfrage, bei der sie zu keinem Konsens kam. Es wurden jedoch verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten durchdacht. Eine Idee sah vor, die Kosten anteilig zwischen den beteiligten Institutionen, beispielsweise der Stadt, den Kommunen, dem Ruhrverband, etc. aufzuteilen. Eine andere Möglichkeit sei es, die Nutznießer des Projekts, z.B. die Gastronomie, die Campingplätze, etc. an den entstehenden Kosten zu beteiligen. Ein weiterer Gedanke lag in der möglichen Anwerbung von Sponsoren, nach deren Name die verschiedenen Badestellen benannt werden könnten. Ein für alle Beteiligten zufriedenstellender Finanzierungsplan konnte in der Kürze der Zeit allerdings nicht gefunden werden.

Die Planungen für das Szenario “Badestellen” sind damit weitgehend im Detail beschrieben worden. Kritisch wurde betrachtet, dass bei diesem Szenario womöglich eine große Anzahl Menschen eine kleine Anzahl von Badestellen überlaufen könnten. Weiterhin müsse der Nutzungskonflikt zwischen Badenden und anderen Nutzergruppen bedacht werden, gegenseitige Rücksichtnahme wäre bei diesem Szenario sicher unerlässlich. Eine offene Frage, die unbeantwortet im Raum stand, war die der Benennung der Badestelle. Fraglich war, ob die Stellen offiziell als “Badestelle” tituliert werden dürften oder ob dies aus rechtlicher Sicht eine Badeaufsicht vorschreiben würde. Auch die Frage nach der allgemeinen Sicherheit und Verletzungsgefahr ließ sich nicht abschließend klären. Es blieb offen, ob jegliche Sicherheitslücken bedacht wurden und ob sich eine Verletzungsgefahr durch die regelmäßige Wartung der Badestellen ausreichend ausschließen lasse. Letztlich wurde noch angemerkt, dass bei der möglichen Einbindung der vorhandenen Infrastruktur insbesondere in den ländlicheren Gegenden an der Ruhr Probleme aufkommen könnten. Denn im Szenario wurden zwar Badestellen rund um Essen benannt, das Szenario beziehe sich jedoch auf den Gesamtverlauf der Ruhr. Gerade in den ländlicheren Gegenden würden sich daher nicht immer Stellen finden lassen, an denen eine nötige Infrastruktur bereits vorhanden ist.

Naturnahes Baden entlang der Ruhr – Szenario Freies Baden

Foto: Sichere Ruhr
Foto: Sichere Ruhr
Foto: Sichere Ruhr

Der zweite Tag des Workshops „Baden im Baldeneysee“, der am 19. und 20. April 2013 stattfand, befasste sich mit den möglichen Szenarien unter denen das Baden in der Ruhr möglich wäre. Drei Szenarien wurden hierbei entworfen. Freies Baden in der Ruhr, festgelegte Badestellen oder eine Badeanstalt an der Ruhr – so die denkbaren Szenarien. Hierbei wurden verschiedene Gesichtspunkte genannt unter denen das jeweilige Szenario näher beleuchtet wurde. Die hygienische Qualität, der rechtliche Status mit seinen Konsequenzen, die Kosten und Finanzierung, der gesellschaftliche Nutzen, die Kommunikation, die Infrastruktur, das Thema Sicherheit und der Aspekt der Müllentsorgung wurden dabei in den jeweiligen Szenarienentwurf mit eingebracht.

