Wie sich der Klimawandel auf den Fluss auswirkt

Foto: Christian Fischer.
Foto: Christian Fischer
Foto: Christian Fischer

Altbekannte Tierarten verschwinden nach und nach aus dem Fluss und neue, wärmeliebende beginnen ihn zu bevölkern. Das ist eine der Folgen, die der Klimawandel auch an der Ruhr zeigen könnte. Die Erderwärmung hat Auswirkungen auf den weltweiten Wasserkreislauf und das schlägt sich auch in den Flüssen nieder – im wörtlichen Sinne: Regional nimmt der Niederschlag zu und lässt sie anschwellen.

Schon vor gut einem Jahrzehnt haben britische Forscher vom Met Office in Exeter festgestellt, dass die vorhergesagte Veränderung des globalen Wasserkreislaufs bereits im Gange ist. Sie konnten messen, dass die europäischen und asiatischen Flüsse immer mehr Wasser in das Nordpolarmeer brachten. Dabei spielen die Niederschläge eine wichtige Rolle. Mit den ansteigenden Temperaturen verdunstet eine größere Menge Wasser und die wärmere Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Somit kommt es letztlich auch zu stärkeren Regenfällen – und ansteigenden Flüssen.

Allerdings werden die Flüsse in Deutschland deshalb nicht zu allen Zeiten mehr Wasser führen. Wie im globalen Rahmen nehmen auch hierzulande voraussichtlich die Extreme zu. Der Pegel des Rheins, für den die Klimaauswirkungen bisher am genauesten untersucht sind, wird demnach bereits in den nächsten Jahrzehnten deutlich ansteigen, allerdings vornehmlich im Winter. Im Sommer dagegen sinkt der Wasserstand um 10 bis 30 Prozent, wie die Wissenschaftler von KLIWAS beziffern. Das Forschungsprogramm hat im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums untersucht, wie sich der Klimawandel auf Flüsse und Küstengewässer in Deutschland auswirkt. Das Verkehrsministerium interessiert sich dafür, wie dies die Binnenschifffahrt beeinflusst. Auf dem Rhein ist laut KLIWAS in naher Zukunft noch nicht mit ernsthaften Beeinträchtigungen des Schiffsverkehrs durch den Klimawandel zu rechnen. Etwa ab dem Jahre 2050 wird der Fluss im Sommer aber wohl den notwendigen Pegel für eine ungehinderte Schifffahrt nach heutigen Maßstäben nicht mehr durchgängig erreichen, so die Prognosen. „Möglicherweise kommen dann andere Schiffstypen mit weniger Tiefgang zum Einsatz“, meint KLIWAS-Koordinatorin Andrea Mehling von der Bundesanstalt für Gewässerkunde. Verstärkt werden hohe Wasserstände der Flüsse im Winter und niedrige im Sommer insbesondere, wenn die Gletscher in den Alpen weiter abgeschmolzen sind. Momentan fungieren die Gletscher noch als Puffer, die im Winter Schnee speichern und im Sommer einen Zustrom für die Flüsse darstellen.

Nicht nur der Schiffstransport muss sich anpassen, wenn die Flüsse sich mit dem Klima wandeln. Vor neuen Herausforderungen steht auch die Trinkwasserversorgung, die teils aus Flüssen gespeist wird wie etwa an der Ruhr. Hier gibt eine Klimastudie im Auftrag des Ruhrverbands zwar Entwarnung, was die Versorgungssicherheit der Region mit Rohwasser angeht: Das System aus acht Talsperren im Sauerland, die ausreichend Wassernachschub bereithalten, wird demnach auch in Zukunft noch seine Aufgabe erfüllen können. Jedoch ist die Qualität des Wassers nach Starkregen und ebenso in Trockenphasen mit niedrigem Wasserstand beeinträchtigt. Da den Prognosen nach auch an der Ruhr die extremen Wetterphasen zunehmen, müssen die Wasserversorger sich darauf vorbereiten. Das Netzwerk dynaklim hat dazu verschiedene Möglichkeiten zur Anpassung an die klimatischen Veränderungen untersucht. Neben der Wasserversorgung ist auch die Stromversorgung von den Veränderungen betroffen, die sich in den Flüssen abspielen. So wird Flusswasser nicht selten zur Kühlung von Kraftwerken genutzt. Wird es aber zu warm, erfüllt es diese Aufgabe nicht mehr hinreichend – dann müssen Kraftwerke, die nicht über Kühltürme verfügen, außer Betrieb genommen werden.

Zu dramatischen Bildern kann eine weitere mögliche Folge des veränderten Flusssystems führen: Hochwasser. Hierbei ist das Klima einer von mehreren Einflussfaktoren. Einige grundlegende Informationen dazu hat das Max-Planck-Institut für Meteorologie hier zusammengefasst. Kleine und mittlere Flüsse lässt starker Niederschlag besonders schnell anschwellen, was der Bevölkerung und dem Katastrophenschutz dann nur kurze Zeit lässt zu reagieren. Unter anderem mit Daten der Ruhr haben Wissenschaftler des Center for Disaster and Risk Management Technology (CEDIM) deshalb Modelle zur Hochwasservorhersage an kleinen und mittleren Fließgewässern erstellt. Sie prognostizieren, dass innerhalb Deutschlands vor allem der Westen von einer Zunahme der Hochwasser an Flüssen betroffen sein dürfte.

Dass aber nicht nur Hoch- sondern auch Niedrigwasser zum Problem werden kann, zeigen die Wasserlebewesen, für die die Veränderungen der Fließgewässer besonders unmittelbar spürbar sind. Beispielsweise müssen sie näher zusammenrücken, wenn das Flussbett im Sommer wenig Wasser enthält. So breiteten sich etwa Krankheiten oder Parasiten leichter aus und in Verbindung mit Hitzeperioden könne es sogar zu einem Massensterben von Fischen oder Muscheln kommen, wie Jochen Koop vom Referat für Tierökologie an der Bundesanstalt für Gewässerkunde ausführt. In den heißen Sommern 2003 und 2006 hat sich das beispielsweise im Rhein bereits gezeigt. Neben dem Wasserpegel ändert sich dabei auch die Temperatur des Flusswassers. Wie mehrere solcher Einflüsse gleichzeitig auf die Flusslebensräume wirken, untersucht unter anderem das von der Universität Duisburg-Essen koordinierte Projekt MARS. Allgemein lässt sich sagen, dass Arten, die mit höheren Temperaturen besser zurechtkommen, in den heimischen Flüssen voraussichtlich zahlreicher werden, während andere zurückgehen oder ganz aus den Flüssen verschwinden. Diese Verschiebung im Artenspektrum bringt Probleme mit sich. Für die Elbe wird etwa eine Zunahme des Algenwachstums befürchtet. Die Ökosysteme geraten unter Anpassungsdruck.

Jochen Koop hält es jedoch für falsch, die Flüsse deshalb in einem bestimmten Zustand konservieren zu wollen. Der europäischen Wasserrahmenrichtlinie, die sich die Erholung der Fließgewässer zum Ziel gemacht hat, wirft Koop ein veraltetes Leitbild vor. Da der Klimawandel jetzt bereits Veränderungen für den Fluss mit sich bringt, glaubt Koop vielmehr, dass man mit diesen arbeiten müsse. Für ihn stellt sich demnach die Frage: „Werden die Karten unter den Organismen neu gemischt und wie?“ Neu eingewanderte, wärmeliebende Arten wären dabei nicht unbedingt als schädliche Eindringlinge zu bewerten, sondern unter Umständen könnten gerade sie wichtige Funktionen für die Flüsse der Zukunft übernehmen, um das Ökosystem auch bei seiner Veränderung intakt zu halten. Es kann also Sinn machen, ihnen Raum zur Entwicklung zu lassen.

So ein Eingehen auf die neue Situation gehört dazu, wenn man mit einer Veränderung zurechtkommen will. Aber auch der Versuch, Schutzwürdiges durch die Veränderung hindurch zu erhalten. Schaffen wir es, beides miteinander auszutarieren? Für den Lebensraum Fluss wird es im Klimawandel auch darauf ankommen.

