Die Aufgabenteilung zwischen Ruhr, Emscher und Lippe

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Foto: Stefan Kunzmann

Dass es im Ruhrgebiet heute ein Forschungsprojekt zum öffentlichen Baden im Fluss gibt, ist auch eine Folge des Strukturwandels in der Industrieregion. Mit dem Niedergang des Tagebaus und der Abnahme der Schwerindustrie an der Ruhr, sind die Möglichkeiten gestiegen, vor Ort die Natur zu genießen. Das gilt auch für die Gewässer. Allerdings nicht für alle gleichermaßen. Denn sie haben traditionell unterschiedliche Aufgaben.

Dazu gehört die Versorgung der Industrie mit Kühlwasser, mit Wasser, um Turbinen anzutreiben und mit Wasser als Rohstoff für die Produktion. Eine Aufgabe, die die Ruhr auch heute noch wahrnimmt. Doch nicht nur um den Durst der Industrie zu löschen, werden große Wassermengen aus dem Fluss entnommen. Auch Trinkwasser wird benötigt und das nicht zu knapp, denn schließlich ist die Region dicht besiedelt. Die Aufgabe der Trinkwasserversorgung kommt dabei traditionell ebenfalls der Ruhr zu. Dass das Wasser aus dem Fluss Millionen Menschen jederzeit aufbereitet im Haushalt zur Verfügung steht, wird mit Hilfe von Technik sichergestellt. Zahlreiche Wasserwerke an der Ruhr besorgen die Aufbereitung des Wassers, hinzu kommt eine Reihe von Flussausbauten, die zur Wasserversorgung beitragen: Talsperren an den Zuflüssen machen möglich, dass auch in trockenen Perioden genügend Wasser vorhanden ist und Stauseen reinigen das Wasser vorab.

Aber die Menschen im Ruhrgebiet trinken das Wasser nicht nur, sie duschen, spülen und waschen auch damit – sehr viel Abwasser gibt es danach zu entsorgen und in den Kläranlagen wieder zu reinigen. Den Transport des Abwassers aus den Haushalten, aber auch aus der Industrie übernimmt zu einem großen Teil die Emscher. Auch das Grubenwasser, das in die alten Bergwerksstollen noch heute eintritt, wird ihr traditionell zugeleitet. Als offener Abwasserkanal trug die Emscher zeitweise den Beinamen „Kloake des Ruhrgebiets“ und wurde zu einem ökologisch toten Fluss. Aufgrund des Bergbaus und der Senkungen des Bodens, die dieser zufolge hatte, schien es lange Zeit unmöglich, das Abwasser im Ruhrgebiet unterirdisch abzuführen. Dass die Ruhr im Gegensatz zur Emscher auch zu Hochzeiten der Industrieproduktion noch Wasser führte, das man zum Trinken aufbereiten konnte, lag auch daran, dass die Emscher buchstäblich die Drecksaufgabe übernehmen musste. Um dort die Folgen der offenen Abwasserentsorgung im Fluss einzudämmen, insbesondere Überschwemmungen der angrenzenden Städte mit Schmutzwasser und mögliche dadurch ausgelöste Seuchen, wurde der natürliche Flusslauf der Emscher im großen Stil verändert, inklusive der Eindeichung erheblicher Teile des Flusses und der Verlegung seiner Mündung.

Als dritter Fluss mit wichtiger Aufgabe für das Ruhrgebiet steht neben Ruhr und Emscher seit den Zeiten des industriellen Booms die Lippe. Ihr Wasser war zum Trinken zu salzhaltig, jedoch dient es bis heute dazu, das westdeutsche Kanalnetz zu speisen. Durch Zuführen von Wasser aus der Lippe – oder durch Zurückpumpen in diese – kann der Wasserstand der Kanäle so reguliert werden, dass dort die Binnenschiffe ungehindert fahren können. Auch zur Kühlung von Kraftwerken wird Lippewasser eingesetzt.

Inzwischen hat sich die klassische Aufgabenteilung der Flüsse im Ruhrgebiet jedoch gewandelt – einhergehend mit dem Wandel der wirtschaftlichen Struktur der Region. Die Nutzung der Flüsse gleicht sich einander wieder an. Schon in der Vergangenheit gab es dabei Überschneidungen, wenn man genau hinsieht. So wurde nicht nur in die Emscher, sondern auch in die Lippe Grubenwasser geleitet und auch über die Ruhr urteilte die „Zeitschrift für Fischerei und deren Hilfswissenschaften“ im Jahre 1912, ihr Wasser sei eine „eine braunschwarze Brühe“ und „absolut tot“. Glücklicherweise verläuft die Angleichung der Flüsse aneinander heute in umgekehrter Richtung – hin zu saubererem Wasser. Auf das Zechenschließen folgte der Wunsch, an den Gewässern einen naturnahen Lebensraum wiederherzustellen. Die „Kloake“ Emscher wird heute im großen Stil ökologisch umgebaut, neue unterirdische Abwasserkanäle und ein zentrales Klärsystem für das Ruhrgebiet sollen helfen, ihr wieder ein natürlicheres Antlitz zu geben, auch wenn der Fluss dabei eingedeicht bleiben wird. Auch die Lippe hat sogenannte naturnahe Uferbereiche zurückbekommen.

Mit der gewünschten Rückkehr der Flüsse zur Natur rückt auch die Erholung an den Gewässern im Ruhrgebiet wieder stärker in den Vordergrund. Das zeigt der Emscher-Radweg entlang des Flussufers ebenso wie die Tatsache, dass an der Ruhr intensiv über das Flussbaden diskutiert wird. Für die Menschen in der Region ist dieser neue Erholungswert eine positive Entwicklung. Ein grundsätzlicher Nutzungskonflikt um die Flüsse bleibt dabei jedoch bestehen. Das zeigt das Beispiel des umstrittenen Vorhabens Lippesee in Hamm. Seine Gegner werfen ihm vor, dass es zugunsten eines Großprojektes für die städtische Erholung die natürlichen Lippeauen zerstören würde. Naturnahe Erholung und natürlicher Lebensraum müssen nicht das Gleiche sein. Die Frage bleibt also bestehen: Inwieweit sollen wir den Flüssen Zwecke zuteilen und sie nach unseren Vorstellungen umgestalten – und inwieweit ihnen ihren Raum lassen?

Frühjahrsputz im Fluss – Die Aktion Ruhrputzen

Foto: Ran Yaniv Hartstein
Foto: Ran Yaniv Hartstein
Foto: Ran Yaniv Hartstein

Vor gar nicht allzu langer Zeit sorgte eine Studie der Universität in Wien für Aufsehen. Der Grund: Das Ergebnis der Studie zeigte – etwas drastisch ausgedrückt –, dass sich in der Donau mehr Plastikpartikel als Fische tummeln. Dabei ging es dem Forscher Aaron Lechner und seinem Team ursprünglich gar nicht um Plastikmüll im Fluss sondern um die Verbreitung von Fischlarven. Im Rahmen der Studie wurde der Uferbereich der Donau mit Hilfe von großen Netzen untersucht. „Die Ergebnisse haben uns sehr überrascht“, so Forscher Aaron Lechner, denn sie brachten ein ganz anderes Ergebnis zu Tage als erwartet: An einigen Stellen im Fluss zählten die Forscher nämlich mehr Plastikteile als Fischlarven. Schätzungen zu Folge befinden sich in 1.000 Kubikmeter Donauwasser durchschnittlich 275 Fischlarven und 317 Plastikpartikel.

Den Forschern nach besteht der Plastikmüll im Fluss zu 80 Prozent aus industriellem Rohmaterial, sprich aus kleinen Kügelchen, Flocken oder Pellets aus Kunststoff, die selbst von den Kläranlagen nicht aus dem Wasser gefiltert werden können. Neben dem Umweltproblem, dass diese Tatsache in sich birgt, gibt es noch ein weiteres Problem mit dem Plastik im Fluss: Die kleinen Plastikteilchen werden von Fischen mit Nahrung verwechselt. Haben die Fische die Partikel erst einmal aufgenommen, gelangt das Plastik auf diesem indirekten Weg auch in die menschliche Nahrungskette.

Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Donau mit diesem Zustand keine Ausnahme darstellt. Vielmehr besteht die Vermutung, dass die Ergebnisse der Studie auch auf andere Flüsse zutreffen: „Die Vermutung liegt natürlich sehr nahe, dass es sich dabei um ein globales Problem handelt“, sagt Wissenschaftler Aaron Lechner, Mitverfasser der Wiener Studie.

Tatsächlich ist bekannt, dass Vermüllung besonders für Flüsse, die durch dichtbesiedelte Gebiete fließen, ein typisches Problem ist. Denn: wo viele Menschen leben entsteht auch viel Abfall. Zwar gibt es in vielen Teilen der Welt heutzutage gut funktionierende Entsorgungssysteme, doch die Kontrolle über eine sachgemäße Entsorgung von Müll und Hausrat ist nicht lückenlos möglich. Das hohe Aufkommen von Müll ist daher in vielen Flüssen weltweit zu einem ernstzunehmenden Umweltproblem geworden. Welche Ausmaße das teilweise annehmen kann, zeigt diese eindrucksvolle Video über den Muhua Fluss in China. Auch in Indien setzt langsam ein Prozess des Flusssterbens ein, der durch die starke Vermüllung hervorgerufen wird.

Solche Extreme sind in Deutschland glücklicherweise unbekannt. Aber auch hierzulande haben Bürger, Behörden und Umweltinitiativen mit dem Abfall in Gewässern zu kämpfen. In München an der Isar zum Beispiel. Um den Problemen entgegen zu wirken gibt es zahlreiche Aktionen und Initiativen. An der Isar haben sich beispielsweise Schüler mit der Aktion „Deine Isar“ für den Schutz des Flusses stark gemacht und massenweise Müll am Ufer des Flusses gesammelt.

Doch nicht nur im Süden der Bundesrepublik ist die Verschmutzung der Flüsse ein bekanntes Problem. Als Fluss, der eine Metropolregion durchquert, in der Millionen Menschen leben, treffen eben diese Probleme auch auf die Ruhr zu. Doch dankenswerter Weise gibt es auch hier engagierte Bürger, die sich den Problemen stellen und dagegen ankämpfen. Eine dieser Aktionen ist die Initiative „Ruhrputzen“, die vor drei Jahren von Tauchern der Tauchschule Dive In ins Leben gerufen wurde. In diesem Jahr findet das Event am 5. Juli statt. Die Taucher haben zu diesem Zweck bereits einen großen Schuttcontainer organisiert, der sich beim Ruhrputzen hoffentlich wieder füllen wird.

Die Idee zur Aktion Ruhrputzen kam dem Initiator Holger Cremer beim Tauchen. Denn immer wieder ist er bei seinen zahlreichen Tauchgängen in der Ruhr auf Unrat gestoßen – darunter zum Beispiel Verpackungen, Autoreifen oder Fahrräder – sogar Elektroschrott, wie Kühlschränke oder Handys, rostet auf dem Grund der Ruhr vor sich hin.

Die engagierten Taucher haben nun dem Müll unter Wasser den Kampf angesagt: Am 5. Juni 2014 treffen sie sich um 9:00 Uhr in Essen-Steele am Bootshaus Ruhreck zum Ruhrputzen 2.1, um die Ruhr gemeinsam auf einem Längenabschnitt von 400 Metern zu entrümpeln – und zwar über und unter Wasser. Initiator Holger Cremer ermutigt dabei jeden Interessierten dabei zu sein: „Im Prinzip kann jeder Taucher mit Süßwassererfahrung mitmachen. Aber auch jeder Helfer, der nicht selbst tauchen kann, ist willkommen – im Uferbereich liegt nämlich auch genug Müll rum.“

Die Aktion Ruhrputzen findet inzwischen bereits zum dritten Mal statt und ist dabei, sich zum jährlich stattfindenden Event zu entwickeln. Die Erfolge sind bislang jedes Jahr sichtbar gewesen, die schwarzen Müllsäcke der Taucher, wie auch der Container sind am Ende des Tages immer gut gefüllt mit Müll und Unrat. Daher berichtet Holger Cremer stolz: „2011 waren wir mit der Aktion für den Umweltpreis der Stadt Essen nominiert.“

Holger Cremer hofft also, dass auch bei der dritten Ausgabe des Ruhrputzens wieder viele helfende Hände unter aber auch über Wasser dabei sind. Denn die Aktion dient nicht nur, um das Tauchen angenehmer zu machen. „Unser Ziel ist auch ein bisschen, den Bürgern ins Gedächtnis zu rufen, dass die Flüsse und Bäche keine Papierkörbe sind.“

Mit Bioplastik zu sauberen Meeren und Wäldern?

Foto: F. Kesselring
Foto: F. Kesselring

Jeder kennt das: Beim Spaziergang im idyllischen Grünen stört irgendwie der Müll, den jemand auf dem Boden verteilt hat, weil ihm der nächste Mülleimer anscheinend zu weit weg war. Aber wo heute noch sorglos weggeworfene Flaschen und Tüten das Naturbild trüben, werden solche Verpackungen in Zukunft einfach in ihre natürlichen Bestandteile zerfallen. Das ist jedenfalls die Vision des sogenannten Bioplastiks. Aber ist das auch wirklich so einfach?

Anders als herkömmliches Plastik, das biologisch kaum abbaubar ist und aus Erdöl hergestellt wird, verwendet man für die Produktion sogenannter Biokunststoffe pflanzliche, also nachwachsende Rohstoffe. Das ist möglich, weil der wichtigste chemische Grundstoff bei der Plastikherstellung nicht das Erdöl selbst ist, sondern der darin enthaltene Kohlenstoff. Und den kann man auch aus Pflanzen wie etwa Mais oder Kartoffeln gewinnen. Durch den Einsatz von Bakterien und eine chemische Weiterverarbeitung lassen sich aus den Ackerfrüchten Kunststoffe herstellen, die ähnliche oder sogar dieselben Eigenschaften haben wie das allgegenwärtige Plastik, das aus Erdöl erzeugt wird.

Letzteres benötigt oftmals mehrere hundert Jahre, bis es verrottet, was für die Wälder und besonders die Seen und Meere, in denen es sich ansammelt, immer mehr zum Problem wird. Unter den Bioplastiksorten gibt es neben ähnlich dauerhaften Kunststoffen dagegen solche, die biologisch abbaubar sind, etwa das auf Milchsäure basierende Polyactid, das kompostiert werden kann. Allerdings gilt diese umweltfreundliche Eigenschaft des Bioplastiks bisher oft nur in der Theorie. Weil auch das Bioplastik immer noch einige Zeit länger zum Verrotten benötigt als gewöhnlicher Kompost und damit nicht in den Arbeitszyklus der deutschen Kompostieranlagen hineinpasst, wird es von den Anlagebetreibern oft gar nicht zur Entsorgung angenommen. Die organischen Kunststoffe ähneln dem Erdölplastik aber wiederum nicht genug, um im gelben Sack oder der gelben Tonne richtig aufgehoben zu sein, so dass Bioplastik momentan noch in den Restmüll gehört und dann in der Regel verbrannt wird anstatt zu verrotten. Hier fehlt es schlicht noch an einer sinnvollen Integration des Stoffes in das gegenwärtige Entsorgungssystem, auch weil die hergestellten Mengen an Bioplastikverpackungen bisher nur einen geringen Teil aller Kunsttoffverpackungen ausmachen.