Das Szenario „Freies Baden in der Ruhr“ stieß auf viele Interessenten und Befürworter. Diese fanden sich an einem Arbeitstisch zusammen und legten zunächst fest, was für sie das freie Baden denn überhaupt bedeutet; ob ein Baden ohne Regeln oder ein Baden mit uneingeschränkter Zugänglichkeit hiermit gemeint sei. Dabei einigten sich die Teilnehmer auf das Verständnis von einem freien Baden, das auf eigene Gefahr dort, wo die Ruhr zugänglich ist, ohne Regeln geschehen solle. Und frei hieß für die Teilnehmer auch, dass sie sich ihren Badeplatz selbst suchen dürften und nicht an offizielle Badestellen gebunden sein müssten. Ausnahmen: Naturschutzgebiete und Privatgrund. Diese müssten dann mit einer entsprechenden Beschilderung versehen werden. Ein Baden auf eigene Gefahr bedeutete für die Teilnehmer jedoch nicht ein Unwissen über mögliche Gefahren, sondern ein geteiltes Wissen über diese. Nur dann sei ein Baden auf eigene Verantwortung möglich. Eine entsprechende Beschilderung sei somit unverzichtbar.

Zum Thema Sicherheit stellten sich die interessierten Bürger die Frage, welche Sicherheitsmaßnahmen es bei einem freien Baden überhaupt geben müsse. Benötige dieses Szenario nicht auch eine Badeaufsicht? Ein freies Baden berge stets ein Restrisiko und dieses Risiko solle auch ein eigenes Risiko bleiben, so der allgemeine Tenor. Eine Wasseraufsicht und –rettung sei mit hohen Folgekosten verbunden. Daher widersprachen die Teilnehmer der ständigen Badeaufsicht entlang der gesamten Ruhr als Voraussetzung für das freie Baden im Fluss. Hierbei wurde dann die Frage aufgeworfen, ob der Ruhrverband als Betreiber des Flusses dann in der Pflicht wäre, über die Wasserqualität zu informieren oder ob das Nichtvorhandensein von Informationen auch in das eigene Risiko mit einfließe. Die Teilnehmer sahen den Betreiber des Gewässers in der Pflicht, die Hygiene herzustellen und diese auch im Rahmen der EU-Richtlinie zu überprüfen und zu kommunizieren. Die hygienischen Informationen und Prognosen über die Wasserqualität sollten dann per Internet verbreitet werden. Zusammengefasst wurde der Punkt unter dem Begriff des „intelligenten Restrisikos“ mit der Möglichkeit an Informationen zu gelangen, jedoch ohne auferlegte Informationspflicht oder gar Verbote. Lediglich Empfehlungen zum Nicht-Baden nach einem Gewitter empfanden die Teilnehmer als sinnvoll. Ob der Empfehlung Folge geleistet würde, müsse nicht kontrolliert werden und ließe damit auch keinen Raum für Rechtsansprüche im Falle eines Unfalls.

Zum Thema Müll äußerten sich die Teilnehmer sehr beschwichtigend. Sie räumten ein, dass an den Stellen, wo heute schon gebadet wird – so besonders bei den Sportvereinen und Campingplätzen – keine Müllproblematik entstehe. Hier seien Mülleimer aufgestellt worden und der Müll würde von den Badenden fachgerecht entsorgt. Der Müll, der an der Ruhr zum gegenwärtigen Zeitpunkt tatsächlich vorhanden sei, würde vor allem durch Angler verursacht. Diese angelten an ganz verschiedenen Stellen an der Ruhr, die nicht mit Mülleimern bestückt sind und an diesen Stellen sei ein erhöhtes Müllvorkommen zu beobachten.

Den positiven Nutzen des Badeszenarios sahen die Teilnehmer vor allem in der Zunahme der Lebensqualität, Negatives in möglichen Interessenskonflikten mit derzeitigen Nutzern der Ruhr und des Baldeneysees. Vorstellen konnten sich die Teilnehmer unter diesem Aspekt auch, die Ruhr generell freizugeben, aber den Baldeneysee mit Badestellen zu bestücken um diesen möglichen Nutzungskonflikten vorzubeugen. Die Gleichberechtigung solle hierbei jedoch auch nicht zu kurz kommen.

Ein weiterer Nutzen vor allem für das Image der Region und damit für das Image aller anliegenden Kommunen wurde darüber hinaus genannt. Diese könnten daher – gleich dem Beispiel des Ruhrtalradwegs – auch die entstehenden Kosten für das freie Baden tragen.

