Wasserströme koordinieren – die Talsperrenleitzentrale an der Ruhr

Foto: Jörg Braukmann
Foto: Jörg Braukmann

Die Heve ist heute ein ganzes Stück breiter als sonst. In den vergangenen Tagen hat es hier im Sauerland viel geregnet und der kleine Fluss führt jetzt jede Menge Wasser mit sich. An manchen Stellen tritt er schon über die Ufer. Es klingt zunächst etwas weit hergeholt, aber auch für die viele Kilometer entfernt wohnenden Menschen in Essen kann das noch wichtig werden. Durch Essen fließt die Ruhr und die Heve ist einer der vielen Bäche und Flüsse, deren Wasserströme sich in der Ruhr treffen. Ähnlich ist es auch mit den Daten über Strömung und Pegelstand dieser Gewässer. In Essen fließen sie zusammen.

Das Sammeln von Daten zu Wasserstand und Fließgeschwindigkeit der zahlreichen Zuströme im Einzugsgebiet der Ruhr hilft dabei, die Gefahr von Hochwasser im Ruhrgebiet einschätzen zu können. Ebenso zeigen die Daten an, wann das zufließende Wasser knapp wird – etwa wenn es im Sommer lange trocken bleibt. Weil aus dem Ruhrfiltrat Trinkwasser für Millionen Menschen gewonnen wird, ist das eine ebenso wichtige Information. Zunutze macht man sich solche Informationen unter anderem beim Ruhrverband: In der Talsperrenleitzentrale in Essen werden sie gesammelt und verarbeitet.

Die Talsperrenleitzentrale ist verantwortlich für acht Talsperren entlang der Ruhr. Mit ihrer Hilfe kann Wasser zurückgehalten oder dem Fluss zugeführt werden – je nachdem welche Pegel an der Ruhr und ihren Zuflüssen gemessen wurden. So lassen sich einerseits Hochwasserspitzen verringern und andererseits die Trinkwasserversorgung garantieren.

Dass dieser Vorgang zentral gesteuert wird, ermöglicht ein schnelles Eingreifen und koordiniertes Handeln, wenn die Wassermenge problematisch wird. Die Talsperrenleitzentrale ist deshalb auch rund um die Uhr im Bereitschaftsdienst. Etwa 50 Gewässerpegel entlang der Ruhr und ihrer Nebenflüsse werden ständig automatisch aufgezeichnet und an die Zentrale übermittelt. Hinzu kommen die Fließgeschwindigkeiten, die von den Mitarbeitern des Ruhrverbands meistens von Hand gemessen werden. Niederschlagsstationen ermitteln außerdem die Mengen an Regen und Schnee, die dem Fluss neues Wasser zuführen. Aus den Daten der vielen Messungen werden in der Leitzentrale dann Vorhersagemodelle errechnet und die Informationen grafisch veranschaulicht. Nicht nur im Rahmen der Wasserwirtschaft finden diese Informationen anschließend Anwendung. Sie sind auch öffentlich online zugänglich. Hier ist der Wasserstand nach Ort abrufbar, ebenso die aktuelle Stauhöhe der Talsperren. Ein Niederschlagsradar zeigt, wieviel Regen und Schnee im Einzugsgebiet der Ruhr fällt und mithilfe von Webcams kann man sich ein aktuelles Bild von der Ruhr machen, was zum Beispiel für Freizeitkapitäne interessant ist.

Hauptzweck der Messungen bleibt aber, dass die Talsperrenleitzentrale Wasserversorgung und Hochwasserschutz sicherstellen kann. Da verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen davon ausgehen, dass durch den Klimawandel extreme Wetterereignisse wie Hochwasser und lange Trockenzeiten auch im Einzugsgebiet der Ruhr zunehmen werden, gewinnt diese Aufgabe in Zukunft voraussichtlich an Bedeutung. Der Klimawandel ist jedoch nicht die einzige Herausforderung, vor der die Wasserwirtschaft an der Ruhr steht. Die Sicherheit ihrer technisch anspruchsvollen Anlagen zu gewährleisten gehört ebenfalls dazu. So ist durch Talsperrenbauten das natürliche Fließgewässersystem erheblich verändert, was nicht nur ökologische Auswirkungen hat. Je größer eine Talsperre, desto größer ist auch das Risiko für den Fall, dass sie Schaden nimmt, denn dort wird eine enorme Menge an Wasser und potentieller Energie gespeichert. So muss das Bauwerk immer wieder überprüft werden, um die Gefahr von Verformungen oder einer Veränderung des Untergrunds, beispielsweise durch Sickerströmung, im Auge zu behalten. Auch Erdrutsche und –beben können eine Gefahr sein, etwa wenn ein Hang ins Wasser rutscht und eine plötzliche Welle auslöst. Ebenso belastet extremes Hochwasser das Bauwerk. Wird dadurch eine Talsperre beschädigt oder zerstört, kann das regelrechte Verwüstungen nach sich ziehen, wie das Beispiel der zerstörten Möhnetalsperre im Zweiten Weltkrieg zeigt. Es ist beim Betrieb eines Talsperrensytems also entscheidend, dass seine Vorbereitung auf künftige Ereignisse wie ein verändertes Klima, seine Wartung und Überprüfung mit großer Sorgfalt durchgeführt werden – inklusive der Koordination der einzelnen Talsperren in der Zentrale. Den Wasserstand an kleinen Flüssen wie der Heve zu messen gehört dazu.

 

Der Weg des Wassers – das Wasserleitungsnetz

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Foto: Friedrich Böhringer

So einfach und so alltäglich das Duschwasser sprudelt – es steckt ein ziemlich ausgeklügeltes System dahinter, ein ganzes Netz von Rohren und Leitungen, die das Wasser zu uns bringen und es wieder forttragen, nachdem wir es benutzt haben. Das System muss leistungsfähig sein, besonders in Städten, wo es jeden Tag viele tausend Menschen mit Trinkwasser ver- und ihr schmutziges Abwasser entsorgt.