Eine Studie des Umweltbundesamts kam zu dem Schluss, dass Bioplastik in der jetzigen Form noch nicht als umweltfreundlicher angesehen werden kann als herkömmliches Plastik. Zwar sei es weniger klimaschädlich und theoretisch leichter abbaubar, aber durch die landwirtschaftliche Erzeugung der benötigten Mengen pflanzlicher Rohstoffe käme es zu einer verstärkten Belastung von Böden und Gewässern durch Düngemittel. Außer dem Recycling müsse deshalb auch die Herstellung von Kunststoffen wie Bio-Polyethylen, die unter anderem aus Zuckerrohr hergestellt werden, noch weiter verbessert werden, damit sie herkömmlichem Plastik überlegen seien. Eine Möglichkeit dafür könnte sein, dass in Zukunft Pflanzenreste wie etwa Schalen, die bisher nicht verwertet werden, zur Kunststoffproduktion genutzt werden. An solchen Produktionsverfahren wird bereits geforscht, bis dahin sieht das Umweltbundesamt aber in Bioplastik keine überlegene Alternative.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) geht in einer Stellungnahme sogar soweit, grundsätzlich von Bioplastik als Verpackungsmaterial abzuraten. „Biologisch abbaubare Kunststoffe, die aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen, sind ein Irrweg“, heißt es dort. Sie förderten „aufgrund der Vorstellung, man könne Plastik einfach wegwerfen, weil es ja doch verrotten würde, die Wegwerfkultur“.

Der Verein Plasticontrol weist ebenfalls kritisch auf die angesprochenen Mängel des Bioplastiks hin, spricht sich aber dennoch für den Einsatz des Materials anstelle von herkömmlichem Plastik aus. Der Grund: Die immense Verschmutzung der Weltmeere mit Kunststoffen aller Art, die in den Ozeanen ganze Inseln aus Plastik entstehen lässt. Dass sie immer weiter anwachsen, glaubt Plasticontrol, könnte durch den Einsatz organischer, abbaubarer Verpackungsmaterialien in Grenzen gehalten werden. Ähnlich argumentiert die Unternehmerin Ute Zimmermann, die sich mit der Firma NaKu der Herstellung sogenannter Naturkunststoffe verschrieben hat: „Wenn unsere Flasche im Meer landet, ist sie wenigstens nach 15 Jahren verrottet.“ Also einige hundert Jahre schneller als übliche Kunststoffe auf Erdölbasis.

Optimal klingt das immer noch nicht, denn viele Fische und andere Meeresbewohner würden auch in diesem Fall an den Kunststoffen zugrunde gehen. Übrig bleibt eine inzwischen beinahe altmodisch wirkende Möglichkeit, Plastikmüll zu vermeiden: Mehrwegbehälter. Nur wenn Plastik gar nicht erst tonnenweise ins Wasser gelangt, bleiben die Meere wirklich frei von Kunststoff. So raten auch Umweltverbände zu Netzen und Stofftaschen anstelle von Plastiktüten sowie zu Glasflaschen anstelle von PET-Flaschen. Allerdings sind Flaschen aus Plastik auch um einiges leichter  – und angenehmer zu tragen als ihre Alternative aus Glas. Sind wir deshalb inzwischen vielleicht schon zu bequem geworden für die gute, alte Glasflasche?

Selbst ran an die Suppe – Bürgerinitiativen für sauberes Wasser

Foto: Henry Herkula
Foto: Henry Herkula
Foto: Henry Herkula

„Nicht so schnell, nicht so schnell, du musst das mit Gefühl machen!“ Zwei Jugendliche zerkleinern Weißfische für einen großen Topf. „Das ist Fisch, den man sonst nicht so gut verwenden kann“, erklären sie. „Damit der nicht weggeschmissen wird, verwenden wir den jetzt für die Suppe.“

Nicht nur von den Zutaten her ist es keine ganz gewöhnliche Suppe, die die Jugendlichen zubereiten. Sie kochen die Fischsuppe für Bundestagsabgeordnete. Beim „Flussparlament“ werden sie später mit den Politikern über Gewässerschutz sprechen. Denn da gibt es einiges auszulöffeln: Hochwasser und Überschwemmungen, bedrohte Wassertiere, die Verschmutzung von Trinkwasser, Gefahren beim Schwimmen in Flüssen und Seen – alles wichtige Probleme, die gelöst werden müssen, wie die jungen Gewässerschützer finden.

Das Flussparlament ist eine Idee der Big Jump Challenge, einer Initiative, in der sich Jugendliche mit kreativen Aktionen für Gewässerschutz engagieren. Die Big Jump Challenge ist ein Beispiel für den freiwilligen Einsatz rund ums Thema Wasser. Denn der tut Not, meinen die großen deutschen Naturschutzverbände einhellig.

Etwa in Nordrhein-Westfalen: Hier seien über achtzig Prozent der Flüsse und Seen sowie vierzig Prozent der Grundwasserkörper in einem Besorgnis erregenden Zustand, merken sie an. „Unseren Gewässern geht es schlecht“, kritisiert Holger Sticht vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). „Große Teile des Grundwassers und viele kleinere Flüsse in Nordrhein-Westfalen sind durch eine unverantwortlich wirtschaftende Agrarindustrie übermäßig mit Nitraten oder Pestiziden verunreinigt.“

Besonders für die Wassertiere ist das ein Problem, aber natürlich stellt es auch die Trinkwasserversorgung und die Badesicherheit vor Herausforderungen. Beim Naturschutzbund (NABU) sorgt sich Josef Tumbrinck noch um etwas anderes: „Gewässerschutz ist auch vorsorgender Hochwasserschutz“, erklärt er und fordert mehr Initiative bei der Entwicklung von Auen und Gewässerschutzstreifen, um ungewollte Überschwemmungen zu vermeiden.

Solche Initiativen zum Gewässerschutz entstehen jedoch nicht von selbst. Bei der Landesgemeinschaft Natur und Umweltschutz Nordrhein-Westfalen wirbt man deshalb für ehrenamtlichen Einsatz. Freiwillige könnten „selbst Hand anlegen, um unsere natürlichen Lebensadern zu verbessern“, etwa bei Projekten zur Renaturierung oder der Übernahme von Bachpatenschaften.

Unter anderem fürs Selbst-Handanlegen wurde das „Wassernetz NRW“ gegründet, über das Vereine und Helfer aktiv werden und sich engagieren können. Das Wassernetz soll die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie unterstützen und fördert dazu im Auftrag des nordrhein-westfälischen Umweltministeriums die Beteiligung der Öffentlichkeit.

Eine Reihe von Vereinen kann man hierzulande finden, um sich selbst für sauberes Wasser stark zu machen. Dazu gehören beispielsweise die BürgerInitiative für Sauberes Trinkwasser, die Stiftung Wasserlauf, die insbesondere Wanderfischen helfen und die Gewässer schützen und renaturieren möchte oder die Initiative Amphibienschutz am Angelgewässer, in der Angelvereine sich gemeinsam für Frösche, Kröten und Molche einsetzen, die als besonders bedroht gelten.

Wer sich mehr für die größeren Zusammenhänge interessiert, ist bei Kampagnen wie right2water an der richtigen Adresse, das gerade mit einer europäischen Bürgerinitiative einen Erfolg gegen die Trinkwasserprivatisierung verbucht hat oder kann bei viva con agua mitmachen, das deutschlandweit an Kindergärten, Schulen und Universitäten über das globale Thema Wasser aufklärt und sich für Zugang zu sauberem Trinkwasser weltweit einsetzt.

Möglichkeiten gibt es also einige, die Verantwortung für unser Wasser selbst in die Hand zu nehmen. Bleibt vor allem die Frage: Wie viel eigenen Einsatz ist es uns wert, die Suppe auszulöffeln?

Die Wildtiere kehren zurück – auch an die Ruhr

Weißstorch. Foto: Zibolsky. NABU
Weißstorch. Foto: Zibolsky. NABU
Foto: S. Zibolsky, NABU

Was haben ein Lachs und ein Fischotter gemeinsam? Beide schwimmen selten in der Ruhr, denn in Nordrhein-Westfalen sind sie vom Aussterben bedroht. Die roten Listen gefährdeter Arten scheinen hierzulande immer länger zu werden. Eine aktuelle Studie zeigt allerdings, dass es auch umgekehrt gehen kann: Manche bedrohten Tierbestände erholen sich europaweit, auch an Rhein und Ruhr. Gesetzlicher Schutz hat ihnen geholfen.