Mögliche Kosten sahen die Diskutierenden vor allem in der Beschilderung, der Informationsbereitstellung per Internet sowie einer App.

Das Ergebnis des Szenarios „Freies Baden in der Ruhr“ lässt sich demnach wie folgt zusammenfassen.  Freies Baden soll nicht ein Baden ohne Zugangsbeschränkung, sondern ein legales Baden, da wo die Ruhr frei zugänglich ist, sein. Hier bedarf es einer niedrigen Form der Infrastruktur in Form von Müllentsorgungsanlagen und Beschilderungen über Gefahren, Wasserqualität und dem Hinweis auf Zusatzinformationen im Internet oder per App. Die Kosten für diese geringe Infrastruktur soll dabei von den Anrainerkommunen getragen werden, da diese auch die Möglichkeit zur Vermarktung haben und damit auch einen kommerziellen Nutzen. Alles in allem war eine schöne und konstruktive Diskussion zu beobachten.

Anforderungen an das Baden in der Ruhr

Foto: Rania Lahdo
Foto: Rania Lahdo
Foto: Rania Ladwig, Sichere Ruhr

Am 19. und 20. April 2013 fand der im Vorfeld angekündigte Szenarien-Workshop zum Thema „Baden im Baldeneysee“ statt. Zahlreiche engagierte Bürger sowie Interessensvertreter verschiedener Organisationen folgten dem Aufruf, sich aktiv in die Planungen des Projekts Sichere Ruhr einzubringen und es mit ihrem Wissen, ihrem Anregungen und ihrer Kritik zu bereichern.

Am ersten Workshop-Tag setzten sich die Teilnehmer zunächst gemeinsam mit Experten in zufällig ausgelosten Gruppen mit den unterschiedlichen An- und Herausforderungen des Badens in natürlichen Fließgewässern auseinander. Die inhaltlichen Schwerpunkte der fünf Themeninseln teilten sich dabei in Hygiene, Recht, gesellschaftlicher Nutzen, Finanzierung sowie Information/Kommunikation. Rotierend durchlief jede Gruppe alle fünf Themeninseln, um sich unter verschiedenen Fragestellungen den jeweiligen inhaltlichen Schwerpunkten anzunähern. Das Projekt profitierte dabei von den verschiedenen Betrachtungsweisen und dem fachlichen Know-How der Teilnehmer, die in den regen Diskussionen viele wertvolle Hinweise gaben.

Themeninsel „Hygiene“
Eingeleitet in das Thema Hygiene wurde unter der Fragestellung, wie viele der Teilnehmer bereits in der Ruhr gebadet haben. Das Ergebnis war sehr eindeutig. Nahezu alle Teilnehmer sind trotz des bestehenden Badeverbots bereits in der Ruhr geschwommen, meist ohne gesundheitliche Folgen.

Aufgeklärt wurde in dieser Themeninseln darüber, dass diese gesundheitlichen Folgen jedoch nicht von der Hand zu weisen sind. Durchfallerkrankungen, Erkrankungen der Gehörgänge sowie Badedermatitis sind unangenehme Folgen, die ein Ruhrbad zum Status Quo mit sich bringen kann. Doch wie kommen diese Krankheitserreger in das Ruhrwasser? Die überwiegende Meinung der Teilnehmer war, dass Einleitungen aus der Industrie eine negative Rolle für die Wasserqualität spielen. Der Experte klärte jedoch darüber auf, dass Einträge aus der Landwirtschaft, Verunreinigungen von Straßen und Häusern sowie Ausscheidungen von Vögeln einen wesentlich höheren Einfluss auf die Verunreinigung des Wassers haben. Starkregen spült diese verschiedenen Einträge in die Ruhr, so dass zum derzeitigen Zeitpunkt keine konstante Wasserqualität des Flusses gegeben ist. Sollte also das Baden offiziell oder auf eigene Gefahr erlaubt werden, muss der Verstand mit baden. Weitere Fragen aus dem Kreis der Bürger kamen auf: Warum erkranken die Wassersportler nicht regelmäßig an den genannten Krankheiten? Sind diese nicht ein guter Indikator für eine gute Wasserqualität der Ruhr? Aufschluss über das tatsächliche Risiko, das vom Ruhrwasser ausgeht, könnten Untersuchungen der Wassersportler bringen. Hierzu mangelt es jedoch an Datenmaterial, denn Untersuchungen solcher Art sind bislang nicht durchgeführt worden.

