Auch dieses Jahr wird sich wieder in die Fluten gestürzt, um ein gemeinsames Zeichen für Gewässerschutz zu setzen. Und jeder kann dabei sein!
Am 13. Juli 2014 findet passend zum Europäischen Flussbadetag wieder die Big Jump Challenge statt. Bei diesem Wettbewerb geht es darum, die Aufmerksamkeit der Politik durch eine gemeinsame Badeaktion auf den Gewässerschutz zu lenken. Deutschlandweit vernetzen sich dazu die Teams Nord, Ost, Süd und West einfach über eine Internetseite und schaffen so eine Gemeinschaftsaktion, die Druck auf die Politik ausübt. Wie jeder einzelne teilnehmen und einen eigenen Jump anmelden kann, wird hier beschrieben.
Die Big Jump Challenge 2014 steht bereits ganz im Zeichen des kommenden Jahres – denn 2015 ist entscheidend: bis dahin sollen alle Oberflächengewässer in der EU in einem „guten“ ökologischen und chemischen Zustand sein. Das ist das Ziel der europäischen Wasserrahmenrichtlinie.
Passend zum Endspurt dieses gemeinsamen Gewässerschutzziels gibt es nächstes Jahr einen gemeinsamen Big Jump, bei dem man zusammen mit seinem Partnerland einen Jump vorbereitet. Wasserspringer bis 25 Jahre können sich bis zum 23.07.2014 für das River Action Camp im Herbst 2014 anmelden, den Vorbereitungsworkshop für den Big Jump 2015.
Zwischen dem 1. Mai und dem 30. Juni 2015 kann dann jeder Teilnehmer zeigen, was er drauf hat, wenn er gemeinsam mit seinem Partnerland ins Wasser springt. Die kreativsten Partnerteams schicken einen Flussbotschafter zum European River Parliament, um dabei zu sein, wenn über die Zukunft von Europas Flüssen gesprochen wird.
Ins Leben gerufen wurde die Mitmach-Aktion, die sich für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie einsetzt, von Roberto Epple mit seiner Organisation European Rivers Network. Denn für die Gewässer besteht immer noch dringender Handlungsbedarf: Obwohl die meisten Flüsse inzwischen nicht mehr so stark verschmutzt sind wie vor den Maßnahmen der Richtlinie, werden dennoch die Hälfte aller Flüsse in Europa den gewünschten Zustand bis 2015 nicht erreichen. Deshalb herrscht an vielen Flüssen auch ein Badeverbot.
2005 wurde darum der erste Flussbadetag ins Leben gerufen. Circa 250.000 Menschen nahmen in 22 europäischen Ländern daran Teil und machten ihre Botschaft bekannt: Gemeinsam für den Gewässerschutz in Europa. Seither springen Begeisterte jährlich im Juli in ihre Flüsse, um Verbesserungen zu feiern – und auf noch bestehende Missstände aufmerksam zu machen. Auf diese Weise soll der Wunsch nach sauberen Flüssen, in denen man baden kann, geäußert und das gemeinsame Interesse daran wachgerufen werden.
Besondere Aktion dafür ist in diesem Jahr die „Ryckeroberung“, der gemeinsame Sprung in die Ryck an der Ostsee – um zusammen mit Politikern, Behörden, Bürgern und Landwirten auf den Gewässerschutz aufmerksam zu machen.
Wer kann teilnehmen?
Große Gruppen, Vereine und Schulklassen sind genauso gern gesehen wie kleine Teams oder Einzelpersonen – je mehr Freiwillige sich beteiligen, desto besser, heißt es. Und gerne kreativ: „Es darf laut sein, leise, lustig, informativ, verrückt, nachdenklich oder von allem ein bisschen“, meinen die Organisatoren. „Eine Motto-Party am Wasser sozusagen.“ Also mitgemacht – gemeinsam springen für den Gewässerschutz!
Weitere Informationen zur Teilnahme an der Big Jump Challenge gibt es hier.
Vor gar nicht allzu langer Zeit sorgte eine Studie der Universität in Wien für Aufsehen. Der Grund: Das Ergebnis der Studie zeigte – etwas drastisch ausgedrückt –, dass sich in der Donau mehr Plastikpartikel als Fische tummeln. Dabei ging es dem Forscher Aaron Lechner und seinem Team ursprünglich gar nicht um Plastikmüll im Fluss sondern um die Verbreitung von Fischlarven. Im Rahmen der Studie wurde der Uferbereich der Donau mit Hilfe von großen Netzen untersucht. „Die Ergebnisse haben uns sehr überrascht“, so Forscher Aaron Lechner, denn sie brachten ein ganz anderes Ergebnis zu Tage als erwartet: An einigen Stellen im Fluss zählten die Forscher nämlich mehr Plastikteile als Fischlarven. Schätzungen zu Folge befinden sich in 1.000 Kubikmeter Donauwasser durchschnittlich 275 Fischlarven und 317 Plastikpartikel.
Den Forschern nach besteht der Plastikmüll im Fluss zu 80 Prozent aus industriellem Rohmaterial, sprich aus kleinen Kügelchen, Flocken oder Pellets aus Kunststoff, die selbst von den Kläranlagen nicht aus dem Wasser gefiltert werden können. Neben dem Umweltproblem, dass diese Tatsache in sich birgt, gibt es noch ein weiteres Problem mit dem Plastik im Fluss: Die kleinen Plastikteilchen werden von Fischen mit Nahrung verwechselt. Haben die Fische die Partikel erst einmal aufgenommen, gelangt das Plastik auf diesem indirekten Weg auch in die menschliche Nahrungskette.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Donau mit diesem Zustand keine Ausnahme darstellt. Vielmehr besteht die Vermutung, dass die Ergebnisse der Studie auch auf andere Flüsse zutreffen: „Die Vermutung liegt natürlich sehr nahe, dass es sich dabei um ein globales Problem handelt“, sagt Wissenschaftler Aaron Lechner, Mitverfasser der Wiener Studie.
Tatsächlich ist bekannt, dass Vermüllung besonders für Flüsse, die durch dichtbesiedelte Gebiete fließen, ein typisches Problem ist. Denn: wo viele Menschen leben entsteht auch viel Abfall. Zwar gibt es in vielen Teilen der Welt heutzutage gut funktionierende Entsorgungssysteme, doch die Kontrolle über eine sachgemäße Entsorgung von Müll und Hausrat ist nicht lückenlos möglich. Das hohe Aufkommen von Müll ist daher in vielen Flüssen weltweit zu einem ernstzunehmenden Umweltproblem geworden. Welche Ausmaße das teilweise annehmen kann, zeigt diese eindrucksvolle Video über den Muhua Fluss in China. Auch in Indien setzt langsam ein Prozess des Flusssterbens ein, der durch die starke Vermüllung hervorgerufen wird.
Solche Extreme sind in Deutschland glücklicherweise unbekannt. Aber auch hierzulande haben Bürger, Behörden und Umweltinitiativen mit dem Abfall in Gewässern zu kämpfen. In München an der Isar zum Beispiel. Um den Problemen entgegen zu wirken gibt es zahlreiche Aktionen und Initiativen. An der Isar haben sich beispielsweise Schüler mit der Aktion „Deine Isar“ für den Schutz des Flusses stark gemacht und massenweise Müll am Ufer des Flusses gesammelt.
Doch nicht nur im Süden der Bundesrepublik ist die Verschmutzung der Flüsse ein bekanntes Problem. Als Fluss, der eine Metropolregion durchquert, in der Millionen Menschen leben, treffen eben diese Probleme auch auf die Ruhr zu. Doch dankenswerter Weise gibt es auch hier engagierte Bürger, die sich den Problemen stellen und dagegen ankämpfen. Eine dieser Aktionen ist die Initiative „Ruhrputzen“, die vor drei Jahren von Tauchern der Tauchschule Dive In ins Leben gerufen wurde. In diesem Jahr findet das Event am 5. Juli statt. Die Taucher haben zu diesem Zweck bereits einen großen Schuttcontainer organisiert, der sich beim Ruhrputzen hoffentlich wieder füllen wird.
Die Idee zur Aktion Ruhrputzen kam dem Initiator Holger Cremer beim Tauchen. Denn immer wieder ist er bei seinen zahlreichen Tauchgängen in der Ruhr auf Unrat gestoßen – darunter zum Beispiel Verpackungen, Autoreifen oder Fahrräder – sogar Elektroschrott, wie Kühlschränke oder Handys, rostet auf dem Grund der Ruhr vor sich hin.
Die engagierten Taucher haben nun dem Müll unter Wasser den Kampf angesagt: Am 5. Juni 2014 treffen sie sich um 9:00 Uhr in Essen-Steele am Bootshaus Ruhreck zum Ruhrputzen 2.1, um die Ruhr gemeinsam auf einem Längenabschnitt von 400 Metern zu entrümpeln – und zwar über und unter Wasser. Initiator Holger Cremer ermutigt dabei jeden Interessierten dabei zu sein: „Im Prinzip kann jeder Taucher mit Süßwassererfahrung mitmachen. Aber auch jeder Helfer, der nicht selbst tauchen kann, ist willkommen – im Uferbereich liegt nämlich auch genug Müll rum.“
Die Aktion Ruhrputzen findet inzwischen bereits zum dritten Mal statt und ist dabei, sich zum jährlich stattfindenden Event zu entwickeln. Die Erfolge sind bislang jedes Jahr sichtbar gewesen, die schwarzen Müllsäcke der Taucher, wie auch der Container sind am Ende des Tages immer gut gefüllt mit Müll und Unrat. Daher berichtet Holger Cremer stolz: „2011 waren wir mit der Aktion für den Umweltpreis der Stadt Essen nominiert.“
Holger Cremer hofft also, dass auch bei der dritten Ausgabe des Ruhrputzens wieder viele helfende Hände unter aber auch über Wasser dabei sind. Denn die Aktion dient nicht nur, um das Tauchen angenehmer zu machen. „Unser Ziel ist auch ein bisschen, den Bürgern ins Gedächtnis zu rufen, dass die Flüsse und Bäche keine Papierkörbe sind.“
Am 16. und 17. Mai 2014 fand in Essen-Werden im Rahmen des Projekts Sichere Ruhr ein erneuter Workshop zum Thema „Baden in der Ruhr“ statt, an dem jeder Interessierte teilnehmen konnte. Im Regattahaus am Baldeneysee hatten sich bei sonnigem Wetter zahlreiche engagierte Bürger sowie Vertreter verschiedener Organisationen versammelt, um gemeinsam auszuloten, wie eine Bademöglichkeit in Fluss und See im Detail aussehen könnte. Dabei gab es konkrete Ergebnisse.