Wasserscheiden weisen den Weg

Foto: Rania Lahdo
Foto: Rania Lahdo
Foto: Rania Ladwig

Das Einzugsgebiet der Ruhr umfasst mit 4.485 Quadratkilometern eine sehr große Fläche und spendet das Rohwasser für die Brauch- und Trinkwasserversorgung der Bevölkerung und Industrie im Ruhrgebiet. Damit hat der Fluss eine wichtige Funktion in seinem Einzugsgebiet, das hauptsächlich südlich der Ruhr und beinahe vollständig in Nordrhein-Westfalen liegt – lediglich ein kleiner Teil des Einzugsgebietes befindet sich in Rheinland-Pfalz. Doch wie grenzt man eigentlich das Einzugsgebiet eines Flusses ab und wovon hängt das maßgeblich ab?

Eine Wasserscheide markiert die Grenze des Einzugsgebietes eines Flusses. Das Bach- oder Flusseinzugsgebiet ist der Teil der Landschaft, aus dem das Wasser dem entsprechenden Fluss oder Bach zufließt. Die Grenze dieses Einzugsgebietes ist immer auch die Wasserscheide zwischen zwei Einzugsgebieten, denn hier scheiden sich die Wege des Wassers.

Für die Wissenschaft sind Wasserscheiden von besonderer Bedeutung. Denn anhand der Wasserscheiden kann bestimmt werden, in welchen Bach, Fluss oder See das Wasser aus einem Gebiet fließt. Auf diese Weise kann sogar verfolgt werden, in welches der Weltmeere ein kleines Gewässer am Ende seiner Reise mündet. Diese Karte veranschaulicht die Wege des Wassers innerhalb Deutschlands. Wie zu erkennen ist, strömt das Wasser aus dem größten Teil Deutschlands am Ende in die Nordsee. Nur ein kleiner Teil des Wassers aus dem östlichen Deutschland fließt über die Oder in die Ostsee und ein Teil des Wassers in Süddeutschland findet seinen Weg über die Donau ins Schwarze Meer.

In Süddeutschland findet sich auch die große Europäische Wasserscheide. Sie verläuft durch den südlichen Teil der Bundesrepublik und trennt die Zuläufe von der Donau, deren Wasser ins Schwarze Meer fließt, und dem Rhein, der in der Nordsee mündet.

Diese Animation erläutert das Phänomen Wasserscheide und der Einzugsgebiete noch einmal bildlich. Gut zu erkennen ist dabei, dass Wasserscheiden häufig über Gebirgskämme laufen, denn hier ändert sich die Fließrichtung des Wassers auf natürliche Weise. Ein Beispiel für eine Wasserscheide, die über einen Gebirgskamm läuft ist der Kahle Asten in Nordrhein-Westfalen. Hier entspringen sowohl die Lenne als auch die Ruhr. Die Ruhr fließt jedoch in das Ruhrtal während die Lenne in das Lennetal strömt.

Doch Wasserscheiden sind nicht nur von großer Bedeutung für die Wissenschaft, weil man anhand ihres Verlaufs die Wege des Wassers zurückverfolgen kann. Durch die Wasserwege können auch viele andere ökologische Zusammenhänge erforscht werden. So beispielsweise auch die Belastung eines Gewässers, die für das Projekt Sichere Ruhr ein zentraler Forschungsgegenstand ist. Da sich Wasser bekanntlich in Bewegung befindet und die Landschaft durchfließt, durchfließt auch die Gewässerverschmutzung weite Landstriche. Eine Folge hiervon ist, dass die Verschmutzung eines Flusses nicht immer unmittelbar dort ein Problem darstellt, wo sie entsteht, sondern viel häufiger an den Orten, wo das Wasser hinfließt. Eine Verunreinigung im Kemnader Stausee kann beispielsweise auch aus einem der zulaufenden Gewässer stammen. Die Rückverfolgung der Wasserwege durch die Wasserscheiden ermöglichen es nun herauszufinden, wo eine Verschmutzung ihren Ursprung hat und wo die Verschmutzung hinfließen und möglicherweise Probleme verursachen wird.

Wasserscheiden bestimmen damit nicht nur wie sich verschiedene Einzugsgebiete voneinander abgrenzen, sondern erfüllen auch viele weitere Zwecke – sowohl für die Ökosysteme als auch für die Forschung.

Energie und Wasser – die World Water Week

Foto: Stockholm International Water Institute.
Foto: Stockholm International Water Institute.

Wasserkraft ist quasi der Klassiker unter den erneuerbaren Energiequellen. Schon seit vielen Jahrhunderten wird sie genutzt, um mechanische Vorrichtungen anzutreiben und Menschen so die Arbeit zu erleichtern. Ein einfaches Beispiel dafür sind Wassermühlen, die von Bächen und Flüssen in Gang gebracht werden. Heute strömt Wasser in Kraftwerken durch Turbinen, die dann wiederum einen Generator antreiben. Fast 20 Prozent des elektrischen Stroms weltweit wird so erzeugt, auch an den Wehren der Ruhr findet die Energiegewinnung mithilfe von Wasserkraft Anwendung. Dabei kann die natürliche Bewegungsenergie des Wassers genutzt werden und das Wasser selbst kehrt durch Verdunstung und Regen immer wieder in den Wasserkreislauf zurück – vom Prinzip her eine ausgesprochen ressourcenschonende Möglichkeit, elektrische Energie zu erzeugen.

Es ist also nicht verwunderlich, dass bei der World Water Week in diesem Jahr das übergreifende Motto „Energy and Water“ auf dem Plan steht. In der kommenden Woche, vom 31. August bis 5. September, findet das internationale Expertenforum in Stockholm statt und über 200 Organisationen beteiligen sich daran. Dabei geht es allerdings um weit mehr als bloß das Thema Wasserkraft. Denn zwischen den Bereichen Energie und Wasser bestehen eine ganze Reihe von Verbindungen, die für unser Zusammenleben von Bedeutung sind. So benötigen wir etwa Energie, um Pumpen anzutreiben, Trinkwasser aufzubereiten oder schlicht um Wasser zum Kochen zu erhitzen. Andererseits brauchen wir Wasser zur Energiegewinnung auch abseits von Wasserkraft. Nicht nur umstrittene Fördermethoden von Energieträgern wie das Fracking arbeiten mithilfe von Wasser, auch um herkömmliche Kraftwerke zu kühlen wird Wasser in großen Mengen benötigt. Wenn man sich das bewusst macht, ist das offizielle Statement der World Water Week einleuchtend: „Wasser und Energie sind untrennbar miteinander verbunden.“

Der Anspruch des Forums ist dabei, eine umfassende Perspektive darauf zu verschaffen, wie unser Umgang mit Wasser und Energie zugunsten der Gesellschaft wie der Ökosysteme weiterentwickelt werden kann. Dazu passend wird es bei den Workshops, Diskussionen und Vorträgen in Stockholm auch um die Frage gehen, wie sich gemeinsam mit der Klimaveränderung auf unserem Planeten auch der weltweite Wasserkreislauf wandelt. Denn der Ausstoß von Kohlendioxid, der zu großen Teilen auf unseren Energieverbrauch zurückgeht, zeigt deutliche Rückwirkungen auf die Ressource Wasser. Wie Jens Berggren in einem Artikel für die World Water Week bemerkt, ist eine der gefährlichsten Auswirkungen des Klimawandels ein riskanter Anstieg der Schwankungen bei den weltweiten Wasservorkommen. An einigen Orten, an denen Wasser in der Vergangenheit leicht verfügbar war, wird es rar werden, andere vorher trockenere Regionen werden viel Wasser hinzubekommen. Die Wahrscheinlichkeit von starken Niederschlägen und Fluten einerseits und Dürrephasen andererseits nimmt stark zu und stellt uns vor neue Herausforderungen in Bezug auf das Wassermanagement. Und damit ebenso in Bezug auf unsere Energiegewinnung, deren Schicksal eng mit dem Wasser verknüpft ist.