Darüber hinaus wurden von den Teilnehmern Bedenken bezüglich möglicher hygienischer Einschränkungen durch Badende, wie zum Beispiel durch Sonnencreme oder Hautschüppchen, geäußert. Diese Sorge konnten die Experten jedoch schnell nehmen. Diese Mikroverunreinigungen  werden in so großem Maße verdünnt, dass sie für die Wasserqualität keinerlei Beeinträchtigung darstellen.

Generell fiel auf, dass der Wunsch nach Wissen über die Wasserqualität der Ruhr in verständlich aufbereiteter Form groß ist. Für das Projektteam bedeutet dies: Ein Frühwarnsystem muss entwickelt werden, das nicht-wissenschaftlich aufbereitete, verständliche Informationen bereithält. Vielmehr sollte den Badenden hingegen vermittelt werden, was die wissenschaftlichen Fakten konkret für sie bedeuten. Nach reger Diskussion und Aufklärung über mögliche hygienische Risiken beim Baden in der Ruhr verließen die Teilnehmer diese Themeninsel. Das vermittelte Wissen bremste die Bürger jedoch nicht in ihrem Wunsch, auch weiterhin in der Ruhr zu baden.

Themeninsel „Recht“
Ein Schild mit der Aufschrift „Baden verboten“ lud provozierend zur Diskussion in der Themeninsel „Recht“ ein. Die begleitende Fragestellung lautete: Ist es überhaupt erlaubt, ein generelles Badeverbot auszusprechen oder hat nicht vielmehr jeder Bürger ein Recht auf uneingeschränkten Zugang zu öffentlichen Gewässern und damit zum Baden? Der Unmut der Teilnehmer über dieses Badeverbot war deutlich. Sie berichteten von Bußgeldern, die vom Ordnungsamt für die zuweilen illegalen Badegänge gefordert wurden. Aber gleichzeitig erzählten sie voller Trotz vom eigenen Hinwegsetzen über dieses scheinbar sinnlose Badeverbot. Ganz im Unrecht waren die Bürger mit dieser Missachtung der Gesetzeslage nicht. Denn, so die Experten, ein generelles Badeverbot ist nicht aufrecht zu halten. Jedem EU-Bürger steht das Recht zu, in Flüssen und Seen zu baden, ausgenommen davon sind Natur- und Wasserschutzgebiete. Hier gilt ein generelles Badeverbot. Zudem sind Kommunen dazu verpflichtet, sobald mehrere Bürger an einer bestimmten Stelle ins Wasser gehen, die Wasserqualität dieser Stelle zu untersuchen. Geht hiervon keine Gefahr aus, ist diese Stelle laut Badegewässerrichtlinie als offizielle Badestelle auszuweisen. Eine Vorgabe, die in der Ruhr nicht umzusetzen ist, denn die Wasserqualität schwankt, wie die Bürger bereits in der vorangegangenen Themeninsel gehört hatten.

Doch unter welchen Voraussetzungen könnte das Baden in der Ruhr dennoch legalisiert werden? Die Teilnehmer einigten sich unter Berücksichtigung verschiedener Möglichkeiten darauf, dass es rechtlich nur als Baden auf eigene Gefahr möglich wäre. Offizielles Baden benötigt eine Infrastruktur mit Aufsicht, Parkplätzen und Müllentsorgung sowie die Beachtung der Verkehrssicherheitspflicht. Alle diese Punkte werden für die anliegenden Kommunen kaum zu tragen sein. Daher fand die Idee des Badens auf eigenes Risiko in Verbindung mit offiziellen Frühwarnsystemen zur Wasserqualität großen Zuspruch.