Die Studie „Wildlife Comeback in Europe“, die in Zusammenarbeit der Zoological Society of London mit dem Dachverband des deutschen Naturschutzbundes (BirdLife International) und den Vogelschützern vom European Bird Census Council durchgeführt wurde, listet 37 Rückkehrer nach Europa auf: Bekannte Tierarten, die stark gefährdet waren, deren Bestände sich aber inzwischen spürbar erholt haben. So prominente Vertreter wie der Grauwolf und der Seeadler sind darunter.

Zu den auch in Nordrhein-Westfalen beheimateten Tieren, die wieder zahlreicher geworden sind, gehören der Weißstorch, der Wanderfalke und der Biber. Letzterer breitet sich etwa im Rheinland wieder aus. Auch an der Ruhr freuen sich manche Spaziergänger, ihn wiedergesehen zu haben, jedoch wird er dabei meist mit der hier häufig vorkommenden Biberratte verwechselt. Der Biber ist auch ein Beispiel für die Probleme, die wir mit wilden Tieren haben, mit denen wir es nicht mehr gewöhnt sind zusammenzuleben. Dass Biber Bäume fällen, ist bekannt, aber wenn sie es dann tatsächlich tun, fühlt sich manch einer gestört. In Bayern ging das bereits soweit, dass Bibergegner die Dämme des Nagers angezündet oder mit dem Bagger planiert haben.

Damit es soweit nicht kommt, ist Aufklärung über die Verhaltensweisen wilder Tiere und über den richtigen Umgang mit ihnen gefragt. So sieht es auch Frans Schepers von der Initiative Rewilding Europe. Ihm ist wichtig, „dass wir die Toleranz für wildlebende Tiere erhöhen.“ Denn nur dann ist ihrem Comeback auch Erfolg vergönnt.  „Die Wildtiere kehren zurück, wenn wir es ihnen erlauben“, so Schepers, „dieser Report zeigt das.“ Auch würden noch weitere Arten folgen, glaubt der Naturschützer. Aber nur unter der Bedingung, dass wir die Tiere „weiterhin gesetzlich schützen, ihre Bestände aktiv pflegen und wiederansiedeln.“ Professor Jonathan Baillie von der Londoner Zoologischen Gesellschaft pflichtet ihm bei: „Die vorliegende Studie hilft uns zu verstehen, welche Schritte notwendig sind, um anderen Arten eine ähnliche Erholung ihrer Bestände zu ermöglichen.“

In der Studie zum Wildlife-Comeback werden als erfolgreiche Maßnahmen für die Rückkehr der Tiere unter anderem die Gründung des Netzwerks europäischer Schutzgebiete (Natura 2000) genannt sowie die Europäische Wasserrahmenrichtlinie. Denn die Qualität der Gewässer spielt für viele Tiere eine entscheidende Rolle.

Dennoch müssten sich die untersuchten Tierbestände noch weiter erholen, bevor sie als gesichert gelten könnten, so die Studie. Der Naturschutzbund merkt trotz aller Erfolge an, dass der Bestand anderer Arten weiterhin dramatisch abnähme. Dies gelte insbesondere für die Vögel der Agrarlandschaft. Dazu zählen solche wie die Grauammer, die weniger bekannt sind und unscheinbarer wirken als die Naturschutz-Aushängeschilder Adler oder Storch.  Der Präsident des Naturschutzbundes Olaf Tschimpke fordert deshalb, bestehendes Naturschutzrecht konsequenter umzusetzen: „Solange die deutschen Behörden bei der Zerstörung von artenreichem Grünland in Schutzgebieten alle Augen zudrücken, ist ein Comeback unserer Wiesenvögel in weiter Ferne“, kritisiert er.

Ein Beispiel für Maßnahmen zugunsten der Wiesenvögel ist die Heisinger Aue in Essen. Im Vogelschutzgebiet am Baldeneysee zeigen sich zudem Erfolge beim Schutz von Arten wie dem schillernden Eisvogel, für den sauberes Wasser und naturnahe Flüsse besonders wichtig sind. Letzteres benötigen auch der Fischotter und der Biber, wenn sie zurückkommen sollen. Es bleibt allerdings die Frage: Inwieweit sind wir bereit, uns auch mit ihnen zu arrangieren, wenn sie uns wirklich wieder begegnen?

Umweltsünde unterm Weihnachtsbaum – Alternativen zu Geschenkpapier

Foto: Rania Lahdo, Sichere Ruhr
Foto: Rania Lahdo, Sichere Ruhr
Foto: Rania Ladwig

Es weihnachtet sehr – der erste Glühwein ist getrunken, Zimtsterne und Mandelmakronen sind gebacken und der Tannenbaum wartet auf dem Balkon auf seinen Einsatz. Nur noch wenige Tage und es ist wieder soweit: Gemeinsam mit Familie und Freunden versammeln wir uns unter dem Weihnachtsbaum. Heiligabend werden von den meisten Deutschen viele Traditionen gelebt: ein gutes Essen, vielleicht ein Besuch in der Kirche und natürlich die Bescherung. Damit es beim Fest der Liebe keine Enttäuschung gibt, wurden mühevoll Geschenke ausgewählt und kunstvoll verpackt – ein heimlicher Wettstreit um das am besten verpackte Päckchen bleibt dabei oft nicht aus. Was in liebevoller Arbeit langwierig verpackt wurde und vor der Bescherung noch so dekorativ aussah, ist meist in wenigen Minuten ausgepackt. Weitaus bedenklicher ist jedoch der hohe Preis, den diese weihnachtlich anmutende Geschenkefülle mit sich bringt: Für die Produktion des prächtigen Geschenkpapiers wird nicht nur eine Menge Energie verbraucht, sie verschlingt auch kostbare Ressourcen wie Holz und Wasser in rauen Mengen.

Allein in den Weihnachtsfeiertagen sammeln sich in Deutschland circa 55.000 Tonnen Papiermüll an. Die Papierindustrie gehört dabei zu den Top Fünf der Energieverbraucher der Welt. Kaum zu glauben, dass für die Herstellung einer Tonne Papier ebenso viel Energie aufgewendet werden muss wie für die Produktion einer Tonne Stahl. Laut Greenpeace werden für die Produktion von nur einem Kilogramm Frischfaserpapier bis zu 1.000 Liter Wasser verbraucht. Die Herstellung derselben Menge Recyclingpapier benötigt mit nur 10 Litern Wasser im Vergleich dazu einen schwindend geringen Anteil der wertvollen Ressource. Trotz dieser beunruhigenden Zahlen steigt der Pro-Kopf-Papierkonsum in Deutschland, der mittlerweile bei etwa 253 Kilogramm im Jahr liegt – und das im Zeitalter von E-Book-Readern und papierlosen Büros.

Doch wie kann jeder Einzelne helfen, den Energieverbrauch zu senken, die Abholzung der Wälder zu begrenzen und kostbares Wasser zu sparen? Grundsätzlich ist es außerdem eine sehr simple und zugleich gute Sache auf Recyclingpapier umzusteigen, das zu 100 Prozent aus Altpapier hergestellt wird. Um solche Papierarten zu erkennen gibt es verschiedene Labels, so zum Beispiel das Label „Der Blaue Engel“.

Wer sich auch an Heiligabend für die Umwelt einsetzen möchte, der muss nicht gleich auf eine schöne Verpackung verzichten, denn Weihnachtsgeschenke lassen sich auch ohne das bunte Papier kreativ verpacken. So können beispielsweise Tapetenreste oder alte Zeitungen zu einem schönen Geschenkpapier umfunktioniert werden. Eine weitere nachhaltige Verpackung ist der gute alte Jutebeutel. Jute ist ein rein pflanzliches Produkt und ist daher biologisch abbaubar. Dekoriert mit Tannenzweigen oder einem schönen Schleifenband machen die praktischen Beutel, die es heutzutage in vielen verschiedenen Designs gibt, einiges her. Besonders praktisch ist, dass sie vom Beschenkten sogar direkt weiter benutzt werden können. Diese besondere Verpackung kann aufgrund der Fülle verschiedener Farben und Designs, in denen sie erhältlich ist, ganz individuell ausgewählt werden. Außerdem zeigt sie, dass sich jemand nicht nur viele Gedanken über das Geschenk, sondern auch über die Verpackung gemacht hat und dabei sogar auch an die Umwelt und Ressourcen wie Wasser und Holz gedacht hat.