Weitere interessante Perspektiven auf das Thema Wasser und Energie finden sich in dieser Broschüre der World Water Week. Das Programm der Veranstaltung gibt es hier.

Zwischen Acker und Fluss – Landwirtschaft und Gewässerschutz

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Für eine ertragreiche Landwirtschaft spielt Wasser seit jeher eine wichtige Rolle. Felder müssen bewässert und Vieh muss getränkt werden. Aber auch in umgekehrter Richtung besteht eine Abhängigkeit: Für den Zustand des Wassers ist das Verhalten der Landwirte von Bedeutung.

Intensive landwirtschaftliche Nutzung, wie sie in Deutschland verbreitet ist, bringt auch für die Ökologie der jeweiligen Region Folgen mit sich. Deshalb macht es Sinn, sich die Auswirkungen von Ackerbau und Viehzucht auf die Qualität des Wassers näher anzuschauen, besonders wenn es sich bei der Region um das Einzugsgebiet eines Flusses wie der Ruhr handelt.

Das ist allerdings komplizierter als man zunächst denken mag. Denn anders als beispielsweise beim Abwasser einer Fabrik, das durch Rohre fließt, deren Durchfluss man relativ leicht überprüfen kann, sind die Gewässereinträge von Feld und Wiese meist nicht an einem Punkt konzentriert, sondern weiter gestreut, schwerer messbar – oder wie Experten sagen „diffus“. Sogenannte „diffuse Quellen“ haben oft keine klare Grenze und vor allem wird ihr Abfluss nicht in die Abwasserkanalisation geleitet, sondern versickert oder läuft – durch das Regenwasser ausgespült – direkt in Bäche, Flüsse und Seen.

Schadstoffe, die auf diese Weise ins Wasser gelangen, werden häufig mit Modellrechnungen ermittelt, weil ihr Eintrag praktisch nicht vollständig gemessen werden kann. Da die diffusen Quellen so verteilt und zahlreich sind, kann kaum zu jeder einzelnen Quelle ein Bericht eingeholt werden, erläutert das Umweltbundesamt auf seinem Schadstoffinformationsportal. Allein nahezu dreihunderttausend landwirtschaftliche Betriebe werden in Deutschland zu diesen Quellen gerechnet.

In vielen dieser Betriebe werden Düngemittel eingesetzt, die über Niederschläge und Auswaschung von den Feldern in das Ökosystem eingetragen werden, wo sie weitreichende Auswirkungen auf den Naturhaushalt haben können. Durch den Einsatz der Düngemittel auf den Äckern gelangen so mittelbar Stickstoff und Phosphor in die Gewässer und führen zu einer Überbelastung mit Nährstoffen, die von Biologen als Eutrophierung bezeichnet wird. Die Folge ist dann, dass Algen und Wasserpflanzen übermäßig wachsen und damit vielen Kleinlebewesen und Tieren die Lebensgrundlage entziehen können.

Weitere problematische Stoffe, die aus landwirtschaftlichen Betrieben ins Wasser gelangen können, sind Bakterien und Viren aus der Viehzucht, Insektenvernichtungsmittel bzw. Pflanzenschutzmittel und sogar Perfluorierte Tenside (PFT). Letztere sorgten 2006 fürAufsehen, als sie bei einer Studie der Universität Bonn in den nordrhein-westfälischen Flüssen Ruhr und Möhne nachgewiesen und auf den Gebrauch in Düngemitteln zurückgeführt wurden – wenngleich sie für gewöhnlich eher in der Industrie zum Einsatz kommen. Die Stoffe gelten als nicht abbaubar, können sich daher in der Umwelt sowie im menschlichen und tierischen Gewebe anreichern und stehen im Verdacht krebserregend zu sein. Aufgrund dieser PFT-Nachweise gibt es immer noch eine einschränkende Empfehlung für den Verzehr von Fischen aus den genannten Flüssen. Bereits 2006 wurde außerdem durch die Europäische Union eine gesetzliche Begrenzung des Einsatzes von PFT erlassen. Dennoch wurden sie auch im vergangenen Jahr noch im Düsseldorfer Grundwasser gefunden.

Neben gesetzlichen Beschränkungen gibt es weitere Maßnahmen, die helfen können, diffuse landwirtschaftliche Einträge in die Gewässer zu vermindern. Allgemein gehört eine einschlägige Beratung der Landwirte dazu und eine Kooperation zwischen Landwirten und Wasserwirtschaftlern. An der Ruhr befasst sich die Arbeitsgruppe Wasserqualität Landwirtschaft mit diesem Thema. Die Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke an der Ruhr (AWWR) fördert dabei die Beratung der Bauern durch die regionalen Landwirtschaftskammern, um den Gehalt von Nitrat und Pflanzenschutzmitteln in den Flüssen zu verringern.

Ganz praktische Maßnahmen gegen landwirtschaftliche Gewässerbelastungen sind die Verwendung von Mulchsaat, die eine Erosion des Bodens und damit mögliche Phosphoreinträge vermindert sowie das Einsparen von Dünger, wodurch der Stickstoffeintrag reduziert wird. Gegen Insektizide im Wasser plädiert Ralf Schulz von der Universität Koblenz für fünf bis zehn Meter breite Streifen zwischen Ackerfläche und Gewässer. „Würden die Bauern etwa durch Hecken gezwungen, breite Randstreifen um die Felder herum vom Anbau und damit auch von Spritzmitteln freizuhalten, könnte das die giftigen Substanzen von den Gewässern fernhalten“, meint der Umweltwissenschaftler.

Auch Silke Roder vom Institut für Siedlungswasserwirtschaft an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, die sich mit dem Eintrag von Keimen in die Ruhr befasst, spricht sich für Gewässerschutzstreifen aus. „Je breiter der Randstreifen ist, desto besser“, meint die Ingenieurin. Sie hat noch weitere praxisnahe Vorschläge, wie Landwirte die Gewässerbelastung senken können: „Oft kann es helfen, für die Kühe auf der Weide eine Tränke zu bauen“, erklärt sie. Denn dann müssten die Tiere nicht mehr direkt aus dem Bach trinken. Wenn man ihnen dann den Zugang zum Fließgewässer versperre, könnten sie dort beim Trinken keine Keime mehr hinterlassen. Außerdem rät die Wissenschaftlerin zu einer „detaillierten Gülle-Bilanzierung“ durch die einzelnen Betriebe. Damit ist gemeint, dass die Landwirte eine ausführliche Dünge-Planung machen, die sich an den Wachstumsphasen des Bewuchses orientiert. In diesen kann der Dünger optimal von den Pflanzen aufgenommen werden. Die Pflanzen binden damit die aufgebrachten Nährstoffe und so gelangen diese nicht in die Gewässer. Generell sei es auch für die Flüsse und Seen günstiger, abgelagerte Gülle zu verwenden, meint Silke Roder, denn „die frische Gülle enthält auch am meisten Keime.“

Es zeigt sich, dass die Qualität unserer Gewässer auf die Mitwirkung der Landwirte angewiesen ist – doch glücklicherweise gibt es verschiedene Kooperationsangebote, die sogar über gesetzliche Vorschriften hinaus bestehen. Denn schließlich haben auch Landwirte als Verbraucher und als Produzenten von Naturprodukten ein Interesse an sauberem Wasser.

Roter Planet Ruhr – Das MARS-Projekt erforscht unsere Flüsse

Foto: Benjamin Kupilas.
Foto: Benjamin Kupilas.

Dass es auf unserem Nachbarplaneten einmal Wasser gegeben hat – und damit früher eine wichtige Grundlage für organisches Leben dort existierte – ist ein bedeutendes Zwischenergebnis, das uns amerikanische Roboterfahrzeuge vom Mars geliefert haben. Auch die Europäer haben inzwischen ihr MARS-Projekt und damit haben sie es ebenfalls aufs Wasser abgesehen. Allerdings erforschen Europas Wissenschaftler den lebensspendenden Stoff nicht auf fernen Gestirnen, sondern etwas bodenständiger – vor der eigenen Haustür, zum Beispiel an der Ruhr.