Themeninsel „Gesellschaftlicher Nutzen“
Die Fragestellung, der sich die Teilnehmer dieser Themeninsel widmeten, lautete: Welchen Nutzen bringt das Baden in der Ruhr für die Region und die Bewohner mit sich? Der Fokus sollte dabei nicht auf dem kommerziellen Nutzen für Gastronomie, Hotellerie und weitere Freizeitangebote liegen, sondern explizit auf die Bürger an sich bezogen werden.

Sofortigen Konsens unter den Teilnehmern fand das Thema Imagewandel. Das Ruhrgebiet als Industrie- und Kohleabbaugebiet ist vielen ein Begriff, doch der Wandel hin zu Kultur und grünen Großstädten ist im vollen Gange. Das Baden in der Ruhr würde diesen Wandel positiv unterstützen. Das Image der Region und ihrer Bewohner würde damit verbessert. Neben dem positiven Ansehen würde dies natürlich auch einen Standortvorteil mit sich bringen.

Darüber hinaus bedeutet die Möglichkeit des Badens für die Bewohner selbst mehr Lebensqualität und Freizeitwert. Die Ruhr würde ein Ort der Begegnung und Entspannung. Zusätzlich könnten die Bürger von der naturnahen Erfahrungswelt profitieren, die besonders für Kinder ein erhebliches spielerisches Lernmoment mitbringt. Sie könnten Erfahrungen im Umgang mit der Natur sammeln und diese als ihr zu Hause kennen und wertschätzen lernen.

Die Aufhebung des allgemeinen Badeverbotes würde für die Menschen an und um die Ruhr weiterhin mehr Freiheit bedeuten. Die Bewohner könnten sich ihr Gewässer, die Ruhr und den Baldeneysee zurück erobern und diese nach Belieben nutzen. Hier kam jedoch schnell der Einwand auf, dass ein Nutzen nach Belieben natürlich auch Nachteile mit sich bringen könnte. Der Nutzerkonflikt mit Anwohnern, Wassersportlern und Schifffahrt könnte neben möglichem Unmut auch Sicherheitsrisiken bergen. Darüber hinaus könnte eine massive Nutzung der Ruhr auch Umweltrisiken zur Folge haben, die durch Aufklärung und Prävention minimiert werden müssten. Auch hier kristallisiert sich demzufolge eine Aufgabe an die Kommunikation durch das Projektteam heraus, denn nur durch eine verantwortungsvolle Nutzung der Ruhr können Folgeschäden vermieden werden.

Themeninsel „Finanzierung“
Die zentrale Fragestellung beim Thema Finanzierung ist natürlich die Frage danach, wer das Geld für mögliche Maßnahmen zur Verfügung stellen soll. Damit ist auch verbunden, welche „Verlierer“ und Gewinner“ es  im Falle einer Badeerlaubnis geben wird. Konsens in der Diskussion war, dass legales Baden in der Ruhr oder im Baldeneysee „sein Geld wert“ ist. Unter den Teilnehmern waren eine Reihe verschiedener Finanzierungsmöglichkeiten denkbar. Im Ergebnis waren die Überlegungen immer von der Art der Nutzung  und damit des eigenen Vorteils, den die Teilnehmer erwarten, abhängig.

Die Rolle der Stadt oder des Ruhrverbands wurden unter dem Gesichtspunkt der Finanzierung des Badens genannt, da die Ruhr als öffentliches Gut gesehen wird, das jedem Bürger zur freien Verfügung stehen sollte. Zusätzlich könnten diejenigen Personen/Institutionen zur Kasse gebeten werden, die für die schlechte Wasserqualität verantwortlich sind. Aufgelistet haben die Bürger zum Beispiel die Landwirtschaft, die Schifffahrt oder die Industrie. Es stellte sich heraus, dass die öffentliche Hand die Grundvoraussetzungen (Toiletten, Parklätze) beispielsweise über indirekte Steuereinnahmen finanzieren sollte, sofern etwa einzelne Badestellen ausgewiesen würden.