In diesem Sinne: Ein gesegnetes Weihnachtsfest, frohes Verpacken und vor allem Auspacken!

Binnenschifffahrt – Fluch oder Segen?

Foto: Jim Bahn
Foto: Jim Bahn
Foto: Jim Bahn

Die Binnenschifffahrt wird oft als ökologisch sauberes und kostengünstiges Transportmittel angepriesen, das eine umweltfreundliche Alternative zum Gütertransport per Schiene, Flugzeug oder LKW bietet. Die ohnehin überfüllten Straßen werden entlastet, Kosten eingespart und die CO2-Bilanz verringert. Doch ist das wirklich der Fall? Hält die Binnenschifffahrt, was ihr guter Ruf verspricht?

Seefracht und Binnenschifffahrt werden oft in einem Atemzug genannt oder nicht klar voneinander getrennt. Betrachtet man den Transport auf dem Wasserweg jedoch unter Umweltaspekten, lohnt sich ein differenzierter Blick.

Güter, die per Seefracht transportiert werden, nutzen das Meer als Transportweg. Dabei handelt es sich um eine vergleichsweise umweltfreundliche und leistungsfähige Variante. Die Fracht erreicht ihr Ziel an einem Seehafen, sprich einem an der Küste gelegenen Umschlagsplatz, im Falle von Deutschland beispielsweise Hamburg, Bremen oder Ludwigshafen. Von dort aus wird die Ware dann per Bahn, LKW oder Binnenschiff weitertransportiert.

Binnenschifffahrt hingegen meint den Transport von Waren oder Personen auf Binnengewässern, sprich Flüssen, Seen oder Kanälen. Binnenschiffe sind kleiner als Seefrachtschiffe und in ihrer Konstruktion an die Anforderungen von Flussbetten angepasst. Der Transport der Güter erfolgt von einem Binnenhafen zum nächsten.

In puncto Wirtschaftlichkeit rentiert sich eine Verlagerung des innerdeutschen Gütertransports auf das Wasser nicht. Es wurden zwar bereits Milliarden in den Wechsel investiert, die verkehrspolitischen Ziele wurden jedoch nicht erreicht, denn die Verkehrsleistung der Binnenschifffahrt stagniert. Außerdem schneidet die Binnenschifffahrt im Vergleich zu Bahn und LKW auch deshalb schlecht ab, weil die Raumerschließung gering ist, Kosten für den Ab- und Antransport zum Hafen anfallen und Unterbrechungen des Transports durch Hoch- und Niedrigwasser möglich sind.

Dennoch hat man die Flüsse und ihre Läufe in der Vergangenheit stark verändert, um sie zu einem ökonomischeren Transportweg zu machen. Sie wurden gestaut, begradigt und ihre Ufer befestigt. Ihr natürlicher Verlauf fiel einer Umgestaltung zu Gunsten einer besseren Beschiffbarkeit zum Opfer. Da die Binnenschiffe mit der Zeit immer größer, breiter und tiefer wurden, waren weitere Ausbauten der Flussbette notwendig. Etwa 80 Prozent der Flussauen wurden in den vergangenen Jahrzehnten durch den Ausbau der Binnenschifffahrtswege zerstört. Die Folgen waren fatal: Die natürlichen Flussauen haben eine wasserreinigende Funktion und wirken zudem regulierend im Wasserkreislauf. Sie spielen damit eine wichtige Rolle im Hochwasserschutz. Gleichzeitig wurde damit ein artenreicher und vielfältiger Lebensraum von Pflanzen und Tieren vernichtet.

Was also tun?
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) hat ein Konzept für eine nachhaltige Binnenschifffahrt ausgearbeitet, das verschiedene Schritte vorsieht. Statt weitere Gelder in den Ausbau der Schifffahrtswege fließen zu lassen, ist eine Auslastung der bereits vorhandenen Kapazitäten sinnvoller. Zum einen können dazu die Schnittstellen zwischen Wasser, Schiene und Straße optimiert werden. Die Binnenschifffahrt sollte in Zukunft gezielt in eine moderne Transportlogistik integriert werden. Zum anderen sollten Flotte und Schiffstechnik modernisiert werden. Nur so kann ein wirtschaftlicher Transport von höherwertigen Gütern in Containern ermöglicht werden. Im letzten Schritt ist eine Renaturierung der Flüsse und Auen notwendig. So ist beispielsweise die Rückgewinnung von Überschwemmungsflächen grundlegend für den Hochwasserschutz.

Im Rahmen der Globalisierung ist zu erwarten, dass der Gütertransport – auf nationaler wie internationaler Ebene – weiter zunehmen wird. Ob und in welchem Ausmaß die Bewältigung dieser Gütermengen auf Kosten der Flüsse passiert, bleibt abzuwarten.

Ein Kontinent aus Müll

Foto: Horia Varlan
Foto: Horia Varlan
Foto: Horia Varlan

Die Erde hat fünf Kontinente, so lernt es jedes Kind im Erdkunde-Unterricht. Aus geografischer Sicht hat sich daran nichts geändert – sieht man einmal von Modellen ab, die Eurasien oder die Antarktis als Kontinente betrachten. Mit Blick durch die Umwelt-Brille hat sich im Laufe der Zeit allerding ein sechster Kontinent hinzu gesellt. Im pazifischen Ozean liegt er, dieser sechste Kontinent. Dabei handelt es sich um eine Ansammlung von Plastik-Abfällen die ein größeres Ausmaß hat als Indien: Fast 3,4 Millionen Quadratkilometer umfasst der bislang nahezu unerforschte Kontinent. Die riesige Insel aus Abfällen bildet sich an einem Punkt zwischen Kalifornien und Hawaii, an dem zwei Meeresströmungen aufeinandertreffen und dadurch einen immensen Wirbel erzeugen. Dieser sorgt dafür, dass der teils giftige Müll sich im Meer sammelt und die Dimensionen jeder Müllhalde übertrifft. Weitere Kontinente könnten in den kommenden Jahren folgen, denn es gibt bereits fünf solcher Müllberge in den Strudeln der Weltmeere.

140 Millionen Tonnen Abfall treiben laut dem deutschen Umweltbundesamt in den Meeren – und jedes Jahr kommen 6,4 Tonnen dazu. Doch woher kommt der ganze Müll? Experten gehen davon aus, dass etwas 20 Prozent von Schiffen stammen. Die restlichen 80 Prozent werden von den Küsten ins Wasser geschwemmt. Dabei sind nicht immer Umweltsünder verantwortlich für die Vermüllung. Häufig werden Abfälle von Mülldeponien und Stränden durch den Wind in die Meere getragen. Auch Sturmfluten und Hochwasser treiben Schadstoffe häufig ins Gewässer. Besonders problematisch sind heutzutage die vielen Plastiktüten, die täglich über die Ladentheken gehen. Auch winzige Plastikkügelchen, wie sie zum Beispiel für Peelings und Duschgels verwendet werden, sind ein Problem, denn diese Bestandteile sind so klein, dass sie selbst von Kläranlagen nicht aus dem Wasser gefiltert werden können.

Eine besonders kritische Belastung stellt hierbei der Plastikmüll dar – Denn Plastik überlebt jeden von uns. Im Durchschnitt benötigt der vollständige Zersetzungsprozess des Kunststoffes etwa 500 Jahre. Erschwerend kommt hinzu, dass das Allheilmittel der Industrie viele Giftstoffe wie Weichmacher enthält. Diese Schadstoffe werden bei ihrer Reise durch die Meere freigesetzt und gelangen in den Wasserkreislauf. Dies bleibt auch für den Menschen nicht ohne Folgen. Denn die Schadstoffe aus dem Ozean nimmt der Mensch mit jedem Genuss von Fisch zu sich.

Neben dem Menschen leidet auch die aquatische Tier- und Pflanzenwelt unter den Plastikbergen im Meer: Die Tiere sind im Wasser nicht in der Lage, den Müll zu erkennen, verfangen sich darin und ziehen sich häufig teils tödliche Verletzungen zu. Außerdem verwechseln viele Fischarten zerkleinerte Bestandteile des Mülls oft mit ihrem Nahrungsmittel Plankton. Das unverdauliche Plastik ist nicht selten der Grund dafür, dass die Lebewesen mit einem plastikgefüllten Magen verhungern.

