
Bananen aus Brasilien, Tomaten aus Tunesien und Kaffee aus Kolumbien – längst haben wir uns an den Luxus ständiger Verfügbarkeit unserer Lieblingsleckereien gewöhnt. Doch wie finden die wohlschmeckenden Waren eigentlich ihren Weg ins Regal der heimischen Supermärkte? Um den ständigen Konsum der westlichen Länder zu decken, legen die Güter des täglichen Gebrauchs oftmals eine weite Strecke zurück, bis sie endlich auf dem Ladentisch landen. Sie reisen quer durch die Welt, durch die Luft, über Straßen, auf Gleisen oder durchs Wasser.
Der Weg per Schiff hat sich dabei als wichtiger Transportweg rund um den Globus etabliert, denn die hohen Ladekapazitäten der Cargo-Schiffe lassen die Preise für die Verschiffung von Gütern jeglicher Art ins Groteske sinken. So kostet der Transport einer Flasche Wein auf dem Seeweg quer über den Ozean weniger als die Lieferung eben dieser Flasche per LKW von Deutschlands Süden in den Norden. Durch diese Entwicklung steigt das Geschäft mit dem Warenhandel per Seeweg stetig. Allein der Hamburger Hafen verzeichnet einen jährlichen Umschlag von rund 131 Millionen Tonnen Seegut. Die Metropole Ruhr kann hier fast mithalten: Am Duisburger Binnenhafen liegt der Umschlag bei knappen 126 Millionen Tonnen – Tendenz steigend.
Für die CO2-Bilanz ist das eine erfreuliche Entwicklung. Der Ausstoß per Luftfracht führt die Charts der CO2-Emission beim Warentransport mit 1.000 Gramm pro Kilogramm Ware auf 1.000 Kilometer Strecke unangefochten an. An zweiter Stelle steht der LKW mit etwa 200 Gramm pro Kilogramm auf 1.000 Kilometer Strecke. Die Bahn schlägt dagegen mit nur 80 Gramm pro 1.000 Kilometer Strecke zu Buche. Unterboten wird die Bahn in der CO2-Bilanz nur vom Transport auf dem Wasserweg. Und zwar mit 35 Gramm auf 1.000 Streckenkilometer. Können wir uns also getrost zurücklehnen und uns gegenseitig zum gelungenen Klimaschutz gratulieren?
In Bezug auf den Klimawandel ist diese Entwicklung sehr erfreulich. Doch sie geht zu Lasten der natürlichen Gewässer – insbesondere die Flüsse haben darunter zu leiden: Ausbaggerungen der Flussbetten, künstliche Uferbefestigungen und –verlagerungen sowie Umleitung der natürlichen Flussverläufe sind für die Schifffahrt nötige Eingriffe des Menschen in die natürlichen Gewässer. Diese Maßnahmen beeinflussen das natürliche Gleichgewicht des Ökosystems und haben einen negativen Einfluss auf die Flora und Fauna. Hinzu kommt die Belastung des Wassers durch die Spurenstoff-Ausstöße von den Dieselmotoren der Frachter.
Die Frage bleibt schließlich:
Liegt die Priorität in der Renaturierung der Flüsse und im Schutz der Wasserqualität? Oder ist der Transport per Schifffahrt und die Verringerung der CO2-Emissionen zugunsten des Klimawandels das erstrebenswertere Ziel?
Oder sollten wir gar bereit sein, zugunsten der Umwelt auf ein Stückchen Luxus aus Brasilien, Tunesien oder Kolumbien zu verzichten?