Unter allen Teilnehmern kristallisierte sich eine Bereitschaft heraus, für etwas Schönes und Nutzenbringendes auch selber zahlen wollen. Hier wurden ganz unterschiedliche Überlegungen angestellt: von Eintrittsgeldern für bestimmte Stellen am Baldeneysee und der Ruhr, Badescheine analog zum Anglerschein oder eine Kurtaxe. Auch Seepatenschaften, die das Verhältnis zum See positiv beeinflussen könnten, wurden genannt. Mit diesen verschiedenen bürgergetragenen Finanzierungsinstrumenten könnte sich eine mögliche Infrastruktur an angedachten Badestellen errichten und aufrechterhalten, so der Gedankengang der engagierten Bürger.

Themeninsel „Information und Kommunikation“
Das Themeninsel „Information und Kommunikation“ behandelte die zentrale Fragestellung: Welche Informationen wünschen sich die Teilnehmer zum Baden in der Ruhr und in welcher Form sollten diese Informationen weitergegeben werden?

Die Teilnehmer äußerten den Wunsch, möglichst klare und einfache Aussagen zu erhalten. Entscheidend ist dabei die Beantwortung der Frage „Kann ich heute baden? Ja oder Nein?“. Tiefergehende Informationen rund um Schadstoffkonzentrationen und genauere Wasserwerte waren hierbei mehrheitlich nicht gewünscht. Wer jedoch Interesse an diesen hätte, sollte in der Lage sein, diese auf einer Website oder mittels mobiler App abrufen zu können. Langzeitwerte über einen Zeitraum von einem Jahr sollten auf diesem Weg ebenfalls übermittelt werden.

Sollte tatsächlich ein Badeverbot für einen bestimmten Tag ausgesprochen werden, müsse dieses jedoch mit Begründung angegeben werden, sodass es nicht willkürlich wirkt sondern für alle Bürger nachvollziehbar erscheint.

Die Antwort auf die zentrale Frage und alle relevanten Informationen sollten dabei mit Bedacht auf älteres Publikum nicht nur per Internet vermittelt werden, sondern auch per Zeitung und Radio für die Nutzer zur Verfügung stehen. Unmittelbar am Badeort könnten sich die Teilnehmer ein Ampelsystem in Kombination mit einer Tafel, die Informationen zu einer App oder Internetseite angibt, vorstellen. Eine Webcam könnte darüber hinaus per Internet Auskunft über die Badestellen geben. Doch wie soll ein solches Ampel- bzw. Frühwarnsystem aussehen? Von Ampeln über Fahnen bis hin zu fünfstufigen Skalen war für die Teilnehmer vieles denkbar. Hierzu wurde noch angemerkt, dass mehrere Skalenstufen zwar zu mehr Entscheidungsfreiheit für den Bürger führen würden. Allgemeiner Konsens war jedoch, dass der Bürger die Verantwortung über eine Badebeurteilung lieber den Experten überlassen würde. Doch können ernannte Experten überhaupt die Verantwortung für mögliche Risiken tragen? Dies wurde eindeutig abgewiesen. Für das Baden in der freien Natur bleiben immer Restrisiken bestehen, daher müsste jeder Bürger lernen, eigenverantwortlich mit einem Ampelsystem umzugehen.

Der Traum vom Baden in der Ruhr
Zusammenfassend zeigte der erste Workshop-Tag ein deutliches Meinungsbild zu Gunsten des Badens in der Ruhr. Baden sei hier allerdings nicht im Sinne einer Vollkaskomentalität zu verstehen, bei dem die Stadt oder andere Institutionen die Verantwortung tragen. Vielmehr wurde der Wunsch nach Baden in Eigenverantwortung geäußert. Die Teilnehmer merkten an, dass eine Infrastruktur hierfür wünschenswert wäre, sie aber auch bereit wären, eine solche zum Teil mit zu finanzieren. Das offiziell erlaubte Baden entlang der Ruhr ohne Einschränkungen fördert zwar Probleme zu Tage, die nicht ohne weiteres zu stemmen sind. Das Stimmungsbild ist dennoch eindeutig: Das Baden auf eigene Gefahr bzw. auf eigenes Risiko ist für alle Beteiligten denkbar und wünschenswert.

