
Wasserkraft ist quasi der Klassiker unter den erneuerbaren Energiequellen. Schon seit vielen Jahrhunderten wird sie genutzt, um mechanische Vorrichtungen anzutreiben und Menschen so die Arbeit zu erleichtern. Ein einfaches Beispiel dafür sind Wassermühlen, die von Bächen und Flüssen in Gang gebracht werden. Heute strömt Wasser in Kraftwerken durch Turbinen, die dann wiederum einen Generator antreiben. Fast 20 Prozent des elektrischen Stroms weltweit wird so erzeugt, auch an den Wehren der Ruhr findet die Energiegewinnung mithilfe von Wasserkraft Anwendung. Dabei kann die natürliche Bewegungsenergie des Wassers genutzt werden und das Wasser selbst kehrt durch Verdunstung und Regen immer wieder in den Wasserkreislauf zurück – vom Prinzip her eine ausgesprochen ressourcenschonende Möglichkeit, elektrische Energie zu erzeugen.
Es ist also nicht verwunderlich, dass bei der World Water Week in diesem Jahr das übergreifende Motto „Energy and Water“ auf dem Plan steht. In der kommenden Woche, vom 31. August bis 5. September, findet das internationale Expertenforum in Stockholm statt und über 200 Organisationen beteiligen sich daran. Dabei geht es allerdings um weit mehr als bloß das Thema Wasserkraft. Denn zwischen den Bereichen Energie und Wasser bestehen eine ganze Reihe von Verbindungen, die für unser Zusammenleben von Bedeutung sind. So benötigen wir etwa Energie, um Pumpen anzutreiben, Trinkwasser aufzubereiten oder schlicht um Wasser zum Kochen zu erhitzen. Andererseits brauchen wir Wasser zur Energiegewinnung auch abseits von Wasserkraft. Nicht nur umstrittene Fördermethoden von Energieträgern wie das Fracking arbeiten mithilfe von Wasser, auch um herkömmliche Kraftwerke zu kühlen wird Wasser in großen Mengen benötigt. Wenn man sich das bewusst macht, ist das offizielle Statement der World Water Week einleuchtend: „Wasser und Energie sind untrennbar miteinander verbunden.“
Der Anspruch des Forums ist dabei, eine umfassende Perspektive darauf zu verschaffen, wie unser Umgang mit Wasser und Energie zugunsten der Gesellschaft wie der Ökosysteme weiterentwickelt werden kann. Dazu passend wird es bei den Workshops, Diskussionen und Vorträgen in Stockholm auch um die Frage gehen, wie sich gemeinsam mit der Klimaveränderung auf unserem Planeten auch der weltweite Wasserkreislauf wandelt. Denn der Ausstoß von Kohlendioxid, der zu großen Teilen auf unseren Energieverbrauch zurückgeht, zeigt deutliche Rückwirkungen auf die Ressource Wasser. Wie Jens Berggren in einem Artikel für die World Water Week bemerkt, ist eine der gefährlichsten Auswirkungen des Klimawandels ein riskanter Anstieg der Schwankungen bei den weltweiten Wasservorkommen. An einigen Orten, an denen Wasser in der Vergangenheit leicht verfügbar war, wird es rar werden, andere vorher trockenere Regionen werden viel Wasser hinzubekommen. Die Wahrscheinlichkeit von starken Niederschlägen und Fluten einerseits und Dürrephasen andererseits nimmt stark zu und stellt uns vor neue Herausforderungen in Bezug auf das Wassermanagement. Und damit ebenso in Bezug auf unsere Energiegewinnung, deren Schicksal eng mit dem Wasser verknüpft ist.
Weitere interessante Perspektiven auf das Thema Wasser und Energie finden sich in dieser Broschüre der World Water Week. Das Programm der Veranstaltung gibt es hier.