MARS steht in diesem Fall daher nicht für den Planeten sondern für „Managing Aquatic ecosystems and water Ressources under multiple Stress“ und beschäftigt sich mit der Frage, wie mehrere gleichzeitige Belastungen auf ein Gewässer wirken. Als Belastungen – oder sogenannte „Stressoren“, wie die beteiligten Wissenschaftler sagen – gelten beispielsweise Schadstoffe, die durch Industrie oder Landwirtschaft ins Wasser gelangt sind, aber auch klimatische Extrembedingungen wie Hitzewellen oder der Einfluss, den Wasserkraftanlagen auf die betroffenen Gewässer haben. Diese Stressoren haben gemeinsam, dass sie häufig direkt und negativ auf im Wasser lebende Pflanzen, Fische, Insekten oder Mikroorganismen einwirken.

Die MARS-Studie hat sich nun zum Ziel gemacht, speziell das Zusammenwirken solcher Stressfaktoren zu ergründen, weil diese eben nicht mehr nur einzeln, sondern gerade in Kombination auftreten und unsere Flüsse und Seen gemeinsam belasten. Eine Vielzahl von Instituten auf dem ganzen Kontinent ist an der internationalen Studie beteiligt. Mithilfe europaweit gesammelter Daten und deren Vergleich ergründen die beteiligten Forscher, wie die „multiplen Stressoren“ zusammenwirken, wie sie sich gegenseitig verstärken oder auch abschwächen. Dabei erhoffen die sich die MARS-Forscher auch Erkenntnisse über den Effekt, den mehrere gleichzeitige Belastungen auf die Lebensräume bzw. Ökosysteme der europäischen Flüsse und Seen haben.

Auch die Ruhr ist als einer von 16 europäischen Flüssen Gegenstand der Untersuchungen des MARS-Projekts. „Hier werden die Auswirkungen des Eintrags von Feinsedimenten auf den ökologischen Zustand des Flusses untersucht“, erläutert Professor Daniel Hering vom Institut für Aquatische Ökologie der Universität Duisburg-Essen. „Wir analysieren Daten, um die Frage zu beantworten, welche Stressoren-Kombinationen den derzeitigen Zustand der Ruhr bedingen.“ Ziel sei es dabei, eine Vorhersage zu erstellen, wie sich das Ökosystem Ruhr unter verschiedenen Szenarien entwickelt. Genauere Angaben zum Projekt macht Professor Hering in diesem Video-Interview.

Als mögliche Zukunftsszenarien geht das MARS-Projekt etwa von einem zunehmenden Klimawandel aus oder von einer Veränderung der Landwirtschaft hin zu ökologischen Anbaumethoden. Mithilfe von Simulationen soll vorhergesagt werden, welche Konsequenzen diese unterschiedlichen Rahmenbedingungen auf den Gewässerlebensraum haben. Dabei geht es dem MARS-Projekt auch darum,  sinnvolle Strategien für den Umgang mit den betroffenen Gewässern zu erarbeiten und so europäische Umweltschutzvorgaben umsetzen zu helfen.

Auf diesem Weg gewinnt das Projekt auch Bedeutung für die Menschen, die an Europas Flüssen und Seen leben, denn diese werden häufig als Quelle für Trinkwasser und Nahrung oder zum Baden genutzt. MARS-Forschung spielt sich also nicht immer weit weg ab, sondern betrifft manchmal auch die Bevölkerung direkt an der Ruhr.

Kein Tropfen Verlust – der natürliche und urbane Wasserkreislauf

Foto: Ingrid Taylar
Foto: Ingrid Taylar
Foto: Ingrid Taylar

Eine Tasse Tee zu trinken ist so alltäglich, dass wir uns normalerweise keine Gedanken darüber machen, woher das Teewasser kommt. Aus der Leitung eben. Aber haben Sie sich schon mal gefragt, ob Sie dasselbe Wasser vielleicht vorher schon einmal getrunken haben?

Aus globaler Sicht gilt: Das Wasser auf der Erde befindet sich in einem ständigen Kreislauf, bei dem prinzipiell kein Tropfen verlorengeht. Regnet es auf die Ruhr, trägt der Fluss das Wasser fort, bis es in den Rhein fließt und von da schließlich in die Nordsee. Das Wasser nimmt aber nicht nur diese eine Richtung. Meerwasser kehrt zurück an Land, indem es verdunstet und so in die Erdatmosphäre gelangt, wo es zu Wolken kondensiert. Ein Teil dieser Wolken treibt nun wieder über die Landoberfläche. Kühlen die Wolken dort ab, beispielsweise weil sie an einem Gebirge aufsteigen, dann können sie weniger Feuchtigkeit aufnehmen. In Form von Regen, Schnee oder Hagel geben sie das Wasser wieder ab. Es regnet beispielsweise in die Gebirgsbäche und fließt von dort wieder in die Flüsse – auch in die Ruhr, aus der es kam.

Regenwasser, das auf die Landoberfläche fällt, verlässt den ständigen Kreislauf ebenso wenig. Zum größten Teil versickert es im Boden, wo es der Strömung des Grundwassers folgt und mit ihr wieder zurück in die Bäche gelangt – ein Vorgang, der einige Jahre dauern kann, wie dieser Film zeigt. Pflanzen, die Wasser über ihre Wurzeln aufnehmen oder Tiere und Menschen, die es trinken, wirken ebenfalls im Wasserkreislauf mit. Die Lebewesen sind für das Wasser aber nur ein Zwischenspeicher, denn irgendwann geben sie es wieder ab. Tiere etwa über Schweißausscheidungen, Pflanzen über ihre Blätter, von denen das Wasser dann erneut verdunstet. So gilt grundsätzlich, dass dem Kreislauf kein Wasser verlorengeht. Es kommt aber auch kein neues hinzu – stattdessen durchläuft das Wasser ein geschlossenes System, in dem die Wassermenge gleichbleibt. Theoretisch bleibt dabei jeder Tropfen im Kreislauf und im Fluss.

Panta rhei sagten die Philosophen in der Antike dazu, alles fließt. Damit war nicht nur gemeint, dass alles in der Natur vergeht, sondern auch, dass es sich ständig wandelt und in neuer Form wiederkehrt – anhand des Wassers wird dieser Kreislaufgedanke sichtbar. Wasser ist derjenige Stoff, der auf unserem Planeten in allen Aggregatzuständen vorkommt: fest in Form von Eis, flüssig in Gewässern und gasförmig in den Wolken. Ständig wechselt das Wasser dabei an irgendeinem Ort vom einen Zustand in den anderen und befindet sich so dauernd in Bewegung.

In verstädterten Regionen wie dem Ruhrgebiet spricht man dabei auch vom urbanen Wasserkreislauf. Damit ist der Kreislauf unseres Trink- und Abwassers gemeint, in dem die Kläranlagen das verbrauchte Wasser wiederaufbereiten und erneut trinkbar machen. Der Begriff bezieht sich aber auch allgemein auf die Besonderheiten des Wasserkreislaufs in dicht besiedelten Gebieten. In urbanen Räumen finden Zuleitungen von schädlichen Stoffen in den Kreislauf statt. Außerdem sind diese Gebiete stark bebaut und somit „versiegelt“, das heißt das Wasser kann nicht einfach im Boden versickern. Es muss also andere Wege nehmen, um wieder in den Kreislauf einzutreten, etwa über die Kanalisation. Der Umweg hat Auswirkungen auf die natürliche Reinigung des Wassers, denn viele darin gelöste Stoffe werden normalerweise bereits durch das Versickern herausgefiltert. Diese Reinigungsaufgabe müssen in versiegelten Gebieten unter anderem die Kläranlagen übernehmen. Viel Arbeit für die Wasserversorgung im Ruhrgebiet, bis wir wieder bedenkenlos Tee trinken können.