Der Workshop im Regattahaus war die Fortsetzung einer ersten Zusammenkunft von 2013, bei der sich die Teilnehmer bereits mit den allgemeinen Gegebenheiten des Badens in Fließgewässern vertraut gemacht hatten sowie erste Vorschläge, Wünsche und Anregungen für das Ruhrbaden zusammengetragen hatten. Auch am vergangenen Wochenende begann das Arbeitstreffen mit einer Einarbeitung in die Thematik: Zunächst brachten sich die Anwesenden auf den neuesten Stand der Untersuchungen des Projekts Sichere Ruhr. Das Forschungsprojekt, an dem Wissenschaftler mehrerer Universitäten beteiligt sind, widmet sich seit 2012 der Frage, ob bzw. inwieweit die Ruhr künftig als Badegewässer genutzt werden kann.
Die Workshop-Teilnehmer im Regattahaus informierten sich in Kleingruppen bei den Mitarbeitern des Projekts über die Zwischenergebnisse der Forschung zu den verschiedenen Aspekten des Ruhrbadens. Dies geschah anhand der vier Themeninseln „Hygiene“, „Recht“, „Kosten, Nutzen und Finanzierung“ sowie „Information und Kommunikation“. Nacheinander durchliefen die Kleingruppen diese Themeninseln, wobei die Teilnehmenden bereits rege Fragen stellten und ihre Anmerkungen einbrachten. Darüber hinaus gab es bei einer fünften Themeninsel zu „Prozess und Kooperation“ dann die Gelegenheit, eigene Ideen zur Fortführung des Anliegens Baden in der Ruhr über die Laufzeit des Projekts Sichere Ruhr hinaus einzubringen. Die Themeninseln dienten in erster Linie als Grundlage für die Arbeitsgruppen und die gemeinsame Diskussionsrunde, die tags darauf folgten.
Das Angebot des Workshops zum Mitreden und Mitgestalten wurde von den teilnehmenden Bürgern und Interessenvertretern sehr aktiv genutzt. „Seit 15 Jahren setze ich mich dafür ein, hier wieder baden zu dürfen“, meint eine engagierte Teilnehmerin. „Ich bin froh, dass ich jetzt hier sitzen und mitreden darf.“ Schon beim Durchlaufen der Themeninseln am ersten Workshop-Tag wurden viele Fragen gestellt: „Warum kann man nicht sagen, wir baden auf eigene Gefahr?“, wollte eine Bürgerin wissen und ließ sich an der Themeninsel „Recht“ über die juristischen Voraussetzungen einer Badeerlaubnis informieren. „Wie groß ist denn die Wahrscheinlichkeit, sich in der Ruhr tatsächlich eine Durchfallerkrankung zuzuziehen?“, wollte ein Teilnehmer von den Hygienikern wissen und wurde über die unterschiedlichen Gefahren abhängig vom Zeitpunkt des Badens aufgeklärt. An der Station „Kosten, Nutzen und Finanzierung“ wurde unter anderem die Frage nach der Zahlungsbereitschaft der Bevölkerung für eine Bademöglichkeit im Fluss erörtert, die das Projekt Sichere Ruhr in einer Umfrage erhoben hat. Die Themeninsel „Information und Kommunikation“ beschäftigte man sich etwa mit der Frage, was man eigentlich inhaltlich darunter versteht, wenn eine Ampel grünes Licht fürs Baden gibt – dass es für die eigene Sicherheit bedenkenlos ist dort zu schwimmen oder nur, dass im Moment bestimmte gesetzliche Hygienebedingungen eingehalten werden?
Der Themenschwerpunkt „Prozess und Kooperation“ förderte eine Vielzahl konkreter Überlegungen der Bürger und Interessenvertreter zur Zukunft des Badens in der Ruhr zutage und setzte außerdem Impulse für ein gemeinsames Weitermachen. Dabei war die Atmosphäre insgesamt ausgesprochen konstruktiv. „Kein Zerreden“ lautete die Devise, die seitens der Teilnehmer geäußert wurde. „Nicht bloß ein langes Planverfahren, sondern auch anfangen“ wollte man, gerne in Form eines „Pilotprojekts“. Deutlich wurde außerdem der Wunsch, eine gemeinsame Plattform für den Austausch zum Thema Ruhrbaden zu schaffen. Dabei wurde dafür plädiert, alle relevanten Akteure mit einzubinden, auf Vereinsebene wie auch in den betroffenen Behörden und politischen Gremien, die interessierten Bürger ebenso wie die Experten aus der Wissenschaft.
Am Samstag, dem zweiten Workshop-Tag, sollte diese Vorarbeit in konkrete Ergebnisse münden. Nachdem zunächst im Plenum zusammentragen worden war, was der Vortag an Zwischenergebnissen geliefert hatte, teilte man sich in zwei größere Arbeitsgruppen auf. Dabei legte die erste Gruppe den Fokus auf die nächsten Schritte, die unternommen werden müssten, um den Prozess zur Fortführung des gemeinsamen Anliegens Baden in der Ruhr in Gang zu halten. Die zweite Gruppe setzte sich mit der konkreten Ausgestaltung einer Badestelle auseinander, beispielsweise bezüglich deren Infrastruktur und Kosten.
Zum Abschluss kamen die Workshop-Teilnehmer noch einmal im Plenum zusammen. Dabei wurde festgehalten, wie der weitere Fahrplan für 2014 aussehen soll. Die Teilnehmer planten die nächsten Schritte, um das Projekt nachhaltig weiterzubringen. Zunächst wurde vereinbart, dass in der diesjährigen Badesaison eine Überprüfung der Einhaltung der EU-Badegewässerrichtlinie an drei verschiedenen Standorten stattfinden soll: An zwei Stellen der Ruhr in Essen und an einer Stelle in Mülheim soll so festgestellt werden, ob die Bedingungen für eine Zulassung als EU-Badegewässer in naher Zukunft erfüllt werden können.
Ein weiteres sehr konkretes Ergebnis des Workshops ist das Vorhaben, die Interessengemeinschaft „Baden in der Ruhr“ zu gründen. In die Gemeinschaft sollen verschiedene Akteursgruppen einbezogen werden, die ihre jeweiligen Positionen, Interessen und Perspektiven einbringen können. Neben der Gruppe der Bürger, Vereine und Verbände sollen dabei auch Vertreter der Stadt, Behördenmitarbeiter, Fachexperten, Betreiber und Politiker in der Interessengemeinschaft vertreten sein. Der erste Schritt in Richtung Interessengemeinschaft ist bereits vollzogen, denn einige Teilnehmer des Workshops haben sich schon bereiterklärt aktiv daran mitzuwirken. Nun will man die Gründung voranbringen und eine Sitzung vorbereiten, in der alle Akteure über Pläne und Prozesse zum Ruhrbaden diskutieren können.
Die Projektmitarbeiter von Sichere Ruhr verstehen sich als Teil dieser Idee zu einer Interessengemeinschaft und möchten ihre Expertise einbringen, damit das Baden in der Ruhr auch über die Projektlaufzeit hinaus als Thema verfolgt wird. Deshalb wollen sie für die Interessengemeinschaft Informationen recherchieren und aufbereiten, damit Aussagen darüber gemacht werden können, welche Kosten in naher Zukunft anfallen würden. Dabei geht es sowohl um eine konkrete Bezifferung der Kosten für die Einrichtung einer Badestelle als auch um eine Abschätzung der Kosten für eine Anhebung der Wasserqualität.
Ein Fahrplan für 2014, die Initiative für eine Kostenabschätzung und neue Wasseruntersuchungen an möglichen Badestellen und schließlich eine neue Interessengemeinschaft – es lässt sich sagen, dass die Teilnehmer am Workshop „Baden in der Ruhr“ konkrete Ergebnisse hervorgebracht haben.
Foto: University of Southern Denmark, Maritime Archaeology Programme
Dass man auf der Ruhr wunderbar Kanu fahren kann, fällt einem als Spaziergänger am Ufer schnell auf. Auch Angler trifft man dort nicht selten an. Der Fluss hält in der Tat eine ganze Reihe von Freizeitaktivitäten bereit. Aber Tauchen? Das ist nun wirklich kein Sport für einen Fluss in Nordrhein-Westfalen. Oder doch?
Viele Taucher reizt an Flüssen die Strömung, die sie quasi ohne eigenes Zutun an wechselnden Unterwasserwelten vorüberträgt. Für sonnigere Klimazonen kann man sich gut vorstellen, wie die bunten Fische dabei wie ein Film an einem vorbeiziehen. Aber wenn man über Tauchen in einem hiesigen Fluss spricht, drängt sich der Gedanke an kaltes, trübes Wasser irgendwie auf. Und er ist auch nicht unbedingt falsch. Was das Tauchen in der Ruhr reizvoll macht, sind andere Dinge wie etwa Entdeckungslust und die Neugier auf die Geschichten, die die verborgene Unterwasserwelt vor der eigenen Haustür zu erzählen hat. Außerdem die sportliche Herausforderung.
Holger Cremer von der Essener Tauchschule „Dive in“ meint dementsprechend: „Wer in der Ruhr taucht, macht das schon, um Action zu erleben.“ Denn Unwägbarkeiten zu überwinden gibt es dabei einige. Nicht nur mit einer 30 Kilogramm schweren Tauchausrüstung die richtige Einstiegsstelle anzupeilen. Die Sicht unter Wasser kann bereits nach wenigen Metern Entfernung schwierig werden. Algen und Schwebeteilchen machen das Wasser trüb und ein Mangel an markanten Punkten erschwert die Orientierung zusätzlich. Auch die Wassertemperatur ist nicht unbedingt warm, sondern macht einen etwas dickeren Neoprenanzug ratsam, damit man nicht auskühlt. Hinzu kommt die Strömung, die genau wie Temperatur und Sicht von den Witterungsbedingungen abhängt – bei Regen etwa nimmt sie zu. „Das Tauchen im Fluss ist nicht unbedingt für Anfänger geeignet,“ bemerkt Tauchcoach Holger Cremer deshalb.