Schon vor über 3000 Jahren bauten Menschen Leitungssysteme zur Wasserversorgung größerer Siedlungen. Die ältesten Überlieferungen dazu stammen aus der Zeit des ägyptischen Pharaos Ramses II aus dem Jahre 1300 vor Christus. Systeme zum Abführen des Schmutzwassers sind sogar noch 700 Jahre früher aus Pakistan bekannt. Mit der Entstehung von Städten wurde eine gesicherte Wasserver- wie entsorgung für die Menschen dort lebensnotwendig. So sind die Römer bekannt für ihre umfangreichen Leitungsnetze, für die sie zahlreiche Aquädukte bauten, um ihre Städte mit Wasser zu versorgen. In Rom selbst führte die berühmte Cloaca Maxima das benutzte dreckige Wasser wieder ab – für das Leben in einer Großstadt eine existenzielle hygienische Voraussetzung. In den Pest- und Cholera-Epidemien des Mittelalters zeigte sich, was geschehen kann, wenn eine geordnete Abwasserentsorgung nicht stattfindet.

Heute ist das zum Glück Geschichte und die modernen europäischen Städte sind in dieser Hinsicht deutlich besser ausgestattet. Immer noch nutzt man aber wie damals Bäche und Flüsse zur Abwasserentsorgung und in einigen Fällen auch zur Trinkwasserversorgung, so im Fall der Uferfiltration an der Ruhr. Das aufbereitete Trinkwasser passiert auf dem Weg in unsere Wohnungen viele Rohre. Vom Wasserwerk aus gelangt es über eine Hauptwasserleitung, deren Durchmesser über einen Meter betragen kann und die sich schließlich immer weiter verzweigt, in die Stadt. Um in Stoßzeiten – vor allem morgens und abends – genügend Wasser bereitstellen zu können, kommen Zwischenspeicher zum Einsatz. Diese befinden sich sinnvoller Weise an geographisch höher liegenden Punkten, so dass das Wasser mit dem nötigen Druck ins Rohrnetz eintreten kann, um zu seinem Ziel zu gelangen. Zur Überwindung von Höhenunterschieden im Versorgungsgebiet werden aber vielerorts auch Pumpen eingesetzt. Die Leitungen, die uns das Trinkwasser bringen, liegen zum Schutz gegen Frost bis zu anderthalb Meter tief im Boden. Sie werden laufend überwacht und repariert, was hilft den Wasserverlust in Deutschland vergleichsweise gering zu halten – etwa 6,5% des Trinkwassers geht im Rohrleitungsnetz verloren, in Europa der niedrigste Wert. Nach den öffentlichen Leitungen durchströmt das Trinkwasser noch die privaten in unseren Häusern, was aufgrund weniger lückenloser Kontrollen eine Quelle von Verunreinigungen sein kann.

Unabhängig vom Netz der Versorgung mit frischem Wasser findet der umgekehrte Weg statt: die Entsorgung des Schmutzwassers, für die Städte eine Kanalisation besitzen. Das Schmutzwasser beinhaltet die anfallenden Abwässer und Fäkalien aus Bad und Küche und ist mit Keimen belastet, weshalb es in der Kläranlage aufbereitet werden muss, bevor es dem Wasserkreislauf wieder zugeführt werden kann. Es muss dringend zuverlässig und separat vom Trinkwasserkreislauf entsorgt werden, um hygienische Risiken für die Stadt zu vermeiden.

Nicht getrennt wird das Schmutzwasser aber im Entsorgungsnetz häufig vom Regenwasser. Um Überflutungen zu vermeiden, wird auch dieses Wasser aus den Städten abgeleitet. Denn aufgrund der vielen bebauten Flächen in einer Stadt, kann der Regen häufig nicht einfach versickern wie auf dem Land, auch wenn gegenwärtig in der Stadtplanung wieder verstärkt versucht wird, Möglichkeiten für ein ortsnahes Versickern zu schaffen. Werden Schmutz- und Regenwasser in einer Stadt über denselben Kanal entsorgt, spricht man von einem Mischwassersytem. Wo beide auf ihrem eigenen Weg abfließen, liegt ein Trennsystem vor.

Die Abwasserkanäle sind in der Regel nur in Ausnahmefällen wie nach starkem Regen komplett mit Wasser gefüllt und im Vergleich zu Trinkwasserleitungen breiter angelegt. Ein Kanalisationsnetz kann dennoch kaum die gesamte anfallende Menge an Schmutz- und Regenwasser allein ableiten, weshalb auch Entlastungsbauwerke Teil der Wasserentsorgung sind, zum Beispiel Regenüberlaufbecken. Eine umweltschonende Variante der Wasserentsorgung ist die Kanalnetzsteuerung, die beispielsweise in Leipzig zum Einsatz kommt – dabei wird Schmutzwasser in den nur teilweise gefüllten Kanälen zwischengespeichert und erst nach und nach an die Klärwerke abgegeben, die dann seltener überlaufen – eine Entlastung für die natürlichen Fließgewässer.

Doch für eine gute städtische Wasserentsorgung sind noch weitere Hürden zu nehmen: Zum Teil gelangen auch Industrieabwässer in die Kanalisation. Da diese sehr spezielle Verunreinigungen wie Chemikalien oder Salze enthalten können, ist es nötig sie in firmeneigenen Anlagen vorzuklären, bevor sie in öffentliche Systeme geleitet werden dürfen.

Viele Wege durch unterschiedliche Rohre und Bauwerke muss das Wasser also gehen, damit wir uns bedenkenlos nach dem Sport duschen können.

Wie aus Ruhrwasser Trinkwasser wird – die Trinkwasseraufbereitung

Foto: Frank Vincentz.
Foto: Frank Vincentz.