Vermüllung – Ein Gesellschaftsproblem?!

Foto: Tilo Hauke
Foto: Tilo Hauke
Foto: Tilo Hauke

Da die zunehmende Vermüllung der Großstädte und ländlichen Regionen in den  Kommentaren zum Blogbeitrag zur Umfrage im März immer wieder Erwähnung fand, haben wir weitreichend recherchiert und möchten das Thema heute zum Aufhänger machen. Die Befürchtungen gehen dahin, dass die Ruhr als Bademöglichkeit zu einer zunehmenden Mülllandschaft im Naherholungsgebiet um den Fluss führen wird. Schon im letzten Jahr zierten die Überbleibsel Erholungssuchender nach warmen Tagen das Ufer – die Beseitigung erfolgte nur zögerlich, so die aufmerksamen Blogleser. Doch was bedeutet die zunehmende Vermüllung für die Umwelt und das Projekt-Vorhaben Sichere Ruhr?

Das Wort Vermüllung, englisch Littering, meint das Liegenlassen und achtlose Wegwerfen von Abfall auf öffentlichem Grund. In einer europaweiten Studie im Jahr 2003 wurde ermittelt, dass knapp sechzig Prozent der sogenannten Vermüllung aus Zigarettenstummeln besteht. Danach folgen Kunststoffe, organische Abfälle, Verpackungen, Glas und Metall.
In der freien Natur nehmen sich Pflanzen des Mülls an, sie überwuchern ihn. Nach und nach verrotten organische Bestandteile des Mülls, anorganische Bestandteile dagegen bleiben von den Pflanzen umschlossen in der Natur zurück und stellen damit eine akute Umweltbelastung dar.

In den Städten wird probiert an das Verantwortungsbewusstsein der Bürger zu appellieren, indem im Frühling zu großen Reinigungsaktionen aufgerufen wird. In zahlreichen Müllsammlungen werden Bürger dazu angehalten die Natur von allerlei Unrat zu befreien und sich für eine saubere Umwelt zu engagieren. Anerkennung finden diese Müllsammelaktionen vor allem bei Schulen, Kindergärten und Vereinen.
Und obwohl der Winter sich beharrlich hält, lud auch die Stadt Essen am 16. März bereits zum Frühjahrputz ein. An der Pico-Bello-SauberZauber Aktion in Essen nahmen mehr als 13.300 Menschen teil, davon fast 11.000 Kinder und Jugendliche.

Doch nicht nur national finden Müllsammelaktionen statt. Die weltweite Initiative „Clean up the world“ wurde im Rahmen des United Nations Environement Programme (UNEP) von dem Australier Ian Kierning ins Leben gerufen. Bei dem jährlich stattfindenden Clean-Up Aktionstag im September sollen Städte und Gemeinden dazu motiviert werden ihre Städte zu säubern und auch rein zu halten. Doch die Symptombekämpfung arbeitet noch nicht am Problemursprung. Woran liegt die zunehmende Vermüllung und wie kann dieser vorgebeugt werden? Würden an der Ruhr öffentliche Toiletten und Müllentsorgungsgelegenheiten dazu führen, dass man weitgehend naturbelassen baden kann? Können Ordnungshüter Abhilfe schaffen? Oder fehlt generell jegliches Verantwortungsbewusstsein der Gesellschaft?

Flussbaden – ein neuer alter Trend

Hafenbecken Kopenhagen Quelle: Rania Lahdo

 

Hafenbecken Kopenhagen Quelle: Rania Lahdo
Hafenbecken Kopenhagen
Foto: Rania Lahdo

Gestern begann offiziell der Frühling und damit ist auch der Sommer nicht mehr weit. Und was ist bei strahlendem Sonnenschein, blauem Himmel und heißen Temperaturen schöner, als sich im kühlen Nass zu erfrischen? Jedes Jahr zieht es im Sommer Scharen in die Freibäder und an die Badeseen Deutschlands. Doch gerade in Großstädten ist die Entfernung zum nächsten Baggersee oft groß und die Freibäder überfüllt.

