
Am 16. und 17. Mai 2014 fand in Essen-Werden im Rahmen des Projekts Sichere Ruhr ein erneuter Workshop zum Thema „Baden in der Ruhr“ statt, an dem jeder Interessierte teilnehmen konnte. Im Regattahaus am Baldeneysee hatten sich bei sonnigem Wetter zahlreiche engagierte Bürger sowie Vertreter verschiedener Organisationen versammelt, um gemeinsam auszuloten, wie eine Bademöglichkeit in Fluss und See im Detail aussehen könnte. Dabei gab es konkrete Ergebnisse.
Der Workshop im Regattahaus war die Fortsetzung einer ersten Zusammenkunft von 2013, bei der sich die Teilnehmer bereits mit den allgemeinen Gegebenheiten des Badens in Fließgewässern vertraut gemacht hatten sowie erste Vorschläge, Wünsche und Anregungen für das Ruhrbaden zusammengetragen hatten. Auch am vergangenen Wochenende begann das Arbeitstreffen mit einer Einarbeitung in die Thematik: Zunächst brachten sich die Anwesenden auf den neuesten Stand der Untersuchungen des Projekts Sichere Ruhr. Das Forschungsprojekt, an dem Wissenschaftler mehrerer Universitäten beteiligt sind, widmet sich seit 2012 der Frage, ob bzw. inwieweit die Ruhr künftig als Badegewässer genutzt werden kann.
Die Workshop-Teilnehmer im Regattahaus informierten sich in Kleingruppen bei den Mitarbeitern des Projekts über die Zwischenergebnisse der Forschung zu den verschiedenen Aspekten des Ruhrbadens. Dies geschah anhand der vier Themeninseln „Hygiene“, „Recht“, „Kosten, Nutzen und Finanzierung“ sowie „Information und Kommunikation“. Nacheinander durchliefen die Kleingruppen diese Themeninseln, wobei die Teilnehmenden bereits rege Fragen stellten und ihre Anmerkungen einbrachten. Darüber hinaus gab es bei einer fünften Themeninsel zu „Prozess und Kooperation“ dann die Gelegenheit, eigene Ideen zur Fortführung des Anliegens Baden in der Ruhr über die Laufzeit des Projekts Sichere Ruhr hinaus einzubringen. Die Themeninseln dienten in erster Linie als Grundlage für die Arbeitsgruppen und die gemeinsame Diskussionsrunde, die tags darauf folgten.
Das Angebot des Workshops zum Mitreden und Mitgestalten wurde von den teilnehmenden Bürgern und Interessenvertretern sehr aktiv genutzt. „Seit 15 Jahren setze ich mich dafür ein, hier wieder baden zu dürfen“, meint eine engagierte Teilnehmerin. „Ich bin froh, dass ich jetzt hier sitzen und mitreden darf.“ Schon beim Durchlaufen der Themeninseln am ersten Workshop-Tag wurden viele Fragen gestellt: „Warum kann man nicht sagen, wir baden auf eigene Gefahr?“, wollte eine Bürgerin wissen und ließ sich an der Themeninsel „Recht“ über die juristischen Voraussetzungen einer Badeerlaubnis informieren. „Wie groß ist denn die Wahrscheinlichkeit, sich in der Ruhr tatsächlich eine Durchfallerkrankung zuzuziehen?“, wollte ein Teilnehmer von den Hygienikern wissen und wurde über die unterschiedlichen Gefahren abhängig vom Zeitpunkt des Badens aufgeklärt. An der Station „Kosten, Nutzen und Finanzierung“ wurde unter anderem die Frage nach der Zahlungsbereitschaft der Bevölkerung für eine Bademöglichkeit im Fluss erörtert, die das Projekt Sichere Ruhr in einer Umfrage erhoben hat. Die Themeninsel „Information und Kommunikation“ beschäftigte man sich etwa mit der Frage, was man eigentlich inhaltlich darunter versteht, wenn eine Ampel grünes Licht fürs Baden gibt – dass es für die eigene Sicherheit bedenkenlos ist dort zu schwimmen oder nur, dass im Moment bestimmte gesetzliche Hygienebedingungen eingehalten werden?