Damit wir Wasser aus der Leitung im Alltag verwenden können, muss es zuvor für den menschlichen Gebrauch aufbereitet werden. Schließlich soll es bedenkenlos getrunken werden können.

Diese Trinkwasseraufbereitung ist ein komplizierter Vorgang, den wir einmal genauer unter die Lupe nehmen wollen. Wie schwierig es ist, Trinkwasser zu gewinnen, hängt natürlich zuerst von der Qualität des Rohwassers ab, das man dafür heranzieht. Im Ruhrgebiet ist es meist das Wasser aus dem Fluss, also aus der Ruhr, das dafür verwendet wird. So wird etwa in Essen das Uferfiltrat des Flusses zur Trinkwassergewinnung genutzt. Die Ruhr gilt zwar heute wieder als sauberer Fluss, aber um den strengen deutschen Vorgaben an Trinkwasser zu genügen, sind einige Arbeitsschritte notwendig, bis aus dem Ruhrwasser schließlich Trinkwasser werden kann.

Grundsätzlich gilt dabei, dass mit dem Verlauf des Flusses von seiner Quelle bis zur Mündung durch den menschlichen Einfluss auch die Gewässerbelastung zunimmt – und somit auch der Aufwand für die Aufbereitung des Wassers. Rein natürliche oder naturnahe Aufbereitungsmethoden reichen bei stärkerer Belastung nicht mehr aus, sondern müssen durch komplexere Verfahren und Verfahrenskombinationen ergänzt werden.

Dabei kommen physikalische, chemische und biologische Wirkungsmechanismen zum Einsatz. Im Wesentlichen kann man die Behandlung des Wassers dabei in zwei Teile gliedern: Die Entfernung von Stoffen, die im Trinkwasser unerwünscht sind – beispielsweise durch eine Enteisenung oder Entsalzung des Wassers. Und die Ergänzung von Stoffen, die im Trinkwasser vorkommen sollen beziehungsweise die „Einstellung“ des Wassers auf die gewünschten Eigenschaften für Trinkwasser – hierunter fällt etwa eine gezielte Veränderung des pH-Wertes.

In Deutschland muss zunächst das Umweltbundesamt die verschiedenen Aufbereitungsstoffe und Desinfektionsverfahren genehmigen, bevor eine Trinkwassergewinnung erfolgen kann. Typische solche Verfahren sind die Wasseraufbereitung durch Zufuhr von Luft (unter anderem zum Austreiben von Kohlendioxid aus dem Wasser und zur chemischen Aufbereitung von unerwünschtem Eisen) sowie das Durchlaufen verschiedener Filter. Dazu gehört in der Regel die sogenannte Juraperle, ein kalziumkarbonhaltiges Filtermaterial, das die vorher aufbereiteten Eisenflocken herausfiltern und den Härtegrad des Wassers beeinflussen kann. Bei stärkerer Belastung des Wassers kann ein Aktivkohlefilter hinzukommen, der hilft Schwermetalle und giftige Chemikalien zu entfernen. Eine gut veranschaulichte Darstellung dieser Verfahren bietet das virtuelle Wasserwerk, das die Trinkwasseraufbereitung in Form einer interaktiven Grafik erklärt.

An der Ruhr werden verschiedene Ressourcen für das Trinkwasser herangezogen – je nach Einzelfall gehören Grundwasser, Uferfiltrat des Flusses und Regenwasser dazu. Da die natürliche Selbsterneuerung dieses Wassers jedoch heute durch die Verschmutzung von Luft und Böden empfindlich gestört ist, sind teilweise aufwendige Verfahrensschritte notwendig, um Trinkwasser daraus zu gewinnen.

Hauptsächlich geschieht die Aufbereitung an der Ruhr durch die Methode der sogenannten Grundwasseranreicherung. Dabei wird das Oberflächenwasser direkt aus dem Fluss entnommen und in Versickerungsbecken geleitet, wo sich unerwünschte Stoffe absetzen sollen. Zum Einsatz kommt dann nach einer Belüftung die Langsamsandfiltration des Wassers. Die Langsamsandfilter halten Verunreinigungen an der Oberfläche zurück oder bauen sie in mikrobiologischen Reaktionen ab. Häufig genügt dies jedoch noch nicht, um die gesetzlichen Anforderungen an Trinkwasser zu erreichen, die vorschreiben, dass es kühl, klar, geruchslos, geschmacksneutral und frei von Schadstoffen sein muss. Um das zu erreichen, sind dann Verfahrenskombinationen nötig, bei denen weitere Aufbereitungsmethoden zum Einsatz kommen, beispielsweise eine Ozonbehandlung zur Beseitigung von Keimen oder die Zugabe einer Lösung zur Algenbekämpfung.

Wie komplex die Wasseraufbereitung so letztlich werden kann, zeigt diese Broschüre für das Beispiel der Stadt Essen. Damit der Aufwand bei der Aufbereitung nicht zu groß wird, macht es Sinn Schadstoffeinträge in das Wasser möglichst schon im Voraus zu vermeiden. Ein Punkt an dem jeder mithelfen kann, damit wir sauberes Wasser zum Trinken haben.

Keine Ende in Sicht – Pumpen laufen für sauberes Wasser

Foto: Frank Vincentz
Foto: Frank Vincentz
Foto: Frank Vincentz

In Griechenland rollte Sisyphos immer wieder denselben Stein auf den Berg. Im Ruhrgebiet steht er unter Tage an der Pumpe. Um Bergbau betreiben zu können, müssen die Gruben von eindringendem Wasser befreit werden. Und auch wenn die meisten Zechen  inzwischen stillgelegt sind – die Pumpen laufen immer noch. Unter anderem für unser Trinkwasser.