Verschiedene Initiativen reagieren bereits auf diese Missstände. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) startet nun beispielsweise den Aufruf „Meere ohne Plastik“. Das Ziel: Schon bald sollen die Müllberge in den europäischen Meeren um die Hälfte verringert sein. Ein ähnliches Projekt wurde bereits im Jahr 2012 unter dem Titel „Fishing for Litter“ initiiert. Damals war das Ziel, Häfen und Fischer an Ost- und Nordsee auf das vorhandene Problem aufmerksam zu machen und außerdem Entsorgungskapazitäten für den Müll im Gewässer bereitzustellen. Die Fischer, die mit vielen Fängen ohnehin Müll aus dem Meer fischen, können diesen nun in bereitgestellten Industriesäcken an Bord sammeln, statt ihn wieder im Meer zu entsorgen. 70 Fischer konnten schon für das Projekt zugunsten der Umwelt gewonnen werden, weitere sollen stetig mit ins Boot geholt werden. Sollte dies gelingen, wäre man in der Lage, mit einem flächendeckenden „Fishing for Litter“-System etwa zehn Prozent der jährlichen Einträge der Verschmutzung auch wieder herauszufiltern. Dies wäre ein großer Schritt in Richtung Reinigung der Meere.

Doch es reicht nicht, sich langfristig auf gemeinnützige Initiativen zu verlassen. Den akuten Handlungsbedarf hat auch die Politik bereits erkannt. Ein erster Ansatz ist, das massive Aufkommen von Plastiktüten zu verringern. Die Grünen schlagen beispielsweise vor, eine Stückgebühr von 22 Cent einzuführen, die dann in Umweltprojekte fließen sollen. Dass diese Rechnung aufgeht, zeigt sich in Irland, wo dieses Modell bereits praktiziert wird – Der Verbrauch der umweltschädlichen Tüten hat sich durch die Gebühr um 90 Prozent verringert. Noch drastischer wird es in Teilen Afrikas und Asiens gehandhabt: Hier ist der Gebrauch von Plastiktüten teilweise ganz verboten.

Das hätte nicht nur positive Folgen für die Umwelt, sondern auch für den Menschen. Denn eine Reihe der chemischen Bestandteile in Plastikabfällen kann das Erbgut verändern und so Krebserkrankungen begünstigen. Wie letztlich die langfristigen Auswirkungen auf das Ökosystem Ozean und die Gesundheit des Menschen sein wird, wird jedoch erst die Zeit zeigen. Jetzt heißt es erst einmal: schnell Handeln! Doch welcher Weg ist der beste – Und welchen Beitrag ist jeder von uns tatsächlich bereit, zu leisten?

Der Klimawandel und seine Folgen – Artenvielfalt und Pflanzen vor dem Aus?

Foto: Philflieger
Foto: Philflieger
Foto: Philflieger

Hochwasser und Dürre – Der Klimawandel hat nur eine Auswirkung auf das Wetter. Richtig? Nein.

Das Klima ändert sich weltweit und die Auswirkungen auf Tiere, Pflanzen und deren Lebensräume lassen sich direkt vor unserer Haustür nachweisen. Im Vergleich mit vor dreißig Jahren lassen sich viele Veränderungen beobachten: Die Apfelblüte beginnt deutlich früher, manche Zugvögel verweilen deutlich länger, andere ziehen früher wieder fort und zahlreiche Arten wandern aus südlichen Gegenden bei uns ein. Diese Arten sind nicht immer als Anreicherung für die Artenvielfalt zu betrachten; sie bieten den heimischen Arten auch Konkurrenz und rauben ihre Lebensräume – so auch in den heimischen Gewässern.

Verlierer des Klimawandels ist beispielsweise die heimische Flussperlmuschel. Die jetzt schon stark bedrohte Muschelart lebt ausschließlich in klaren Gewässern. Steigt die Temperatur, ändert sich auch der Nährstoffgehalt in den Flüssen und Seen. Die Folge: Das Wasser wird trüb, die Artenvielfalt nimmt ab und Algen dominieren.

Was die Flussperlmuschel stark beeinträchtigt, kommt der Asiatischen Körbchenmuschel dagegen zu gute. Die eingeschleppte Muschelart verträgt Verschmutzungen sehr gut und profitiert davon, dass die Temperaturen in vielen Flüssen und Seen nicht mehr unter zwei Grad fallen. Mittlerweile findet sich die Asiatische Körbchenmuschel schon in vielen Gewässern Deutschlands.

Auch die Pazifische Auster verbreitet sich aufgrund der höheren Temperaturen im deutschen Wattenmeer und vertreibt die Miesmuschel. Diese kann sich zwar noch halten, benötigt bei der höheren Wassertemperatur jedoch einen größeren Teil ihres Körpers für den Stoffwechsel. Somit enthält die Muschel bei gleicher Schalengröße weniger Fleisch und ist damit als Nahrung für die Eiderente unzureichend.

Gewinner des Klimawandels sind dagegen beispielsweise die Wasserpflanzen Elodea nuttallii und Najas marina, bekannt als Schmalblättrige Wasserpest und Großes Nixenkraut, die sich seit einigen Jahren rasant ausgebreitet haben. Diese sind nicht nur glitschig und stören die Badenden; sie sind auch ein Indikator für die Beeinträchtigung des Wassers durch die steigende Temperatur. Breiten sie sich aus, beeinflussen sie dabei das sensible Ökosystem des Sees – und das langfristig. Sie verdrängen andere Arten und verändern den Lebensraum anderer Organismen, zum Beispiel den mancher Fische.

Von den in Deutschland lebenden Fischarten sind bereits 48 Prozent durch die Gewässerveränderung gefährdet. Besonders die Fischarten, die bevorzugt in kühlen, sauerstoffreichen Flüssen leben, können sich nur schwer an das wärmere und sauerstoffärmere Wasser anpassen.

Zudem wirken sich zurück gehende Niederschläge auf den Lebensraum der Fische aus. So trocknen kleinere Fließ- und Stillgewässer in heißen Sommern aus, wodurch sich Nähr- und Schadstoffe in dem Niedrigwasser konzentrieren – sie sind somit für viele Arten unbewohnbar. Nur 20 Prozent der Fischarten können sich an Wassertemperaturen von mehr als 20 Grad anpassen und diese zu ihrem Vorteil nutzen.

Häufige Regenfälle in den kalten Monaten schädigen außerdem die Fortpflanzung vieler Fischarten, so auch der Bachforelle. Bodenpartikel, die mit dem Regen ins Wasser getragen werden, stören die Entwicklung der Larven im Kiesbett.

Das Artensterben betrifft natürlich nicht nur die Gewässer. Bis 2050 werden, so sich der Ausstoß der Treibhausgase nicht erheblich ändert, circa eine Million der derzeit lebenden Arten aussterben.

Doch was kann gegen den Klimawandel und damit unter Anderem auch gegen den Anstieg der Wassertemperatur getan werden? Ist es überhaupt noch möglich, das Ganze noch aufzuhalten ?

Fördermethode Fracking – Ein hoher Preis für günstiges Erdgas?

Foto: Lock the Gate Alliance
Foto: Lock the Gate Alliance
Foto: Lock the Gate Alliance

Die Menschheit darf sich wieder Hoffnung auf günstige Erdgaspreise in der Zukunft machen. Zu verdanken haben wir das einer neuen Fördermethode für Erdgas und Öl, die in den USA gerade einen Boom erlebt. Die Zauberformel, auf die viele Investoren und Erdgas-Verbraucher setzen nennt sich Fracking. Doch die Methode ist nicht ganz unumstritten – und das aus guten Gründen.