Umweltsünde unterm Weihnachtsbaum – Alternativen zu Geschenkpapier

Foto: Rania Lahdo, Sichere Ruhr
Foto: Rania Lahdo, Sichere Ruhr
Foto: Rania Ladwig

Es weihnachtet sehr – der erste Glühwein ist getrunken, Zimtsterne und Mandelmakronen sind gebacken und der Tannenbaum wartet auf dem Balkon auf seinen Einsatz. Nur noch wenige Tage und es ist wieder soweit: Gemeinsam mit Familie und Freunden versammeln wir uns unter dem Weihnachtsbaum. Heiligabend werden von den meisten Deutschen viele Traditionen gelebt: ein gutes Essen, vielleicht ein Besuch in der Kirche und natürlich die Bescherung. Damit es beim Fest der Liebe keine Enttäuschung gibt, wurden mühevoll Geschenke ausgewählt und kunstvoll verpackt – ein heimlicher Wettstreit um das am besten verpackte Päckchen bleibt dabei oft nicht aus. Was in liebevoller Arbeit langwierig verpackt wurde und vor der Bescherung noch so dekorativ aussah, ist meist in wenigen Minuten ausgepackt. Weitaus bedenklicher ist jedoch der hohe Preis, den diese weihnachtlich anmutende Geschenkefülle mit sich bringt: Für die Produktion des prächtigen Geschenkpapiers wird nicht nur eine Menge Energie verbraucht, sie verschlingt auch kostbare Ressourcen wie Holz und Wasser in rauen Mengen.

Allein in den Weihnachtsfeiertagen sammeln sich in Deutschland circa 55.000 Tonnen Papiermüll an. Die Papierindustrie gehört dabei zu den Top Fünf der Energieverbraucher der Welt. Kaum zu glauben, dass für die Herstellung einer Tonne Papier ebenso viel Energie aufgewendet werden muss wie für die Produktion einer Tonne Stahl. Laut Greenpeace werden für die Produktion von nur einem Kilogramm Frischfaserpapier bis zu 1.000 Liter Wasser verbraucht. Die Herstellung derselben Menge Recyclingpapier benötigt mit nur 10 Litern Wasser im Vergleich dazu einen schwindend geringen Anteil der wertvollen Ressource. Trotz dieser beunruhigenden Zahlen steigt der Pro-Kopf-Papierkonsum in Deutschland, der mittlerweile bei etwa 253 Kilogramm im Jahr liegt – und das im Zeitalter von E-Book-Readern und papierlosen Büros.

Doch wie kann jeder Einzelne helfen, den Energieverbrauch zu senken, die Abholzung der Wälder zu begrenzen und kostbares Wasser zu sparen? Grundsätzlich ist es außerdem eine sehr simple und zugleich gute Sache auf Recyclingpapier umzusteigen, das zu 100 Prozent aus Altpapier hergestellt wird. Um solche Papierarten zu erkennen gibt es verschiedene Labels, so zum Beispiel das Label „Der Blaue Engel“.

Wer sich auch an Heiligabend für die Umwelt einsetzen möchte, der muss nicht gleich auf eine schöne Verpackung verzichten, denn Weihnachtsgeschenke lassen sich auch ohne das bunte Papier kreativ verpacken. So können beispielsweise Tapetenreste oder alte Zeitungen zu einem schönen Geschenkpapier umfunktioniert werden. Eine weitere nachhaltige Verpackung ist der gute alte Jutebeutel. Jute ist ein rein pflanzliches Produkt und ist daher biologisch abbaubar. Dekoriert mit Tannenzweigen oder einem schönen Schleifenband machen die praktischen Beutel, die es heutzutage in vielen verschiedenen Designs gibt, einiges her. Besonders praktisch ist, dass sie vom Beschenkten sogar direkt weiter benutzt werden können. Diese besondere Verpackung kann aufgrund der Fülle verschiedener Farben und Designs, in denen sie erhältlich ist, ganz individuell ausgewählt werden. Außerdem zeigt sie, dass sich jemand nicht nur viele Gedanken über das Geschenk, sondern auch über die Verpackung gemacht hat und dabei sogar auch an die Umwelt und Ressourcen wie Wasser und Holz gedacht hat.

In diesem Sinne: Ein gesegnetes Weihnachtsfest, frohes Verpacken und vor allem Auspacken!

Eine Reise durch die Vielfalt von Wasser

Foto: NASA Goddard Photo and Video
Foto: NASA Goddard Photo and Video
Foto: NASA Goddard Photo and Video

Wasser gibt es in den unterschiedlichsten Farben und Formen: türkis-blau bis bräunlich-grün; als winzigen Tropfen, strömenden Fluss oder schier endloses Meer; in fester Form als Eis oder gasförmig als Wasserstoff. Denn Wasser ist das einzige Element, das in drei verschiedenen Aggregatzuständen existieren kann. Wasser kommt als Salz- oder Süßwasser vor, ebenso gibt es Leitungs- und Grundwasser. Aber was sind eigentlich die Unterschiede, die diese Vielfalt von Wasser ausmachen?

Unsere Erde wird auch der blaue Planet genannt, da knapp 71 Prozent der Erdoberfläche von Wasser bedeckt ist. Das kühle Nass ist die Grundlage allen Lebens auf der Erde, für Menschen, Tiere und  Pflanzen. Viele Tiere sowie Pflanzen und allen voran die Menschen können nur mit Hilfe von Süßwasser überleben. Das Salzwasser macht jedoch 97 Prozent des Wasservorkommens auf der Erde aus, sodass nur ein sehr kleiner Teil der weltweiten Wasserreserven genutzt werden kann. Eine spannende Frage vor dem Hintergrund der ungleichen Verteilung von Süß- und Salzwasser ist die nach der Verschiedenheit von Süß- und Salzwasser.

Wie die Bezeichnung der Wasserart Salzwasser bereits andeutet, ist das entscheidende Kriterium der Salzgehalt im Wasser. Ist weniger als ein Gramm Salz pro Liter enthalten, so handelt es sich um Süßwasser, obwohl das Wasser ja nicht süß schmeckt. Sobald mehr Salz enthalten ist, handelt es sich um Salzwasser. So ist die Konzentration von Salzen im Wasser der Nordsee etwa dreißig-mal so hoch wie die im Mineralwasser.

Aber wieso ist das Salzwasser überhaupt salzig und woher kommt das Salz?

Als sich vor mehr als 250 Millionen Jahren die Erdkruste verfestigt hat, bildete sich die erste Wasserhülle, der sogenannte  „Urozean“, da war das Wasser schon salzig. Seitdem werden durch unterschiedliche Prozesse dem Wasser Salz zugeführt. Einmal durch Gesteinsverwitterung, die sogenannte Erosion, aber auch durch Regenwasser, welches sich in Bächen und Flüssen sammelt und Mineralien von Gesteinen und Felsen löst, die dann ins Meer gelangen. Die am Meeresboden ausströmende Lava transportiert ebenso Salz in die Ozeane. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Sonne, durch sie verdunstet das Wasser, wodurch sich der Salzgehalt im Wasser erhöht.

Auch können dem nassen Element Salze entzogen werden, zum Beispiel durch das Absinken von salzreichen Sedimentgesteinen oder durch den Wind, der das Wasser an die Küsten treibt, wo das Salz versickert.

Die Salzkonzentration in den Gewässern fällt sehr unterschiedlich aus. Im Durchschnitt haben die Ozeane einen Salzgehalt von 3,5 Prozent. In der Ostsee befinden sich aber nur 0,4 bis maximal 2 Prozent Salz im Wasser. Die höchste Salzkonzentration wurde in einem antarktischen See gemessen, dort liegt die Salzkonzentration bei mehr als 40 Prozent, das tote Meer hat einen Salzgehalt von 34 Prozent.