Nach wie vor sammelt sich Wasser in den alten Gruben des Steinkohlebergbaus. Auch wenn es den Bergleuten nicht mehr ihre Arbeit erschwert: Für die Menschen im Ruhrgebiet bringt dieses Wasser immer noch Lasten mit sich – Ewigkeitslasten sogar, denn es muss auf unbestimmte Zeit aus den stillgelegten Gruben entfernt werden.

Nicht nur kann das Grubenwasser zum Aufweichen des Bodens führen, bis hin zu Erdrutschen als möglicher Folge. Auch besteht die Gefahr, dass es sich mit dem höher gelegenen Grundwasser vermischt, wenn es ansteigt. Das ist deshalb problematisch, weil das salz- und säurehaltige Grubenwasser mit einer Reihe von Stoffen belastet sein kann, die nicht ins Trinkwasser gehören, zum Beispiel Nickelsulfat, Eisenoxide und Mangan.

In der Ruhrregion wird Grundwasser zur Trinkwassergewinnung genutzt. Die Grundwasser führenden Erdschichten müssen also vor dem Eintreten jeglicher Schadstoffe bewahrt werden, so auch vor dem Eindringen des Grubenwassers. Gerade im Süden des Ruhrgebiets, etwa in Essen, wo Trinkwasser aus dem Uferfiltrat der Ruhr gewonnen wird, ist das von großer Bedeutung.

Die 1996 stillgelegte Zeche Zollverein im Essener Norden ist ein Beispiel für den Betrieb von Pumpen zur Hebung von Grubenwasser. Zwei von insgesamt sechs Horizontalkreiselpumpen sind dort dauerhaft in Betrieb und fördern das Wasser zu Tage. Auch das Grubenwasser anderer Zechen im Umkreis hat man bewusst über das Niveau von Zollverein ansteigen lassen, um es nach dorthin fließen zu lassen, wo es schließlich abgepumpt wird.

Hunderte solcher Pumpen laufen im gesamten Ruhrgebiet, um die Ewigkeitslasten der Region zu bewältigen. Neben dem Schutz des Grundwassers sorgen sie auch dafür, Flächen künstlich trockenzuhalten, die infolge des Bergbaus abgesackt sind und sich nun immer wieder mit Wasser füllen – sogenannte Polder. Im Ruhrgebiet so die Polder trocken zu legen und das Grundwasser zu sichern sind Aufgaben für die Ewigkeit. Auch wenn sie wie eine Sisyphosarbeit scheinen – wichtig, dass sie gemacht wird.

 

ride4water: Radfahren für den Brunnenbau

Foto: ride4water
Foto: ride4water
Foto: ride4water

Sauberes Wasser, das zu jeder Uhrzeit in gewünschter Menge aus dem Hahn fließt, ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Wer denkt schon beim Duschen daran, wo das Wasser herkommt, das schnell wieder im Abfluss verschwindet? Doch nicht in allen Ländern der Erde ist ein solch leichtfertiger Umgang mit der kostbaren Ressource möglich.

In Äthiopien zum Beispiel gehört Wassermangel zum Alltag, mehr als 50 Millionen Menschen haben hier keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Bis zu vier Stunden am Tag verbringen vor allem Kinder und Frauen damit, oftmals verunreinigtes Wasser zu sammeln, um dadurch ihr Überleben zu sichern. Die Folgen sind sich ausbreitende Krankheiten, mangelnde Hygiene und eine hohe Sterblichkeit, besonders bei Kindern. Doch wie lässt sich an der Situation etwas verändern? Können wir etwas tun, um ein Wasserproblem am anderen Ende der Welt zu lösen? Und ist der Tatendrang des Einzelnen am Ende groß genug, um tatsächlich etwas gegen die Probleme anderer zu unternehmen?

Diese Frage hatte sich auch Klaus-Peter Wenz, genannt K-Pete, gestellt. Der 24-jährige hatte gerade seine Ausbildung abgeschlossen und wollte sich einen großen Traum erfüllen: mit dem Fahrrad einmal um einen Großteil Europas herumfahren. Sein Tatendrang war groß genug, um bei seinem Vorhaben nicht nur etwas für sich, sondern auch für andere zu tun. Er sammelte für jeden gefahrenen Kilometer bei Sponsoren einen Euro, um etwas gegen die Wasserarmut in Äthiopien zu unternehmen. Damit war ein Projekt geboren, dem er den Namen ride4water gab. Das gesammelte Geld sollte zu 100 Prozent dazu verwendet werden, Brunnen in Äthiopien zu finanzieren und wurde an die Non-Profit Organisation charity:water weiter gegeben.

K-Pete startete seine Reise für den guten Zweck am 1. April, am Ostermontag 2013. Er durchfuhr auf seiner Tour 20 Länder und machte eine Menge neuer Erfahrungen. Er lernte, was es heißt, aktiv Wasser besorgen zu müssen und berichtet nun: „Wasser war immer das erste Wort, das ich in der jeweiligen Landessprache gelernt habe“. In Restaurants, an Brunnen oder Quellen füllte er seine Wasserflaschen für den Weg wieder auf. Diese Erfahrung sitzt so tief, dass er auch nach Abschluss des Projekts zunächst immer eine Flasche mit Wasser bei sich hatte.

Bekannt machte er sein Vorhaben über Freunde, Familie und klassische Mund-zu-Mund Propaganda. „Ich kenne einfach eine Menge Leute und wenn ich von einer Sache begeistert bin, kann ich diese Begeisterung gut auf andere übertragen“ erklärt K-Pete lachend. Der Veranstaltungskaufmann organisierte im Voraus ein Projektlogo, einen Facebook-Auftritt sowie eine projekteigene Internetseite. Über Freunde und Bekannte kam auch die Verbindung zum Fernsehen zustande und so berichtete beispielsweise der SWR über ride4water.