Beim Fracking handelt es sich um ein Verfahren mit dem eingeschlossenes – und damit mit gewöhnlichen Methoden unerreichbares – Erdgas und Öl aus sehr tiefen Gesteinsschichten gewonnen werden kann. Um die Rohstoffe fördern zu können, werden Löcher in die tiefen Schieferschichten, welche die Güter umschließen, gebohrt. Anschließend wird durch diese Löcher unter hohem Druck ein Gemisch aus Sand, Wasser und verschiedenen Chemikalien gepresst. Hierbei entstehen kleine Risse im Gestein, durch die beim Abpumpen der zuvor eingepressten Fracking-Flüssigkeit das begehrte Gas austritt. Nun muss das Gas nur noch aufgefangen werden damit es anschließend weiterverwendet werden kann.

Die Methode scheint auf den ersten Blick sehr intelligent und profitsteigernd. Die Kehrseite besteht allerdings in den immensen Umweltschäden, die diese Art der Förderung mit sich bringt: Denn die beigemischten Chemikalien, die in das Gestein gepresst werden, gelangen häufig in das Grundwasser nahe der Fracking-Felder und verunreinigen das Trinkwasser in den betroffenen Regionen. Wie Wissenschaftler der Duke University in Durham, North Carolina, im Rahmen einer Studie festgestellt haben, gelangt auf diesem Weg Methan, Ethan und Propan in das Trinkwasser der Bevölkerung. Auch das Gas selbst kann bei der Methode mit ins Wasser übergehen, so dass eine mögliche Folge ist, dass das leicht entzündliche Schiefergas zusammen mit dem Trinkwasser aus den Leitungen in Wohnhäusern austritt.

Der Umwelt zuliebe hat die deutsche Regierung den Entschluss zu der umstrittenen Methode daher zunächst auf Eis gelegt. Frankreich ist sogar noch einen Schritt weiter gegangen. Dort ist das Verfahren zugunsten des Umweltschutzes komplett verboten worden – zumindest solange der amtierende Staatschef Francois Hollande an der Macht ist, wie er am vergangenen Nationalfeiertag versprach. Auf ein derart deutliches Verbot warten Umweltschützer von Seiten der deutschen Regierung bislang zwar noch; jedoch wurden bis dato aber alle Bestrebungen, das Verfahren gewinnbringend einzusetzen, verhindert. Doch neben den Umweltschützern interessieren sich auch Mineralölkonzerne für die politischen Entwicklungen zum Fracking. Probebohrungen zur Untersuchung der Methode zeigten nämlich, dass sich diese Methode wirtschaftlich profitsteigernd einsetzen lässt. Die Lobbyisten der großen Konzerne haben daher ein großes Interesse an der Befürwortung des Frackings durch die Politik. Besonders interessant für die Unternehmen sind dabei Bohrungen in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und im Freistaat Bayern, denn hier gibt es ein hohes Vorkommen an dem wertvollen Schiefergas. Die möglichen Verunreinigungen des Grund- und Trinkwassers durch die Fördermethode werden dabei zugunsten des Profits einfach in Kauf genommen.

Ob der langfristig Schutz der Umwelt ein höheres Ziel gegenüber einer weitreichenderen Versorgung mit Erdgas darstellt? Das wird die Politik in den kommenden Jahren entscheiden müssen…

Sauberes Trinkwasser – Ein Menschenrecht?!

Foto: Eric Norris
Foto: Eric Norris
Foto: Eric Norris

Jährlich sterben 1,5 Millionen Menschen an verunreinigtem Wasser. 884 Millionen Menschen hatten im Jahr 2010 nicht einmal ausreichenden Zugang zu sauberem Wasser; 2,6 Milliarden Menschen hatten keinen Zugang zu einfachen sanitären Anlagen. Das ist mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung.

Damit soll Schluss sein. Das Recht auf Zugang zu sauberem Wasser wurde 2010 von den Vereinten Nationen als Menschenrecht anerkannt.

Da jedoch die Menschenrechte – und damit auch das Recht auf Wasser ­– für die 192 Staaten der Vereinten Nationen rechtlich nicht bindend sind, ist das Recht auf sauberes Wasser auch nicht einklagbar. Was bringt dann also der Beschluss?

Ein Symbolbeschluss wie dieser beeinflusst die Politik der Staaten und übt auf Länder, die sich bislang dieser Forderungen verweigern, Druck aus. Bislang wird der völkerrechtlich verankerte Beschluss in vielen Ländern wegen der Angst vor zu hohen Investitionen für eine geregelte Wasserversorgung nicht umgesetzt. Dabei beachten die Staaten den wirtschaftlich enormen Nutzen der Umsetzung nicht: Jedem Dollar, der die Wasser- und Sanitärversorgung kosten würde, stehen acht Dollar volkswirtschaftlicher Schaden bei Unterlassen gegenüber.

Damit die Umsetzung in Zukunft tatsächlich erfolgt gibt es weltweit zahlreiche Initiativen, die das Recht auf sauberes Trinkwasser und sanitäre Versorgung fordern und die lokalen Entscheidungsträger hierfür sensibilisieren wollen. Die Initiative Water, Sanitation and Hygiene (WASH) wird dabei beispielsweise vom Auswärtigen Amt, Brot für die Welt und vielen Prominenten unterstützt.

Doch was hat das mit Sichere Ruhr zu tun?

Ein Fluss in dem man baden kann – das ist eine Zukunftsvision in Bezug auf die Ruhr. Ein Blick über den Tellerrand zeigt, in welcher privilegierten umweltpolitischen Lage wir damit in Europa schon sind. Umweltschutz als festes Element der Politik und fest in den Köpfen der Menschen verankert – das ist keine Zukunftsmelodie mehr. Nun bedarf es der Unterstützung der westlichen Welt, damit Menschen in den Entwicklungsländern ebenfalls freien Zugang zu der wichtigsten Ressource des Lebens haben. Damit sauberes Trinkwasser nicht nur ein symbolisches, sondern ein wirkliches Menschenrecht wird. Doch wie kann eine solche Unterstützung aussehen? Was kann ein jeder von uns tun? Und sollten Menschenrechte nicht tatsächliche sein und nicht nur symbolische?

Zukunft Seefracht – CO2-Bilanz oder Gewässerschutz

Foto: Rania Lahdo
Foto: Rania Ladwig

Bananen aus Brasilien, Tomaten aus Tunesien und Kaffee aus Kolumbien – längst haben wir uns an den Luxus ständiger Verfügbarkeit unserer Lieblingsleckereien gewöhnt. Doch wie finden die wohlschmeckenden Waren eigentlich ihren Weg ins Regal der heimischen Supermärkte? Um den ständigen Konsum der westlichen Länder zu decken, legen die Güter des täglichen Gebrauchs oftmals eine weite Strecke zurück, bis sie endlich auf dem Ladentisch landen. Sie reisen quer durch die Welt, durch die Luft, über Straßen, auf Gleisen oder durchs Wasser.

Der Weg per Schiff hat sich dabei als wichtiger Transportweg rund um den Globus etabliert, denn die hohen Ladekapazitäten der Cargo-Schiffe lassen die Preise für die Verschiffung von Gütern jeglicher Art ins Groteske sinken. So kostet der Transport einer Flasche Wein auf dem Seeweg quer über den Ozean weniger als die Lieferung eben dieser Flasche per LKW von Deutschlands Süden in den Norden. Durch diese Entwicklung steigt das Geschäft mit dem Warenhandel per Seeweg stetig. Allein der Hamburger Hafen verzeichnet einen jährlichen Umschlag von rund 131 Millionen Tonnen Seegut. Die Metropole Ruhr kann hier fast mithalten: Am Duisburger Binnenhafen liegt der Umschlag bei knappen 126 Millionen Tonnen – Tendenz steigend.

Für die CO2-Bilanz ist das eine erfreuliche Entwicklung. Der Ausstoß per Luftfracht führt die Charts der CO2-Emission beim Warentransport mit 1.000 Gramm pro Kilogramm Ware auf 1.000 Kilometer Strecke unangefochten an. An zweiter Stelle steht der LKW mit etwa 200 Gramm pro Kilogramm auf 1.000 Kilometer Strecke. Die Bahn schlägt dagegen mit nur 80 Gramm pro 1.000 Kilometer Strecke zu Buche. Unterboten wird die Bahn in der CO2-Bilanz nur vom Transport auf dem Wasserweg. Und zwar mit 35 Gramm auf 1.000 Streckenkilometer. Können wir uns also getrost zurücklehnen und uns gegenseitig zum gelungenen Klimaschutz gratulieren?