Süßwasser ist die Grundlage des Lebens auf der Erde, prozentual gesehen macht dies aber nur drei Prozent allen Wasservorkommens aus. Davon sind noch zwei Prozent an die Polkappen des Nord- und Südpols gebunden. Somit ist nur ein Prozent des gesamten Wasservorkommens auf der Erde für den Menschen nutzbar.  Dieser eine Prozent setzt sich aus dem Grundwasser und den Oberflächengewässern, wie Flüssen oder Seen, zusammen. Nicht nur die Verteilung von Süß- und Salzwasseranteilen auf der Erde ist sehr ungleich, auch die Verteilung des Süßwassers als lebensnotwendige Grundlage ist nicht gleichmäßig auf alle Länder verteilt. So steht Ländern in Afrika viel weniger Trinkwasser zur Verfügung als Ländern, die sich in einer anderen Klimazone befinden.

Das Regenwasser versorgt Pflanzen, speist Flüsse sowie Seen und füllt die Grundwasserreserven wieder auf. Es liefert sowohl Mensch als auch Tier das wertvollste Gut, das all unser Leben sichert. An sich ist Regenwasser sauber, es kann jedoch Staubpartikel, die es durch die Luft aufgenommen hat, enthalten. Auch wenn der Niederschlag auf den Boden trifft, kann sich dieser mit Schmutzpartikeln und Stoffen verunreinigen. Nachdem es geregnet hat, gibt es drei Wege, die der Regen einschlagen kann: Er kann verdunsten, versickern oder abfließen. Durch Versickerung wird das Grundwasser angereichert, was wiederum als Grundlage zur Trinkwassergewinnung dient. Besonders auf bebauten Flächen verdunstet ein Teil des Regens und geht wieder in den Wasserkreislauf ein. Der Großteil des Niederschlags fließt jedoch ab, in der Regel in die Kanalisation. In dicht besiedelten und bebauten Flächen, wie beispielsweise Städten, hat der Regen keine Chance, zu versickern. Er wird gemeinsam mit dem Abwasser in die Kanalisation geleitet und zur Kläranlage transportiert. Dies hat den Nachteil, dass vergleichsweise sauberes Regenwasser mit verschmutztem Abwasser vermischt wird und daher aufwendig geklärt werden muss. Außerdem fehlt die entsorgte Menge an Wasser zur Neubildung von Grundwasser und der Versorgung von Gewässern mit Oberflächenwasser.

Flusswasser kann, ähnlich wie Grundwasser, auch zur Gewinnung von Trinkwasser eingesetzt werden. Die Zusammensetzung wird von einer Reihe von Faktoren beeinflusst. Dazu zählen beispielsweise Einträge aus dem Niederschlag, Einleitungen sowie Stoffeinträge durch Erosion oder Gesteinslösung. Außerdem enthält das Flusswasser Pflanzenpartikel sowie Kleinstlebewesen, die mit dem bloßen Auge oft nicht erkennbar sind.

Ein Kontinent aus Müll

Foto: Horia Varlan
Foto: Horia Varlan
Foto: Horia Varlan

Die Erde hat fünf Kontinente, so lernt es jedes Kind im Erdkunde-Unterricht. Aus geografischer Sicht hat sich daran nichts geändert – sieht man einmal von Modellen ab, die Eurasien oder die Antarktis als Kontinente betrachten. Mit Blick durch die Umwelt-Brille hat sich im Laufe der Zeit allerding ein sechster Kontinent hinzu gesellt. Im pazifischen Ozean liegt er, dieser sechste Kontinent. Dabei handelt es sich um eine Ansammlung von Plastik-Abfällen die ein größeres Ausmaß hat als Indien: Fast 3,4 Millionen Quadratkilometer umfasst der bislang nahezu unerforschte Kontinent. Die riesige Insel aus Abfällen bildet sich an einem Punkt zwischen Kalifornien und Hawaii, an dem zwei Meeresströmungen aufeinandertreffen und dadurch einen immensen Wirbel erzeugen. Dieser sorgt dafür, dass der teils giftige Müll sich im Meer sammelt und die Dimensionen jeder Müllhalde übertrifft. Weitere Kontinente könnten in den kommenden Jahren folgen, denn es gibt bereits fünf solcher Müllberge in den Strudeln der Weltmeere.

140 Millionen Tonnen Abfall treiben laut dem deutschen Umweltbundesamt in den Meeren – und jedes Jahr kommen 6,4 Tonnen dazu. Doch woher kommt der ganze Müll? Experten gehen davon aus, dass etwas 20 Prozent von Schiffen stammen. Die restlichen 80 Prozent werden von den Küsten ins Wasser geschwemmt. Dabei sind nicht immer Umweltsünder verantwortlich für die Vermüllung. Häufig werden Abfälle von Mülldeponien und Stränden durch den Wind in die Meere getragen. Auch Sturmfluten und Hochwasser treiben Schadstoffe häufig ins Gewässer. Besonders problematisch sind heutzutage die vielen Plastiktüten, die täglich über die Ladentheken gehen. Auch winzige Plastikkügelchen, wie sie zum Beispiel für Peelings und Duschgels verwendet werden, sind ein Problem, denn diese Bestandteile sind so klein, dass sie selbst von Kläranlagen nicht aus dem Wasser gefiltert werden können.

Eine besonders kritische Belastung stellt hierbei der Plastikmüll dar – Denn Plastik überlebt jeden von uns. Im Durchschnitt benötigt der vollständige Zersetzungsprozess des Kunststoffes etwa 500 Jahre. Erschwerend kommt hinzu, dass das Allheilmittel der Industrie viele Giftstoffe wie Weichmacher enthält. Diese Schadstoffe werden bei ihrer Reise durch die Meere freigesetzt und gelangen in den Wasserkreislauf. Dies bleibt auch für den Menschen nicht ohne Folgen. Denn die Schadstoffe aus dem Ozean nimmt der Mensch mit jedem Genuss von Fisch zu sich.

Neben dem Menschen leidet auch die aquatische Tier- und Pflanzenwelt unter den Plastikbergen im Meer: Die Tiere sind im Wasser nicht in der Lage, den Müll zu erkennen, verfangen sich darin und ziehen sich häufig teils tödliche Verletzungen zu. Außerdem verwechseln viele Fischarten zerkleinerte Bestandteile des Mülls oft mit ihrem Nahrungsmittel Plankton. Das unverdauliche Plastik ist nicht selten der Grund dafür, dass die Lebewesen mit einem plastikgefüllten Magen verhungern.

Verschiedene Initiativen reagieren bereits auf diese Missstände. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) startet nun beispielsweise den Aufruf „Meere ohne Plastik“. Das Ziel: Schon bald sollen die Müllberge in den europäischen Meeren um die Hälfte verringert sein. Ein ähnliches Projekt wurde bereits im Jahr 2012 unter dem Titel „Fishing for Litter“ initiiert. Damals war das Ziel, Häfen und Fischer an Ost- und Nordsee auf das vorhandene Problem aufmerksam zu machen und außerdem Entsorgungskapazitäten für den Müll im Gewässer bereitzustellen. Die Fischer, die mit vielen Fängen ohnehin Müll aus dem Meer fischen, können diesen nun in bereitgestellten Industriesäcken an Bord sammeln, statt ihn wieder im Meer zu entsorgen. 70 Fischer konnten schon für das Projekt zugunsten der Umwelt gewonnen werden, weitere sollen stetig mit ins Boot geholt werden. Sollte dies gelingen, wäre man in der Lage, mit einem flächendeckenden „Fishing for Litter“-System etwa zehn Prozent der jährlichen Einträge der Verschmutzung auch wieder herauszufiltern. Dies wäre ein großer Schritt in Richtung Reinigung der Meere.

