Wasserscheiden weisen den Weg

Foto: Rania Lahdo
Foto: Rania Ladwig

Das Einzugsgebiet der Ruhr umfasst mit 4.485 Quadratkilometern eine sehr große Fläche und spendet das Rohwasser für die Brauch- und Trinkwasserversorgung der Bevölkerung und Industrie im Ruhrgebiet. Damit hat der Fluss eine wichtige Funktion in seinem Einzugsgebiet, das hauptsächlich südlich der Ruhr und beinahe vollständig in Nordrhein-Westfalen liegt – lediglich ein kleiner Teil des Einzugsgebietes befindet sich in Rheinland-Pfalz. Doch wie grenzt man eigentlich das Einzugsgebiet eines Flusses ab und wovon hängt das maßgeblich ab?

Eine Wasserscheide markiert die Grenze des Einzugsgebietes eines Flusses. Das Bach- oder Flusseinzugsgebiet ist der Teil der Landschaft, aus dem das Wasser dem entsprechenden Fluss oder Bach zufließt. Die Grenze dieses Einzugsgebietes ist immer auch die Wasserscheide zwischen zwei Einzugsgebieten, denn hier scheiden sich die Wege des Wassers.

Für die Wissenschaft sind Wasserscheiden von besonderer Bedeutung. Denn anhand der Wasserscheiden kann bestimmt werden, in welchen Bach, Fluss oder See das Wasser aus einem Gebiet fließt. Auf diese Weise kann sogar verfolgt werden, in welches der Weltmeere ein kleines Gewässer am Ende seiner Reise mündet. Diese Karte veranschaulicht die Wege des Wassers innerhalb Deutschlands. Wie zu erkennen ist, strömt das Wasser aus dem größten Teil Deutschlands am Ende in die Nordsee. Nur ein kleiner Teil des Wassers aus dem östlichen Deutschland fließt über die Oder in die Ostsee und ein Teil des Wassers in Süddeutschland findet seinen Weg über die Donau ins Schwarze Meer.

In Süddeutschland findet sich auch die große Europäische Wasserscheide. Sie verläuft durch den südlichen Teil der Bundesrepublik und trennt die Zuläufe von der Donau, deren Wasser ins Schwarze Meer fließt, und dem Rhein, der in der Nordsee mündet.

Diese Animation erläutert das Phänomen Wasserscheide und der Einzugsgebiete noch einmal bildlich. Gut zu erkennen ist dabei, dass Wasserscheiden häufig über Gebirgskämme laufen, denn hier ändert sich die Fließrichtung des Wassers auf natürliche Weise. Ein Beispiel für eine Wasserscheide, die über einen Gebirgskamm läuft ist der Kahle Asten in Nordrhein-Westfalen. Hier entspringen sowohl die Lenne als auch die Ruhr. Die Ruhr fließt jedoch in das Ruhrtal während die Lenne in das Lennetal strömt.

Doch Wasserscheiden sind nicht nur von großer Bedeutung für die Wissenschaft, weil man anhand ihres Verlaufs die Wege des Wassers zurückverfolgen kann. Durch die Wasserwege können auch viele andere ökologische Zusammenhänge erforscht werden. So beispielsweise auch die Belastung eines Gewässers, die für das Projekt Sichere Ruhr ein zentraler Forschungsgegenstand ist. Da sich Wasser bekanntlich in Bewegung befindet und die Landschaft durchfließt, durchfließt auch die Gewässerverschmutzung weite Landstriche. Eine Folge hiervon ist, dass die Verschmutzung eines Flusses nicht immer unmittelbar dort ein Problem darstellt, wo sie entsteht, sondern viel häufiger an den Orten, wo das Wasser hinfließt. Eine Verunreinigung im Kemnader Stausee kann beispielsweise auch aus einem der zulaufenden Gewässer stammen. Die Rückverfolgung der Wasserwege durch die Wasserscheiden ermöglichen es nun herauszufinden, wo eine Verschmutzung ihren Ursprung hat und wo die Verschmutzung hinfließen und möglicherweise Probleme verursachen wird.

Wasserscheiden bestimmen damit nicht nur wie sich verschiedene Einzugsgebiete voneinander abgrenzen, sondern erfüllen auch viele weitere Zwecke – sowohl für die Ökosysteme als auch für die Forschung.

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