Am 11. Oktober 2013, nach fast sieben Monaten, ist der Wahl-Frankfurter wieder zurück gekehrt. Seine Reise hat ihn verändert und geprägt. Jetzt möchte er seine Erfahrungen mit anderen teilen und plant Vorträge an Schulen, um vor allem jüngere Menschen zu inspirieren. „Etwas Verrücktes machen, das man gerne tut, und damit anderen Leuten helfen, das ist doch eine tolle Sache!“ Sein Ziel war es, sein Leben zu entschleunigen und etwas zu tun, das Sinn hat. Diesen Gedanken möchte er auch in Zukunft weiter umsetzen und sich in seinem Beruf als Veranstaltungskaufmann für nachhaltiges Planen einsetzen. „Man kann darauf achten, den Wasserverbrauch nicht unnötig in die Höhe schießen zu lassen und zum Beispiel für Veranstaltungen regionale Produkte zu verwenden“, so K-Pete.

Seine Antwort auf die Frage, ob er ein solches Projekt noch einmal wiederholen würde, war eindeutig: „Ja, auf jeden Fall! Man lernt so viele neue Dinge, ist jeden Tag in der Natur, an der frischen Luft und hat viel Zeit, um sich über Dinge klar zu werden.“ Auch wer selbst nicht ein so großes Projekt stemmen möchte, kann natürlich einen Beitrag leisten und andere mit einer kleinen Spende unterstützen. Organisation wie charity:water sind auf Unterstützer angewiesen und jede Spende hilft dabei, zu helfen.

Wasser als Ware? Die Privatisierung eines gemeinsamen Guts

Foto: Gaz Haywood
Foto: Gaz Haywood
Foto: Gaz Haywood

Im Dezember des vergangenen Jahres berichtete das WDR-Magazin Monitor über das Vorhaben der EU, eine Richtlinie zu verabschieden, die die Vergabe von öffentlichen Aufträgen europaweit einheitlich regelt. Dienstleistungen sollten danach öffentlich ausgeschrieben werden, was eine Liberalisierung des Marktes und eine Öffnung für private Anbieter zur Folge hätte. Bereiche wie Energie und Wärme aber auch Wasserversorgung und Abwasserwirtschaft sollten davon betroffen sein. Der Bericht sorgte für Aufsehen, denn Journalisten, Bürgerrechtler und Gegner befürchteten eine Privatisierung der Wasserversorgung, die versteckt in dieser Richtlinie eingeführt werden sollte.

Gegner des Vorhabens warfen der EU vor, die Privatisierung des Wassersektors heimlich durch die Hintertür einzuführen. Denn die geplante Konzessionsrichtlinie thematisierte nur am Rande die Liberalisierung des Wassermarktes. Die EU wehrte sich heftig gegen diese Vorwürfe und erklärte, dass lediglich das Vergaberecht von Aufträgen in der EU modernisiert werden sollte und eine Privatisierung der Wasserversorgung keineswegs das Ziel sei. Stattdessen sollte der Wettbewerb zwischen Unternehmen gefördert und Chancengleichheit gewährleistet werden. Die Öffnung des Marktes hätte eine belebte Konkurrenz zur Folge und würde dadurch bessere und günstigere Produkte sowie mehr Konsum und Wachstum bedingen. Dies alles könnte sich wiederum positiv auf die Beschäftigungsrate ausüben. Befürworter aus der Wirtschaft erklärten, dass Wasser eine Ware sei, wie jedes andere Lebensmittel auch und daher nicht staatlich kontrolliert werden dürfte.

Bisher gehören die Wasserwerke traditionell den Kommunen, die sich durch Beiträge der Bürger finanzieren und nicht dem Wettbewerbsdruck ausgesetzt sind. Die Einnahmen werden zur Deckung der Kosten verwendet und in den Erhalt der Systeme investiert. Die Wasserqualität des deutschen Wassers hat sich wiederholt als gut bei gleichzeitig günstigem Preis herausgestellt. Private Unternehmen streben im Gegensatz zu Kommunen Gewinne an und müssen sich der Konkurrenz auf dem Markt stellen. Die Gegner einer Privatisierung fürchten daher Preissteigerungen und Qualitätsverluste. So hat beispielsweise in Frankreich eine Teilprivatisierung des Wassermarktes statt gefunden, die zu steigenden Preisen bei sinkender Qualität geführt hat. Derzeit sind die französischen Kommunen darum bemüht, die Wasserwerke nach und nach wieder in die staatliche Hand zu nehmen.

Aktivisten gründeten die Bürgerinitiative right2water, um gemeinsam gegen die Privatisierung der Wasserversorgung vorzugehen. Die erste Bürgerinitiative auf europäischer Ebene war geboren. Knapp 1,9 Millionen EU-Bürger unterschrieben die Petition, die forderte, das Menschenrecht auf Wasser und sanitäre Grundversorgung in einer europäischen Gesetzgebung zu verankern. Im September dieses Jahres wurde die Aktion abgeschlossen, die Unterschriften geprüft und an die Europäische Kommission weiter geleitet. Die erste europäische Bürgerinitiative hat Wirkung gezeigt: Der zuständige EU-Kommissar Michel Barnier sorgte dafür, dass die Wasserversorgung aus der Konzessionsrichtlinie gestrichen wurde.

Doch die Frage bleibt: Ist Wasser eine Ware, die an den Meistbietenden veräußert werden kann? Oder gibt es einen Unterschied zu Gütern wie Brot, Land oder Öl?

Ist Leitungswasser Trinkwasser?

Foto: kennymatic
Foto: kennymatic
Foto: kennymatic

Es gibt Quellwasser, Leitungswasser, Grundwasser, Mineralwasser, Tafelwasser,…
Bei allem handelt es sich natürlich um H2O in flüssiger Form. Manches kommt aus dem Hahn, anderes können wir in Flaschen kaufen. Mit dem bloßen Auge ist kein Unterschied zu entdecken, doch ist Wasser wirklich gleich Wasser?