Allgemein ist davon abzuraten, sich auf eigene Faust ohne erfahrenen Guide zum Tauchen in einen Fluss zu begeben. Bei weniger als fünf Metern Sichtweite besteht dort die Gefahr, dass man Hindernisse zu spät erkennt, wenn die Strömung entsprechend stark ist und man beispielsweise gegen Felsen oder Steine stößt oder sich an Gegenständen verfängt. Ausgewiesene Tauchflüsse werden als Sicherheitsmaßnahme am Grund mit farbigen Bändern markiert oder an der Wasseroberfläche mit einer Leine und Hinweis bespannt – Markierungen die dann nicht überschwommen werden sollten. Die Strömung kann beim Flusstauchen insbesondere nach Regenfällen zur Gefahr werden. Normalerweise sanfte Fließgewässer können sich dabei für den Taucher in echte Sturzfluten verwandeln, die ihn ungewollt mitreißen. Wer allerdings neben den üblichen Spielregeln beim Tauchen die besonderen Bedingungen des Flusstauchens beachtet, kann auch in Flüssen sicher tauchen und dabei manches entdecken.
Neben den Unterwasserbewohnern, die man so aus nächster Nähe betrachten kann, zählen dazu die Funde, die man auf dem Grund eines Flusses machen kann. Oft interessante, manchmal skurrile und gelegentlich auch fragwürdige Gegenstände künden dort wie archäologische Zeugnisse von menschlicher Zivilisation. Die Taucher in diesem Unterwasservideo haben in der Ruhr eine leere Geldkassette und ein Gewehr gefunden. Neben Gewehren birgt der Flussgrund noch andere Überreste des Krieges, weshalb Holger Cremer vor Tauchgängen dort die Warnung ausspricht: „Im Fluss liegt scharfe Munition. Dafür gilt: Nur gucken, nicht anfassen.“
Und auch Müll begegnet einem beim Tauchen in der Ruhr – Handys, Autoreifen, Fahrräder, sogar Fernseher liegen dort bisweilen herum, wie Flusstaucher berichten. Bei einem Gewässer, das sich durch ein so dichtbesiedeltes Gebiet schlängelt wie die Ruhr, bleiben Abfallprobleme leider nicht aus, auch wenn man sich fragt, warum jemand seinen Fernseher ausgerechnet im Fluss entsorgen musste. Auch vielen Tauchern geht solch sorgloser Umgang mit dem Fluss zuweit. Um dem etwas entgegensetzen, nehmen einige der Unterwassersportler deshalb an der Initiative Ruhrputzen teil. Bei der Aktion kann jeder mithelfen den Fluss gemeinsam zu entrümpeln. Nicht nur für Flusstaucher wird die Unterwasserwelt dadurch sicher ein Stück attraktiver.
Im Forschungsprojekt Sichere Ruhr widmen wir uns seit Januar 2012 unter anderem der Frage, ob die Ruhr in Zukunft wieder als Badegewässer genutzt werden kann. Bei der Erarbeitung eines möglichen Konzepts zum Baden in der Ruhr ziehen wir den Baldeneysee und die Untere Ruhr als Beispielgewässer heran. Welche Szenarien für das Baden in der Ruhr denkbar sind und welche Anforderungen an das Baden in der Ruhr gelten, wurde in einem Workshop im April 2013 gemeinsam mit interessierten Bürgern erarbeitet. Am 16. und 17. Mai 2014 wird es nun einen Anschlussworkshop geben, zu dem alle interessierten Bürger wieder herzlich eingeladen sind.
Ziel des Projekts Sichere Ruhr ist, den Fluss im Hinblick auf die Wasserqualität noch sicherer zu machen. In erster Linie möchten wir dabei herausfinden, ob – und wenn ja, wie – die Ruhr in Zukunft zeit- und streckenweise wieder als Badegewässer dienen kann. Und da die Ruhr als Fluss so wichtig für die Menschen der Metropolregion Ruhr ist, sollen gerade Sie als Bürger Gehör finden – das Projekt Sichere Ruhr möchte mit Ihnen ins Gespräch kommen.
Die Beteiligungsmöglichkeiten für die Bürger können online in der Shoutbox wahrgenommen werden, sollen sich aber nicht auf diese Form der online Beteiligung beschränken. Als weiteres Forum, bei dem die Interessierten persönlich zusammen kommen, um Erfahrungen und Meinungen zum Baden in der Ruhr auszutauschen, dient daher der jetzt anstehende Workshop. Der Workshop, der am Freitag, 16. Mai, von 16:00 bis 19:30 Uhr und am Samstag, 17. Mai, von 10:00 bis 14:30 Uhr in Essen-Werden stattfindet, möchte Wünsche, Bedenken, Anregungen, Lob oder Kritik aller interessierten Bürger einfangen. Gemeinsam soll ein mögliches Szenario für das Baden im Baldeneysee und an der Ruhr im Detail erarbeitet werden. Für das leibliche Wohl aller Teilnehmer wird während des Workshops gesorgt.
Der Workshop richtet sich an alle interessierten Bürger der Region. Wer daran teilnehmen möchte, sendet uns einfach eine formlose Anmeldung per Mail unter anmeldung@sichere-ruhr.de. Auch für weitere Informationen oder bei Fragen zum Projekt sind wir immer gerne für Sie da!
Am Samstag ist es wieder soweit. Wie in jedem Jahr steht der Tag ganz unter der Flagge des Wassers – und das rund um den Globus – denn es ist Weltwassertag. Der Weltwassertag wurde 1993 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen und findet seit dem jährlich am 22. März statt. Einmal im Jahr soll mit diesem Tag die Aufmerksamkeit der Menschen auf das kostbare Gut Wasser gelenkt werden. Ein bewussterer Umgang und die Wertschätzung der Ressource sind dabei zwei der Ziele, die sich die Vereinten Nationen von der Einführung dieses Tages erhoffen. Damit sich der Fokus aber jedes Mal ein wenig verändert, wird der Weltwassertag in jedem Jahr durch ein anderes Motto begleitet. In diesem Jahr steht er unter dem Motto „ Wasser und Energie“.
Zwar scheint es zunächst, als hätten Wasser und Energie keine Gemeinsamkeiten. Bei näherer Betrachtung leuchtet aber ein, dass beide Ressourcen eng miteinander verbunden sind und sogar in gegenseitiger Abhängigkeit zueinander stehen. Denn durch Wasserkraft kann sehr einfach Energie erzeugt werden. 16 Prozent des Stroms, der weltweit durch erneuerbare Energien erzeugt wird, stammt zum Beispiel aus der Wasserkraft.
Doch was ist das Besondere am Weltwassertag – schließlich sollte ein bewusster Umgang mit Wasser jeden Tag gelebt werden? Das Thema Wasser soll an diesem Tag durch eine Vielzahl von Aktionen einen Tag lang ganz besonders in den Mittelpunkt gerückt werden. Die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen und viele Vereine richten jedes Jahr verschiedene Veranstaltungen zu diesem Zweck aus. Durchgeführt werden zum Beispiel öffentliche Vorträge, Debatten, Konzerte, Picknicks, Sportereignisse oder Filmvorführungen, der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Außerdem wird in Deutschland vom Umweltbundesamt der Gewässertyp des Jahres gekürt. Für alle, die jetzt neugierig geworden sind und selbst aktiv werden möchten, bietet das Deutsche Wasser Serviceportal einen Überblick über viele Aktionen die bislang in der Bundesrepublik geplant sind.
Auch in der Metropole Ruhr wird es am Samstag verschiedene Aktionen zum Weltwassertag geben. Die Stadtwerke in Bochum laden beispielsweise zum „Abend des Wassers“ ein. Dort wird eine Aufführung von Melvilles Moby Dick zu sehen sein. Die Stadtwerke Duisburg bieten auf ihrer Website ein kurzes Info-Special zum Thema Wasser und Energie an. Hier können spannende Fakten zum Thema Wasser und Duisburg nachgelesen werden und das nicht nur am 22. März.
Auch andernorts werden Aktionen anlässlich des Weltwassertags unabhängig vom 22. März veranstaltet. Dies zeigt, wie viel Aufmerksamkeit und Engagement das Thema Wasser weltweit erfährt. Einen konkreten Überblick über die verschiedenen Aktionen gibt diese Karte. Hier sind alle größeren Events anlässlich des Weltwassertags verzeichnet, die den Schutz und die Aufmerksamkeit für die Ressource Wasser zum Ziel haben.
Generell gilt „World Water Day is what you make out of it.“ Der Weltwassertag ist demnach als globale Mitmach-Aktion gedacht. Um trotzdem ein Netzwerk zusammenhängender Aktionen zu schaffen, kann jedermann sein Event auf der offiziellen Website des Weltwassertages registrieren. Damit ist Ihr Einsatz für den Schutz des Wasser gefragt!
„Nicht so schnell, nicht so schnell, du musst das mit Gefühl machen!“ Zwei Jugendliche zerkleinern Weißfische für einen großen Topf. „Das ist Fisch, den man sonst nicht so gut verwenden kann“, erklären sie. „Damit der nicht weggeschmissen wird, verwenden wir den jetzt für die Suppe.“
Nicht nur von den Zutaten her ist es keine ganz gewöhnliche Suppe, die die Jugendlichen zubereiten. Sie kochen die Fischsuppe für Bundestagsabgeordnete. Beim „Flussparlament“ werden sie später mit den Politikern über Gewässerschutz sprechen. Denn da gibt es einiges auszulöffeln: Hochwasser und Überschwemmungen, bedrohte Wassertiere, die Verschmutzung von Trinkwasser, Gefahren beim Schwimmen in Flüssen und Seen – alles wichtige Probleme, die gelöst werden müssen, wie die jungen Gewässerschützer finden.