Doch es reicht nicht, sich langfristig auf gemeinnützige Initiativen zu verlassen. Den akuten Handlungsbedarf hat auch die Politik bereits erkannt. Ein erster Ansatz ist, das massive Aufkommen von Plastiktüten zu verringern. Die Grünen schlagen beispielsweise vor, eine Stückgebühr von 22 Cent einzuführen, die dann in Umweltprojekte fließen sollen. Dass diese Rechnung aufgeht, zeigt sich in Irland, wo dieses Modell bereits praktiziert wird – Der Verbrauch der umweltschädlichen Tüten hat sich durch die Gebühr um 90 Prozent verringert. Noch drastischer wird es in Teilen Afrikas und Asiens gehandhabt: Hier ist der Gebrauch von Plastiktüten teilweise ganz verboten.

Das hätte nicht nur positive Folgen für die Umwelt, sondern auch für den Menschen. Denn eine Reihe der chemischen Bestandteile in Plastikabfällen kann das Erbgut verändern und so Krebserkrankungen begünstigen. Wie letztlich die langfristigen Auswirkungen auf das Ökosystem Ozean und die Gesundheit des Menschen sein wird, wird jedoch erst die Zeit zeigen. Jetzt heißt es erst einmal: schnell Handeln! Doch welcher Weg ist der beste – Und welchen Beitrag ist jeder von uns tatsächlich bereit, zu leisten?

Die giftigsten Flüsse der Welt

Foto: Shubert Ciencia
Foto: Shubert Ciencia
Foto: Shubert Ciencia

Die Ruhr ist einer der saubersten Flüsse Europas. Doch saubere Flüsse sind weltweit keine Normalität. Im Gegenteil. Achtzig Prozent der Weltbevölkerung lebt in der Nähe oder direkt am Ufer verseuchter Flüsse.  Doch die Menschen leben nicht nur an den Flüssen, sie nutzen diese für die Fischerei, die Industrie und Stromgewinnung. Am Fatalsten: Auch das Trinkwasser wird in weiten Teilen der Welt aus den hochgiftigen Gewässern gewonnen.

Welcher der weltweit giftigste Fluss ist, lässt sich nicht sagen. Der chinesische Jangtse beispielsweise ist mit seinen 6.300 Kilometern und 30.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde der längste und stärkste Fluss Asiens. 400 Millionen Menschen leben am Ufer des Flusses, der die Wasserversorgung für über siebzig Prozent der Reisanbaugebiete übernimmt. Doch der Fluss ist nicht nur lang und mächtig – der Jangtse ist krank. Dreißig Milliarden Tonnen Haus- und Industriemüll landen jährlich im Fluss. Und nicht nur das: Düngemittel, Pestizide, Chemikalien und ungeklärte Abwässer verseuchen und vergiften den Jangtse darüberhinaus.

Doch der Jangtse ist nicht der einzige asiatische Fluss in derart schlechtem Zustand. Der heiligste Fluss Indiens und der Hindus, der Ganges, ist enorm verschmutzt. 1,2 Millionen Kubikmeter ungeklärtes Abwasser fließen täglich in den Fluss – mit ihnen Chemikalien und hochgiftige Stoffe. Kolibakterien aus den Fäkalabwässern, sowie Überreste aus Leichen und Kadavern reichern das Wasser darüber hinaus mit zahlreichen Krankheitserregern an. Typhus und Cholera sind nur zwei der schwerwiegenden Folgen, denn im Flusswasser baden und waschen täglich tausende Menschen.

Auch die Nebenflüsse des Ganges sind stark verschmutzt. Auf dem Yamuna lässt sich die hochgradige Verschmutzung mit bloßem Auge erkennen. Weißer Chemieschaum oder tiefschwarzes Wasser zeigen den traurigen Zustand des Gewässers bereits ohne jegliche mikrobiologische Untersuchung. Der Fluss ist tot.

Der Citarum in West-Java in Indonesien wird ebenfalls oft als schmutzigster Fluss der Welt bezeichnet. An seinem Ufer leben mehr als fünf Millionen Menschen, trinken das Flusswasser und essen die dort gefangenen Fische. Die Folgen lassen sich erahnen.

Doch nicht nur Asien kämpft mit stark verseuchten Flüssen. Der Riachuelo in Südamerika beispielsweise gilt als Argentiniens öffentliche Kloake. Ungeklärte Abwässer von mehr als fünf Millionen Menschen fließen in den Riachuelo. An seiner Mündung in Buenos Aires wird der Fluss darüber hinaus als Mülldeponie und Ableitung für giftige Industrieabwässer missbraucht. Exkremente und Kadaver schwimmen auf dem stehenden Gewässer. Die Folge: Der Fluss stinkt und ist extrem belastet.

Auch in Afrika verlieren manche natürlichen Gewässer den Kampf gegen den Eingriff des Menschen, der dann unter diesen Folgen zu leiden hat. Fünfzig Millionen Tonnen Rohöl verschmutzten den Niger, dessen Delta von 7.000 Kilometern Ölpipes durchzogen ist in den letzten fünfzig Jahren. Aus den maroden Pipelines tritt nahezu ständig Öl aus. Die Folge: Die Lebenserwartung der Menschen des Nigerdeltas beträgt zehn Jahre weniger im Vergleich zum Rest des Landes.

Die Eingriffe des Menschen in die Natur haben in weiten Teilen der Erde erheblichen Einfluss auf die Umwelt und auf den Menschen selbst. Tote Flüsse ohne Tiere und Pflanzen, schwer kranke Menschen. Diesen Teufelskreis gilt es im Sinne der Nachhaltigkeit zu durchbrechen. Nur so können zukünftige Generationen auf dieser Erde ihre Bedürfnisse befriedigen, selbstgewählt und selbstverwirklichend leben. Doch was kann jeder Einzelne von uns tun? Oder sind das einfach Probleme am anderen Ende der Welt?

Zukunft Seefracht – CO2-Bilanz oder Gewässerschutz

Foto: Rania Lahdo
Foto: Rania Ladwig

Bananen aus Brasilien, Tomaten aus Tunesien und Kaffee aus Kolumbien – längst haben wir uns an den Luxus ständiger Verfügbarkeit unserer Lieblingsleckereien gewöhnt. Doch wie finden die wohlschmeckenden Waren eigentlich ihren Weg ins Regal der heimischen Supermärkte? Um den ständigen Konsum der westlichen Länder zu decken, legen die Güter des täglichen Gebrauchs oftmals eine weite Strecke zurück, bis sie endlich auf dem Ladentisch landen. Sie reisen quer durch die Welt, durch die Luft, über Straßen, auf Gleisen oder durchs Wasser.

Der Weg per Schiff hat sich dabei als wichtiger Transportweg rund um den Globus etabliert, denn die hohen Ladekapazitäten der Cargo-Schiffe lassen die Preise für die Verschiffung von Gütern jeglicher Art ins Groteske sinken. So kostet der Transport einer Flasche Wein auf dem Seeweg quer über den Ozean weniger als die Lieferung eben dieser Flasche per LKW von Deutschlands Süden in den Norden. Durch diese Entwicklung steigt das Geschäft mit dem Warenhandel per Seeweg stetig. Allein der Hamburger Hafen verzeichnet einen jährlichen Umschlag von rund 131 Millionen Tonnen Seegut. Die Metropole Ruhr kann hier fast mithalten: Am Duisburger Binnenhafen liegt der Umschlag bei knappen 126 Millionen Tonnen – Tendenz steigend.

Für die CO2-Bilanz ist das eine erfreuliche Entwicklung. Der Ausstoß per Luftfracht führt die Charts der CO2-Emission beim Warentransport mit 1.000 Gramm pro Kilogramm Ware auf 1.000 Kilometer Strecke unangefochten an. An zweiter Stelle steht der LKW mit etwa 200 Gramm pro Kilogramm auf 1.000 Kilometer Strecke. Die Bahn schlägt dagegen mit nur 80 Gramm pro 1.000 Kilometer Strecke zu Buche. Unterboten wird die Bahn in der CO2-Bilanz nur vom Transport auf dem Wasserweg. Und zwar mit 35 Gramm auf 1.000 Streckenkilometer. Können wir uns also getrost zurücklehnen und uns gegenseitig zum gelungenen Klimaschutz gratulieren?