Das Trinkwasser in Deutschland wird zum Großteil aus Grund- und Quellwasser gewonnen, die restlichen 30 Prozent werden aus Talsperren und Flüssen entnommen. Dieses Verhältnis ist jedoch regional unterschiedlich. In Essen beispielsweise stammt der Großteil des Trinkwassers seit über einem Jahrhundert aus dem Uferfiltrat der Ruhr.

Regional verschieden ist auch die Beschaffenheit des Wassers, die sich beispielsweise am Härtegrad zeigt. Dabei handelt es sich um den Kalzium- und Magnesiumgehalt des Wassers. Dieser ist in Essen gering, das Wasser ist also „weich“.

Trinkwasser ist definiert als Wasser, das zum Trinken, Kochen, Zubereiten von Speisen und Getränken sowie zur Körperreinigung verwendet werden kann. Es muss so beschaffen sein, dass der Gebrauch und Genuss keine Schäden für die Gesundheit des Menschen mit sich bringt. Das bedeutet jedoch nicht, dass keine schädlichen Stoffe im Wasser enthalten sind. Es heißt lediglich, dass in einer Verordnung Grenzwerte für Schadstoffe festgelegt wurden, die nicht überschritten werden dürfen. Eine geringe, von Experten als unschädlich eingeschätzte Konzentration von Eisen, Blei und Pflanzenschutzmitteln im Trinkwasser ist also dennoch möglich. Die Einhaltung der Werte wird jedoch streng kontrolliert

Im Gegensatz zum Leitungswasser stammt das Mineralwasser aus unterirdischen Quellen und wird direkt am Quellort abgefüllt. Es unterliegt der Mineral- und Tafelwasserverordnung (MTV), die unter anderem zu erfüllende Eigenschaften, Etikettierung und Verpackung regelt. Bei Heilwasser handelt es sich um spezielles Mineralwasser, das eine erhöhte Menge an Mineralstoffen beinhaltet. Nicht zu verwechseln sind diese natürlichen Wasser mit Tafelwasser, das ein künstlich hergestelltes Produkt ist. Es wird in der Regel aus Trinkwasser gewonnen, dem weitere Stoffe wie Kohlensäure oder Mineralstoffe zugesetzt werden.

Das wirft die Frage auf: Kisten schleppen oder Hahnwasser trinken? Auch wenn die Einhaltung der Grenzwerte streng von den Wasserwerken überprüft wird, können auch auf anderem Wege schädliche Stoffe ins Trinkwasser gelangen. Defekte Wasserleitungen, poröse Dichtungen oder andere Mängel können eine Belastung des Wassers durch Keime oder Schwermetalle verursachen. Dies entzieht sich dem Verantwortungsbereich der Wasserversorger. Wer also beruhigt dauerhaft seinen Durst mit Leitungswasser löschen möchte, sollte eine Analyse der heimischen Wasserleitungen vornehmen lassen und bei den regionalen Wasserwerken Informationen über die örtliche Wasserqualität einholen. Auch Wasserfilter können eine gute Alternative zum Wasser in Kisten sein. Infos rund um Wasserfilter gibt es in diesem Blog.

Deutschland – Eins der durstigsten Länder der Welt

Foto: Teresa Schürenberg
Foto: Teresa Schürenberg
Foto: Teresa Schürenberg

5.288 Liter Wasser – so viel verbraucht jeder Deutsche täglich.

Das entspricht 25 mit Wasser gefüllten Badewannen und ist eine wirklich erschreckende Menge. Wer jetzt protestiert: „Diese Menge läuft niemals pro Tag aus meinem Wasserhahn!“ der hat Recht. Denn es handelt sich dabei nicht um den direkten Wasserverbrauch. Der liegt in Deutschland bei 124 Litern pro Kopf und ist damit in den letzten zwanzig Jahren schon deutlich gesunken. In den sogenannten Wasser-Fußabdruck wird jedoch auch der Wasserverbrauch für die Herstellung von Lebensmitteln und Waren eingerechnet, die wir selbstverständlich und alltäglich konsumieren.

Die USA, Deutschland und Japan zählen einer Studie des WWF zufolge zu den „durstigsten“ Ländern der Welt. Eigentlich kein Problem, denn z.B. Deutschland ist ein wasserreiches Land und kennt keine Unterversorgung mit Trinkwasser. Deutschland nutzt sogar nur 17 Prozent seines vorhandenen Wasserangebots. Der Haken liegt an einer anderen Stelle: Solche Länder, die ohnehin mit Wasserarmut zu kämpfen haben, produzieren einen Großteil unserer Lebensmittel. Dazu müssen sie unheimliche Mengen an Wasser aufbringen. So zum Beispiel Spanien, der Hauptlieferant unserer Tomaten, die Türkei oder auch Nord- und Südafrika. Brasilien, das neben Kaffee auch große Mengen an Futtermittel anbaut, pumpt jährlich 5,7 Milliarden Kubikmeter virtuelles Wasser nach Deutschland. Unsere wichtigsten Lebensmittelproduzenten leiden oft unter Dürre und Trockenheit. Eingetrocknete Flussbetten, sinkende Grundwasserspiegel und Trinkwasserknappheit in Städten sind die Folgen der exzessiven Bewässerung, denn bis zu 80 Prozent des vorhandenen Süßwassers versickern im Ackerboden. In einigen dieser Länder haben viele Menschen daher keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, was die Ausbreitung von Krankheiten begünstigt.

Wie sieht es in Deutschland aus? Auch hier hinterlassen Viehzucht und Landwirtschaft bei weitem den größten Wasser-Fußabdruck, gefolgt von der Industrie. Die morgendliche Dusche fällt dabei kaum ins Gewicht, denn Privathaushalte machen nur drei Prozent des gesamten Wasserverbrauchs aus. Wer sich also dafür einsetzen will, Wasser zu sparen, sollte mit seiner Ernährung beginnen. Dafür setzt sich auch die Initiative Donnerstag ist Veggietag ein. Wer an nur einem Tag in der Woche auf Fleisch verzichtet, kann schon aktiv dabei helfen, den Wasser-Fußabdruck enorm zu verringern. Und das ist ein Opfer, das wirklich jeder bringen kann, oder nicht?