Das Flussparlament ist eine Idee der Big Jump Challenge, einer Initiative, in der sich Jugendliche mit kreativen Aktionen für Gewässerschutz engagieren. Die Big Jump Challenge ist ein Beispiel für den freiwilligen Einsatz rund ums Thema Wasser. Denn der tut Not, meinen die großen deutschen Naturschutzverbände einhellig.
Etwa in Nordrhein-Westfalen: Hier seien über achtzig Prozent der Flüsse und Seen sowie vierzig Prozent der Grundwasserkörper in einem Besorgnis erregenden Zustand, merken sie an. „Unseren Gewässern geht es schlecht“, kritisiert Holger Sticht vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Große Teile des Grundwassers und viele kleinere Flüsse in Nordrhein-Westfalen sind durch eine unverantwortlich wirtschaftende Agrarindustrie übermäßig mit Nitraten oder Pestiziden verunreinigt.“
Besonders für die Wassertiere ist das ein Problem, aber natürlich stellt es auch die Trinkwasserversorgung und die Badesicherheit vor Herausforderungen. Beim Naturschutzbund (NABU) sorgt sich Josef Tumbrinck noch um etwas anderes: „Gewässerschutz ist auch vorsorgender Hochwasserschutz“, erklärt er und fordert mehr Initiative bei der Entwicklung von Auen und Gewässerschutzstreifen, um ungewollte Überschwemmungen zu vermeiden.
Solche Initiativen zum Gewässerschutz entstehen jedoch nicht von selbst. Bei der Landesgemeinschaft Natur und Umweltschutz Nordrhein-Westfalen wirbt man deshalb für ehrenamtlichen Einsatz. Freiwillige könnten „selbst Hand anlegen, um unsere natürlichen Lebensadern zu verbessern“, etwa bei Projekten zur Renaturierung oder der Übernahme von Bachpatenschaften.
Unter anderem fürs Selbst-Handanlegen wurde das „Wassernetz NRW“ gegründet, über das Vereine und Helfer aktiv werden und sich engagieren können. Das Wassernetz soll die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie unterstützen und fördert dazu im Auftrag des nordrhein-westfälischen Umweltministeriums die Beteiligung der Öffentlichkeit.
Eine Reihe von Vereinen kann man hierzulande finden, um sich selbst für sauberes Wasser stark zu machen. Dazu gehören beispielsweise die BürgerInitiative für Sauberes Trinkwasser, die Stiftung Wasserlauf, die insbesondere Wanderfischen helfen und die Gewässer schützen und renaturieren möchte oder die Initiative Amphibienschutz am Angelgewässer, in der Angelvereine sich gemeinsam für Frösche, Kröten und Molche einsetzen, die als besonders bedroht gelten.
Wer sich mehr für die größeren Zusammenhänge interessiert, ist bei Kampagnen wie right2water an der richtigen Adresse, das gerade mit einer europäischen Bürgerinitiative einen Erfolg gegen die Trinkwasserprivatisierung verbucht hat oder kann bei viva con agua mitmachen, das deutschlandweit an Kindergärten, Schulen und Universitäten über das globale Thema Wasser aufklärt und sich für Zugang zu sauberem Trinkwasser weltweit einsetzt.
Möglichkeiten gibt es also einige, die Verantwortung für unser Wasser selbst in die Hand zu nehmen. Bleibt vor allem die Frage: Wie viel eigenen Einsatz ist es uns wert, die Suppe auszulöffeln?
Sauberes Wasser, das zu jeder Uhrzeit in gewünschter Menge aus dem Hahn fließt, ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Wer denkt schon beim Duschen daran, wo das Wasser herkommt, das schnell wieder im Abfluss verschwindet? Doch nicht in allen Ländern der Erde ist ein solch leichtfertiger Umgang mit der kostbaren Ressource möglich.
In Äthiopien zum Beispiel gehört Wassermangel zum Alltag, mehr als 50 Millionen Menschen haben hier keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Bis zu vier Stunden am Tag verbringen vor allem Kinder und Frauen damit, oftmals verunreinigtes Wasser zu sammeln, um dadurch ihr Überleben zu sichern. Die Folgen sind sich ausbreitende Krankheiten, mangelnde Hygiene und eine hohe Sterblichkeit, besonders bei Kindern. Doch wie lässt sich an der Situation etwas verändern? Können wir etwas tun, um ein Wasserproblem am anderen Ende der Welt zu lösen? Und ist der Tatendrang des Einzelnen am Ende groß genug, um tatsächlich etwas gegen die Probleme anderer zu unternehmen?
Diese Frage hatte sich auch Klaus-Peter Wenz, genannt K-Pete, gestellt. Der 24-jährige hatte gerade seine Ausbildung abgeschlossen und wollte sich einen großen Traum erfüllen: mit dem Fahrrad einmal um einen Großteil Europas herumfahren. Sein Tatendrang war groß genug, um bei seinem Vorhaben nicht nur etwas für sich, sondern auch für andere zu tun. Er sammelte für jeden gefahrenen Kilometer bei Sponsoren einen Euro, um etwas gegen die Wasserarmut in Äthiopien zu unternehmen. Damit war ein Projekt geboren, dem er den Namen ride4water gab. Das gesammelte Geld sollte zu 100 Prozent dazu verwendet werden, Brunnen in Äthiopien zu finanzieren und wurde an die Non-Profit Organisation charity:water weiter gegeben.
K-Pete startete seine Reise für den guten Zweck am 1. April, am Ostermontag 2013. Er durchfuhr auf seiner Tour 20 Länder und machte eine Menge neuer Erfahrungen. Er lernte, was es heißt, aktiv Wasser besorgen zu müssen und berichtet nun: „Wasser war immer das erste Wort, das ich in der jeweiligen Landessprache gelernt habe“. In Restaurants, an Brunnen oder Quellen füllte er seine Wasserflaschen für den Weg wieder auf. Diese Erfahrung sitzt so tief, dass er auch nach Abschluss des Projekts zunächst immer eine Flasche mit Wasser bei sich hatte.
Bekannt machte er sein Vorhaben über Freunde, Familie und klassische Mund-zu-Mund Propaganda. „Ich kenne einfach eine Menge Leute und wenn ich von einer Sache begeistert bin, kann ich diese Begeisterung gut auf andere übertragen“ erklärt K-Pete lachend. Der Veranstaltungskaufmann organisierte im Voraus ein Projektlogo, einen Facebook-Auftritt sowie eine projekteigene Internetseite. Über Freunde und Bekannte kam auch die Verbindung zum Fernsehen zustande und so berichtete beispielsweise der SWR über ride4water.
Am 11. Oktober 2013, nach fast sieben Monaten, ist der Wahl-Frankfurter wieder zurück gekehrt. Seine Reise hat ihn verändert und geprägt. Jetzt möchte er seine Erfahrungen mit anderen teilen und plant Vorträge an Schulen, um vor allem jüngere Menschen zu inspirieren. „Etwas Verrücktes machen, das man gerne tut, und damit anderen Leuten helfen, das ist doch eine tolle Sache!“ Sein Ziel war es, sein Leben zu entschleunigen und etwas zu tun, das Sinn hat. Diesen Gedanken möchte er auch in Zukunft weiter umsetzen und sich in seinem Beruf als Veranstaltungskaufmann für nachhaltiges Planen einsetzen. „Man kann darauf achten, den Wasserverbrauch nicht unnötig in die Höhe schießen zu lassen und zum Beispiel für Veranstaltungen regionale Produkte zu verwenden“, so K-Pete.
Seine Antwort auf die Frage, ob er ein solches Projekt noch einmal wiederholen würde, war eindeutig: „Ja, auf jeden Fall! Man lernt so viele neue Dinge, ist jeden Tag in der Natur, an der frischen Luft und hat viel Zeit, um sich über Dinge klar zu werden.“ Auch wer selbst nicht ein so großes Projekt stemmen möchte, kann natürlich einen Beitrag leisten und andere mit einer kleinen Spende unterstützen. Organisation wie charity:water sind auf Unterstützer angewiesen und jede Spende hilft dabei, zu helfen.
5.288 Liter Wasser – so viel verbraucht jeder Deutsche täglich.
Das entspricht 25 mit Wasser gefüllten Badewannen und ist eine wirklich erschreckende Menge. Wer jetzt protestiert: „Diese Menge läuft niemals pro Tag aus meinem Wasserhahn!“ der hat Recht. Denn es handelt sich dabei nicht um den direkten Wasserverbrauch. Der liegt in Deutschland bei 124 Litern pro Kopf und ist damit in den letzten zwanzig Jahren schon deutlich gesunken. In den sogenannten Wasser-Fußabdruck wird jedoch auch der Wasserverbrauch für die Herstellung von Lebensmitteln und Waren eingerechnet, die wir selbstverständlich und alltäglich konsumieren.
Die USA, Deutschland und Japan zählen einer Studie des WWF zufolge zu den „durstigsten“ Ländern der Welt. Eigentlich kein Problem, denn z.B. Deutschland ist ein wasserreiches Land und kennt keine Unterversorgung mit Trinkwasser. Deutschland nutzt sogar nur 17 Prozent seines vorhandenen Wasserangebots. Der Haken liegt an einer anderen Stelle: Solche Länder, die ohnehin mit Wasserarmut zu kämpfen haben, produzieren einen Großteil unserer Lebensmittel. Dazu müssen sie unheimliche Mengen an Wasser aufbringen. So zum Beispiel Spanien, der Hauptlieferant unserer Tomaten, die Türkei oder auch Nord- und Südafrika. Brasilien, das neben Kaffee auch große Mengen an Futtermittel anbaut, pumpt jährlich 5,7 Milliarden Kubikmeter virtuelles Wasser nach Deutschland. Unsere wichtigsten Lebensmittelproduzenten leiden oft unter Dürre und Trockenheit. Eingetrocknete Flussbetten, sinkende Grundwasserspiegel und Trinkwasserknappheit in Städten sind die Folgen der exzessiven Bewässerung, denn bis zu 80 Prozent des vorhandenen Süßwassers versickern im Ackerboden. In einigen dieser Länder haben viele Menschen daher keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, was die Ausbreitung von Krankheiten begünstigt.