In den letzten Jahren wurde ein Trend wieder belebt, der Abhilfe schafft: das Flussbaden (Geschichte des Flussbadens). Während das Projekt Sichere Ruhr noch untersucht, ob das Baden in der Ruhr überhaupt möglich ist, haben andere Städte ihre Flüsse als natürliche Badegewässer längst wieder entdeckt.

So ist es etwa in der Münchner Innenstadt möglich, sich in gekennzeichneten Bereichen der Isar zu erfrischen. Sogar Surfen ist stellenweise erlaubt. Es ist außerdem geplant, den freigegebenen Badebereich in der Innenstadt auszuweiten. Während der Badesaison wird das Wasser vorsorglich mit Ultraviolett-Licht behandelt, um Keime zu reduzieren. Eine gleichbleibend hohe Wasserqualität kann jedoch nicht garantiert werden. An anderen Stellen des Flusses machen Schleusen, Triebwerkanlagen und Wehre das Baden gefährlich. Entsprechende Schilder warnen die Badelustigen vor dieser Gefahr.

Auch in unserer Hauptstadt wird daran gearbeitet, das urbane Flussbaden möglich zu machen. Das Projekt SPREE2011 hat es sich auf die Fahne geschrieben, den Hauptstadtfluss zu bereinigen, damit die Berliner wieder bedenkenlos in ihre Spree springen können. Schwimmende Tanks fangen dort die Mischung aus Regen- und Abwasser auf, die sonst bei starkem Regen ungefiltert in den Fluss gelangt und ihn verunreinigt. Die Oberfläche der Tanks kann vielfältig genutzt werden, ob als Café, Freilichtkino oder Liegewiese.

Auch international setzt sich dieser Trend fort: In Bern, Kopenhagen und Zürich profitieren die Bürger von ihren Flüssen und erleben bereits den urbanen Trend, der sich positiv auf ihre Lebensqualität  und den Freizeitwert der Stadt auswirkt. Sogar auf politischer Ebene erfährt das Flussbaden Unterstützung. So schreibt die Europäische Wasserrahmenrichtlinie vor, dass bis 2015 alle Gewässer eine „gute Wasserqualität“ aufweisen müssen. Ob das Ruhrgebiet sich dem Trend des Flussbadens anschließen kann, ist noch fraglich. Dies hängt von einer Reihe von Faktoren ab, ob rechtlich, hygienisch, finanziell oder im Hinblick auf die Infrastruktur, die eingehend untersucht werden müssen. Genau diesen Untersuchungen widmet sich das Projekt Sichere Ruhr.

Die Umfrage im März

Foto: BinaryApe
Foto: BinaryApe
Foto: BinaryApe

Das Projekt Sichere Ruhr möchte unter anderem herausfinden, ob die Ruhr zum Badegewässer geeignet ist und Szenarien entwerfen, wie das Baden möglich gemacht werden könnte. Doch möchte überhaupt irgendjemand in der Ruhr baden?

Jährlich springen Waghalsige in den warmen Monaten trotz des offiziellen Verbots in die Ruhr, den Baldeneysee und den Kemnader See. Sie trotzen jeglichen Gesundheitsrisiken und freuen sich über die kühle Erfrischung. Diesen Mutigen kommt das Projekt Sichere Ruhr sehr gelegen. Endlich setzt sich jemand dafür ein, dass man sich in Zukunft wohlmöglich ohne schlechtes Gewissen dem Badevergnügen hingeben kann. Doch was ist mit denen, die nicht ins kühle Nass springen? Gibt es überhaupt ein grundlegendes Bürgerinteresse an der Ruhr als Badegewässer? Oder überwiegen die Bedenken? Genau darüber soll unsere aktuelle Umfrage Aufschluss geben.

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