Drohende Infektionen durch Hochwasser in Deutschland

Foto: Marcus Meissner
Foto: Marcus Meissner
Foto: Marcus Meissner

Das Hochwasser hat Deutschland immer noch im Griff. Die Wassermassen fließen zwar in vielen Teilen Deutschlands langsam wieder ab, doch von einer Entspannung der Lage kann noch lange nicht die Reden sein. Denn auch wenn der akute Wasserstand stetig sinkt, so gilt es nun andere Herausforderungen zu meistern: Besonders die Gefahren der aktuell anstehenden Aufräumarbeiten werden häufig unterschätzt.

Im Zuge der Arbeiten passieren Verletzungen schneller als gedacht. Dies birgt außer der Verletzung an sich auch die – meist ungeahnte – Gefahr eines Infektionsrisikos. Das Robert Koch Institut mahnte jüngst zu besonderer Vorsicht bei den Arbeiten, um eben solchen Infektionen durch das Überschwemmungswasser vorzubeugen. Denn das Hochwasser besteht nicht nur aus Regenwasser, Flusswasser und Straßendreck, sondern auch aus Toilettenabwässern der überlaufenden Kanalisationen, die sich mit dem Hochwasser vermischen. Auch andere gefährliche Stoffe, z.B. Gifte, die aus überschwemmten Mülltonnen gespült werden, finden ihren Weg in die Fluten. Mögliche Infektionen, die durch die im Wasser vorkommenden Fäkal- und Umweltkeime ausgelöst werden können, sind unter Anderen Magen-Darm-Erkrankungen und Hepatitis A. Besondere Vorsicht bei den Aufräumarbeiten ist daher dringend empfohlen. Zu einer allgemeinen Impfung aller Betroffenen Bürger wird jedoch nicht geraten – diese Maßnahme sollte erst ergriffen werden, wenn der Zustand so verheerend ist, dass kein sauberes Trink- und Waschwasser sowie keine sauberen Lebensmittel zur Verfügung stehen. Einsatzhelfer können sich zudem bei den zuständigen Ärzten darüber informieren, ob für ihre Region eine Impfung sinnvoll wäre.

Das Robert Koch Institut gibt zum Infektionsschutz die folgenden Empfehlungen: Alle Betroffenen sollten eine strikte Handhygiene einhalten. Zudem sollten ausschließlich sichere Lebensmittel verzehrt werden – sprich: Lebensmittel, die mit dem kontaminierten Überschwemmungswasser in Kontakt gekommen sind, sollten auf keinen Fall gegessen werden. Besondere Vorsicht ist beim Verzehr von Trinkwasser geboten. Es empfiehlt sich, das Trinkwasser, selbst wenn es zunächst sauber erscheint, vor dem Trinken abzukochen – denn auch kleine Mengen des verunreinigten Wassers genügen bereits zur Krankheitsübertragung. So kann eine Infektion beispielsweise bereits hervorgerufen werden, wenn ein Raucher eine Zigarette zum Mund führt und seine Hand zuvor im kontaminierten Wasser war.

Die örtlichen Behörden überprüfen die Qualität des Trinkwassers ständig und halten die Bevölkerung auf dem neuesten Stand. Falls es nötig ist, werden auch offizielle Warnungen in den betroffenen Gebieten ausgesprochen.

Für die Aufräumarbeiten sollen zur Vermeidung von Infektionen die folgenden Regeln eingehalten werden: Die Helfer sollten dichte Gummistiefel, Handschuhe und wasserabweisende Kleidung tragen, um den direkten Kontakt zum verunreinigten Wasser so gering wie möglich zu halten. Weiterhin solle aufgrund der Verletzungsgefahr der Tetanus-Schutz überprüft – und gegebenenfalls aufgefrischt – werden.

Die vielen Vorsichtsmaßnahmen zeigen bereits Wirkung: Derzeit gibt es keine Hinweise auf zunehmende Infektionen in den Hochwassergebieten. Dennoch sollte mit Vorsicht aufgeräumt, gegessen und getrunken werden, um den Zustand weiter so stabil zu halten.

Die giftigsten Flüsse der Welt

Foto: Shubert Ciencia
Foto: Shubert Ciencia
Foto: Shubert Ciencia

Die Ruhr ist einer der saubersten Flüsse Europas. Doch saubere Flüsse sind weltweit keine Normalität. Im Gegenteil. Achtzig Prozent der Weltbevölkerung lebt in der Nähe oder direkt am Ufer verseuchter Flüsse.  Doch die Menschen leben nicht nur an den Flüssen, sie nutzen diese für die Fischerei, die Industrie und Stromgewinnung. Am Fatalsten: Auch das Trinkwasser wird in weiten Teilen der Welt aus den hochgiftigen Gewässern gewonnen.

Welcher der weltweit giftigste Fluss ist, lässt sich nicht sagen. Der chinesische Jangtse beispielsweise ist mit seinen 6.300 Kilometern und 30.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde der längste und stärkste Fluss Asiens. 400 Millionen Menschen leben am Ufer des Flusses, der die Wasserversorgung für über siebzig Prozent der Reisanbaugebiete übernimmt. Doch der Fluss ist nicht nur lang und mächtig – der Jangtse ist krank. Dreißig Milliarden Tonnen Haus- und Industriemüll landen jährlich im Fluss. Und nicht nur das: Düngemittel, Pestizide, Chemikalien und ungeklärte Abwässer verseuchen und vergiften den Jangtse darüberhinaus.