In Bezug auf den Klimawandel ist diese Entwicklung sehr erfreulich. Doch sie geht zu Lasten der natürlichen Gewässer – insbesondere die Flüsse haben darunter zu leiden: Ausbaggerungen der Flussbetten, künstliche Uferbefestigungen und –verlagerungen sowie Umleitung der natürlichen Flussverläufe sind für die Schifffahrt nötige Eingriffe des Menschen in die natürlichen Gewässer. Diese Maßnahmen beeinflussen das natürliche Gleichgewicht des Ökosystems und haben einen negativen Einfluss auf die Flora und Fauna. Hinzu kommt die Belastung des Wassers durch die Spurenstoff-Ausstöße von den Dieselmotoren der Frachter.

Die Frage bleibt schließlich:
Liegt die Priorität in der Renaturierung der Flüsse und im Schutz der Wasserqualität? Oder ist der Transport per Schifffahrt und die Verringerung der CO2-Emissionen zugunsten des Klimawandels das erstrebenswertere Ziel?

Oder sollten wir gar bereit sein, zugunsten der Umwelt auf ein Stückchen Luxus aus Brasilien, Tunesien oder Kolumbien zu verzichten?

Die Wasserrahmenrichtlinie – Nur eine weitere Vorschrift für Land und Kommunen?

Foto: Rania Lahdo
Foto: Rania Lahdo
Foto: Rania Lahdo

Der Schutz von Wasser, der lebenswichtigen Ressource, muss ein wichtiger Bestandteil der Umweltpolitik sein. Dies wurde im Jahr 2000 in der EG-Wasserrahmenrichtlinie verankert – mit dem Ziel eine gute Wasserqualität aller europäischen Oberflächengewässer bis zum Jahr 2015 zu erreichen. Doch was meint dieser doch etwas schwammige Begriff „gute Wasserqualität“ denn überhaupt?

Eine „gute Wasserqualität“ meint laut Wasserrahmenrichtlinie einen guten ökologischen und chemischen Zustand aller natürlichen Oberflächengewässer. Dies wird unter anderem an biologischen Komponenten gemessen, die sich durch die Zusammensetzung und Dichte der Gewässerflora und –fauna, also den Wasserpflanzen, Organismen und dem Fischbestand bestimmen lassen. Des Weiteren spielen für die Beurteilung solche Komponenten eine Rolle, die sich durch Abflussverhältnisse, die Durchgängigkeit des Flusses, sowie die Strukturen des Flussbettes und des Ufers bestimmen lassen. Zudem werden chemische und physikalisch-chemische Parameter gemessen, wie die Temperatur, der Salz- und Sauerstoffgehalt und weitere Nährstoffverhältnisse. Sind alle diese Komponenten innerhalb der vorgegebenen Grenzwerte, so spricht man von einer „guten Wasserqualität“ im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie.

Im Jahr 2004 zeigte sich in einer umfangreichen Bestandsaufnahme bereits, dass dieses Ziel ohne weitere Maßnahmen bis 2015 nicht zu erreichen ist – und das nicht nur in Europa, sondern weltweit. Neben den zahlreichen Flussprojekten, die sich  mit der Verbesserung der Qualität der Oberflächengewässer befassen, kann auch jeder Einzelne an der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie mitarbeiten.

Haushaltsabwässer sind – neben Industrieabwässern und Einleitungen aus der Landwirtschaft – eine Eintragsquelle der Verunreinigungen der Flüsse. Durch einen verantwortungsbewussten Umgang mit umweltgefährdenden Stoffen kann jeder dafür sorgen, dass das Grundwasser und damit die Umwelt generell weniger belastet werden. Spurenstoffe aus Haushaltsabwässern, die zu Mikroverunreinigungen der Flüsse führen, können so deutlich vermindert werden. Der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger bei der Gartenpflege beispielsweise sorgt bereits in erheblichem Maße für einen besseren Umweltschutz. Darüber hinaus sollten Lösungsmittel, Chemikalien und Lackreste auf gar keinen Fall über das Abwasser entsorgt werden. Auch Problemstoffe wie Medikamente oder Batterien müssen fachgerecht entsorgt werden. Weitere Möglichkeiten liegen in dem Gebrauch von Produkten mit dem blauen Engel. Dieses Umweltzeichen weist umweltfreundliche Produkte aus. Ein sparsamer Gebrauch von Wasch- und Reinigungsmitteln, sowie die Benutzung von Recycling-Toilettenpapier bietet darüber hinaus eine Handlungsmöglichkeit. Geringer Aufwand, kleine Kosten, großes Ergebnis – denn der Gewässerschutz geht uns alle an. Oder nicht?

Vermüllung – Ein Gesellschaftsproblem?!

Foto: Tilo Hauke
Foto: Tilo Hauke
Foto: Tilo Hauke

Da die zunehmende Vermüllung der Großstädte und ländlichen Regionen in den  Kommentaren zum Blogbeitrag zur Umfrage im März immer wieder Erwähnung fand, haben wir weitreichend recherchiert und möchten das Thema heute zum Aufhänger machen. Die Befürchtungen gehen dahin, dass die Ruhr als Bademöglichkeit zu einer zunehmenden Mülllandschaft im Naherholungsgebiet um den Fluss führen wird. Schon im letzten Jahr zierten die Überbleibsel Erholungssuchender nach warmen Tagen das Ufer – die Beseitigung erfolgte nur zögerlich, so die aufmerksamen Blogleser. Doch was bedeutet die zunehmende Vermüllung für die Umwelt und das Projekt-Vorhaben Sichere Ruhr?

Das Wort Vermüllung, englisch Littering, meint das Liegenlassen und achtlose Wegwerfen von Abfall auf öffentlichem Grund. In einer europaweiten Studie im Jahr 2003 wurde ermittelt, dass knapp sechzig Prozent der sogenannten Vermüllung aus Zigarettenstummeln besteht. Danach folgen Kunststoffe, organische Abfälle, Verpackungen, Glas und Metall.
In der freien Natur nehmen sich Pflanzen des Mülls an, sie überwuchern ihn. Nach und nach verrotten organische Bestandteile des Mülls, anorganische Bestandteile dagegen bleiben von den Pflanzen umschlossen in der Natur zurück und stellen damit eine akute Umweltbelastung dar.

In den Städten wird probiert an das Verantwortungsbewusstsein der Bürger zu appellieren, indem im Frühling zu großen Reinigungsaktionen aufgerufen wird. In zahlreichen Müllsammlungen werden Bürger dazu angehalten die Natur von allerlei Unrat zu befreien und sich für eine saubere Umwelt zu engagieren. Anerkennung finden diese Müllsammelaktionen vor allem bei Schulen, Kindergärten und Vereinen.
Und obwohl der Winter sich beharrlich hält, lud auch die Stadt Essen am 16. März bereits zum Frühjahrputz ein. An der Pico-Bello-SauberZauber Aktion in Essen nahmen mehr als 13.300 Menschen teil, davon fast 11.000 Kinder und Jugendliche.

Doch nicht nur national finden Müllsammelaktionen statt. Die weltweite Initiative „Clean up the world“ wurde im Rahmen des United Nations Environement Programme (UNEP) von dem Australier Ian Kierning ins Leben gerufen. Bei dem jährlich stattfindenden Clean-Up Aktionstag im September sollen Städte und Gemeinden dazu motiviert werden ihre Städte zu säubern und auch rein zu halten. Doch die Symptombekämpfung arbeitet noch nicht am Problemursprung. Woran liegt die zunehmende Vermüllung und wie kann dieser vorgebeugt werden? Würden an der Ruhr öffentliche Toiletten und Müllentsorgungsgelegenheiten dazu führen, dass man weitgehend naturbelassen baden kann? Können Ordnungshüter Abhilfe schaffen? Oder fehlt generell jegliches Verantwortungsbewusstsein der Gesellschaft?