In Bezug auf den Klimawandel ist diese Entwicklung sehr erfreulich. Doch sie geht zu Lasten der natürlichen Gewässer – insbesondere die Flüsse haben darunter zu leiden: Ausbaggerungen der Flussbetten, künstliche Uferbefestigungen und –verlagerungen sowie Umleitung der natürlichen Flussverläufe sind für die Schifffahrt nötige Eingriffe des Menschen in die natürlichen Gewässer. Diese Maßnahmen beeinflussen das natürliche Gleichgewicht des Ökosystems und haben einen negativen Einfluss auf die Flora und Fauna. Hinzu kommt die Belastung des Wassers durch die Spurenstoff-Ausstöße von den Dieselmotoren der Frachter.

Die Frage bleibt schließlich:
Liegt die Priorität in der Renaturierung der Flüsse und im Schutz der Wasserqualität? Oder ist der Transport per Schifffahrt und die Verringerung der CO2-Emissionen zugunsten des Klimawandels das erstrebenswertere Ziel?

Oder sollten wir gar bereit sein, zugunsten der Umwelt auf ein Stückchen Luxus aus Brasilien, Tunesien oder Kolumbien zu verzichten?

Die Wasserrahmenrichtlinie – Nur eine weitere Vorschrift für Land und Kommunen?

Foto: Rania Lahdo
Foto: Rania Lahdo
Foto: Rania Lahdo

Der Schutz von Wasser, der lebenswichtigen Ressource, muss ein wichtiger Bestandteil der Umweltpolitik sein. Dies wurde im Jahr 2000 in der EG-Wasserrahmenrichtlinie verankert – mit dem Ziel eine gute Wasserqualität aller europäischen Oberflächengewässer bis zum Jahr 2015 zu erreichen. Doch was meint dieser doch etwas schwammige Begriff „gute Wasserqualität“ denn überhaupt?

Eine „gute Wasserqualität“ meint laut Wasserrahmenrichtlinie einen guten ökologischen und chemischen Zustand aller natürlichen Oberflächengewässer. Dies wird unter anderem an biologischen Komponenten gemessen, die sich durch die Zusammensetzung und Dichte der Gewässerflora und –fauna, also den Wasserpflanzen, Organismen und dem Fischbestand bestimmen lassen. Des Weiteren spielen für die Beurteilung solche Komponenten eine Rolle, die sich durch Abflussverhältnisse, die Durchgängigkeit des Flusses, sowie die Strukturen des Flussbettes und des Ufers bestimmen lassen. Zudem werden chemische und physikalisch-chemische Parameter gemessen, wie die Temperatur, der Salz- und Sauerstoffgehalt und weitere Nährstoffverhältnisse. Sind alle diese Komponenten innerhalb der vorgegebenen Grenzwerte, so spricht man von einer „guten Wasserqualität“ im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie.

Im Jahr 2004 zeigte sich in einer umfangreichen Bestandsaufnahme bereits, dass dieses Ziel ohne weitere Maßnahmen bis 2015 nicht zu erreichen ist – und das nicht nur in Europa, sondern weltweit. Neben den zahlreichen Flussprojekten, die sich  mit der Verbesserung der Qualität der Oberflächengewässer befassen, kann auch jeder Einzelne an der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie mitarbeiten.

Haushaltsabwässer sind – neben Industrieabwässern und Einleitungen aus der Landwirtschaft – eine Eintragsquelle der Verunreinigungen der Flüsse. Durch einen verantwortungsbewussten Umgang mit umweltgefährdenden Stoffen kann jeder dafür sorgen, dass das Grundwasser und damit die Umwelt generell weniger belastet werden. Spurenstoffe aus Haushaltsabwässern, die zu Mikroverunreinigungen der Flüsse führen, können so deutlich vermindert werden. Der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger bei der Gartenpflege beispielsweise sorgt bereits in erheblichem Maße für einen besseren Umweltschutz. Darüber hinaus sollten Lösungsmittel, Chemikalien und Lackreste auf gar keinen Fall über das Abwasser entsorgt werden. Auch Problemstoffe wie Medikamente oder Batterien müssen fachgerecht entsorgt werden. Weitere Möglichkeiten liegen in dem Gebrauch von Produkten mit dem blauen Engel. Dieses Umweltzeichen weist umweltfreundliche Produkte aus. Ein sparsamer Gebrauch von Wasch- und Reinigungsmitteln, sowie die Benutzung von Recycling-Toilettenpapier bietet darüber hinaus eine Handlungsmöglichkeit. Geringer Aufwand, kleine Kosten, großes Ergebnis – denn der Gewässerschutz geht uns alle an. Oder nicht?

Vermüllung – Ein Gesellschaftsproblem?!

Foto: Tilo Hauke
Foto: Tilo Hauke
Foto: Tilo Hauke

Da die zunehmende Vermüllung der Großstädte und ländlichen Regionen in den  Kommentaren zum Blogbeitrag zur Umfrage im März immer wieder Erwähnung fand, haben wir weitreichend recherchiert und möchten das Thema heute zum Aufhänger machen. Die Befürchtungen gehen dahin, dass die Ruhr als Bademöglichkeit zu einer zunehmenden Mülllandschaft im Naherholungsgebiet um den Fluss führen wird. Schon im letzten Jahr zierten die Überbleibsel Erholungssuchender nach warmen Tagen das Ufer – die Beseitigung erfolgte nur zögerlich, so die aufmerksamen Blogleser. Doch was bedeutet die zunehmende Vermüllung für die Umwelt und das Projekt-Vorhaben Sichere Ruhr?

Das Wort Vermüllung, englisch Littering, meint das Liegenlassen und achtlose Wegwerfen von Abfall auf öffentlichem Grund. In einer europaweiten Studie im Jahr 2003 wurde ermittelt, dass knapp sechzig Prozent der sogenannten Vermüllung aus Zigarettenstummeln besteht. Danach folgen Kunststoffe, organische Abfälle, Verpackungen, Glas und Metall.
In der freien Natur nehmen sich Pflanzen des Mülls an, sie überwuchern ihn. Nach und nach verrotten organische Bestandteile des Mülls, anorganische Bestandteile dagegen bleiben von den Pflanzen umschlossen in der Natur zurück und stellen damit eine akute Umweltbelastung dar.

In den Städten wird probiert an das Verantwortungsbewusstsein der Bürger zu appellieren, indem im Frühling zu großen Reinigungsaktionen aufgerufen wird. In zahlreichen Müllsammlungen werden Bürger dazu angehalten die Natur von allerlei Unrat zu befreien und sich für eine saubere Umwelt zu engagieren. Anerkennung finden diese Müllsammelaktionen vor allem bei Schulen, Kindergärten und Vereinen.
Und obwohl der Winter sich beharrlich hält, lud auch die Stadt Essen am 16. März bereits zum Frühjahrputz ein. An der Pico-Bello-SauberZauber Aktion in Essen nahmen mehr als 13.300 Menschen teil, davon fast 11.000 Kinder und Jugendliche.

Doch nicht nur national finden Müllsammelaktionen statt. Die weltweite Initiative „Clean up the world“ wurde im Rahmen des United Nations Environement Programme (UNEP) von dem Australier Ian Kierning ins Leben gerufen. Bei dem jährlich stattfindenden Clean-Up Aktionstag im September sollen Städte und Gemeinden dazu motiviert werden ihre Städte zu säubern und auch rein zu halten. Doch die Symptombekämpfung arbeitet noch nicht am Problemursprung. Woran liegt die zunehmende Vermüllung und wie kann dieser vorgebeugt werden? Würden an der Ruhr öffentliche Toiletten und Müllentsorgungsgelegenheiten dazu führen, dass man weitgehend naturbelassen baden kann? Können Ordnungshüter Abhilfe schaffen? Oder fehlt generell jegliches Verantwortungsbewusstsein der Gesellschaft?