Doch der Jangtse ist nicht der einzige asiatische Fluss in derart schlechtem Zustand. Der heiligste Fluss Indiens und der Hindus, der Ganges, ist enorm verschmutzt. 1,2 Millionen Kubikmeter ungeklärtes Abwasser fließen täglich in den Fluss – mit ihnen Chemikalien und hochgiftige Stoffe. Kolibakterien aus den Fäkalabwässern, sowie Überreste aus Leichen und Kadavern reichern das Wasser darüber hinaus mit zahlreichen Krankheitserregern an. Typhus und Cholera sind nur zwei der schwerwiegenden Folgen, denn im Flusswasser baden und waschen täglich tausende Menschen.

Auch die Nebenflüsse des Ganges sind stark verschmutzt. Auf dem Yamuna lässt sich die hochgradige Verschmutzung mit bloßem Auge erkennen. Weißer Chemieschaum oder tiefschwarzes Wasser zeigen den traurigen Zustand des Gewässers bereits ohne jegliche mikrobiologische Untersuchung. Der Fluss ist tot.

Der Citarum in West-Java in Indonesien wird ebenfalls oft als schmutzigster Fluss der Welt bezeichnet. An seinem Ufer leben mehr als fünf Millionen Menschen, trinken das Flusswasser und essen die dort gefangenen Fische. Die Folgen lassen sich erahnen.

Doch nicht nur Asien kämpft mit stark verseuchten Flüssen. Der Riachuelo in Südamerika beispielsweise gilt als Argentiniens öffentliche Kloake. Ungeklärte Abwässer von mehr als fünf Millionen Menschen fließen in den Riachuelo. An seiner Mündung in Buenos Aires wird der Fluss darüber hinaus als Mülldeponie und Ableitung für giftige Industrieabwässer missbraucht. Exkremente und Kadaver schwimmen auf dem stehenden Gewässer. Die Folge: Der Fluss stinkt und ist extrem belastet.

Auch in Afrika verlieren manche natürlichen Gewässer den Kampf gegen den Eingriff des Menschen, der dann unter diesen Folgen zu leiden hat. Fünfzig Millionen Tonnen Rohöl verschmutzten den Niger, dessen Delta von 7.000 Kilometern Ölpipes durchzogen ist in den letzten fünfzig Jahren. Aus den maroden Pipelines tritt nahezu ständig Öl aus. Die Folge: Die Lebenserwartung der Menschen des Nigerdeltas beträgt zehn Jahre weniger im Vergleich zum Rest des Landes.

Die Eingriffe des Menschen in die Natur haben in weiten Teilen der Erde erheblichen Einfluss auf die Umwelt und auf den Menschen selbst. Tote Flüsse ohne Tiere und Pflanzen, schwer kranke Menschen. Diesen Teufelskreis gilt es im Sinne der Nachhaltigkeit zu durchbrechen. Nur so können zukünftige Generationen auf dieser Erde ihre Bedürfnisse befriedigen, selbstgewählt und selbstverwirklichend leben. Doch was kann jeder Einzelne von uns tun? Oder sind das einfach Probleme am anderen Ende der Welt?

Sauberes Trinkwasser – Ein Menschenrecht?!

Foto: Eric Norris
Foto: Eric Norris
Foto: Eric Norris

Jährlich sterben 1,5 Millionen Menschen an verunreinigtem Wasser. 884 Millionen Menschen hatten im Jahr 2010 nicht einmal ausreichenden Zugang zu sauberem Wasser; 2,6 Milliarden Menschen hatten keinen Zugang zu einfachen sanitären Anlagen. Das ist mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung.

Damit soll Schluss sein. Das Recht auf Zugang zu sauberem Wasser wurde 2010 von den Vereinten Nationen als Menschenrecht anerkannt.

Da jedoch die Menschenrechte – und damit auch das Recht auf Wasser ­– für die 192 Staaten der Vereinten Nationen rechtlich nicht bindend sind, ist das Recht auf sauberes Wasser auch nicht einklagbar. Was bringt dann also der Beschluss?

Ein Symbolbeschluss wie dieser beeinflusst die Politik der Staaten und übt auf Länder, die sich bislang dieser Forderungen verweigern, Druck aus. Bislang wird der völkerrechtlich verankerte Beschluss in vielen Ländern wegen der Angst vor zu hohen Investitionen für eine geregelte Wasserversorgung nicht umgesetzt. Dabei beachten die Staaten den wirtschaftlich enormen Nutzen der Umsetzung nicht: Jedem Dollar, der die Wasser- und Sanitärversorgung kosten würde, stehen acht Dollar volkswirtschaftlicher Schaden bei Unterlassen gegenüber.

Damit die Umsetzung in Zukunft tatsächlich erfolgt gibt es weltweit zahlreiche Initiativen, die das Recht auf sauberes Trinkwasser und sanitäre Versorgung fordern und die lokalen Entscheidungsträger hierfür sensibilisieren wollen. Die Initiative Water, Sanitation and Hygiene (WASH) wird dabei beispielsweise vom Auswärtigen Amt, Brot für die Welt und vielen Prominenten unterstützt.

Doch was hat das mit Sichere Ruhr zu tun?

Ein Fluss in dem man baden kann – das ist eine Zukunftsvision in Bezug auf die Ruhr. Ein Blick über den Tellerrand zeigt, in welcher privilegierten umweltpolitischen Lage wir damit in Europa schon sind. Umweltschutz als festes Element der Politik und fest in den Köpfen der Menschen verankert – das ist keine Zukunftsmelodie mehr. Nun bedarf es der Unterstützung der westlichen Welt, damit Menschen in den Entwicklungsländern ebenfalls freien Zugang zu der wichtigsten Ressource des Lebens haben. Damit sauberes Trinkwasser nicht nur ein symbolisches, sondern ein wirkliches Menschenrecht wird. Doch wie kann eine solche Unterstützung aussehen? Was kann ein jeder von uns tun? Und sollten Menschenrechte nicht tatsächliche sein und nicht nur symbolische?