Wie sieht es in Deutschland aus? Auch hier hinterlassen Viehzucht und Landwirtschaft bei weitem den größten Wasser-Fußabdruck, gefolgt von der Industrie. Die morgendliche Dusche fällt dabei kaum ins Gewicht, denn Privathaushalte machen nur drei Prozent des gesamten Wasserverbrauchs aus. Wer sich also dafür einsetzen will, Wasser zu sparen, sollte mit seiner Ernährung beginnen. Dafür setzt sich auch die Initiative Donnerstag ist Veggietag ein. Wer an nur einem Tag in der Woche auf Fleisch verzichtet, kann schon aktiv dabei helfen, den Wasser-Fußabdruck enorm zu verringern. Und das ist ein Opfer, das wirklich jeder bringen kann, oder nicht?
Gemeinsam in einen Fluss oder See springen und damit etwas Gutes tun?
Das geht ganz einfach: Am 16. Juni 2013 findet passend zum Europäischen Flussbadetag wieder die Big Jump Challenge statt. Bei diesem Wettbewerb geht es darum, die Aufmerksamkeit der Politiker durch eine gemeinsame Badeaktion auf den Gewässerschutz zu lenken. Deutschlandweit vernetzen sich die Teams Nord, Ost, Süd und West einfach über die Internetseite und schaffen so eine Gemeinschaftsaktion, die Druck auf die Politik ausübt.
Das Engagement wird belohnt: Wer seinen Big Jump dokumentiert und bei der Jury einreicht, hat sogar die Chance, nach Berlin zu fahren. Drei Gewinner-Teams werden ausgewählt, um vor Ort mit den Politikern im Flussparlament über den Gewässerschutz zu diskutieren.
Ins Leben gerufen wurde die Mitmach-Aktion, die sich für die Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie einsetzt, von Roberto Epple mit seiner Organisation European Rivers Network. Denn es besteht immer noch dringender Handlungsbedarf: Vier von fünf Flüssen sind in Deutschland immer noch weit davon entfernt, „sauber“ im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie zu sein. Das ist unter anderem ein Grund für das offizielle Badeverbot, das für viele Flüsse wie auch die Ruhr gilt.
2005 wurde daher der erste Flussbadetag ins Leben gerufen. Mehr als 200.000 Menschen nahmen in 22 europäischen Ländern daran Teil und machten ihre Botschaft bekannt: „Wir wollen in sauberen Flüssen baden! Und das am liebsten alle gleichzeitig!“ Seither springen Begeisterte jährlich im Juni oder Juli in ihre Flüsse, um Verbesserungen der Wasserqualität zu feiern oder auf Missstände aufmerksam zu machen. Denn der Gewässerschutz soll nicht in den Hintergrund rücken, sondern stets im Kopf sein.
Wer kann teilnehmen?
Große Gruppen, Vereine und Schulklassen sind genauso gern gesehen wie kleine Teams oder Einzelpersonen- je mehr, desto besser! Das einzige Manko: Alle, die älter als 25 Jahre sind, müssen leider bis zum 14. Juli warten. Dann findet der Europäische Flussbadetag statt, ganz ohne Altersbeschränkung. Weitere Informationen zur Teilnahme an der Big Jump Challenge gibt es hier.
Macht mit! Auf die Plätze – Fertig – Los! Gemeinsam für den Gewässerschutz.
Im dritten Szenario des zweiten Workshop-Tages ließen die Bürger und Experten ihren Gedanken freien Lauf und überlegten gemeinsam, wie die Vision eines Flussbads an der Ruhr aussehen könnte. Sie waren sich einig, dass freies Baden an der Ruhr nicht erlaubt werden könne, denn die Fragen der Müllentsorgung und Sicherheit könnten in diesem Fall nicht eindeutig geklärt werden. Also müsse ein festes Flussbad her – doch wo?
Zunächst kam der Baldeneysee zur Sprache, der sich als Badesee anbietet: Er ist verkehrstechnisch gut angeschlossen, es gibt Parkplätze, Toilettenanlagen und für das leibliche Wohl vor Ort ist auch gesorgt. Allerdings – so kam der Einwand auf – müssten sich Badewillige den See und das Ufer mit Wassersportlern, der Weißen Flotte, Campingplätzen und Cafés teilen. Das Ufer sei begehrt und daher gebe es kaum Platz für einen ausladenden Badestrand. Möglich wäre hingegen ein kleiner, begrenzter Badebereich am Seaside Beach, in dem man sich an heißen Tagen erfrischen könne und wo nicht das ausgiebige Schwimmen im Vordergrund stehe. Dann müsse es jedoch für Wasserratten eine Alternative geben. Als mögliche weitere Stellen wurden Badeorte in Essen Steele und im Werdener Löwental diskutiert. In Steele betreibt derzeit der Steeler Schwimmverein ein Bad am Ufer der Ruhr, sodass dieser eventuell auch als Betreiber des Flussbads in Frage käme. Beide Orte seien weitgehend verkehrstechnisch erschlossen, sodass keine ganz neue Infrastruktur geschaffen werden müsste. Relativ schnell kristallisierte sich aus der Gruppendiskussion ein gemeinsames Konzept heraus: Ein einziges Flussbad an der Ruhr machte für die Teilnehmer keinen Sinn. Stattdessen solle es drei verschiedene Flussbäder mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten geben. Ein zahlungsbereites Publikum, dem ein Event- und Lifestylecharakter wichtig sei, könne sich am Seaside Beach im Baldeneysee erfrischen. Im Löwental könne darüber hinaus ein einfach ausgestattetes Flussbad eröffnen, das aufgrund eines niedrigen Eintrittspreisniveaus beispielsweise für Jugendliche interessant wäre. Familien hingegen könnten im Steeler Bad das naturnahe Baden genießen. Auf diese Weise würden sich die verschiedenen Besuchergruppen auf die Flussbäder verteilen und es käme nicht zum Massenansturm auf ein einziges Bad. Eine Konkurrenz für die bestehenden Freibäder sahen die Teilnehmer nicht, da diese im Sommer ohnehin überfüllt seien und nicht alle Besucher eines Freibads das naturnahe Baden vorziehen würden.
Im Gegensatz zu den anderen beiden Szenarien würden die Flussbäder durch eine Badeaufsicht ständig überwacht werden. Die Frage der Sicherheit beim unmittelbaren Baden sei somit geklärt, so die Teilnehmer. Darüber hinaus spiele in diesem Szenario eine gut ausgebaute Infrastruktur eine wichtige Rolle. Zum Teil könne die bereits bestehende Infrastruktur genutzt werden. Falls nötig, könnte die Stadt zusätzlich in einen weitergehenden Ausbau investieren. Diskutiert wurde so beispielsweise ein Parkleitsystem oder der Einsatz von Shuttlebussen, welche die Besucher vom Bahnhof und umliegenden Parkplätzen zum jeweiligen Bad bringen könnten. Auch über ein gastronomisches Angebot oder Sitzmöglichkeiten könne beispielsweise nachgedacht werden.
Ein weiterer zentraler Punkt der Diskussion war die Entwicklung eines ausgefeilten Kommunikationssystems. Die drei Flussbäder müssten kommunikativ vernetzt werden, denn es seien schließlich nicht drei getrennte Badeorte sondern Bäder in demselben Fluss, in derselben Region. Außerdem sei ein anderer Umgang mit einem Flussbad als mit einem Freibad notwendig. Die Besucher müssten die Ruhr als Ökosystem und Naturgewässer wahrnehmen, um verantwortungsvoll mit ihr umgehen zu können. Die Entwicklung eines entsprechenden Bewusstseins und einer Badekultur sei daher wesentlich. Dazu wurde vorgeschlagen, Schilder aufzustellen, die über Flora und Fauna des heimischen Gewässers informierten.
Darüber hinaus waren Bürger und Experten sich einig, dass der Begriff „Badeanstalt“ veraltet sei. Ein neuer, frischer Name, der frei von rechtlichen Bestimmungen ist, wurde gewünscht.
Die Teilnehmer erarbeiteten in diesem Szenario ein allgemeines Konzept, um ein Flussbad an der Ruhr möglich zu machen. Dabei hatten sie die konkreten Gegebenheiten und Rahmenbedingungen der Region genau vor Augen und wägten die Möglichkeiten der Umsetzung ab. So entwickelten sie die Idee von einer Region mit drei vernetzten aber unterschiedlichen Flussbädern, die infrastrukturell sehr gut angebunden sind. Stimmen gegen die Umsetzung der Idee wurden innerhalb der Gruppe nicht laut, Erinnerungen an die früher bestehenden Flussbäder und der Wunsch, bald wieder in der Ruhr baden zu können, wurden hingegen geteilt.
Das zweite Szenario, das im Rahmen des Workshops zum Thema “Baden in der Ruhr” am 20. April in Essen-Werden von den Teilnehmern entwickelt wurde trägt den Titel “Ausgewiesene Badestellen”. Dieses Szenario beschreibt die Zwischenlösung, zwischen den beiden Szenarien “Freies Baden” und “Flussbäder”.
Das Szenario “Ausgewiesene Badestellen” fand großen Anklang unter den Beteiligten, die dank ihrer Ortskundigkeit und zum Teil dank ihrer beruflichen Auseinandersetzung mit dem Thema Ruhr viel wertvolles und konstruktives Wissen in die offene Diskussion einbringen konnten.
Zunächst einigten sich die Teilnehmer auf ein gemeinsames Verständnis des Szenarios “Ausgewiesene Badestellen”. Diese wurden definiert als offiziell freigegebene Badestellen, die sich an Orten befinden, an denen die Ruhr problemlos für die Öffentlichkeit zugänglich ist.