Der Themenschwerpunkt „Prozess und Kooperation“ förderte eine Vielzahl konkreter Überlegungen der Bürger und Interessenvertreter zur Zukunft des Badens in der Ruhr zutage und setzte außerdem Impulse für ein gemeinsames Weitermachen. Dabei war die Atmosphäre insgesamt ausgesprochen konstruktiv. „Kein Zerreden“ lautete die Devise, die seitens der Teilnehmer geäußert wurde. „Nicht bloß ein langes Planverfahren, sondern auch anfangen“ wollte man, gerne in Form eines „Pilotprojekts“. Deutlich wurde außerdem der Wunsch, eine gemeinsame Plattform für den Austausch zum Thema Ruhrbaden zu schaffen. Dabei wurde dafür plädiert, alle relevanten Akteure mit einzubinden, auf Vereinsebene wie auch in den betroffenen Behörden und politischen Gremien, die interessierten Bürger ebenso wie die Experten aus der Wissenschaft.
Am Samstag, dem zweiten Workshop-Tag, sollte diese Vorarbeit in konkrete Ergebnisse münden. Nachdem zunächst im Plenum zusammentragen worden war, was der Vortag an Zwischenergebnissen geliefert hatte, teilte man sich in zwei größere Arbeitsgruppen auf. Dabei legte die erste Gruppe den Fokus auf die nächsten Schritte, die unternommen werden müssten, um den Prozess zur Fortführung des gemeinsamen Anliegens Baden in der Ruhr in Gang zu halten. Die zweite Gruppe setzte sich mit der konkreten Ausgestaltung einer Badestelle auseinander, beispielsweise bezüglich deren Infrastruktur und Kosten.
Zum Abschluss kamen die Workshop-Teilnehmer noch einmal im Plenum zusammen. Dabei wurde festgehalten, wie der weitere Fahrplan für 2014 aussehen soll. Die Teilnehmer planten die nächsten Schritte, um das Projekt nachhaltig weiterzubringen. Zunächst wurde vereinbart, dass in der diesjährigen Badesaison eine Überprüfung der Einhaltung der EU-Badegewässerrichtlinie an drei verschiedenen Standorten stattfinden soll: An zwei Stellen der Ruhr in Essen und an einer Stelle in Mülheim soll so festgestellt werden, ob die Bedingungen für eine Zulassung als EU-Badegewässer in naher Zukunft erfüllt werden können.
Ein weiteres sehr konkretes Ergebnis des Workshops ist das Vorhaben, die Interessengemeinschaft „Baden in der Ruhr“ zu gründen. In die Gemeinschaft sollen verschiedene Akteursgruppen einbezogen werden, die ihre jeweiligen Positionen, Interessen und Perspektiven einbringen können. Neben der Gruppe der Bürger, Vereine und Verbände sollen dabei auch Vertreter der Stadt, Behördenmitarbeiter, Fachexperten, Betreiber und Politiker in der Interessengemeinschaft vertreten sein. Der erste Schritt in Richtung Interessengemeinschaft ist bereits vollzogen, denn einige Teilnehmer des Workshops haben sich schon bereiterklärt aktiv daran mitzuwirken. Nun will man die Gründung voranbringen und eine Sitzung vorbereiten, in der alle Akteure über Pläne und Prozesse zum Ruhrbaden diskutieren können.
Die Projektmitarbeiter von Sichere Ruhr verstehen sich als Teil dieser Idee zu einer Interessengemeinschaft und möchten ihre Expertise einbringen, damit das Baden in der Ruhr auch über die Projektlaufzeit hinaus als Thema verfolgt wird. Deshalb wollen sie für die Interessengemeinschaft Informationen recherchieren und aufbereiten, damit Aussagen darüber gemacht werden können, welche Kosten in naher Zukunft anfallen würden. Dabei geht es sowohl um eine konkrete Bezifferung der Kosten für die Einrichtung einer Badestelle als auch um eine Abschätzung der Kosten für eine Anhebung der Wasserqualität.
Ein Fahrplan für 2014, die Initiative für eine Kostenabschätzung und neue Wasseruntersuchungen an möglichen Badestellen und schließlich eine neue Interessengemeinschaft – es lässt sich sagen, dass die Teilnehmer am Workshop „Baden in der Ruhr“ konkrete Ergebnisse hervorgebracht haben.