Die erste konkrete Frage war die nach den Orten der angedachten Badestellen. Schnelle Einigung gab es in einem Punkt: Die Ruhr eigne sich grundsätzlich besser für das Szenario als der Baldeneysee, da hier bereits viele Einschränkungen durch die derzeitige Nutzung von Wassersportlern, Anglern und der Weißen Flotte gegeben seien. Solle jedoch eine Badestelle am See entstehen, so würden sich nach Meinung der Runde primär die derzeitigen Messstellen des Projekts an der Nordseite des Sees anbieten. Entlang der Ruhr solle man Orte auswählen, an denen trotz des bestehenden Badeverbots jeden Sommer gebadet wird, da sich diese anscheinend zum Baden eignen. Mögliche Badestellen seien: Haus Scheppen, Mülheimer Ruhrstrand, Seaside Beach Baldeney, Zeche Carl Funke, Rote Mühle, Strandbad Spillenburg Essen-Steele, Haus am See, Löwental. Weiterhin wurden einige Einschränkungen genannt: Die Badestellen sollten nicht in der Nähe von Schifffahrtswegen und Anlegestellen der Weißen Flotte und nahe Natur- und Vogelschutzgebieten etabliert werden. Weiterhin solle aus Lärmschutzgründen über eine Nutzungserlaubnis bis maximal 22 Uhr nachgedacht werden.
Auch über die Ausgestaltung der Badestellen wurde rege phantasiert. Klar war schnell, dass die Badestellen verschieden arrangiert werden könnten. So könne Sand aufgeschüttet werden oder eine grüne Wiese gepflanzt werden. Allen Stellen gleich solle hingegen eine klare Kennzeichnung als Badestelle sein. Hierdurch könne sowohl vermieden werden, dass zu viel außerhalb der freigegebenen Stellen gebadet würde, als auch, dass die Stellen im Wasser durch Wassersportler genutzt würden. Ebenso solle jede der Badestellen über eine Infotafel verfügen, auf der aktuelle Werte zur Wasserqualität angezeigt würden und auf der eine Notrufnummer notiert wäre.
Ein weiterer Diskussionspunkt waren die Mindestanforderungen an die Infrastruktur, über die jede Badestelle verfügen solle. Um die Kosten möglichst gering zu halten, einigte sich die Runde auf eine minimale Ausstattung. Es wurde zudem der Vorschlag gemacht, bereits vorhandene Infrastuktur anderer Nutzergruppen, wie z.B. Sanitäranalgen von Vereinsheimen oder der ansässigen Gastronomie, in die Badestellen zu integrieren. Als unentbehrliche infrastrukturelle Maßnahmen legten die Teilnehmer die folgenden Kriterien fest: eine gute verkehrstechnische Anbindung, Sanitäranlagen, regelmäßige Wartung der Badestellen, Müllentsorgung sowie ein befestigter Zugang zum Wasser, beispielsweise in Form eines Steges.
Um ausreichende Sicherheit für die Badenden zu gewährleisten, machte sich die Gruppe auch hierzu Gedanken. Eine kontinuierliche Überwachung der Wasserqualität sowie deren Kommunikation war eine der erarbeiteten Maßnahmen. Um Sicherheit beim unmittelbaren Baden zu garantieren, solle der Schwimmbereich durch Bojen im Wasser abgegrenzt werden – so sei zum Beispiel ausgeschlossen, dass die Schwimmer versehentlich in die Fahrrinne der Weißen Flotte schwimmen könnten. Eine Badeaufsicht solle es an den einzelnen Badestellen nicht geben. Stattdessen kam die Idee auf, an jeder der Badestellen eine solarbetriebene Notrufsäule in Verbindung mit einer gut sichtbaren Kilometrierung des Flusses zur Durchgabe des Standortes zu installieren. Diese Säule solle den Nutzer mit dem bestehenden Sicherheitssystem der DLRG, Feuerwehr, etc. verbinden.
Ein weiterer Diskussionspunkt war die anfallende Kommunikation im Zusammenhang mit den Badestellen. Informationen über die Wasserqualität sollten dabei regelmäßig über die gängigen Medien verbreitet werden. Ein Ampelsystem vor Ort solle zudem eine Badeempfehlung geben oder aber vom Baden abraten. Zudem wurde diskutiert, ob im Sinne einer Sensibilisierung für die Ruhr als schützenswertes Gut bereits in der Schule und via Internet aufgeklärt werden könne. So könnte auch vermittelt werden, dass die Badestellen nur aufrechterhalten werden könnten, wenn jeder einen Beitrag zu ihrem Erhalt leiste und die Natur zu schützen versuche.
Schließlich widmete sich die Runde der Finanzierungsfrage, bei der sie zu keinem Konsens kam. Es wurden jedoch verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten durchdacht. Eine Idee sah vor, die Kosten anteilig zwischen den beteiligten Institutionen, beispielsweise der Stadt, den Kommunen, dem Ruhrverband, etc. aufzuteilen. Eine andere Möglichkeit sei es, die Nutznießer des Projekts, z.B. die Gastronomie, die Campingplätze, etc. an den entstehenden Kosten zu beteiligen. Ein weiterer Gedanke lag in der möglichen Anwerbung von Sponsoren, nach deren Name die verschiedenen Badestellen benannt werden könnten. Ein für alle Beteiligten zufriedenstellender Finanzierungsplan konnte in der Kürze der Zeit allerdings nicht gefunden werden.
Die Planungen für das Szenario “Badestellen” sind damit weitgehend im Detail beschrieben worden. Kritisch wurde betrachtet, dass bei diesem Szenario womöglich eine große Anzahl Menschen eine kleine Anzahl von Badestellen überlaufen könnten. Weiterhin müsse der Nutzungskonflikt zwischen Badenden und anderen Nutzergruppen bedacht werden, gegenseitige Rücksichtnahme wäre bei diesem Szenario sicher unerlässlich. Eine offene Frage, die unbeantwortet im Raum stand, war die der Benennung der Badestelle. Fraglich war, ob die Stellen offiziell als “Badestelle” tituliert werden dürften oder ob dies aus rechtlicher Sicht eine Badeaufsicht vorschreiben würde. Auch die Frage nach der allgemeinen Sicherheit und Verletzungsgefahr ließ sich nicht abschließend klären. Es blieb offen, ob jegliche Sicherheitslücken bedacht wurden und ob sich eine Verletzungsgefahr durch die regelmäßige Wartung der Badestellen ausreichend ausschließen lasse. Letztlich wurde noch angemerkt, dass bei der möglichen Einbindung der vorhandenen Infrastruktur insbesondere in den ländlicheren Gegenden an der Ruhr Probleme aufkommen könnten. Denn im Szenario wurden zwar Badestellen rund um Essen benannt, das Szenario beziehe sich jedoch auf den Gesamtverlauf der Ruhr. Gerade in den ländlicheren Gegenden würden sich daher nicht immer Stellen finden lassen, an denen eine nötige Infrastruktur bereits vorhanden ist.
Der zweite Tag des Workshops „Baden im Baldeneysee“, der am 19. und 20. April 2013 stattfand, befasste sich mit den möglichen Szenarien unter denen das Baden in der Ruhr möglich wäre. Drei Szenarien wurden hierbei entworfen. Freies Baden in der Ruhr, festgelegte Badestellen oder eine Badeanstalt an der Ruhr – so die denkbaren Szenarien. Hierbei wurden verschiedene Gesichtspunkte genannt unter denen das jeweilige Szenario näher beleuchtet wurde. Die hygienische Qualität, der rechtliche Status mit seinen Konsequenzen, die Kosten und Finanzierung, der gesellschaftliche Nutzen, die Kommunikation, die Infrastruktur, das Thema Sicherheit und der Aspekt der Müllentsorgung wurden dabei in den jeweiligen Szenarienentwurf mit eingebracht.
Das Szenario „Freies Baden in der Ruhr“ stieß auf viele Interessenten und Befürworter. Diese fanden sich an einem Arbeitstisch zusammen und legten zunächst fest, was für sie das freie Baden denn überhaupt bedeutet; ob ein Baden ohne Regeln oder ein Baden mit uneingeschränkter Zugänglichkeit hiermit gemeint sei. Dabei einigten sich die Teilnehmer auf das Verständnis von einem freien Baden, das auf eigene Gefahr dort, wo die Ruhr zugänglich ist, ohne Regeln geschehen solle. Und frei hieß für die Teilnehmer auch, dass sie sich ihren Badeplatz selbst suchen dürften und nicht an offizielle Badestellen gebunden sein müssten. Ausnahmen: Naturschutzgebiete und Privatgrund. Diese müssten dann mit einer entsprechenden Beschilderung versehen werden. Ein Baden auf eigene Gefahr bedeutete für die Teilnehmer jedoch nicht ein Unwissen über mögliche Gefahren, sondern ein geteiltes Wissen über diese. Nur dann sei ein Baden auf eigene Verantwortung möglich. Eine entsprechende Beschilderung sei somit unverzichtbar.
Zum Thema Sicherheit stellten sich die interessierten Bürger die Frage, welche Sicherheitsmaßnahmen es bei einem freien Baden überhaupt geben müsse. Benötige dieses Szenario nicht auch eine Badeaufsicht? Ein freies Baden berge stets ein Restrisiko und dieses Risiko solle auch ein eigenes Risiko bleiben, so der allgemeine Tenor. Eine Wasseraufsicht und –rettung sei mit hohen Folgekosten verbunden. Daher widersprachen die Teilnehmer der ständigen Badeaufsicht entlang der gesamten Ruhr als Voraussetzung für das freie Baden im Fluss. Hierbei wurde dann die Frage aufgeworfen, ob der Ruhrverband als Betreiber des Flusses dann in der Pflicht wäre, über die Wasserqualität zu informieren oder ob das Nichtvorhandensein von Informationen auch in das eigene Risiko mit einfließe. Die Teilnehmer sahen den Betreiber des Gewässers in der Pflicht, die Hygiene herzustellen und diese auch im Rahmen der EU-Richtlinie zu überprüfen und zu kommunizieren. Die hygienischen Informationen und Prognosen über die Wasserqualität sollten dann per Internet verbreitet werden. Zusammengefasst wurde der Punkt unter dem Begriff des „intelligenten Restrisikos“ mit der Möglichkeit an Informationen zu gelangen, jedoch ohne auferlegte Informationspflicht oder gar Verbote. Lediglich Empfehlungen zum Nicht-Baden nach einem Gewitter empfanden die Teilnehmer als sinnvoll. Ob der Empfehlung Folge geleistet würde, müsse nicht kontrolliert werden und ließe damit auch keinen Raum für Rechtsansprüche im Falle eines Unfalls.
Zum Thema Müll äußerten sich die Teilnehmer sehr beschwichtigend. Sie räumten ein, dass an den Stellen, wo heute schon gebadet wird – so besonders bei den Sportvereinen und Campingplätzen – keine Müllproblematik entstehe. Hier seien Mülleimer aufgestellt worden und der Müll würde von den Badenden fachgerecht entsorgt. Der Müll, der an der Ruhr zum gegenwärtigen Zeitpunkt tatsächlich vorhanden sei, würde vor allem durch Angler verursacht. Diese angelten an ganz verschiedenen Stellen an der Ruhr, die nicht mit Mülleimern bestückt sind und an diesen Stellen sei ein erhöhtes Müllvorkommen zu beobachten.
Den positiven Nutzen des Badeszenarios sahen die Teilnehmer vor allem in der Zunahme der Lebensqualität, Negatives in möglichen Interessenskonflikten mit derzeitigen Nutzern der Ruhr und des Baldeneysees. Vorstellen konnten sich die Teilnehmer unter diesem Aspekt auch, die Ruhr generell freizugeben, aber den Baldeneysee mit Badestellen zu bestücken um diesen möglichen Nutzungskonflikten vorzubeugen. Die Gleichberechtigung solle hierbei jedoch auch nicht zu kurz kommen.
Ein weiterer Nutzen vor allem für das Image der Region und damit für das Image aller anliegenden Kommunen wurde darüber hinaus genannt. Diese könnten daher – gleich dem Beispiel des Ruhrtalradwegs – auch die entstehenden Kosten für das freie Baden tragen.
Mögliche Kosten sahen die Diskutierenden vor allem in der Beschilderung, der Informationsbereitstellung per Internet sowie einer App.
Das Ergebnis des Szenarios „Freies Baden in der Ruhr“ lässt sich demnach wie folgt zusammenfassen. Freies Baden soll nicht ein Baden ohne Zugangsbeschränkung, sondern ein legales Baden, da wo die Ruhr frei zugänglich ist, sein. Hier bedarf es einer niedrigen Form der Infrastruktur in Form von Müllentsorgungsanlagen und Beschilderungen über Gefahren, Wasserqualität und dem Hinweis auf Zusatzinformationen im Internet oder per App. Die Kosten für diese geringe Infrastruktur soll dabei von den Anrainerkommunen getragen werden, da diese auch die Möglichkeit zur Vermarktung haben und damit auch einen kommerziellen Nutzen. Alles in allem war eine schöne und konstruktive Diskussion zu beobachten.
Am 19. und 20. April 2013 fand der im Vorfeld angekündigte Szenarien-Workshop zum Thema „Baden im Baldeneysee“ statt. Zahlreiche engagierte Bürger sowie Interessensvertreter verschiedener Organisationen folgten dem Aufruf, sich aktiv in die Planungen des Projekts Sichere Ruhr einzubringen und es mit ihrem Wissen, ihrem Anregungen und ihrer Kritik zu bereichern.
Am ersten Workshop-Tag setzten sich die Teilnehmer zunächst gemeinsam mit Experten in zufällig ausgelosten Gruppen mit den unterschiedlichen An- und Herausforderungen des Badens in natürlichen Fließgewässern auseinander. Die inhaltlichen Schwerpunkte der fünf Themeninseln teilten sich dabei in Hygiene, Recht, gesellschaftlicher Nutzen, Finanzierung sowie Information/Kommunikation. Rotierend durchlief jede Gruppe alle fünf Themeninseln, um sich unter verschiedenen Fragestellungen den jeweiligen inhaltlichen Schwerpunkten anzunähern. Das Projekt profitierte dabei von den verschiedenen Betrachtungsweisen und dem fachlichen Know-How der Teilnehmer, die in den regen Diskussionen viele wertvolle Hinweise gaben.
Themeninsel „Hygiene“ Eingeleitet in das Thema Hygiene wurde unter der Fragestellung, wie viele der Teilnehmer bereits in der Ruhr gebadet haben. Das Ergebnis war sehr eindeutig. Nahezu alle Teilnehmer sind trotz des bestehenden Badeverbots bereits in der Ruhr geschwommen, meist ohne gesundheitliche Folgen.
Aufgeklärt wurde in dieser Themeninseln darüber, dass diese gesundheitlichen Folgen jedoch nicht von der Hand zu weisen sind. Durchfallerkrankungen, Erkrankungen der Gehörgänge sowie Badedermatitis sind unangenehme Folgen, die ein Ruhrbad zum Status Quo mit sich bringen kann. Doch wie kommen diese Krankheitserreger in das Ruhrwasser? Die überwiegende Meinung der Teilnehmer war, dass Einleitungen aus der Industrie eine negative Rolle für die Wasserqualität spielen. Der Experte klärte jedoch darüber auf, dass Einträge aus der Landwirtschaft, Verunreinigungen von Straßen und Häusern sowie Ausscheidungen von Vögeln einen wesentlich höheren Einfluss auf die Verunreinigung des Wassers haben. Starkregen spült diese verschiedenen Einträge in die Ruhr, so dass zum derzeitigen Zeitpunkt keine konstante Wasserqualität des Flusses gegeben ist. Sollte also das Baden offiziell oder auf eigene Gefahr erlaubt werden, muss der Verstand mit baden. Weitere Fragen aus dem Kreis der Bürger kamen auf: Warum erkranken die Wassersportler nicht regelmäßig an den genannten Krankheiten? Sind diese nicht ein guter Indikator für eine gute Wasserqualität der Ruhr? Aufschluss über das tatsächliche Risiko, das vom Ruhrwasser ausgeht, könnten Untersuchungen der Wassersportler bringen. Hierzu mangelt es jedoch an Datenmaterial, denn Untersuchungen solcher Art sind bislang nicht durchgeführt worden.
Darüber hinaus wurden von den Teilnehmern Bedenken bezüglich möglicher hygienischer Einschränkungen durch Badende, wie zum Beispiel durch Sonnencreme oder Hautschüppchen, geäußert. Diese Sorge konnten die Experten jedoch schnell nehmen. Diese Mikroverunreinigungen werden in so großem Maße verdünnt, dass sie für die Wasserqualität keinerlei Beeinträchtigung darstellen.
Generell fiel auf, dass der Wunsch nach Wissen über die Wasserqualität der Ruhr in verständlich aufbereiteter Form groß ist. Für das Projektteam bedeutet dies: Ein Frühwarnsystem muss entwickelt werden, das nicht-wissenschaftlich aufbereitete, verständliche Informationen bereithält. Vielmehr sollte den Badenden hingegen vermittelt werden, was die wissenschaftlichen Fakten konkret für sie bedeuten. Nach reger Diskussion und Aufklärung über mögliche hygienische Risiken beim Baden in der Ruhr verließen die Teilnehmer diese Themeninsel. Das vermittelte Wissen bremste die Bürger jedoch nicht in ihrem Wunsch, auch weiterhin in der Ruhr zu baden.
Themeninsel „Recht“ Ein Schild mit der Aufschrift „Baden verboten“ lud provozierend zur Diskussion in der Themeninsel „Recht“ ein. Die begleitende Fragestellung lautete: Ist es überhaupt erlaubt, ein generelles Badeverbot auszusprechen oder hat nicht vielmehr jeder Bürger ein Recht auf uneingeschränkten Zugang zu öffentlichen Gewässern und damit zum Baden? Der Unmut der Teilnehmer über dieses Badeverbot war deutlich. Sie berichteten von Bußgeldern, die vom Ordnungsamt für die zuweilen illegalen Badegänge gefordert wurden. Aber gleichzeitig erzählten sie voller Trotz vom eigenen Hinwegsetzen über dieses scheinbar sinnlose Badeverbot. Ganz im Unrecht waren die Bürger mit dieser Missachtung der Gesetzeslage nicht. Denn, so die Experten, ein generelles Badeverbot ist nicht aufrecht zu halten. Jedem EU-Bürger steht das Recht zu, in Flüssen und Seen zu baden, ausgenommen davon sind Natur- und Wasserschutzgebiete. Hier gilt ein generelles Badeverbot. Zudem sind Kommunen dazu verpflichtet, sobald mehrere Bürger an einer bestimmten Stelle ins Wasser gehen, die Wasserqualität dieser Stelle zu untersuchen. Geht hiervon keine Gefahr aus, ist diese Stelle laut Badegewässerrichtlinie als offizielle Badestelle auszuweisen. Eine Vorgabe, die in der Ruhr nicht umzusetzen ist, denn die Wasserqualität schwankt, wie die Bürger bereits in der vorangegangenen Themeninsel gehört hatten.
Doch unter welchen Voraussetzungen könnte das Baden in der Ruhr dennoch legalisiert werden? Die Teilnehmer einigten sich unter Berücksichtigung verschiedener Möglichkeiten darauf, dass es rechtlich nur als Baden auf eigene Gefahr möglich wäre. Offizielles Baden benötigt eine Infrastruktur mit Aufsicht, Parkplätzen und Müllentsorgung sowie die Beachtung der Verkehrssicherheitspflicht. Alle diese Punkte werden für die anliegenden Kommunen kaum zu tragen sein. Daher fand die Idee des Badens auf eigenes Risiko in Verbindung mit offiziellen Frühwarnsystemen zur Wasserqualität großen Zuspruch.
Themeninsel „Gesellschaftlicher Nutzen“ Die Fragestellung, der sich die Teilnehmer dieser Themeninsel widmeten, lautete: Welchen Nutzen bringt das Baden in der Ruhr für die Region und die Bewohner mit sich? Der Fokus sollte dabei nicht auf dem kommerziellen Nutzen für Gastronomie, Hotellerie und weitere Freizeitangebote liegen, sondern explizit auf die Bürger an sich bezogen werden.
Sofortigen Konsens unter den Teilnehmern fand das Thema Imagewandel. Das Ruhrgebiet als Industrie- und Kohleabbaugebiet ist vielen ein Begriff, doch der Wandel hin zu Kultur und grünen Großstädten ist im vollen Gange. Das Baden in der Ruhr würde diesen Wandel positiv unterstützen. Das Image der Region und ihrer Bewohner würde damit verbessert. Neben dem positiven Ansehen würde dies natürlich auch einen Standortvorteil mit sich bringen.
Darüber hinaus bedeutet die Möglichkeit des Badens für die Bewohner selbst mehr Lebensqualität und Freizeitwert. Die Ruhr würde ein Ort der Begegnung und Entspannung. Zusätzlich könnten die Bürger von der naturnahen Erfahrungswelt profitieren, die besonders für Kinder ein erhebliches spielerisches Lernmoment mitbringt. Sie könnten Erfahrungen im Umgang mit der Natur sammeln und diese als ihr zu Hause kennen und wertschätzen lernen.
Die Aufhebung des allgemeinen Badeverbotes würde für die Menschen an und um die Ruhr weiterhin mehr Freiheit bedeuten. Die Bewohner könnten sich ihr Gewässer, die Ruhr und den Baldeneysee zurück erobern und diese nach Belieben nutzen. Hier kam jedoch schnell der Einwand auf, dass ein Nutzen nach Belieben natürlich auch Nachteile mit sich bringen könnte. Der Nutzerkonflikt mit Anwohnern, Wassersportlern und Schifffahrt könnte neben möglichem Unmut auch Sicherheitsrisiken bergen. Darüber hinaus könnte eine massive Nutzung der Ruhr auch Umweltrisiken zur Folge haben, die durch Aufklärung und Prävention minimiert werden müssten. Auch hier kristallisiert sich demzufolge eine Aufgabe an die Kommunikation durch das Projektteam heraus, denn nur durch eine verantwortungsvolle Nutzung der Ruhr können Folgeschäden vermieden werden.
Themeninsel „Finanzierung“ Die zentrale Fragestellung beim Thema Finanzierung ist natürlich die Frage danach, wer das Geld für mögliche Maßnahmen zur Verfügung stellen soll. Damit ist auch verbunden, welche „Verlierer“ und Gewinner“ es im Falle einer Badeerlaubnis geben wird. Konsens in der Diskussion war, dass legales Baden in der Ruhr oder im Baldeneysee „sein Geld wert“ ist. Unter den Teilnehmern waren eine Reihe verschiedener Finanzierungsmöglichkeiten denkbar. Im Ergebnis waren die Überlegungen immer von der Art der Nutzung und damit des eigenen Vorteils, den die Teilnehmer erwarten, abhängig.
Die Rolle der Stadt oder des Ruhrverbands wurden unter dem Gesichtspunkt der Finanzierung des Badens genannt, da die Ruhr als öffentliches Gut gesehen wird, das jedem Bürger zur freien Verfügung stehen sollte. Zusätzlich könnten diejenigen Personen/Institutionen zur Kasse gebeten werden, die für die schlechte Wasserqualität verantwortlich sind. Aufgelistet haben die Bürger zum Beispiel die Landwirtschaft, die Schifffahrt oder die Industrie. Es stellte sich heraus, dass die öffentliche Hand die Grundvoraussetzungen (Toiletten, Parklätze) beispielsweise über indirekte Steuereinnahmen finanzieren sollte, sofern etwa einzelne Badestellen ausgewiesen würden.
Unter allen Teilnehmern kristallisierte sich eine Bereitschaft heraus, für etwas Schönes und Nutzenbringendes auch selber zahlen wollen. Hier wurden ganz unterschiedliche Überlegungen angestellt: von Eintrittsgeldern für bestimmte Stellen am Baldeneysee und der Ruhr, Badescheine analog zum Anglerschein oder eine Kurtaxe. Auch Seepatenschaften, die das Verhältnis zum See positiv beeinflussen könnten, wurden genannt. Mit diesen verschiedenen bürgergetragenen Finanzierungsinstrumenten könnte sich eine mögliche Infrastruktur an angedachten Badestellen errichten und aufrechterhalten, so der Gedankengang der engagierten Bürger.
Themeninsel „Information und Kommunikation“ Das Themeninsel „Information und Kommunikation“ behandelte die zentrale Fragestellung: Welche Informationen wünschen sich die Teilnehmer zum Baden in der Ruhr und in welcher Form sollten diese Informationen weitergegeben werden?
Die Teilnehmer äußerten den Wunsch, möglichst klare und einfache Aussagen zu erhalten. Entscheidend ist dabei die Beantwortung der Frage „Kann ich heute baden? Ja oder Nein?“. Tiefergehende Informationen rund um Schadstoffkonzentrationen und genauere Wasserwerte waren hierbei mehrheitlich nicht gewünscht. Wer jedoch Interesse an diesen hätte, sollte in der Lage sein, diese auf einer Website oder mittels mobiler App abrufen zu können. Langzeitwerte über einen Zeitraum von einem Jahr sollten auf diesem Weg ebenfalls übermittelt werden.
Sollte tatsächlich ein Badeverbot für einen bestimmten Tag ausgesprochen werden, müsse dieses jedoch mit Begründung angegeben werden, sodass es nicht willkürlich wirkt sondern für alle Bürger nachvollziehbar erscheint.
Die Antwort auf die zentrale Frage und alle relevanten Informationen sollten dabei mit Bedacht auf älteres Publikum nicht nur per Internet vermittelt werden, sondern auch per Zeitung und Radio für die Nutzer zur Verfügung stehen. Unmittelbar am Badeort könnten sich die Teilnehmer ein Ampelsystem in Kombination mit einer Tafel, die Informationen zu einer App oder Internetseite angibt, vorstellen. Eine Webcam könnte darüber hinaus per Internet Auskunft über die Badestellen geben. Doch wie soll ein solches Ampel- bzw. Frühwarnsystem aussehen? Von Ampeln über Fahnen bis hin zu fünfstufigen Skalen war für die Teilnehmer vieles denkbar. Hierzu wurde noch angemerkt, dass mehrere Skalenstufen zwar zu mehr Entscheidungsfreiheit für den Bürger führen würden. Allgemeiner Konsens war jedoch, dass der Bürger die Verantwortung über eine Badebeurteilung lieber den Experten überlassen würde. Doch können ernannte Experten überhaupt die Verantwortung für mögliche Risiken tragen? Dies wurde eindeutig abgewiesen. Für das Baden in der freien Natur bleiben immer Restrisiken bestehen, daher müsste jeder Bürger lernen, eigenverantwortlich mit einem Ampelsystem umzugehen.
Der Traum vom Baden in der Ruhr
Zusammenfassend zeigte der erste Workshop-Tag ein deutliches Meinungsbild zu Gunsten des Badens in der Ruhr. Baden sei hier allerdings nicht im Sinne einer Vollkaskomentalität zu verstehen, bei dem die Stadt oder andere Institutionen die Verantwortung tragen. Vielmehr wurde der Wunsch nach Baden in Eigenverantwortung geäußert. Die Teilnehmer merkten an, dass eine Infrastruktur hierfür wünschenswert wäre, sie aber auch bereit wären, eine solche zum Teil mit zu finanzieren. Das offiziell erlaubte Baden entlang der Ruhr ohne Einschränkungen fördert zwar Probleme zu Tage, die nicht ohne weiteres zu stemmen sind. Das Stimmungsbild ist dennoch eindeutig: Das Baden auf eigene Gefahr bzw. auf eigenes Risiko ist für alle Beteiligten denkbar und wünschenswert.
Im Forschungsprojekt Sichere Ruhr widmen wir uns seit Januar 2012 unter anderem der Frage, ob die Ruhr in Zukunft wieder als Badegewässer genutzt werden kann. Bei der Erarbeitung eines möglichen Konzepts zum Baden in der Ruhr ziehen wir den Baldeneysee als Beispielgewässer heran. Wie die Ruhr und das Badeumfeld beschaffen sein müssen, um dies zu ermöglichen, möchten wir gemeinsam mit interessierten Bürgern in einem Workshop erarbeiten. Auch alle weiteren Anregungen und Bedenken zum Baden in der Ruhr sollen dabei zur Sprache kommen. Hierzu laden wir Sie zu einem Workshop am 19. und 20. April in Essen-Werden ein.
Ziel des Projekts Sichere Ruhr ist, den Fluss im Hinblick auf die Wasserqualität noch sicherer zu machen. In erster Linie möchten wir dabei herausfinden, ob – und wenn ja, wie – die Ruhr in Zukunft zeit- und streckenweise wieder als Badegewässer dienen kann. Und da die Ruhr als Fluss so wichtig für die Menschen der Metropolregion Ruhr ist, sollen gerade Sie als Bürger Gehör finden – das Projekt Sichere Ruhr möchte mit Ihnen ins Gespräch kommen.
Der Wasserwandel-Blog wird bereits intensiv zum Austausch über die Ruhr als Badegewässer genutzt. Begleitend über die gesamte Projektlaufzeit hinweg werden hier aktuelle Themen rund um die Ruhr und das Projekt, aber auch gesellschaftliche und politische Fragestellungen zum Thema Wasser dargestellt. Ob Diskussionen, Themenvorschläge, Kommentare oder Meinungsäußerungen – die Stimme der Bevölkerung ist hier gefragt.
Die Beteiligungsmöglichkeiten für die Bürger der Region sollen sich aber nicht auf diese Form der online Beteiligung beschränken. Als weiteres Forum, bei dem die Interessierten persönlich zusammen kommen, um Erfahrungen und Meinungen zum Baden im Baldeneysee auszutauschen, dient daher der jetzt anstehende Szenarienworkshop zum Thema „Baden in der Ruhr“. Der Workshop, der am Freitag, 19. April, von 16:00 bis 19:30 Uhr und am Samstag, 20. April, von 10:00 bis 14:30 Uhr in Essen-Werden stattfindet, möchte Wünsche, Bedenken, Anregungen, Lob oder Kritik aller interessierten Bürger einfangen. Gemeinsam sollen mögliche Szenarien für das Baden im Baldeneysee erarbeitet werden. Für das leibliche Wohl aller Teilnehmer wird während des Workshops gesorgt. Am Freitag ab 19:30 bietet ein Ausklang in freundlicher Atmosphäre weitere Gelegenheit, sich über das Thema „Baden im Baldeneysee“ auszutauschen.
Der Workshop richtet sich an alle interessierten Bürger der Region. Wer daran teilnehmen möchte, sendet uns einfach eine formlose Anmeldung per Mail oder auf dem Postweg: